Walther von der Vogelweide - zwischen Konvention und Revolution


Hausarbeit (Hauptseminar), 2003

16 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.Walthers Leben

2. Überblick über sein Werk
2.1 Allgemein
2.2 Bei Walther

3. Konflikte und Neuerungen in Minnesang, Spruchlyrik und religiösen Liedern
3.1 Neuerungen im Minnesang
3.2 Spruchdichtung
3.3 Religiöse Lieder

4. Reflexion

5. Literaturverzeichnis

1.Walthers Leben

Obwohl direkte biographische Zeugnisse fehlen, kann man Walthers Lebensdaten doch ungefähr bestimmen. Das kommt daher, dass es in seinen Werken viele Anspielungen zum einen auf historische Gestalten und zum anderen auf urkundlich festgehaltenes Wirken gibt, z. B. Hochzeiten, bei denen er dabei war.

Sein Name „von der Vogelweide“ [H.v.h.b. von mir, N.C.] lässt darauf schließen, dass er einfach auf einem Voglerweidhof aufwuchs, er könnte aber genausogut den Helden der Waltharius – Sage zum Vorbild gehabt haben. Eventuell kommt der Name auch von der Metapher der Vogelweide, die dem Aufenthaltsort der Nachtigall gleichgesetzt wird. Die Nachtigall wiederum soll den Dichter verkörpern.[1]

Um 1170 wird Walther vermutlich in Österreich geboren, wie er selber einmal sagt: „ ze Ôsterrîche lernt ich singen unde sagen“.[2] Als Geburtsorte eher auszuschließen sind Feuchtwangen, Südtirol, Würzburg, Frankfurt. Als Walther 20 Jahre alt ist entstehen seine ersten Dichtungen. In dieser Zeit ist er am Wiener Hof, der Überlieferung nach ein Schüler Reinmars. Ihre „gegensätzliche Auffassung vom Minnesang führt zur ‚Reinmar-Fehde’“ [3] und später sogar zur Beendigung ihrer Freundschaft. Ende 1198, in der Zeit als heftig um die Nachfolge des verstorbenen Kaisers Heinrich des VI. gestritten wird, wurde Walther gezwungen, den Wiener Hof zu verlassen. Nun beginnen seine Wanderjahre. Er schloss sich vermutlich zuerst dem Staufer Philipp von Schwaben, den er zur Krönung nach Mainz begleitete, dann dem Thüringer Landgrafen Hermann, durch den er Wolfram von Eschenbach kennenlernte, später dem Markgrafen Dietrich von Meißen und nach Philipps Ermordung dessen Gegner, dem Welfer Otto von Braunschweig, an. Vom 12.11.1203 stammt das einzige schriftliche Beweisstück aus Walthers Leben: eine Reiserechnung des Bischofs Wolfger von Passau, in der steht, dass Walther „einen Pelzrock im Wert von fünf Schillingen“ (..) erhält; dies war mehr als normale Unterhaltungskünstler, jedoch gleich viel wie Boten damals bekamen.

Im Jahr 1208 stirbt Otto, zu seinem Nachfolger, dem Staufer Friedrich II., unterhält Walther ab etwa 1213 Beziehungen.

1216 stirbt Papst Innozenz III., und bald darauf wird Friedrich vom neuen Papst – Honorius III. - zum Kaiser gekrönt.[4] Von Friedrich II. bekommt Walther später auch ein Lehen in oder bei Würzburg, wodurch er endlich seine von Not geprägten Wanderjahre beenden kann. In seinen letzten Lebensjahren unterstützt er die Politik seines Lehensherrn, es entsteht das Palästina – Lied und die Elegie. Da es keine Texte nach 1230 mehr gibt, wird sein Tod in diesen Jahren datiert.

2. Überblick über sein Werk

2.1 Allgemeing

Das Aufführen von Lyrik im Mittelalter bedeutete eine Verständigung des Autors mit seinem Publikum über einen gemeinsamen Rahmen von Grundvorstellungen, Werten, Normen, Wünschen, Hoffnungen und Empfindungen. Auch nichtadlige fahrende Berufsmusiker gehörten zur adligen Lebensphäre, weil dort ihre Wirkungsstätte ist und sie sich dort ihren Lebensunterhalt sichern können. Deshalb fließen in der Dichtung höfische Elemente ein.[5]

2.2 Bei Walter

Man kann ohne Zweifel sagen, dass Walthers Werk das bis zu seiner Zeit größte und vielseitigste ist. Überliefert sind sie vor allem in der Kleinen und Großen Heidelberger(auch Manesische genannt) und der Weingartner Liederhandschrift.[6] Allerdings sind die Melodien nur in wenigen Fällen mitüberliefert, weil es entweder an Leuten gemangelt hat, die fähig waren Noten aufzuschreiben, oder weil die Melodien eben nur mündlich weitergegeben wurden.

