Feldforschung „Andere Räume“: Universum Bremen - Expedition Mensch - Die Gebärmutter


Seminararbeit, 2003

14 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 DEFINITIONEN

2 EINLEITUNG

3 BEOBACHTUNGEN

4 FAZIT UND AUSBLICK

5 LITERATURVERZEICHNIS

1 Definitionen

Um das Verhalten von Betrachtern eines Ortes außerhalb aller Orte beschreiben und deuten zu können, scheint es sinnvoll, zunächst eine Definition des Ortes zu geben

Ort

Im Bertelsmann Lexikon steht zu lesen, daß ein Ort, geographisch gesehen, ein „durch geogr. Koordinaten in seiner Lage bestimmter Punkt auf der Erdoberfläche“ ist. Weiterhin wird dort als astronomischer Ort der „scheinbare Ort“ und der „wahre Ort“ differenziert. Letztgenannter beinhaltet die „Unterschiede der Örter nach Lage des Beobachters auf der Erde“. (o.V. 1996B:7332) Im Weiteren Verlauf werde ich auf die Aussagen Foucaults im Rahmen seiner Arbeit „Andere Räume“ (Foucault, Michel 1990) eingehen, und daher auch die definitorische Bedeutung der Heterotopie darlegen.

Heterotopie

Auch zur Heterotopie gibt das Bertelsmann Lexikon eine Definition: „[griech.], Med.: Gewebe, das sich an einer Stelle befindet, an der es normalerweise nicht vorkommt, z.B. Knorpelgewebe im Hoden.“ (o.V. 1995B:4266)

2 Einleitung

Beide Definitionen beschreiben das Verhältnis eines außerhalb des Ortes liegenden Betrachters zum eigentlichen Ort. Die eher realitätsbezogene, physikalisch mathematische Definition des Ortes ist insoweit für die Analyse des Ortes außerhalb aller Orte relevant, da sich der von mir betrachtete Ort, die „Gebärmutter im Universum Bremen“, geographisch beschreiben läßt.

Die zweite Wahrnehmung des Ortes „Gebärmutter im Universum Bremen“ wird besser durch die Definition der Heterotopie beschrieben. Schließlich befindet sich keine reale Gebärmutter als Ausstellungsgegenstand im Universum, sondern deren Nachbildung; es ist somit ein Ort außerhalb aller Orte. Dies unterstreicht auch die Aussage Foucaults, wonach Orte außerhalb aller Orte „ganz andere sind, als alle Plätze, die sie reflektieren oder von denen sie sprechen“ (Foucault, Michel 1990:39). Die abstrakte und dennoch begreifbare Installation der Gebärmutter stellt diese als eine Art Kulisse eines Theaterstücks nach, vor und in der die Besucher als Schauspieler agieren.

Das Universum in Bremen, in dem die Gebärmutter im Rahmen der Expedition Mensch ausgestellt ist, beschäftigt sich weiterhin mit den „Expedition“ genannten Erlebniswelten „Erde“ und „Kosmos“. Die Gebärmutter am Anfang der Expedition „Mensch“ symbolisiert und beschreibt die Entstehung des menschlichen Lebens.

Es ist sehr beeindruckend, daß man so einen virtuellen Raum geschaffen hat um die Entstehungsgeschichte des Menschen der Bevölkerung näher zu bringen. Besonders für Kinder ist dieser Raum gut und übersichtlich gestaltet. Für die Menschen ist es oft schwer, sich abstrakte Dinge vorzustellen. In diesem Raum fühlt man die Entstehungsgeschichte des Menschen ganz und gar mit.

Weltweit werden täglich ca.

95.000 Kinder geboren. Den alltäglichen Vorgang der Geburt mit allen Sinnen erlebbar zu sehen, macht die Gebärmutter im Universum zu einem besonderen Ort außerhalb aller Orte. Die nebenstehende Abbildung zeigt eine Mutter, die mit Ihrem Säugling in der Gebärmutter sitzt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2-1: Mutter mit Säugling in der Gebärmutter des Universum sitzend

Das Bild zeigt den Eingang zur Expedition „Mensch“. Die Gebärmutter ist im Gegensatz zum realen Vorbild gänzlich offen. Nach dem fünften Grundsatz Foucaults sind Heterotopien „nicht ohne weiteres Zugänglich“. Diese Eigenschaft erfüllt die reale Gebärmutter auch, ist sie doch durch ein „System von Öffnungen und Schließungen (...) gleichzeitig isoliert und durchdringlich“ gemacht. (Foucault, Michel 1990:44). Im Inneren der Gebärmutter wird der Weg vom Beginn der Verschmelzung von Samen und Eizelle bis hin zur Geburt des Kindes beschrieben. Die einzelnen Entwicklungsschritte werden auf in die Wände eingelassenen Monitoren gezeigt. (Veit-Köhler, Dr. Gritta o.A.:9).

