Das Ziel dieser Arbeit ist nicht ausschließlich die Ausarbeitung des Bildungsbegriffs im rein
platonischen Sinne des Höhlengleichnisses. Vielmehr soll darüber hinaus versucht werden,
moderne Interpretationen und Zitate des Höhlengleichnisses mit einfließen zu lassen, um
damit auch zu zeigen, wie aktuell - vielleic ht sogar zeitlos - das platonische Gedankengut ist.
Dabei muss diese nunmehr fast zweieinhalb Jahrtausende alte platonische Vorstellung insb.
an den heutigen Anforderungen gemessen werden, welche folglich zumindest im Ansatz
formuliert werden müssen.
Hauptanliegen dabei bleibt die Kennzeichnung des Bildungsbegriffs, bzw. die Erziehung oder
Hinleitung des Menschen zur Bildung, kurz die Paideia. Wie sieht der platonische
Bildungsbegriff aus? Um diese Frage wird diese Arbeit immer wieder kreisen müssen. Wie
wird eine Hinleitung zur Bildung realisiert, bzw. was ist in diesem Kontext Erziehung?
Genügt der platonische Bildungsbegriff den heutigen Anforderungen der modernen
Gesellschaft? Auch auf diese Frage soll zumindest der Ansatz einer Antwort versucht werden,
weil immer deutlicher die Forderung nach zeitgemäßer Bildung, insb. Berufsbildung und nach
gesellschaftlicher Befähigung im Sinne einer Mitgestaltung auftaucht. Verträgt sich der
platonische Bildungsbegriff überhaupt mit dem so genannten Zeitgeist, bzw. mit dessen
Erfordernissen? Einen Beitrag zur Formulierung zeitgemäßer Anforderungen an einen,
vielleicht den Bildungsbegriff, leistet die UNESCO mit ihrem Bericht „Lernfähigkeit: Unser
verborgener Reichtum“1. Aber auch von zahlreichen anderen Stellen kommen entsprechende
Beiträge, die immer wieder einen Aspekt ganz besonders in den Mittelpunkt stellen: die
zunehmende Säkularisierung2. Ist der platonische Bildungsbegriff ausgerüstet, eine
Anpassung an solche Verhältnisse herzustellen? Darf vielleicht die These gewagt werden,
dass die platonische Vorstellung bereits alles bietet, was man von einem Bildungsbegriff
erwarten können soll? Auf Fragen solcher Tragweite kann freilich nur der Ansatz einer
Antwort versucht werden.
[...]
1 Die Deutsche UNESCO-Kommission (Hrsg.), UNESCO-Bericht zur Bildung für das 21. Jahrhundert.
Lernfähigkeit: Unser verborgener Reichtum, erschienen bei Luchterhand Neuwied; Kriftel, Berlin 1992, [im
Folgenden nur: UNESCO]
2 In Verbindung mit einem kapitalistischen Weltbild, das diese Säkularisierung zu bedingen scheint.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Grundsätze
- Bewegung
- Doxa und Paideia
- Aletheia und Agathon
- Ziel der Paideia als Bewegung am Einzelnen
- Der Bildungsbegriff und was ihn ausfüllt
- Anforderungen an den Bildungsbegriff
- Modernen Zitate des Höhlengleichnisses
- ,,Die Matrix\" als cineastische Interpretation
- „Flächenland“ als kritischer Beitrag zur platonischen Erkenntnistheorie
- Schlussbetrachtung
- Der Bildungsbegriff
- Elemente des Bildungsbegriffes
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert den platonischen Bildungsbegriff im Kontext des Höhlengleichnisses und befasst sich mit der Frage, wie dieser auf moderne Interpretationen und Zitate übertragen werden kann. Dabei soll die Zeitlosigkeit des platonischen Gedankenguts verdeutlicht und dessen Relevanz für aktuelle Herausforderungen der Bildung diskutiert werden.
- Der platonische Bildungsbegriff und seine zentralen Elemente (Doxa, Aletheia, Paideia)
- Der Prozess der Bildung als Bewegung aus der Höhle der Doxa in die Sphäre der Aletheia
- Moderne Interpretationen des Höhlengleichnisses in Film und Literatur
- Die Adaption des platonischen Bildungsbegriffs auf die Anforderungen der heutigen Gesellschaft
- Die Rolle der Paideia in der Bildung des Einzelnen und der Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des platonischen Bildungsbegriffs und dessen zeitgenössische Relevanz ein. Kapitel II beleuchtet die grundlegenden Prinzipien des Höhlengleichnisses, darunter Bewegung, Doxa, Paideia, Aletheia und Agathon. Es werden die Bedeutung dieser Konzepte im Zusammenhang mit dem Bildungsbegriff erläutert. Kapitel III befasst sich mit den Zielen der Paideia als Bewegung am Einzelnen, während Kapitel IV den platonischen Bildungsbegriff im Detail darstellt und seine Inhalte beleuchtet. Kapitel V widmet sich den Anforderungen, die an einen zeitgemäßen Bildungsbegriff gestellt werden. Kapitel VI analysiert zwei moderne Zitate des Höhlengleichnisses: den Film „Die Matrix“ und den Roman „Flächenland“. Die Schlussbetrachtung fasst die zentralen Erkenntnisse der Arbeit zusammen und diskutiert die Bedeutung des platonischen Bildungsbegriffs im Kontext der modernen Gesellschaft.
Schlüsselwörter
Platonischer Bildungsbegriff, Höhlengleichnis, Doxa, Aletheia, Paideia, Agathon, Bewegung, moderne Interpretationen, „Die Matrix“, „Flächenland“, zeitgemäße Bildung, gesellschaftliche Anforderungen, Säkularisierung.
- Arbeit zitieren
- Friedrich Fiebiger (Autor:in), 2004, Der Weg zur Bildung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23960