Doch steht für die Forscher trotzdem fest, dass Walthers Melodien „revolutionär und musikalische Höhepunkte seiner Zeit“ [7] sind.

Walther lässt in Spruchdichtung und Minnesang oftmals sein Rechtsempfinden deutlich werden: Als er ein vom Herzog von Kärnten versprochenes Geschenk nicht bekommt, reagiert er so heftig, dass der Herzog die Beziehung zu Walther abbricht.

Oder als Kaiser Otto ihn später nicht wie versprochen „rich[en]t“ [8] tadelt Walther ihn und wendet sich von Otto ab. Teilweise zeigt Walther ironisch-sarkastische Züge; er scheut es auch nicht, trotz seiner Abhängigkeit, sich gegen ehemalige Gönner zu richten. Sein Selbstbewusstsein kann durch Folgendes gezeigt werden: Er droht, den Minnesang aufzugeben, weil ihm die Welt nicht mehr gefällt („ diu werlt enstê dan schiere baz, sô will ich leben, sô ich beste mac und minen sanc uf geben.“ [9]), d.h. die Welt solle sich nach ihm richten und nicht andersrum! In seinen Werken kommt häufig ein „Ich“ vor –gleichgültig ob es nur ein Rollen-Ich ist, lässt es vermuten, dass er von sich selbst überzeugt war. Und das, obwohl er eigentlich einen niederen gesellschaftlichen Rang hatte! Sein Ansehen unter den Künstlern war jedoch sehr hoch - und er war sich dessen auch bewusst: „… in miner maze ho.“ [10] Den Beweis dafür liefert eine Reiserechnung des Bischof Wolfgers von Passau [11], in der nachzulesen ist, dass er Walther mehr als anderen Sängern zahlte. Dazu ist herausgefunden worden, dass der Bischof nur nach Qualität bezahlte!

Dies alles betrifft die Inhalte, nicht aber das Äußere, auf das ich jetzt eingehen will:

Was den Versstil angeht, ist Walther ja an das „Gesetz hochhöfischer Lyrik“ [12] gebunden, d.h. Hebung und Senkung wechseln sich normalerweise ab; doch die Sangsprüche weichen allgemein etwas davon ab. Walther selbst machte seine Lieder nicht immer nach dem gleichen Muster, sondern variierte oft, z.B. hält er im ersten Philipps - Ton eine strenge Symmetrieform ein, während im Leopolds - Ton die Sprache durch sechs – und acht – Takter sehr „pompös“ [Hvhbg. v. m., N.C.] wirkt. Von den Mittellateinern hat Walther Elemente der Strophik und Themen abgeschaut, z.B. im Frühlings - Sehnsuchts – Lied. [13]

Nun kann man alle seine Titel in verschiedene Gruppen einteilen, da er sich nicht auf nur ein Thema beschränkt hat. Ich nehme im folgenden eine mögliche Unterscheidung zwischen Minnesang, Spruchlyrik und religiösen Liedern vor und bearbeite sie unter dem Aspekt der Waltherschen Konflikte und Veränderungen, da ihn wahrscheinlich gerade dies zum berühmtesten Dichter des Mittelalters werden ließ.

[...]


[1] vgl. Scholz 1999, S.8f.

[2] Unmuts – Ton 2; 8: Schaefer 1972, S.292.

[3] Krejci / Lehmann (Hg.) 1983, S.91.

[4] vgl. www.bautz.de/bbkl/h/honorius_iii_p.shtml, 14.8.03, 16.40Uhr

[5] Nolte 1991, S.304.

[6] siehe Beispiele in den Anlagen

[7] Scholz 1999, S.37.

[8] König Friedrichs – Ton 6; 1: Schaefer 1972, S.314.

[9] „Ane liep sô manic leit“ 5; 6-8: vgl. ebd., S.86.

[10] „ Ir reinen wîp“ 2; 6: vgl. ebd., S.194.

[11] siehe Anlagen

[12] Halbach 1965, S.34.

[13] vgl. ebd.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Walther von der Vogelweide - zwischen Konvention und Revolution
Hochschule
Pädagogische Hochschule Ludwigsburg  (Fach Deutsch)
Veranstaltung
Seminar: Die Kreuzzüge in den Liedern und Epen des Mittelalters
Note
2
Autor
Jahr
2003
Seiten
16
Katalognummer
V23178
ISBN (eBook)
9783638263498
Dateigröße
373 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Walther, Vogelweide, Konvention, Revolution, Seminar, Kreuzzüge, Liedern, Epen, Mittelalters
Arbeit zitieren
Nadja Czymek (Autor:in), 2003, Walther von der Vogelweide - zwischen Konvention und Revolution, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23178

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