Durch den Geburtskanal verläßt man durch die Scheide die Gebärmutter und ist „geboren“, um die weitere Expedition „Mensch“ zu betrachten, die an dieser Stelle nicht weiter beschrieben wird.

Statt dessen werden nun Eindrücke der von mir beobachteten Menschen aufgezeigt.

3 Beobachtungen

Zu Anfang möchte ich erst einmal meine Eindrücke und Gefühle schildern, bis ich dann die Beobachtungen, die ich über die Besucher gemacht habe zusammenfasse.

Beschreibung der Raumes:

Der Eintritt in die Gebärmutter ist mir ein wenig komisch gefallen da ich mich nicht mehr an meine Geburt erinnern kann wie alle anderen auch, ist es doch schon ein wenig merkwürdig an den Ursprung meines Lebens zurück zu kehren. Und ich habe mir auch noch gar keine Vorstellung gemacht wie es dort wohl aussehen mag. Natürlich habe ich schon Dokumentationen im Fernsehen und auch im Biologieunterricht über die Entstehung des Lebens gesehen, doch selbst wieder zum Ort seiner Entstehung zurückzukehren war ein komisches Gefühl. Trotz meines Unbehagens ging ich in die Gebärmutter. Am Eingang ist ein Schild zu lesen, auf dem die einzelnen Stadien der Entwicklungsgeschichte beschrieben sind.

Bereits am Eingang mußte ich mich ducken, denn im Inneren der Gebärmutter sollte ein Gefühl von Winzigkeit und Geborgenheit entstehen.

Nun schaute ich mich erst einmal um. Dort war ein Gang in der Mitte, welcher den Geburtskanal nachbildet. Die Einrichtung der Gebärmutter war aus einem lederartigen Material, durch das einzelne Hautschichten abgebildet wurden. Ich warf aufmerksame Blicke auf die in den Wänden eingelassenen Monitore, auf denen die Entstehung des Lebens wie ein Film ablief. Es wurden Sequenzen mit Spermien, Zellen, Bakterien etc. gezeigt.

Eine interessante Empfindung kam in mir auf. Denn es ist ungewöhnlich, von Zellen umgeben zu sein und zugleich aus Millionen und Abermillionen zu bestehen. Hier werden mir Dinge bewußt, die ganz alltäglich sind. Ich befinde mich in einem Ort außerhalb aller Orte, und eigentlich in einem Ort innerhalb jeder Orte, in der Quelle allen menschlichen Lebens.

Auf dem Weg zum Geburtskanal sind an den Seiten Bänke, die zum Verweilen einladen. Nun setze ich mich auf eine der Bänke und sinke ein wenig in das Material ein. Gerade als ich wieder aufstehen will sind inzwischen so viele Menschen in der Gebärmutter, das ich sitzen bleibe und mir das treiben ansehe. Ich nehme nun mit allen Sinnen den Raum wahr. Die Haptik ist außergewöhnlich, Lederimitationen und Plexiglas stellen die Zellmembranen dar. Auch Gerüche stellen sich ein, die jedoch durch das Umfeld und die Anwesenden bestimmt werden und mit der realen Gebärmutter nichts gemein haben können. In der Gebärmutter riecht es bestimmt nicht intensiv nach Aftershave oder Parfum. Ich frage mich selbst, wie es wohl in der Gebärmutter riechen mag und komme zu dem Schluß, es müsse warm sein und neutral- säuerlich riechen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Feldforschung „Andere Räume“: Universum Bremen - Expedition Mensch - Die Gebärmutter
Hochschule
Universität Bremen  (Kulturwissenschaften)
Veranstaltung
Einführung in die Kulturwissenschaften
Note
2,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
14
Katalognummer
V24454
ISBN (eBook)
9783638273282
ISBN (Buch)
9783638759960
Dateigröße
604 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Feldforschung "Andere Räume" Universum Bremen - Expedition Mensch - Die Gebärmutter. Diese Seminararbeit beschäftigt sich mit dem Thema, was andere Räume sind.
Schlagworte
Feldforschung, Räume“, Universum, Bremen, Expedition, Mensch, Gebärmutter, Einführung, Kulturwissenschaften
Arbeit zitieren
Jessica Scheffold (Autor:in), 2003, Feldforschung „Andere Räume“: Universum Bremen - Expedition Mensch - Die Gebärmutter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24454

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