Die Konferenz der islamischen Länder ist eine Organisation in der sich heutzutage ungefähr 50 Länder zusammengeschlossen haben, deren Bevölkerung überwiegend muslimisch ist. Der Großteil dieser Länder erlangte in den 50er und 60er Jahre ihre Unabhängigkeit von den europäischen Kolonialmächten. Mit dieser Unabhängigkeit vollzog sich auch eine Revitalisierung des Islam, welche Einfluß auf soziale, politische und wirtschaftliche Bereiche der Länder hatte.
Die Ergebnisse der Bemühungen islamischer Länder, „geistig zu den eigenen Wurzeln zurück zu finden sowie politisch und wirtschaftlich – vom Westen unabhängig – auf eigenen Beinen stehen zu wollen“, manifestierten sich, auf die wirtschaftliche Seite bezogen, seit den 70er Jahre am deutlichsten in zwei Punkten: Einerseits in der Tatsache, daß die Islamische Ökonomik an immer mehr Hochschulen als neue ökonomische Disziplin Einzug fand, andererseits im Phänomen des Islamic Banking, eines auf der Basis des Zinsverbotes basierenden Bankensystems, welches in dieser Zeit seinen Anfang nahm und seitdem sehr erfolgreich expandiert.
Seit dieser Zeit beschäftigen sich zunehmend muslimische Ökonomen mit der Entwicklung von Konzepten einer islamischen Wirtschaftsordnung. Auch wenn meist von westlicher Seite der Vorwurf gemacht wird, daß es sich bei diesen Entwürfen um keine völligen Neuschöpfungen handelt, konstatiert NIENHAUS, „daß es selbst dann sinnvoll wäre, von einer islamischen Wirtschaftsordnung zu sprechen, wenn der Vorwurf der mangelnden Originalität zuträfe.“ Dies deshalb, weil diese Entwürfe Elemente aufweisen, die man sehr wohl als originell bezeichnen kann, da sie zumindest heutzutage, in der Art und Weise in der westlichen Welt nicht vorzufinden sind. Neben dem Sozialwesen mit der Konzeption der zak¡t-Abgabe (einer Art Sozialsteuer zur Herstellung einer gerechteren Einkommensverteilung) ist vor allem die Ideen eines zinslosen Finanzsystems das Hauptcharakteristikum einer islamischen Wirtschaftsordnung.
Neben einem Überblick über Konzepte islamische Wirtschaftsordnung, mit dem Zinsverbot als zentrales Charakteristikum, wird auch die Auseinandersetzung mit dem Zins in den beiden anderen monotheistischen Weltreligionen, Christen- und Judentum, beleuchtet. Aber auch jenseits der Religionen war und ist der Zins eine wirtschaftliche Größe, die immer wieder nicht nur unter ökonomischen, sondern auch und vor allem unter ethischen Gesichtspunkten diskutiert wurde und wird.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- PROBLEMSTELLUNG
- VORGEHENSWEISE
- BEGRIFFLICHES
- DIE DISKUSSION UM DEN ZINS
- DER ZINS IN DER ANTIKE
- Aristoteles und das antike Griechenland
- Das Römische Reich
- DER ZINS IM JUDENTUM
- DER ZINS IM CHRISTENTUM
- Entwicklung des christlichen Zinsverbotes
- Scholastische Zins- und Wucherlehre
- DIE FREIWIRTSCHAFTSTHEORIE
- Die Freigeldtheorie
- Freigeldexperimente
- DER ISLAM: EIN ÜBERBLICK
- EINFÜHRUNG IN DEN ISLAM
- Der Koran (al-Qur'an)
- Sunna und ḥadīt
- Die fünf Säulen des Islam
- Die šarī a
- DAS ISLAMISCHE RECHTSSYSTEM
- Quellen des islamischen Rechts
- Rechtsschulen
- Wirtschaftsrecht
- DIE ISLAMISCHE WIRTSCHAFTSORDNUNG
- HISTORISCHE ENTWICKLUNG DER ISLAMISCHEN WIRTSCHAFTSORDNUNG
- Ethische und moralische Prinzipien als Basis der islamischen Wirtschaftsordnung
