Das Vergangene ist nicht tot;
es ist nicht einmal vergangen.
Ch. Wolf
Zehn Jahre nach dem Beginn der Umwandlungen in der und (später) der DDR bewahrheitet sich dieser Satz mehr und mehr. Auch für mich persönlich. In den ersten Jahren nach der Wende war die Zeit in
der DDR eben nicht mehr als “vergangen”. Sie war uninteressant. Was beschäftigte, war verbunden mit all dem, was “das Neue” brachte. Die Nähe und zunehmende Verbindung von Ost und West in Berlin und in meiner Lebenswelt sowie die nicht abnehmende Präsenz des Themas in Öffentlichkeit und Medien jedoch richteten meine Aufmerksamkeit mehr und mehr auf die Unterschiede zwischen Ost und West und daraus folgende gesellschaftliche Dynamiken und Erscheinungen. Immer wieder begegneten mir starre Kategorisierungen und Vorurteile sowohl von östlicher als auch von westlicher Seite, die die Frage weckten, was mich eigentlich – bezüglich beider Seiten - verbindet bzw. unterscheidet.
Die eigene Erfahrung bestätigte einerseits die Auffassung, daß es trotz individueller Differenzen in beiden Bevölkerungsteilen - infolge der Prägung durch differente Gesellschaftssysteme - signifikante Unterschiede (im Bezug auf Mentalität und Einstellungen) gibt. Andererseits hinderten mich zahlreich erfahrene
Ausnahmen und Gegenbeispiele aus meiner unmittelbaren Lebens- und
Erlebniswelt daran, diese Zuschreibungen zu verallgemeinern bzw. in ihrer oft klischeehaften Form zu akzeptieren.
Solche Ambivalenz(1) verlangt naturgemäß nach genauerer Bestimmung. Wer waren und sind die Ostdeutschen? Was war die DDR für sie? Was also ist verlorengegangen? Dies bedeutet zurück zu schauen und auch zu fragen, warum die Erinnerung so oft zur Verklärung wird.
[...]
______
1 zwischen der Tendenz zur Kategorisierung einerseits und völliger Relativierung der Unterschiede
andererseits
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Transformation
- 1. DDR-Gesellschaft: Definitionsversuche
- 2. Transformationsgesellschaft
- III. Identität
- 1. Identitätsbegriff
- 2. Kennzeichen ostdeutscher Identität
- 3. Fazit
- IV. Heimat
- 1. Der Heimatbegriff
- 2. Heimat und Identität
- 3. Heimat und Ostdeutschland
- V. Interviews
- 1. InterviewpartnerInnen
- 2. Methode: Qualitatives Interview
- 3. Auswertung
- 4. Fazit
- VI. Schlußbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Bedeutung von Heimat für die Identität Ostdeutscher im Transformationsprozess. Sie untersucht, wie die Veränderungen in der Gesellschaft nach dem Fall der Mauer die Wahrnehmung von Heimat und die Konstruktion von Identität beeinflusst haben. Die Arbeit setzt dabei einen Fokus auf die subjektiven Erfahrungen von Ostdeutschen und ihren Umgang mit der Vergangenheit und der Gegenwart.
- Transformationsprozesse in Ostdeutschland
- Entwicklung der Identität Ostdeutscher
- Bedeutung von Heimat als Identitätsanker
- Subjektive Erfahrungen im Transformationsprozess
- Umgang mit der Vergangenheit und der Gegenwart
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel I: Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein, erläutert die Forschungsfrage und die Relevanz des Themas sowie den Aufbau der Arbeit.
- Kapitel II: Transformation: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Transformationsprozess in Ostdeutschland nach der Wende. Es beleuchtet die DDR-Gesellschaft, die Veränderungen durch die Transformation sowie die spezifischen Herausforderungen für Ostdeutsche.
- Kapitel III: Identität: Dieses Kapitel widmet sich dem Identitätsbegriff und den Kennzeichen ostdeutscher Identität. Es analysiert die Faktoren, die die Identität von Ostdeutschen prägen, und die Herausforderungen im Zuge der Transformation.
- Kapitel IV: Heimat: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit dem Begriff Heimat und seinen verschiedenen Dimensionen. Es untersucht die Verbindung zwischen Heimat und Identität sowie die Relevanz von Heimat für Ostdeutsche im Transformationsprozess.
- Kapitel V: Interviews: Dieses Kapitel stellt die Methode der qualitativen Interviews vor und analysiert die Ergebnisse der Interviews mit Ostdeutschen. Die Interviews beleuchten die subjektiven Erfahrungen der InterviewpartnerInnen im Transformationsprozess.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Heimat, Identität, Transformation, Ostdeutschland, subjektive Erfahrungen, qualitative Interviews, DDR-Gesellschaft, Transformationsprozesse, Identitätskonstruktionen, Fremdheitserfahrungen, Umgang mit der Vergangenheit.
- Quote paper
- Dolores Domke (Author), 2000, Die Bedeutung von Heimat für die Identität Ostdeutscher im Transformationsprozess, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/232