Im Jahre 1980 umriß der damalige US-Präsident Jimmy Carter die Position der Vereinigten
Staaten wie folgt: „Jeder Versuch einer fremden Macht, die Kontrolle über den Persischen Golf zu
erlangen, wird als Angriff auf die lebenswichtigen Interessen der Vereinigten Staaten von Amerika
angesehen und mit allen erforderlichen Mitteln, einschließlich militärischen, abgewehrt werden.“1
Die irakische Bevölkerung hat - wie die des gesamten Mittleren Ostens - mit derartigen
Doktrinen seit 100 Jahren zu kämpfen. Anstatt ihr materiellen Reichtum und Frieden zu bringen, manövrieren
die enormen Bodenschätze die Region ständig in Konflikte mit Weltmächten und Kolonialherren
- gerade der Blick auf das aktuelle politische Geschehen macht dies wieder deutlich. Seit
Anfang des 20. Jahrhunderts ist dem Irak seine politische Eigenständigkeit nur aus rohstoffpolitischen
Gründen verwehrt worden. Erst das despotische Regime der Baath-Partei schaffte es, das Land dem
Einfluß der Kolonialherren und deren riesigen Ölgesellschaften zu entziehen.
Wie weit spielen sicherheitspolitische Erwägungen der Industriestaaten Westeuropas und
Nordamerikas eine Rolle im Mittleren Osten? Wie groß ist der Einfluß von Interessengruppen auf die
Außenpolitik dieser Länder? Können Wirtschaftsinteressen so relevant werden, daß deshalb Kriege
geführt werden? Ist der Einfluß von Interessengruppen noch mit den allgemeinen Funktionen von
Interessengruppen – Interessenartikulation, -aggregation, -selektion und politische Integration – vereinbar?
Am Beispiel des Iraks wird versucht, Antworten auf diese Fragen zu finden.
An dieser Stelle sei noch anzumerken, daß es sich als sehr schwierig herausstellte, geeignete
statistische Daten über Ex- und Importe von Waren und Gütern in und aus dem Irak zu finden. Selbst
im zu Rate gezogenen ‚UNCTAD Handbook of Statistics’, daß eigentlich einen groben aber
kompletten Überblick über den Handel verschiedener Länder miteinander liefern soll, ist der Irak oft
mit einem ‚Sternchen’ versehen, daß auf fehlende Daten hinweist. So kam es, daß sämtliche in dieser
Arbeit angeführte wirtschaftliche Daten aus (angeführter) Sekundärliteratur entnommen wurde.
1 Zit. n. Woodward, Bob (1991): Die Befehlshaber, Köln.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Irak
- Geographischer, historischer und ökonomischer Überblick
- Geographisches
- Historisches
- Politisches System
- Ökonomisches
- Ethnischer Überblick
- Die sunnitische arabische Bevölkerung
- Die schiitische persische Bevölkerung
- Die kurdische Bevölkerung
- Geographischer, historischer und ökonomischer Überblick
- Exogene Wirtschaftsinteressen im Irak seit 1903
- Von der, Turkish Petroleum Company' bis zur,Iraqi Petroleum Company'
- Die Verstaatlichung des irakischen Erdölsektors
- Waffenlieferungen während des Ersten Golfkriegs
- Interessenbeeinflussung und Ölpolitik verschiedener Länder im Zweiten und Dritten Golfkrieg
- Vereinigte Staaten von Amerika und Großbritannien
- Frankreich und Rußland
- Deutschland
- Schluẞ
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die komplexen Zusammenhänge zwischen nationalen Interessen und Wirtschaftsinteressen europäischer Staaten und der Vereinigten Staaten von Amerika im Kontext der Irakpolitik. Die Arbeit beleuchtet die historischen und aktuellen Entwicklungen im Irak und untersucht den Einfluss von Wirtschaftsinteressen auf die Außenpolitik der genannten Länder. Dabei wird der Fokus auf die Rolle von Öl und Ressourcen im Irak gelegt und die Frage gestellt, inwiefern diese Interessen zu Konflikten und politischer Einflussnahme führen.
- Die Bedeutung des Iraks als rohstoffreiche Region für internationale Akteure
- Der Einfluss von Wirtschaftsinteressen auf die Irakpolitik von Europa und den USA
- Die Rolle von Interessengruppen in der Außenpolitik
- Die Herausforderungen der politischen Eigenständigkeit des Iraks im Kontext von globalen Wirtschaftsinteressen
- Die Auswirkungen von Konflikten und Interventionen auf die irakische Bevölkerung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problemstellung und die Zielsetzung der Arbeit vor und beleuchtet die Bedeutung des Iraks als strategisch wichtige Region im Mittleren Osten. Das Kapitel „Der Irak“ liefert einen umfassenden Überblick über die geographischen, historischen und ökonomischen Bedingungen des Landes. Es werden zudem die wichtigsten ethnischen Gruppen vorgestellt und ihre Bedeutung für die irakische Gesellschaft erläutert. Im dritten Kapitel „Exogene Wirtschaftsinteressen im Irak seit 1903“ wird der Einfluss von Wirtschaftsinteressen verschiedener Länder auf die irakische Politik seit dem frühen 20. Jahrhundert beleuchtet. Hierbei wird die Rolle der Ölindustrie als treibende Kraft für politische Konflikte und Interventionen im Irak hervorgehoben. Das Kapitel geht auf die wichtigsten Akteure ein, die durch ihre Interessen die irakische Politik beeinflusst haben, sowie auf die Bedeutung von Ressourcen für die Politik europäischer und amerikanischer Staaten.
Schlüsselwörter
Irak, Ölpolitik, Wirtschaftsinteressen, nationale Interessen, Außenpolitik, Interessengruppen, Kolonialismus, Mittlerer Osten, Ressourcen, Erdöl, Konflikte, Interventionen, politische Eigenständigkeit
- Quote paper
- Tobias Senzig (Author), 2003, Nationale Interessen und Wirtschaftsinteressen und ihr Einfluß auf die Irakpolitk europäischer Staaten und der USA, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23112