Die „Brevísima Relación“ des Bartolomé de las Casas nimmt in mehrfacher Hinsicht eine
Sonderstellung ein, wirkt politisch und literarisch vielfach bis heute fort und war in der
Zeit ihres Erscheinens ein argumentatives und persuasorisches Meisterwerk, das die
Leyenda Negra, die schwarze Ära in der Geschichte Spanien, wesentlich beeinflusste.
Nach einem kurzen Blick auf das Leben des Las Casas und auf die Entstehung des
besagten Werkes, soll im Folgenden das Phänomen der Leyenda Negra geklärt werden,
mit besonderem Augenmerk auf den Inhalt der Schrift und die stilistischen Mittel, die Las
Casas nutzt, um sein Anliegen hervorzubringen, es vielmehr aufzudrängen und
argumentativ zu verankern.
Ein Blick auf die außerspanische, europäische Rezeptionsgeschichte gibt dabei einige
wichtige Aufschlüsse darüber, wie Gegner Spaniens sich die Schrift politisch zu Nutze
machten.
Das Kapitel über die Metaphorik und Symbolik (5.5.) bildet ein zentrales Thema vor dem
christlichen Hintergrund Las Casas’. Aus der vielfältigen biblischen Symbolik, die er
nutzt, sollen hier einige Beispiele erläutert werden.
Nachdem er bereits zu Lebzeiten umstritten war und sich mit Gegnern wie Motolonía oder
Sepúlveda konfrontiert sah, die ihn als überaus lästigen, aufrührerischen und
streitsüchtigen Menschen im Ordensgewand oder als schlauen Fuchs und schädlichen
Skorpion betitelten1, diente er angeblich Miguel Cervantes, der ihn als junger Mann auf
seiner Beerdigungsfeier 1566 in Madrid selbst gesehen hatte, als Modell für dessen
glücklosen Ritter Don Quijote.
Drucke von Anti-LasCasas-Werken wurden im 16. Jahrhundert aufgrund seiner Autorität
häufig verboten, er wurde gefeiert als der Genialste aller Spanier, aber auch verrufen als
paranoider Geisteskranker. Las Casas war ein Stein des Anstoßes, an dem die Geister sich
schieden und noch heute schwankt die Meinung über ihn zwischen totalem Widerspruch
oder totaler Zustimmung.
Einige Beispiele für die Wirkung Las Casas’ in der neueren Literatur, die zumeist als
positiv zu werten sind, soll das 6. Kapitel eröffnen.
1 Mariano Delgado, Bd. 1
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Biographie
- 1484 bis 1513
- Die Bekehrung
- 1542 bis 1566
- Brevísima Relación de la destrucción de las Indias
- Entstehungsgeschichte
- Inhalt und Aufbau
- Die Leyenda Negra
- Entstehung und Definition
- Europäische Rezeptionsgeschichte
- Stilistische Mittel
- Oppositionen
- Hyperbeln
- Häufung und Steigerung
- Ironie
- Metaphern und Symbolik
- Literarische Wirkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die „Brevísima Relación“ von Bartolomé de las Casas und ihre Rolle in der Entwicklung der Leyenda Negra. Sie untersucht die Biographie des Autors, die Entstehung und den Inhalt des Werkes, sowie die stilistischen Mittel, die Las Casas zur Darstellung seiner Kritik an der spanischen Kolonialisierung einsetzt. Zudem wird die Rezeption der „Brevísima Relación“ in Europa beleuchtet.
- Biographie und Werk von Bartolomé de las Casas
- Die Entstehung und Entwicklung der Leyenda Negra
- Stilistische Mittel der „Brevísima Relación“
- Die europäische Rezeption des Werkes
- Die Rolle der christlichen Symbolik in Las Casas' Argumentation
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die „Brevísima Relación“ als ein politisch und literarisch relevantes Werk vor, das die Leyenda Negra maßgeblich beeinflusst hat. Die Biographie des Autors wird in drei Abschnitte unterteilt: die Jugend, die Bekehrung und die Zeit nach 1542. Es wird dabei auf seine Rolle als Soldat, Encomendero und später als Verfechter der Rechte der indigenen Bevölkerung eingegangen.
Die Entstehungsgeschichte der „Brevísima Relación“ beschreibt die Motivationen des Las Casas, seine Kritik an der spanischen Kolonialisierung zu formulieren und zu verbreiten. Der Abschnitt zum Inhalt und Aufbau des Werkes konzentriert sich auf die Kernaussagen und die Struktur der Schrift.
Die Entstehung und Definition der Leyenda Negra beleuchtet den historischen Hintergrund und die Entwicklung des Begriffs. Die europäische Rezeptionsgeschichte skizziert die Nutzung des Werkes durch Gegner Spaniens im politischen Kontext.
Der Abschnitt über die stilistischen Mittel der „Brevísima Relación“ analysiert die Verwendung von Oppositionen, Hyperbeln, Häufungen, Steigerungen, Ironie, Metaphern und Symbolik durch Las Casas.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die „Brevísima Relación“ von Bartolomé de las Casas, die Leyenda Negra, die spanische Kolonialisierung, die Rechte der indigenen Bevölkerung, die Kritik an der Conquista, stilistische Mittel, Metaphern und Symbolik, europäische Rezeption und die christliche Symbolik.
- Quote paper
- Antje Köpnick (Author), 2003, Die "Brevísima Relación" des Las Casas und die Leyenda Negra, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22566