Exegetische Arbeit zum Geist Gottes im Alten Testament anhand ausgewählter Bibelstellen aus dem Buch Jesaja, Ezechiel, Haggai und Nehemia


Hausarbeit (Hauptseminar), 2001

18 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung
I.1. Jesaja 44,1-5
I.2. Jesaja 59, 21
I.3. Jesaja 63, 9-14
I.4. Ezechiel 39,29
I.5. Haggai 2,5
I.6. Nehemia 9, 20

II. Literatur

I. Einleitung

In dieser Arbeit wird das Thema der Geist im Alten Testament anhand ausgewählter Bibelstellen exegetisch bearbeitet.

I.1. Jesaja 44,1-5

Dem Stand der exegetischen Forschung nach können wir davon ausgehen, daß das Buch Jesaja vom Wirken drei verschiedener Propheten berichtet. So wird im weiteren vorausgesetzt, daß die Kapitel 40-55 ein eigenes Buch im jesaischen Gesamtwerk darstellen. Genannte Kapitel, in denen auch die erste ausgewählte Textstelle enthalten ist, berichten vom Wirken Deuterojesajas. Seine Schaffenszeit wird nach der Zerstörung Jerusalems 587 und vor dem Sturz des babylonischen Reiches 539 angesetzt. Das Wirken Deuterojesajas hat sich wohl über mehrere Jahre erstreckt und fand gegen Ende des oben genannten Zeitraumes statt, also um das Jahr 550. Vor der Textinterpretation seien noch einige Worte zum politisch/ historischen Kontext dieser Zeit gesagt:

Das baylonische Reich erlebte unter Nebukadnezar (604-562) seinen Höhepunkt. Bei seinen zahlreichen Kriegszügen fiel er auch Judäa ein, zerstörte Jerusalem und es kam zu Deportationen von Einheimischen, dem sog. baylonischen Exil. Nach Nebukadnezars Tod geriet das baylonische Reich zunehmend in Unsicherheit und wurde von Kyros, dem Herrscher des medischen Reiches, 539 erobert. Die Lage des judäischen Volkes ist während dieser Zeit des Umbruchs als schlecht einzustufen. Die führenden Schichten des Volkes waren nach dem Fall Jerusalems nach Babylon deportiert worden, erhebliche Teile der Bevölkerung waren in Judäa zurückgelassen worden. Dennoch konnten die gottesdienstlichen Traditionen im Volk und sogar im Exil weitergeführt werden. Aus manchen Äußerungen Deuterojesajas läßt sich schließen, daß für viele Israeliten, vor allem den im Exil lebenden, der Zusammenbruch, die Zerstörung des Tempels und das Ende der David-Dynastie auch das Ende des Wirkens Jahwes für sein auserwähltes Volk bedeute. In dieser Zeit der Zerrissenheit und der Fremde im Exil, ist das Wirken Deuterojesajas anzusetzen und zu verstehen.[1]

Vergegenwärtigen wir uns nun die erste ausgewählte Stelle:

Jes 44,1-5

1 Aber nun: höre, Jakob, mein Knecht,
und Israel, den ich erwählt habe.

2 So spricht Jahwe, dein Schöpfer,
dein Bildner von Mutterleib her, der dir hilft:
fürchte dich nicht, mein Knecht Jakob,
und Jeschurun[2], den ich erwählt habe.

3 Denn ich will Wasser gießen auf das Durstige
und Riesenfluten auf das Trockene:
Ich will meinen Geist gießen auf deine Kinder
und meinen Segen auf deine Sprößlinge.

4 Sie werden sprossen wie zwischen Wassern Schilf,
wie Pappeln an Wassergräben.

5 Der wird sagen: „Ich gehöre Jahwe“,
und jener wird sich mit dem Namen Jakob nennen;
und dieser wird auf seine Hand schreiben:“(Gehört) Jahwe“,
und jener wird sich mit dem Namen Israel benennen.[3]

Mit Vers 1 „Aber nun...“ setzt ein neuer Sinnabschnitt im Gesamttext ein, der im Gegensatz zu dem in 43,22-28 Gesagten steht. Denn während es sich bei dem Vorhergehenden um harte, fast anklagende Worte im Sinne einer Gerichtsrede handelt, folgt nun ein zukunftsweisendes Heilswort für Israel.

In Vers 2 wird diese Heilszusage wie gewöhnlich mit der Botenformel eingeleitet und damit das Folgende als Gotteswort autorisiert.

Durch die Einleitung „Fürchte dich nicht“ im Vers 2b weisen sich die folgenden Worte klar als Heilsorakel aus. Das Heilsorakel wird durch die Anrede „Jakob“ und „Jeschrun“ an die jüdischen Exilanten als Gesamtheit gerichtet.

