Obwohl direkte biographische Zeugnisse fehlen, kann man Walthers Lebensdaten doch ungefähr bestimmen. Das kommt daher, dass es in seinen Werken viele Anspielungen zum einen auf historische Gestalten und zum anderen auf urkundlich festgehaltenes Wirken gibt, z. B. Hochzeiten, bei denen er dabei war.
Sein Name „von der Vogelweide“ [H.v.h.b. von mir, N.C.] lässt darauf schließen, dass er einfach auf einem Voglerweidhof aufwuchs, er könnte aber genausogut den Helden der Waltharius - Sage zum Vorbild gehabt haben. Eventuell kommt der Name auch von der Metapher der Vogelweide, die dem Aufenthaltsort der Nachtigall gleichgesetzt wird. Die Nachtigall wiederum soll den Dichter verkörpern. 1
Um 1170 wird Walther vermutlich in Österreich geboren, wie er selber einmal sagt: „ ze Ôsterrîche lernt ich singen unde sagen“. 2 Als Geburtsorte eher auszuschließen sind Feuchtwangen, Südtirol, Würzburg, Frankfurt. Als Walther 20 Jahre alt ist entstehen seine ersten Dichtungen. In dieser Zeit ist er am Wiener Hof, der Überlieferung nach ein Schüler Reinmars. Ihre „gegensätzliche Auffassung vom Minnesang führt zur ‚Reinmar-Fehde’“ ³ und später sogar zur Beendigung ihrer Freundschaft. Ende 1198, in der Zeit als heftig um die Nachfolge des verstorbenen Kaisers Heinrich des VI. gestritten wird, wurde Walther gezwungen, den Wiener Hof zu verlassen. Nun beginnen seine Wanderjahre. Er schloss sich vermutlich zuerst dem Staufer Philipp von Schwaben, den er zur Krönung nach Mainz begleitete, dann dem Thüringer Landgrafen Hermann, durch den er Wolfram von Eschenbach kenne nlernte, später dem Markgrafen Dietrich von Meißen und nach Philipps Ermordung dessen Gegner, dem Welfer Otto von Braunschweig, an. Vom 12.11.1203 stammt das einzige schriftliche Beweisstück aus Walthers Leben: eine Reiserechnung des Bischofs Wolfger von Passau, in der steht, dass Walther „einen Pelzrock im Wert von fünf Schillingen“ (......) erhält; dies war mehr als normale Unterhaltungskünstler, jedoch gleich viel wie Boten damals bekamen. Im Jahr 1208 stirbt Otto, zu seinem Nachfolger, dem Staufer Friedrich II., unterhält Walther ab etwa 1213 Beziehungen.
Inhaltsverzeichnis
- Walthers Leben
- Überblick über sein Werk
- Allgemein
- Bei Walther
- Konflikte und Neuerungen in Minnesang, Spruchlyrik und religiösen Liedern
- Neuerungen im Minnesang
- Spruchdichtung
- Religiöse Lieder
- Reflexion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert das Werk des mittelalterlichen Dichters Walther von der Vogelweide und beleuchtet dessen Rolle im Kontext der damaligen Gesellschaft und den Veränderungen, die er in der Lyrik seiner Zeit bewirkt hat.
- Walthers Leben und seine sozialen und politischen Beziehungen
- Die Vielseitigkeit und die Bedeutung von Walthers Werk
- Die Konflikte und Neuerungen, die Walther in seinen Minnesängen, Spruchgedichten und religiösen Liedern umsetzte
- Walthers Einfluss auf die Weiterentwicklung der mittelalterlichen Lyrik
- Die Relevanz von Walthers Werk im Kontext der heutigen Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel behandelt Walthers Leben und zeichnet seine Biografie anhand von zeitgenössischen Quellen und den Anspielungen in seinen Werken nach. Kapitel zwei bietet einen umfassenden Überblick über Walthers Werk, beleuchtet die Bedeutung seiner Lieder in der damaligen Zeit und geht auf die Besonderheiten seines Stils ein. Kapitel drei konzentriert sich auf die Konflikte und Neuerungen, die Walther in seinen verschiedenen Gattungen der mittelalterlichen Lyrik verwirklichte. Es werden seine innovativen Ansätze im Minnesang, in der Spruchlyrik und in den religiösen Liedern beleuchtet.
Schlüsselwörter
Walther von der Vogelweide, Minnesang, Spruchdichtung, religiöse Lieder, Mittelalter, Lyrik, höfische Kultur, Konflikte, Neuerungen, Gesellschaftskritik, literarische Tradition, gesellschaftliche Veränderungen.
- Quote paper
- Nadja Czymek (Author), 2003, Walther von der Vogelweide - zwischen Konvention und Revolution, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23178