Richard Wrights "Black Boy". Relation zwischen Fiktion und Realität


Hausarbeit, 2011

19 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Gliederung

1. Biographie von Richard Wright

2. Relation zwischen Fiktion und Realität

3. Analyse der ersten Szene
3.1 Infantile Amnesie
3.2 Black Boy's Ersterinnerung
3.3 Metaphorik und Symbolismus
3.4 Verbale Rebellion

4. One's own black way of living
4.1 Gewalt und physischer Widerstand
4.2 Gesellschaftliche Adaption und Konformität
4.3 Folgerung und Quintessenz

5. Ich Negerjunge – Eine aufklärerischer Kampf für den American Dream

Literatur- und Quellenverzeichnis

1. Biographie von Richard Wright

Richard Wright wurde am 4. September 1908 im amerikanischen Bundesstaat Mississippi auf einer Plantage in der Nähe von Nachez, der ältesten Stadt des Bundesstaats und damaliges kulturelles und wirtschaftliches Zentrum, geboren. Sein Vater Nathan Wright arbeitete als ungebildeter Sohn zweier Sklaven in einem Sägewerk und hatte zudem ein Stück der Plantage gepachtet, seine Mutter Ella Wilson besaß eine schlecht bezahlte Anstellung als Lehrerin in einer kleinen Schule für afroamerikanische Kinder aus Farmer- und Arbeiterfamilien.

Die Notwendigkeit vieler schwarzer Familien zu dieser Zeit in die Großstädte zu pilgern, um sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser zu halten, entstand aus dem Zusammenbruch des Baumwollmarkts zu Beginn des Ersten Weltkriegs, der eine Massenarbeitslosigkeit in den afroamerikanischen Bevölkerungsschichten zur Folge hatte. Auch Richard und seine Familie mussten zwischen 1913 und 1914 nach Memphis in den nördlich angrenzenden Bundesstaat Tennessee ziehen, wo Richards Vater die Familie jedoch schließlich zugunsten einer anderen afroamerikanischen Frau verlässt.

Obwohl Ella Wilson aufgrund ihres verhältnismäßig geringen Gehalts als Köchin und ihrer schwierigen finanziellen Situation als alleinerziehende Mutter zweier Kinder tagtäglich um das Überleben der kleinen Familie kämpfen muss, besuchte Richard sowohl in Memphis wie auch in den anderen Stationen seiner bewegten und unbeständigen Kindheit Bildungseinrichtungen, denen er jedoch trotz seiner Leidenschaft zum Lesen und dem unstillbaren Durst nach Wissen meistens ablehnend gegenüber stand. Dennoch schloss er 1923 als Jahrgangsbester die Smith Robertson junior high school ab. Den Versuch an der Lanier High School in Jackson auch den nächst höheren Bildungsgrad zu erlangen, musste Wright jedoch aufgrund finanzieller Schwierigkeiten nach kürzester Zeit wieder einstellen.

Im Jahr 1927 zog Wright nach Chicago und fand eine Anstellung bei der Post, die er jedoch im Zuge der Massenarbeitslosigkeit der Weltwirtschaftskrise 1929 wieder verlor. Innerhalb dieser zwei Jahre kam Richard erstmals in seinem Leben mit hochwertiger Literatur in Kontakt und zeigte sich von den Werken der beiden Schriftsteller Henry Louis Mencken[1] und Theodore Dreiser[2] begeistert. Der Einfluss dieser beiden linken Schriftsteller und sozialistischen Sympathisanten beeinflusste maßgeblich Richards Beitritt in die Kommunistische Partei 1929, in deren parteiinternen Zeitschriften er mehrfach publizierte und auf große Zustimmung traf.

