Das Thema und die Fragestellung der vorliegenden Arbeit entwickelten sich während
der Ausübung meiner Tätigkeit als Lehrkraft für Menschen in
Rehabilitationsmaßnahmen im Berufsförderungswerk Bremen-Lesum.
Zunächst interessierte mich die Frage, was die RehabilitandInnen unter "Lernen"
überhaupt verstehen, welche Lernerfahrungen sie bisher gemacht haben und wie
diese heute noch wirken. Daraus folgte als weitere Frage, wie sie selber ihren
Lernprozess gestalten wollen.
Meine Annahme ist, daß das Wissen über das eigene Lernen den Lernprozess des
Lernenden günstig beeinflusst. Aus der Motivation heraus, diese Annahme zu
überprüfen, entsteht die vorliegende Arbeit und wird wie folgt umgesetzt.
Im empirischen Teil dieser Arbeit werden Menschen, die einen Vorbereitungskurs für
ihre Umschulung im Kontext einer Rehabilitationsmaßnahme nutzen, von ihren
Lernerfahrungen zweimal erzählen. Zum einen zu Beginn des Vorbereitungskurses
zu ihrer Umschulung und zum anderen am Ende, ungefähr acht Wochen später. Aus
ihren Erzählungen werden die DialogpartnerInnen mit mir ihr Wissen über ihre
Lernerfahrungen zusammenfassen, ordnen und strukturieren. Damit soll die Frage
dieser Arbeit, ob sich Subjektive Theorien des Lernens in der Schulungssituation
verändern, ein stückweit erhellt werden.
Zuvor jedoch, um für den empirischen Teil der Arbeit Blickwinkel erarbeitet und
nachvollziehbar gemacht zu haben, die als Werkzeuge für die konkrete Durchführung
der Empirie dienen können, konstituiere ich theoretisch die verschiedenen Aspekte
des Forschungsgegenstandes, die in Verbindung mit dem Thema oder der
Fragestellung stehen. Dazu bediene ich mich der kognitiven und
subjektwissenschaftlichen Betrachtungsweise, die ich ergänzend verbinde. Die Arbeit
ist in zwei Teile untergliedert. Im Teil I erfolgt die theoretische Konstituierung des
Forschungsgegenstandes. Im Teil II die Darstellung des Untersuchungsfeldes und -
personen, der Erhebungs- und Auswertungsmethoden sowie die Erhebung,
Auswertung und Interpretation des Textmaterials selbst.
Durch diese Arbeit erhoffe ich einen Erkenntnisgewinn, der Menschen mit
unterschiedlichsten Lernerfahrungen in Organisationen für Umschulungsmaßnahmen
zugute kommt und ihnen durch vielfältige Anknüpfpunkte und Verständnis Chancen
einräumt.
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Inhaltsverzeichnis
- TEIL I
- 3. THEORETISCHE KONSTITUIERUNG DES FORSCHUNGSGEGENSTANDES
- 3.1 EINFÜHRUNG IN DIE REHABILITATION
- 3.1.1 Begriffsbestimmung Rehabilitation
- 3.1.2 Geschichtliche Entwicklung der Rehabilitation in der BRD bis heute
- 3.1.3 Die drei Phasen der Rehabilitation
- 3.1.4 Berufsförderungswerke (BFW)
- 3.1.5 Die berufliche Rehabilitationsvorbereitung
- 3.2 GRUNDLEGENDE ASPEKTE ZUM THEMA "LERNEN"
- 3.2.1 Einleitung
- 3.2.2 Unterschiedliche Begriffsdefinitionen über Lernen
- 3.2.2.1 Lernen: Alltagssprachlich
- 3.2.2.2 Lernen: Wissenschaftlich-psychologisch
- 3.2.3 Theoretische Sichtweisen
- 3.2.4 Subjektive Theorien
- 3.2.5 Kognition und Metakognition
- 3.2.5.1 Verschiedene Arten des Lernens
- 3.2.5.2 Kognitive Prozesse
- 3.2.5.3 Metakognitives Wissen
- 3.2.6 Lernen u. Subjektive Theorien vom subjektwissenschaftlichen Standpunkt Holzkamps
- 3.2.6.1 Defensives Lernen
- 3.2.6.2 Expansives Lernen
- 3.2.6.3 Kritikpunkte Holzkamps an klassischen Lerntheorien
- 3.2.7 Zusammenfassung
- 2TEIL II
- 1. DAS UNTERSUCHUNGSFELD - DIE UNTERSUCHUNGSPERSONEN
- 1.1 WAHL DES FELDES
- 1.2 FELDKONTAKT
- 1.3 DAS BFW BREMEN-LESUM
- 1.3.1 Rehabilitationsvorbereitungslehrgänge (RVL) und verlängerte RVL für Kaufleute
- 1.3.2 Lernkonzepte und -inhalte
- 1.3.2.1 Regeln der Themenzentrierten Interaktion
- 1.3.2.2 Metaplan-Technik
- 1.3.2.3 Lesetechniken
- 1.3.2.4 Lesen - Verarbeiten - Wiedergeben
- 1.4 WAHL DER DIALOGPARTNERİNNEN
- 2. ERHEBUNGS- UND AUSWERTUNGSMETHODEN
- 2.1 EINLEITUNG
- 2.2 INTERPRETATIVES PARADIGMA - DIALOGISCHE HERMENEUTIK
- 2.2.1 Geschichtliche Herleitung
- 2.3 DIALOG-KONSENS-METHODIK
- 2.4 "ALLTAGSSPRACHLICHES STRUKTUR-LEGE-SPIEL"
- 2.4.1 Kommunikative Validierung
