Von Berlin nach Germania


Hausarbeit (Hauptseminar), 2003

13 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Gliederung

0. Einleitung

1. Kennzeichen der Architektur im Dritten Reich

2. Erste Phase des Stadtumbaus (1933/34) - Von Berlin nach Germania

3. Zweite Phase des Stadtumbaus (1934-36) - Installation des Parteiapparates

4. Dritte Phase des Stadtumbaus (1936-38) - Der Neugestaltungsplan

5. Vierte Phase des Stadtumbaus (ab 1938) - Konsequenzen der Durchführung
5.1. Abriß
5.2. Judenwohnungen
5.3. Arbeitskräfte

6. Schlußbetrachtung

Literatur

0. Einleitung

Die Bedeutung und der Zusammenhang von Architektur und Macht kann nicht klarer ausgedrückt werden als mit den Worten von Hitler persönlich am 25. Juni 1940, direkt in dem nach der Kapitulation Frankreichs ergangenen Erlaß, in dem er anordnete, Berlin müsse durch bauliche Neugestaltung „den ihm durch die Größe unseres Sieges zukommenden Ausdruck“ erhielten. Die Verwirklichung dieser „wichtigsten Bauaufgabe des Reiches“ sei der „bedeutendste Beitrag zur Sicherstellung unseres Sieges“.[1]

In meiner Seminararbeit „Von Berlin nach Germania“ möchte ich einleitend die allgemeinen Kennzeichen der Architektur im Dritten Reich vorstellen. Dadurch wird klar, welchen außergewöhnlichen Stellenwert man der Architektur im Dritten Reich einräumen muß.

In den Abschnitten des Stadtumbaus von Berlin nach Germania stelle ich die vier Phasen der Entwicklung zur Neugestaltung der Reichshauptstadt vor in Ahnlehnung an die Phaseneinteilung von Christiane Wolf in „Gauforen-Zentren der Macht“[2], welche mir besonders sinnvoll erscheint.

Dabei versuche ich die bereits im Seminar als relevant eingestuften Punkte der Menschen in der Stadt, die materiellen Strukturen, die Urbanität sowie den Stadtdiskurs miteinander verbunden darzustellen und nicht als getrennte Einteilungen.

1. Kennzeichen der Architektur im Dritten Reich

„In den Bauten des Dritten Reiches will der Nationalsozialismus zur deutschen Seele sprechen und in alle Zukunft künden von dem Durchbruch des großen heroischen Geistes, der unsere Zeit beseelt. (...) Wir greifen zum Meißel, weil der Pinsel und die Farbe zu schwach sind, um das Erlebnis des Nationalsozialismus zu schildern. Wir fügen die Steine aneinander und ineinander, so wie die Hände und die Herzen unserer Gemeinschaft sich zusammenfügen. So ist das Bauen uns ein Sinnbild für die Gemeinschaft.“[3]

Die Architektur im Dritten Reich nahm von der sogenannten „Machtergreifung“ 1933 an eine herausragenden Stellenwert ein, denn sie genoß als öffentlichste und damit sichtbarste der Künste eindeutige Priorität.

Die ersten Hinweise für eine Beschäftigung Hitlers mit Bauplanungen für Berlin finden sich schon in „Mein Kampf“[4], in Speers Erinnerungen werden Hitlers erste Entwürfe der Kuppelhalle und des Triumphbogens, die für Speer feste Anhaltspunkte seiner Planungen darstellten, auf die Jahre um 1925 datiert.[5]

Als besondere Kennzeichen und Ausprägungen der Architektur im Dritten Reich läßt sich die Reduktion auf den Repräsentationsbau benennen. Einfach gesagt: Der Nationalismus verlangte nach ihm adäquaten architektonischen Rahmen und so reduzierte sich die „Neue Deutsch Baukunst“ auf „Das Wort aus Stein“. Die Wirkung auf den Beschauer wurde kalkuliert, die Architektur sollte die Kulisse des öffentlichen Raumes bilden, der zur permanenten Inszenierung des Macht- und Herrschaftsanspruches notwendig schien.

Trotzdem gab es außer diesen Städtebau- und Architekturvorstellungen keine eigenständige nationalsozialistische Theoriebildung, so „verfügten die Nationalsozialisten denn auch zu keinem Zeitpunkt über ein geschlossenes homogenes Bauprogramm“.[6] Vielmehr zeigt die „in den Architekturzeitschriften bis 1936 geführte Debatte über die mögliche Erscheinungsform der „Neuen deutschen Baukunst“ [...] lediglich die Tendenz [...], daß es vorrangig war, sich von der „klassisch modernen“ Architektur und damit von der Ära Weimar abzusetzen.“[7] Im wesentlichen lassen sich nach Hans J. Reichhardt und Wolfgang Schäche drei Richtungen in den Bauplanungen unterscheiden: erstens die monumentalistische Staats- und Parteiarchitektur als Mittel der ideologischen Lenkungen und Selbstdarstellung des Regimes, zweitens der „Heimatschutzstil“ der sich an „Blut und Boden“ orientierte und dabei an bodenständige Bauweisen und Bautraditionen anknüpfte sowie drittens die Industrie- bzw. Ingenieurarchitektur, bei der man weitgehend auf die Verkörperung und Vermittlung nationalsozialistischer Architekturinhalte verzichtete, und dafür den Stand der Technik mit modernen Konstruktionsbauweisen und Materialien dokumentieren wollte.[8]