Acht Jahre später zog er aufgrund eines Arbeitsangebots als Herausgeber einer kommunistischen Tageszeitung, die sich unter anderem auch lautstark für die Aufhebung der Rassentrennung aussprach, nach New York. Dort veröffentlichte er mehrere Bücher, unter anderem auch eine zensierte Fassung des Romans „Native Son“, der sich innerhalb von 3 Wochen 215.000 Mal verkaufte und somit der erste Bestsellers eines afroamerikanischen Autors in Amerika war.

Ein Jahr später heiratete Richard Wright nach einer dreijährigen Ehe mit einer afroamerikanischen Tänzerin die polnischstämmige Immigrantin und bekennende Kommunistin Elle Poplar, mit der er zwei Kinder zeugte. Zwei Jahre nach seinem Austritt aus der Kommunistischen Partei veröffentlichte er 1944 das kurze Werk „I tried to be a communist“, in dem er sowohl sein anfängliches Misstrauen gegenüber den weißen Linken wie auch den Realitätsverlust und die Entfremdung der Kommunisten von der arbeitenden Masse schilderte.

Im Jahr 1945 veröffentlichte Wright schließlich seine Autobiographie „Black Boy“, die große stilistische Ähnlichkeiten zu dem ein Jahr zuvor erschienenen Essay „I tried to be a communist“ besitzt. Wright hatte seine Autobiographie ursprünglich in zwei Abschnitten konzipiert. Während er sich in „Black Boy“ mit seiner Kindheit in den Südstaaten und dem Exodus nach Chicago während seiner Adoleszenz auseinandersetzt, schildert er in „American Hunger“ seine Hinwendung zur Kommunistischen Partei und dem 13 Jahre später erfolgenden Austritt aus derselben. Somit lässt sich „American Hunger“ als direkte Fortsetzung von „I tried to be a communist“ sehen.

Obwohl es ursprünglich nur den ersten Abschnitt der Autobiographie darstellen sollte, publizierte der HarperCollins Verlag 1945 auf Wunsch des Book of the Month Club ausschließlich „Black Boy“, sodass schließlich erst 17 Jahre nach Richard Wrights Tod mit der posthumen Veröffentlichung von „American Hunger“ seine gesamte Autobiographie erhältlich wurde.

1946 verließ Wright, trotz des großen Erfolgs von „Black Boy“ und dem daraus entstehenden gesellschaftlichen Zuspruch, New York und emigrierte nach Frankreich, wovon aus er viele Reisen innerhalb Europas und Asien unternahm. Wright fühlte sich in seiner neuen Heimat aufgrund des ausgeprägteren und ablehnendem Bewusstseins für Rassenideologie nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der größeren Dichte von verschiedenen autonomen Kulturen und Staaten deutlich wohler, sodass er nach dem Erhalt der französischen Staatsbürgerschaft 1947 bis zu seinem Lebensende nicht mehr in die USA zurückkehrte.

Nachdem es Wright in Amerika unmöglich war seine eigenen Identität als Afroamerikaner entgegen den fortwährenden sozialen und staatlichen Repressionen durch die Jim-Crow-Laws zu entwickeln und auszuleben, fühlte er sich von der egalitären Gesellschaft Frankreichs integriert und erstmals vollständig akzeptiert. Besonders der französische Umgang mit dem historischen Erbe der zahlreichen Kolonien und dem Ausbleiben einer daraus resultierenden sozialen Spaltung faszinierte Wright; Frankreich erschien ihm als nahezu perfekte Manifestation einer heterogenen und trotzdem gleichberechtigten Bevölkerung.

Mit der Emigration aus den USA schienen jedoch nicht nur die weißen Ketten der Unterdrückung, sondern auch der Erfolg von Richard Wrights Schultern genommen worden zu sein. Obwohl er bis zu seinem Lebensende weiterhin Kurzgeschichten, Romane und mehr als 4000 Haikus veröffentlichte, war die Resonanz des europäischen Publikums zurückhaltend. Nachdem auch 1951 die Verfilmung seines größten Bestsellers „Native Son“, in der Wright selbst die Hauptrolle als mehrfacher afroamerikanischer, vom Rassenhass angetriebener Mörder spielte, auf der kulturellen Bühne Europas unbeachtet blieb und in mehreren amerikanischen Städten indexiert wurde, begann eine gesundheitlich und finanziell schwere Zeit für ihn.

