...Mit den Ergebnissen der Pisa-Studie fokussierte sich der Blick der Gesellschaft wieder viel mehr auf den Bildungsaspekt von Kindern und Jugendlichen. Nahezu panisch entstanden neue Bildungspläne und Konzepte für den Primarbereich. Aber auch die frühe Bildung geriet nun mehr in den gesellschaftlichen und politischen Blick. So entwickelte man für den Elementarbereich in den verschiedenen Bundesländern Orientierungspläne und es wurden Studiengänge geschaffen, um die Arbeit mit Kindern auf einer qualitativen Ebene zu verbessern. Inhalte, welche in Kindergärten und Kindertagesstätten früher nicht denkbar gewesen wären, halten nun Einzug in die Institutionen frühkindlicher Bildung, wie beispielsweise die Schriftaneignung oder die kindgerechte Vermittlung mathematischer Grundlagen. Zu den noch verständlichen Verbesserungen unseres Bildungssystems lassen sich aber noch zusätzlich modische Auswüchse feststellen. So erscheinen vermehrt neue Einrichtungen in der elementarpädagogischen Landschaft, welche mit besonderen Angeboten, wie Chinesisch als zweite Fremdsprache oder anderen außergewöhnlichen Bildungsmaßnahmen, auf sich aufmerksam machen, um den Heranwachsenden eine möglichst erfolgreiche Zukunft zu ermöglichen. Auch wenn gerade frühkindliche Institutionen sich nach den Bedürfnissen und Interessen der Kinder richten, besteht dann nicht doch die Gefahr diesen Blickwinkel durch den bestehenden Bildungswettbewerb zu verlieren? In den Zeiten von anhaltenden Wirtschaftskrisen, der Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und der Qualifizierung von Fachkräften stellt sich mir die Frage: Ist Bildung wirklich alles? Die Anforderungen an Kinder und Jugendlichen besteht zwar zu einem großen Teil aus den hohen Ansprüchen des Bildungssystems, sind aber zugleich auch in jeglichen Bereichen der Lebenswelt von Heranwachsenden zu finden. So hat sich auch das Freizeitverhalten von Kindern und Jugendlichen im Laufe der Zeit verändert. Junge Menschen sehen sich in ihrer Freizeitgestaltung mit einer wachsen-den Komplexität konfrontiert. Diese Komplexität spiegelt sich dadurch wieder, dass Kinder und Jugendliche vielfältige Möglichkeiten haben ihre Freizeit zu gestalten, das Freizeitaktivitäten mit verschiedenen Verpflichtungen miteinander vereinbar gemacht werden müssen und das Gleichaltrige durch die Wohnsituation vielleicht nicht direkt zugänglich sind. Dadurch setzt die Freizeitgestaltung ein hohes Maß an Planung voraus.[...]