- 2.4.1.1 Inhaltserhebung
- 2.4.1.1.1 Elemente des problemzentrierten Interviews
- 2.4.1.2 Strukturrekonstruktion
- 2.5 METHODENTRANSFER - SPIELERFAHRUNGEN IM FELD
- 2.5.1 Einleitung
- 2.6 METHODENADAPTION
- 2.7 AUSWERTUNGSMETHODE
- 3. ERHEBUNG, AUSWERTUNG UND INTERPRETATION
- 3.1 EINLEITUNG
- 3.2 ANDREAS
- 3.2.1 Dialogatmosphäre
- 3.2.2 Strukturprässentation von Andreas
- 3.2.3 Paraphrase der Struktur von Andreas I und II
- 3.2.3.1 Andreas I
- 3.2.3.2 Andreas II
- 3.2.3.3 Veränderungen vom 1. zum 2. Gespräch
- 3.2.4 Fremdwahrnehmung von Andreas durch den Fachlehrer
- 3.2.5 Selbsteinschätzung von Andreas
- 3.2.6 Interpretation
- 33.3 ELKE
- 3.3.1 Dialogatmosphäre
- 3.3.2 Strukturpräsentation von Elke
- 3.3.3.1 Elke I
- 3.3.3.2 Elke II
- 3.3.3.3 Veränderung zur 1. Struktur
- 3.3.4 Fremdwahrnehmung von Elke durch den Fachlehrer
- 3.3.5 Selbsteinschätzung von Elke
- 3.3.6 Interpretation
- 3.4 HERMANN
- 3.4.1 Dialogatmosphäre
- 3.4.2 Strukturpräsentation von Hermann
- 3.4.3 Paraphrase der Struktur von Hermann I und II
- 3.4.3.1 Hermann I
- 3.4.3.2 Hermann II
- 3.4.3.3 Veränderungen vom 1. zum 2. Gespräch
- 3.4.4 Fremdwahrnehmung von Hermann
- 3.4.5 Selbsteinschätzung von Hermann
- 3.4.6 Interpretation
- 4. FAZIT AUS DEN INTERPRETATIONEN?
- 5. AUSBLICK
- Die Bedeutung der Rehabilitation und ihrer Phasen im Kontext von Lernprozessen
- Lernen als komplexer Prozess: verschiedene Begriffsdefinitionen und theoretische Sichtweisen
- Subjektive Theorien vom Lernen und ihre Rolle in der Rehabilitation
- Kognition und Metakognition als zentrale Aspekte des Lernens
- Die Bedeutung der Lernkonzepte und -inhalte in Rehabilitationsvorbereitungslehrgängen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit den Lernkonzepten und Lernerfahrungen von Phase III-Rehabilitandinnen in verlängerten Rehabilitationsvorbereitungslehrgängen für kaufmännische Berufe. Ziel der Arbeit ist es, die individuellen Lernprozesse dieser Rehabilitandinnen zu analysieren und die Faktoren zu erforschen, die ihre Lernerfahrungen beeinflussen. Die Arbeit verfolgt einen qualitativen Ansatz, um die subjektiven Perspektiven der Rehabilitandinnen zu erfassen.
Zusammenfassung der Kapitel
Im ersten Teil der Arbeit werden die theoretischen Grundlagen des Forschungsgegenstandes gelegt. Es werden die Begriffsbestimmung der Rehabilitation, ihre geschichtliche Entwicklung und die verschiedenen Phasen erläutert. Besondere Aufmerksamkeit wird den Berufsförderungswerken (BFW) und der beruflichen Rehabilitationsvorbereitung gewidmet. Anschließend werden grundlegende Aspekte zum Thema "Lernen" behandelt, wobei unterschiedliche Begriffsdefinitionen, theoretische Sichtweisen und subjektive Theorien vom Lernen beleuchtet werden. Kognition und Metakognition als wichtige Aspekte des Lernprozesses werden ebenfalls thematisiert. Im zweiten Teil der Arbeit wird das Untersuchungfeld vorgestellt, einschließlich der Wahl der Dialogpartnerinnen und der angewandten Methoden. Die Forschungsarbeit stützt sich auf das interpretative Paradigma und die dialogische Hermeneutik. Es werden die Dialog-Konsens-Methodistik und das "Alltagssprachliche Struktur-Lege-Spiel" als methodische Werkzeuge eingesetzt. Die Ergebnisse der Untersuchung werden in Kapitel 3 detailliert dargestellt und interpretiert. Die Interviews mit den Rehabilitandinnen werden anhand von Strukturmodellen analysiert, um ihre individuellen Lernkonzepte und -erfahrungen aufzuzeigen.
Schlüsselwörter
Rehabilitation, Rehabilitationsvorbereitung, Lernen, Lernkonzepte, Lernerfahrungen, Phase III-Rehabilitandinnen, Berufsförderungswerke (BFW), subjektive Theorien, Kognition, Metakognition, interpretatives Paradigma, dialogische Hermeneutik, Dialog-Konsens-Methodistik, "Alltagssprachliches Struktur-Lege-Spiel"
- Quote paper
- Michael Tute (Author), 1995, Lernkonzepte und Lernerfahrungen von Phase III-RehabilitandInnen in verlängerten Rehabilitationsvorbereitungslehrgängen für kaufmännische Berufe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24741