Da er sich in Paris von der CIA und dem FBI überwacht fühlte[3] und die französische Politik sich ihm mehr und mehr der amerikanischen Machthegemonie gegenüber unterwürfig präsentierte, bat er 1959 vergeblich um Asyl in Großbritannien.

Richard Wright starb 1960 nach einem schweren parasitären Befall durch Amöben nach einer Afrikareise in Paris an einem Herzinfarkt und wurde zusammen mit einer Ausgabe von „Black Boy“ nach eigenem Wunsch in Frankreich verbrannt und bestattet.

2. Relation zwischen Fiktion und Realität

Obwohl Wright bereits zu Lebzeiten mal mehr oder weniger große Erfolge mit seiner Literatur erzielte und sich schließlich auch durch sie zumindest teilweise finanzieren konnte, gewann er die Aufmerksamkeit der Masse wie auch der Literaten erst mit der Veröffentlichung von „Native Son“ im Jahr 1937, sodass nur wenige zeitgenössische Berichte über sein Leben vor dem Umzug nach New York und der damit verbundenen Arbeit als Herausgeber des kommunistischen „Daily Target“ existieren. Bei der Erarbeitung einer Biographie von Richard Wright muss man sich somit vorwiegend seinen eigenen Äußerungen und Schilderungen als historische Hauptquelle bedienen, wobei jedoch die Subjektivität des Autors in der Validität berücksichtigt werden muss.

Denn obwohl Wright in „Black Boy“ dem Leser eine detaillierte Darstellung seiner Kindheit, der Pubertät und dem Erreichen des Erwachsenenalters anbietet und vermittelt, so sollte man dennoch auch die natureigene Neigung eines jeden Prosaautors zur Fiktion und Inszenierung berücksichtigen und demzufolge nicht jeden Satz wortwörtlich nehmen, ohne die mögliche Abänderung der eigentlichen Erfahrung oder eines Ereignisses zu bedenken.

[...]


[1] Henry Louis Mencken(1880-1956) war ebenso wie Wright literarischer Autodidakt und zeichnete sich unter anderem durch seine populären Satiren auf die zeitgenössischen Angst vor dem Kommunismus und einer „Roten Invasion“ (Palmer Raids) aus.

[2] Theodore Dreiser(1871-1945) zählte zu den literarischen Vertretern des Naturalismus und schilderte in seinen Romanen kritisch das degenerierte und verdorbene Leben in der Großstadt. Er stand der aus seiner Sicht darwinistischen und brutalen Gesellschaft abgeneigt gegenüber und trat nach einer langen Reise durch die Sowjetunion 1927 der Kommunistischen Partei bei, in der er sich bis zu seinem Lebensende engagierte.

[3] Tatsächlich wurde Richard Wright seit 1943 aufgrund seiner kommunistischen Aktivität staatlich überwacht und stand auch in Frankreich unter stetiger Beobachtung. Der Vorwurf seiner Tochter, Wright sei nicht einem natürlichen Tod erlegen, sondern im Rahmen einer Vertuschungsaktion ermordet worden erwies sich jedoch als haltlos.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Richard Wrights "Black Boy". Relation zwischen Fiktion und Realität
Note
1,0
Autor
Jahr
2011
Seiten
19
Katalognummer
V229683
ISBN (eBook)
9783656458821
ISBN (Buch)
9783656459712
Dateigröße
689 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
richard, wrights, black, relation, fiktion, realität
Arbeit zitieren
Moritz Elsaeßer (Autor:in), 2011, Richard Wrights "Black Boy". Relation zwischen Fiktion und Realität, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/229683

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