- tauḥīd
- hilafa
- Prinzip der Nicht-Schädigung
- Prinzip der sozialen Gerechtigkeit
- ISLAMISCHE EIGENTUMSVORSTELLUNGEN
- Entstehung von Eigentum
- Verwendung von Eigentum
- Eigentum an Produktionsmittel
- DAS ZAKāT-GEBOT
- DAS ZINSVERBOT
- Der Zinsbegriff im Islam: Ribā
- Das Zinsverbot im islamischen Recht
- Argumente gegen den Zins
- DIE ISLAMISCHE ALTERNATIVE: „ISLAMIC BANKING“
- Historische Entwicklung
- Die Praxis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit analysiert die islamische Wirtschaftsordnung im Kontext philosophischer und religiöser Konzepte, insbesondere im Hinblick auf das Zinsverbot. Ziel ist es, die historische Entwicklung und die ethischen Grundlagen des Zinsverbotes im Islam zu beleuchten sowie die Auswirkungen auf die heutige Wirtschaftspraxis zu untersuchen. Die Arbeit befasst sich mit der Frage, wie das Zinsverbot innerhalb der islamischen Wirtschaftsethik zu verstehen ist und welche alternativen Finanzmodelle in der Praxis Anwendung finden.
- Die ethische und moralische Basis der islamischen Wirtschaftsordnung
- Die historische Entwicklung und Relevanz des Zinsverbotes im Islam
- Die Rolle des Zinsverbotes in der modernen islamischen Wirtschaft
- Alternative Finanzmodelle im Rahmen des „Islamic Banking“
- Die Auswirkungen des Zinsverbotes auf die globale Finanzwirtschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Problemstellung, die Vorgehensweise und die begriffliche Einordnung der Arbeit vor. Sie erläutert die Relevanz des Themas und die Forschungslücke, die die Diplomarbeit schließen möchte.
- Die Diskussion um den Zins: Dieses Kapitel analysiert die Entwicklung des Zinsbegriffs in verschiedenen historischen und religiösen Kontexten. Es befasst sich mit der antiken Philosophie, dem Judentum, dem Christentum sowie der modernen Wirtschaftswissenschaft.
- Der Islam: Ein Überblick: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die grundlegenden Prinzipien und Strukturen des Islam. Es behandelt den Koran, die Sunna und ḥadīt, die fünf Säulen des Islam sowie das islamische Rechtssystem.
- Die islamische Wirtschaftsordnung: Dieses Kapitel widmet sich den ethischen und moralischen Prinzipien der islamischen Wirtschaftsordnung. Es beleuchtet die Entstehung von Eigentum, die Verwendung von Eigentum sowie das ZakāT-Gebot.
- Das Zinsverbot: Dieses Kapitel analysiert den Zinsbegriff im Islam und das Zinsverbot im islamischen Recht. Es stellt Argumente gegen den Zins dar und beleuchtet die Auswirkungen des Zinsverbotes auf die islamische Wirtschaft.
- Die islamische Alternative: „Islamic Banking“: Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung und die Praxis des „Islamic Banking“. Es zeigt alternative Finanzmodelle auf, die dem Zinsverbot Rechnung tragen und die Prinzipien der islamischen Wirtschaftsethik umsetzen.
Schlüsselwörter
Islamische Wirtschaftsordnung, Zinsverbot, Ribā, islamisches Recht, islamische Ethik, Islamic Banking, Finanzmodelle, tauḥīd, hilafa, soziale Gerechtigkeit, ZakāT, Eigentum, Produktionsmittel, historische Entwicklung.
- Arbeit zitieren
- Steffen Jörg (Autor:in), 2001, Das Zinsverbot in der islamischen Wirtschaftsordnung vor dem Hintergrund philosophischer und religiöser Konzepte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/2377