Mit Vers 3 beginnt das eigentliche Heilsorakel und damit die sachliche Begründung für die Mahnung, in der gegenwärtigen Situation keine Angst zu haben. Diese Begründung gliedert sich in eine doppelte Ankündigung von Jahwes bevorstehendem Handeln.

In 3a will Jahwe Wasser auf das „Durstige“ und Reisenfluten auf das Trockene gießen. Dieses versinnbildlicht den Vergleich des hoffnungslosen Volkes im Exil mit ausgedörrtem Boden. Das tragende Verb vom lebensspendenden „Ausgießen“ wird in 3b weiter benutzt.

Hier treten jedoch an die Stelle des Bildes „Wasser/ Riesenfluten“ und „durstig/trocken“ das eigentlich gemeinte, nämlich „mein Geist/ mein Segen“ sowie „dein Same/ deine Sprößlinge“.

Bei der zweiten Ankündigung fällt auf, daß das göttliche Heilshandeln sich offensichtlich nicht auf die Gola bezieht, sondern auf deren „Samen“ und „Sprößlinge“, demnach der Nachkommenschaft der Exilanten. Zwar ergeht das Heilsorakel an die Gola als Ganzes, die inhaltliche Bestimmung bezieht sich jedoch in voller Absicht nur auf die „Nachkommenschaft“. Die hier bezeichnete Nachkommenschaft in späteren, noch folgenden Generationen zu suchen, scheint jedoch in der gegebenen Situation sehr unwahrscheinlich, denn eine Heilsankündigung für eine ferne Zukunft wäre für die damals lebenden Exilanten wohl nicht sehr tröstlich gewesen. Vielmehr scheint mit „Nachkommenschaft“ der älteren Generation , also die jetzt lebende jüngere Generation, gemeint zu sein.

Doch wie ist die Ausgießung von „Geist“ und „Segen“ auf die Nachkommen zu verstehen? Elliger sieht zwischen „Geist“ und „Segen“ einen Parallelismus, auch in der Wortbedeutung. Wie bei göttliche Verheißungen allgemein üblich überträgt man die Bedeutung des zweitgenannten Begriffs auf den ersten Begriff. Demnach wird beraka „Segen“ mit dem ursprünglichen Sinn als Lebenskraft auch auf ruah „Geist“ übertragen, welches dann die Bedeutung von Vitalität bzw. physischer Lebenskraft, als Ausdruck der göttlichen Schöpferkraft gewinnt wie in den Stellen Jes 32,15; Ps 104,30 und Ez 37 deutlich wird.

Kutsch jedoch hält genannte Stellen eher für eine Ausnahme und sieht in „Geist/Segen“ einen antithetischen parallelismus mebrorum, so daß eine Übereinstimmung in der Bedeutung beider Begriffe nicht in Frage kommt. Er sieht bei dieser Textstelle ruah als die ruah jhwh, den „Geist Jahwes“, eine Kraft, die Menschen zu bestimmten Handlungen in Bewegung setzt und gibt als Parallestellen Ri 6,34; 11,29, 1 Sam 11,6 sowie Ez 36,27 an.

[...]


[1] Westermann, Claus ,Das Buch Jesaja, in: Weiser, Artur (Hrsg.) ,Das Alte Testament Deutsch 19, Göttingen 1966. S.7-11. Zitiert: Westermann 1966.

[2] Ehrenname für Israel

[3] Kutsch, Ernst ,Ich will meinen Geist ausgießen auf deine Kinder, in: Scmidt, Ludwig und Eberlein, Karl (Hrsg.) , Kleine Schriften zum Alten Testament, . Berlin, New York 1986. S.157. Zitiert: Kutsch 1986.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Exegetische Arbeit zum Geist Gottes im Alten Testament anhand ausgewählter Bibelstellen aus dem Buch Jesaja, Ezechiel, Haggai und Nehemia
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum
Veranstaltung
HS Exegese
Note
1,0
Autor
Jahr
2001
Seiten
18
Katalognummer
V25057
ISBN (eBook)
9783638277914
ISBN (Buch)
9783638801973
Dateigröße
450 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Exegetische, Arbeit, Geist, Gottes, Alten, Testament, Bibelstellen, Buch, Jesaja, Ezechiel, Haggai, Nehemia, Exegese
Arbeit zitieren
Andre Zysk (Autor:in), 2001, Exegetische Arbeit zum Geist Gottes im Alten Testament anhand ausgewählter Bibelstellen aus dem Buch Jesaja, Ezechiel, Haggai und Nehemia, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25057

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