Krisenzeiten haben bisher in fast allen Ländern die Regierungen veranlasst, Kommissionen zu bilden, denen die Aufgabe der Krisenbewältigung zugewiesen wurde. Diese von Wilhelm Röpke vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise getroffene Feststellung trifft auch auf die Politik der Regierungen in der Bundesrepublik Deutschland zu. Die von der Reichsregierung im Jahre 1931 berufene „Gutachterkommission zur Arbeitslosenfrage“, in der Röpke Mitglied war, erhielt die Aufgabe, „die grundlegenden Fragen der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und ihre Folgen zu behandeln und der Reichsregierung ein Gutachten hierüber zu erstatten“. Im Jahr 2001 berief die Regierung Schröder die „Kommission zum Abbau der Arbeitslosigkeit und zur Umstrukturierung der Bundesanstalt für Arbeit“. Ziel beider Kommissionen war es, die Aufnahme von Beschäftigungsverhältnissen für Arbeitslose zur verbessern, um „das wuchernde gesellschaftliche Übel der Arbeitslosigkeit“4 zu reduzieren. Arbeitslosigkeit in diesem Sinne ist die fehlende Beschäftigungsmöglichkeit für einen Teil der arbeitsfähigen und beim herrschenden Lohnniveau arbeitsbereiten Arbeitnehmer. Beide Kommissionen sind in der Kurzbezeichnung nach ihren jeweiligen Vorsitzenden bekannt geworden. Seit der Weltwirtschaftskrise wurden von vielen Staaten beschäftigungspolitische Maßnahmen ergriffen, da der Glaube an die Selbsterhaltungskräfte der Volkswirtschaft durch die damalige Depression verloren gegangen war. Nach Röpkes Ansicht hat der Rhythmus der Konjunktur einen wesentlichen Einfluss auf die Differenz im Niveau zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Arbeit smarkt. „Jede Wirtschaftskrise ist ein Selbstreinigungsprozess, den man nicht nur nicht aufhalten soll, sondern auch nicht aufhalten kann“. Entscheidend für Röpke war dabei der beschleunigte Wiederanstieg der Konjunktur durch den Einsatz von kurzzeitigen konjunkturpolitischen Maßnahmen des Staates wie beispielsweise einer Kreditexpansion. Diese Arbeit beschäftigt sich sowohl mit den Gemeinsamkeiten als auch mit den Unterschieden in der Tätigkeit beider Kommissionen. Im Folgenden wird die Arbeit der ‚Brauns-Kommission’ in Bezug auf den historischen Hintergrund, die ausgearbeiteten Vorschläge und deren Wirkungen analysiert. Analog dazu wird die Arbeit der ‚Hartz-Kommission’ behandelt. Im Anschluss werden dann die prägnanten Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Kommissionen zusammengeführt und verglichen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung und Problemstellung
- 2 Die Arbeit der 'Brauns-Kommission' 1931
- 2.1 Die Wirtschafts- und Sozialpolitik in der Weimarer Republik
- 2.1.1 Die Konjunkturentwicklung von 1924 bis zur Weltwirtschaftskrise 1929
- 2.1.2 Die Weltwirtschaftskrise 1929
- 2.1.3 Die Krise der parlamentarisch-demokratischen Republik 1918-1933
- 2.2 Der Auftrag und die Arbeitsweise der 'Brauns-Kommission'
- 2.3 Die Vorschläge der Reichskommission
- 2.3.1 Gefasste Beschlüsse
- 2.3.1.1 Gleichmäßige Verteilung der verfügbaren Arbeit
- 2.3.1.2 Expansive Konjunkturpolitik
- 2.3.1.3 Reform der Reichsarbeitslosenhilfe
- 2.3.2 Umsetzung und Wirkung der Vorschläge
- 3 Die Arbeit der 'Hartz-Kommission' 2002
- 3.1 Die Wirtschafts- und Sozialpolitik von 1998 bis 2002
- 3.1.1 Beschäftigungspolitische Ausgangssituation
- 3.1.2 Die Krise der staatlichen Arbeitsvermittlung
- 3.2 Der Auftrag und Arbeitsweise der 'Hartz-Kommission'
- 3.3 Die Vorschläge der Kommission
- 3.3.1 Die Module der Gutachterkommission
- 3.3.2 Umsetzung und Wirkung der Vorschläge
- 4 Bekämpfung der Arbeitslosigkeit im Vergleich
- 5 Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Analyse und dem Vergleich der "Brauns-Kommission" (1931) und der "Hartz-Kommission" (2002). Die Arbeit untersucht, wie beide Kommissionen in ihren jeweiligen historischen Kontexten vor dem Hintergrund hoher Arbeitslosigkeit Maßnahmen zur Krisenbewältigung ergriffen haben.
- Die Wirtschafts- und Sozialpolitik in der Weimarer Republik und der Bundesrepublik Deutschland
- Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit im Vergleich
- Die Rolle und die Vorschläge der jeweiligen Kommissionen
- Die Umsetzung und die Wirkung der ergriffenen Maßnahmen
- Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Kommissionen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Problemstellung und die Bedeutung der Arbeitslosigkeit für die jeweilige Zeit beschreibt. Anschließend wird die Arbeit der "Brauns-Kommission" im Kontext der Weltwirtschaftskrise 1929 analysiert, wobei der historische Hintergrund, die Vorschläge und deren Wirkungen beleuchtet werden. Im Anschluss daran wird die Arbeit der "Hartz-Kommission" in der Bundesrepublik Deutschland im Kontext der Arbeitsmarktsituation Anfang der 2000er Jahre untersucht. Schließlich werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Kommissionen zusammengeführt und verglichen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Themen Arbeitslosigkeit, Wirtschaftskrise, Sozialpolitik, Kommissionen, Weimarer Republik, Bundesrepublik Deutschland, "Brauns-Kommission", "Hartz-Kommission", Konjunkturpolitik, Beschäftigungspolitik.
- Quote paper
- Diplom-Kaufmann Michael Jaschek (Author), 2004, Bekämpfung der Arbeitslosigkeit als vorrangige Aufgabe: Wilhelm Röpke und die Brauns-Kommission (1931) im Vergleich mit der Arbeit der Hartz-Kommission (2002), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22078