Fest steht auch, daß weniger repräsentativen Aufgaben wie dem Wohnungsbau - trotz akuter Wohnungsnot - weniger Beachtung geschenkt wurde, und er im Vergleich zum Gesamtumfang der Bauproduktion bedeutungslos blieb.

2. Erste Phase des Stadtumbaus (1933/34) - Von Berlin nach Germania

Da es an Programmen fehlte, trat mit der „Machtergreifung am 30. Januar 1933 bezüglich des Baugeschehens zunächst keine Veränderung ein, außer ein Austausch der personellen Besetzung.

So wurden in der ersten Phase des Stadtumbaus zunächst eine Reihe einzelner großer Bauvorhaben, die in keinem planerischen Kontext standen umgesetzt. Man konnte den Eindruck vermitteln, ganz Berlin sei eine Baustelle.

Zunächst ging es der neuen Regierung lediglich darum, die hohen Arbeitslosenzahlen künstlich durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen zu reduzieren, welche zum Teil bereits in der Weimarer Republik vorbereitet wurden. Nötig waren die Programme zur Arbeitsbeschaffung allemal, denn 1932 waren zwei Drittel der Bauarbeiter arbeitslos und sogar 90, 8 Prozent der organisierten Bauarbeiter. Entsprechend der Gewichtung fanden die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen vor allem Anwendung im Bausektor. Dadurch wurde außerdem über die anhaltende Konjunkturflaute hinweggetäuscht.

[...]


[1] Vgl. Nerdinger, Winfried, Architektur und Massenmord. Die Außen- und Innenansicht des NS-Reiches, in: 1945, Krieg-Zerstörung-Aufbau. Henschel Verlag, Berlin 1995. S. 122

[2] Wolf, Christiane, Gauforen-Zentren der Macht: zur nationalsozialistischen Architektur und Stadtplanung. Verlag Bauwesen. Berlin 1999.

[3] Architekt Hermann Giesler 1937 „ Der Platz Adolf Hitler in Weimar.“ In: Baugilde. H. 26. 1937. Gefunden in: Wolf, Christiane, Gauforen - Zentren der Macht: zur nationalsozialistischen Architektur und Stadtplanung. Verlag Bauwesen. Berlin 1999. S. 11.

[4] Larsson, Lars Olof, Die Neugestaltung der Reichshauptstadt. Albert Speers Genralbebauungsplan für Berlin. Stockholm/Stuttgart 1978.

[5] Dülffer, Jost/Thies, Jochen/Henke, Josef, Hitlers Städte-Baupolitik im Dritten Reich – Eine Dokumentation. Köln/Wien 1978. S.85

[6] Reichhardt, Hans J./Schäche Wolfgang, Von Berlin nach Germania. Über die Zerstörung der „Reichshauptstadt durch Albert Speers Neugestaltungsplan. 2. völlig überarb. und erw. Neuaufl. Verlag Transit. Berlin 2001. S.26.

[7] Wolf, Christiane, Gauforen - Zentren der Macht: zur nationalsozialistischen Architektur und Stadtplanung. Verlag Bauwesen. Berlin 1999. S. 12.

[8] Vgl. Reichhardt, Hans J./Schäche Wolfgang, Von Berlin nach Germania. Über die Zerstörung der „Reichshauptstadt durch Albert Speers Neugestaltungsplan. 2. völlig überarb. und erw. Neuaufl. Verlag Transit. Berlin 2001. S.26f.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Von Berlin nach Germania
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Geschichte)
Veranstaltung
Die Stadt. Urbanisierung in vergleichender Sicht Arbeitsgruppe VII: Von der industriellen Revolution zur postfordistischen Stadt - NS-Städtebau: 'Germania'
Note
2,3
Autor
Jahr
2003
Seiten
13
Katalognummer
V21988
ISBN (eBook)
9783638254588
Dateigröße
429 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Berlin, Germania, Stadt, Urbanisierung, Sicht, Arbeitsgruppe, Revolution, Stadt, NS-Städtebau
Arbeit zitieren
Kati Greiffenberg (Autor:in), 2003, Von Berlin nach Germania, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21988

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