Die Zeitungssprache ist also in hohem Maße ideologisch durchsetzt. Wie noch ausführlicher zu sehen sein wird, belegt auch das Mediensystem in Ost-Deutschland diese Behauptung. Als Beispiele für diese Untersuchung sollen die Zeitungen ,Neues Deutschland′ (DDR-Presse) und ,Die Welt′ (westdeutsche Presse) herangezogen werden. ,Neues Deutschland′ (ND) untersteht als Zentralorgan der SED der direkten Aufsicht des Partei-Zentralkomitees. ,Die Welt′ soll als große westdeutsche Zeitung aus dem Springer-Verlag einen eher konservativen Gegenpol bilden.
Am besten lassen sich zwei so verschiedene Zeitungen vergleichen, wenn beide über das gleiche Thema berichten. Um möglichst konträre Aussagen in der Presse zu finden, soll die sogenannte Kuba-Krise als Aufhänger dienen. An diesem Fall, der sozusagen über den Köpfen der Deutschen ausgetragen wurde, lässt sich vielleicht verdeutlichen, wie ideologisch die Berichterstattung genutzt wurde. Der untersuchte Zeitraum umfasst die Tage vom 24. bis zum 30. Oktober 1962; die letzten Tage vor der Einigung der USA mit der UdSSR. Im Verlauf finden die Artikel Erwähnung, die im Hinblick auf eine linguistische Untersuchung besonders anschaulich sind. Die Inhalte der Berichte können und sollen nicht näher untersucht werden, sofern dies nicht im Rahmen der Untersuchung notwendig ist. Zugrunde liegt deshalb ein Korpus von 15 Artikeln, wovon sieben der Zeitung ,Die Welt′ und acht der ,Neues Deutschland′ entnommen sind.
Doch bevor diese Arbeit sich mit den sprachlichen Beispielen aus der Presse beschäftigt, soll die Presselandschaft der DDR beleuchtet werden. Es ist recht wichtig die organisatorischen Verhältnisse der Presse zu kennen, um zu verstehen, wie das System von Berichterstattung und Manipulation funktioniert. Vor diesem Hintergrund erhellen sich auch manche Zusammenhänge, die beispielsweise die Journalisten der DDR in einem falschen Licht erscheinen ließen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Presselandschaft im Osten
- Zahlen im Vergleich
- Zensur ohne Zensor
- Der Fall Kuba in der Berichterstattung
- Die Kuba-Krise – eine kurze chronologische Einordnung
- Das „Kuba-Problem“ – die „Kriegshysterie“
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die sprachlichen Unterschiede zwischen der Presse der DDR und der Bundesrepublik Deutschland. Sie untersucht, wie die Sprache der Medien in der DDR von der staatlichen Propaganda geprägt ist, insbesondere im Kontext der Kuba-Krise.
- Die Rolle der Medien in der DDR und ihre Manipulation durch die Regierung
- Die Unterschiede zwischen der Sprache der DDR-Presse und der BRD-Presse
- Die Auswirkungen der Kuba-Krise auf die Berichterstattung in Ost und West
- Die sprachlichen Besonderheiten des DDR-Deutsch im Vergleich zum BRD-Deutsch
- Die Bedeutung der Zensur und des ADN (Allgemeinen Deutschen Nachrichtendienstes) für die Medienlandschaft der DDR
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Forschungsfrage, wie gravierend die sprachlichen Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland sind. Sie fokussiert sich auf die Presse als Analyseobjekt und erläutert die Bedeutung der Medien in der DDR sowie die Auswahl der Zeitungen „Neues Deutschland“ und „Die Welt“ als Vergleichsbasis. Die Kuba-Krise wird als Fallbeispiel ausgewählt, um die Unterschiede in der Berichterstattung aufzuzeigen.
- Die Presselandschaft im Osten: Dieses Kapitel beleuchtet die mediale Situation in der DDR, indem es die Anzahl der Zeitungen und Zeitschriften sowie deren Auflagenzahlen in Relation setzt. Es wird die Abhängigkeit der Medien von der SED und die fehlende Konkurrenz hervorgehoben.
- Zahlen im Vergleich: Dieses Kapitel vertieft die Analyse der Presselandschaft in der DDR, indem es die hohen Auflagenzahlen der Zeitungen mit der Tatsache konfrontiert, dass zwei Drittel der Tageszeitungen der SED gehören. Das Fehlen von Marktmechanismen und die finanzielle Abhängigkeit von der Regierung werden beleuchtet.
- Zensur ohne Zensor: Dieses Kapitel untersucht die Einschränkungen der Meinungsfreiheit in der DDR, insbesondere im Vergleich zur Bundesrepublik. Es wird die Rolle der Verfassung, des Strafgesetzbuchs und der Medienpolitik der SED im Bezug auf die Zensur und die Informationsfreiheit beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: DDR-Deutsch, BRD-Deutsch, Presse, Medienlandschaft, Zensur, Propaganda, Kuba-Krise, Staatssicherheit, ADN (Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst), „Neues Deutschland“, „Die Welt“, Sprachliche Unterschiede, Ideologie, Manipulation.
- Quote paper
- Marc Strucken (Author), 2001, DDR-Deutsch in der Presse: Vergleichende Untersuchung am Beispiel der Berichterstattung zur Kuba-Krise, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/2491