Das Buch „Hitlers willige Vollstrecker - Ganz gewöhnliche Deutsche und der Holocaust“ von Daniel Jonah Goldhagen führte besonders in Deutschland zu heftigen Kontroversen. Bereits vor seinem Erscheinen in deutscher Sprache löste die Dissertation Goldhagens, die im Frühjahr 1996 in New York herausgeben wurde, eine erregte Debatte aus. In Deutschland entsprach diese Debatte wie keine Geschichtsdebatte zuvor den Mediengesetzen. Die Debatte war geprägt von Frontstellungen, überspitzten Formulierungen und Emotionen. Dabei kam es in bisher nicht gekannter Form zu einem Werben der Geschichtswissenschaft in den Medien um Öffentlichkeit, die Medien ihrerseits befriedigten ihr Skandalbedürfnis.
nitiiert hat die Mediendiskussion Volker Ulrich in der „Zeit“ vom 12.4. 1996 mit dem Titel: Die Deutschen - Hitlers willige Mordgesellen. Ein Buch provoziert einen neuen Historikerstreit: Waren die Deutschen alle schuldig? Mit Goldhagens Buch sah Ulrich den Auftakt für einen zweiten, einen noch schärferen Historikerstreit. Daniel J. Goldhagen „Hitlers willing Exekutioners“ sei einer der Provokationen, die mitten in große Debatten führen. Trotz aller Einwände, so Ulrich, handle es sich um ein diskussionswürdiges Buch.
Chronologisch fand die Goldhagen-Debatte in zwei Phasen statt: Die erste dauerte, initiiert von Volker Ulrichs Publikation, vom 12. 4.1996 bis Juni 1996. Die zweite Phase wurde ausgelöst durch das Erscheinen der deutschen Ausgabe und der anschließenden „Deutschland – Tournee“ Goldhagens und ging von August/September bis Oktober 1996. In der ersten Phase war es aufgrund der Initiative der ZEIT möglich geworden, dass acht Historiker ihre Meinung über Goldhagen Ausdruck geben konnten. Dann hatte Goldhagen in der Serie der ZEIT Gelegenheit bekommen, seinen Kritikern zu antworten. Die Debatte endete schließlich mit der Antwort Mommsens auf die Ausführungen Goldhagens. Daneben wurde die Debatte in der ersten Phase auch von Journalisten geführt. Jost Nolte in der „Welt“ führte aus, Goldhagen habe die Deutschen wieder in die Verderbnis ewiger Schuld zurückgestoßen.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Die Thesen Goldhagens
- Eine neue Sichtweise des Antisemitismus
- Die Entwicklung des Antisemitismus in Deutschland
- Die Polizeibataillone
- Die Arbeitslager
- Die Todesmärsche
- Die Motivation der Täter
- Daniel Goldhagens Methode
- Der anthropologische Ansatz
- Die Goldhagen-Debatte in der Presse
- Die Initiierung in der Presse
- Die Ablehnung Goldhagens in der „FAZ“
- Die Debatte in der Süddeutschen Zeitung
- Die Debatte in der Neuen Zürcher Zeitung
- Die „Presse“ aus Wien zur Goldhagen-Debatte
- Fazit und abschließende Bemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Kontroversen, die Daniel Jonah Goldhagens Buch „Hitlers willige Vollstrecker“ in Deutschland ausgelöst hat. Sie untersucht die These Goldhagens, dass der Antisemitismus in Deutschland eine zentrale Rolle beim Holocaust spielte und wie diese These in der deutschen Presse rezipiert wurde.
- Die Thesen Goldhagens zum Antisemitismus und dessen Entwicklung in Deutschland
- Die methodischen Ansätze Goldhagens, insbesondere der anthropologische Ansatz
- Die mediale Debatte um Goldhagens Werk und die Kritik an seinen Thesen
- Die Rolle der Presse bei der Rezeption und Interpretation des Buches
- Die Positionen der verschiedenen Akteure in der Goldhagen-Debatte
Zusammenfassung der Kapitel
- Einführung: Die Arbeit stellt die Relevanz von Goldhagens Buch und die damit verbundenen Kontroversen in Deutschland dar. Sie beschreibt die Entstehung der Debatte, die von Volker Ulrich in der „Zeit“ initiiert wurde, und beleuchtet die beiden Phasen der Diskussion: vor und nach der Veröffentlichung der deutschen Ausgabe des Buches.
- Die Thesen Goldhagens: Dieses Kapitel analysiert die zentralen Thesen Goldhagens zum Antisemitismus in Deutschland. Es beleuchtet Goldhagens Sichtweise auf den Wandel des Antisemitismus von religiösen zu rassischen Motiven sowie auf die Rolle des Antisemitismus im Kontext des Nationalsozialismus.
- Daniel Goldhagens Methode: Hier werden die methodischen Ansätze Goldhagens, insbesondere der anthropologische Ansatz, erläutert und kritisch betrachtet.
- Die Goldhagen-Debatte in der Presse: Dieses Kapitel untersucht die mediale Rezeption von Goldhagens Buch in verschiedenen deutschen und österreichischen Zeitungen. Es analysiert die Kritik an Goldhagens Thesen und den methodischen Ansätzen sowie die Positionen der verschiedenen Akteure in der Debatte.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Antisemitismus, Holocaust, Daniel Goldhagen, Historikerstreit, Mediendiskurs, Presse, „Hitlers willige Vollstrecker“, Anthropologie, „Vergangenheitsbewältigung“, „kühler Wissenschaft“, „Tendenz“ und der Rolle von Medien im Kontext von Geschichtsdebatten.
- Arbeit zitieren
- Markus Schubert (Autor:in), 2004, Goldhagen in der Presse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26195