Inhaltsverzeichnis
0.0 Einleitung 1
1.0 Anforderungen an Kinder in unserer heutigen Gesellschaft
1.1 Das Resilienz-Konzept
1.1.1 Risiko- und Schutzfaktoren
1.1.2 Bedeutung in der Pädagogik
1.2 Anforderungen in der Gesellschaft
1.2.1 Ökonomische Ungleichheit gebunden an der Familienform
1.2.2 Schulische Anforderungen an die Kinder
1.2.3 Freizeitgestaltung von Kindern und Jugendlichen
1.2.4 Entwicklungsaufgaben als Anforderung
1.3 Fazit
2.0 Kinder- und Jugendarbeit
2.1 Kinder- und Jugendarbeit? Jugendarbeit?
2.3 Merkmale der Kinder- und Jugendarbeit nach dem KJHG
2.3 Offenheit und Freiwilligkeit als grundlegendes Konzept
2.4 Partizipation und Selbstorganisation als grundlegendes Konzept
2.5 Die Träger der Kinder- und Jugendarbeit
2.5.1 Der öffentliche Träger
2.5.2 Die freien Träger
2.6 Die Aufgaben der Kinder- und Jugendarbeit
2.6.1 Bildung in der Kinder- und Jugendarbeit
2.7 Fazit
3.0 Kirchliche Freizeitarbeit
3.1 Evangelisches Jugendwerk Württemberg
3.2 Freizeiten
3.3 Die Mitarbeiter auf den Freizeiten
3.4 Erlebnispädagogik als Programminhalt
3.5 Fazit
4.0 Aktuelle Studien
4.1 Langzeitwirkungen von internationalen Jugendbewegungen auf
die Persönlichkeitsentwicklung der TeilnehmerInnen von
Daniela Perl und Anna Heese
4.2 Ferienzeit – Gestaltungszeit. Innovative pädagogische
Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche
während der Ferienzeit. Autor: Prof. Dr. Klaus Fröhlich-Gildhoff
und Stefanie Pietsch
5.0 Empirischer Teil
5.1 Forschungsinteresse
5.2 Forschungsdesign
5.2.1 Methode der Datenerhebung
5.2.2 Auswertungsverfahren
5.3 Fallbeschreibung
5.3.1 Fallbeschreibung Tim
5.3.2 Fallbeschreibung Laura
5.3.3 Fallbeschreibung Paul
6.0 Diskussion
6.1 Wissensvermittlung in der kirchlichen Kinder- und Jugendfreizeitarbeit
6.2 Möglichkeiten der Erholung
6.3 Förderung entwicklungspsychologischer Prozesse
6.4 Resilienzförderung
7.0 Fazit
Anhang
Transkription Gruppendiskussion 23.11.2012
Formulierende Interpretation
Reflektierende Interpretation (Tim)
Reflektierende Interpretation (Paul)
Reflektierende Analyse (Laura)
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Verbindliche Versicherung
Einleitung
„Das Kleinkind von heute macht Yoga gegen Stress es war mindestens schon in 5 Ländern
Zum zweiten Geburtstag gibt’s ein Kinder-Handy und den eigenen Tischkalender
Lia und Sara haben keine Zeit sie haben stattdessen Termine
Anne-Sophie heißt Anne-Sophie denn ihre Mutter heißt leider Sabine“
Malediva „Zurück in die Siebziger Jahre“[1]
Was das Chanson-Duo Malediva in ihrem Lied sicherlich sehr überspitzt darstellt, repräsentiert sich in der tatsächlichen kindlichen Lebenswelt als bittere Realität. Mit den Ergebnissen der Pisa-Studie fokussierte sich der Blick der Gesellschaft wieder viel mehr auf den Bildungsaspekt von Kindern und Jugendlichen. Nahezu panisch entstanden neue Bildungspläne und Konzepte für den Primarbereich. Aber auch die frühe Bildung geriet nun mehr in den gesellschaftlichen und politischen Blick. So entwickelte man für den Elementarbereich in den verschiedenen Bundesländern Orientierungspläne und es wurden Studiengänge geschaffen, um die Arbeit mit Kindern auf einer qualitativen Ebene zu verbessern. Inhalte, welche in Kindergärten und Kindertagesstätten früher nicht denkbar gewesen wären, halten nun Einzug in die Institutionen frühkindlicher Bildung, wie beispielsweise die Schriftaneignung oder die kindgerechte Vermittlung mathematischer Grundlagen. Zu den noch verständlichen Verbesserungen unseres Bildungssystems lassen sich aber noch zusätzlich modische Auswüchse feststellen. So erscheinen vermehrt neue Einrichtungen in der elementarpädagogischen Landschaft, welche mit besonderen Angeboten, wie Chinesisch als zweite Fremdsprache oder anderen außergewöhnlichen Bildungsmaßnahmen, auf sich aufmerksam machen, um den Heranwachsenden eine möglichst erfolgreiche Zukunft zu ermöglichen. Auch wenn gerade frühkindliche Institutionen sich nach den Bedürfnissen und Interessen der Kinder richten, besteht dann nicht doch die Gefahr diesen Blickwinkel durch den bestehenden Bildungswettbewerb zu verlieren? In den Zeiten von anhaltenden Wirtschaftskrisen, der Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und der Qualifizierung von Fachkräften stellt sich mir die Frage: Ist Bildung wirklich alles? Die Anforderungen an Kinder und Jugendlichen besteht zwar zu einem großen Teil aus den hohen Ansprüchen des Bildungssystems, sind aber zugleich auch in jeglichen Bereichen der Lebenswelt von Heranwachsenden zu finden. So hat sich auch das Freizeitverhalten von Kindern und Jugendlichen im Laufe der Zeit verändert. Junge Menschen sehen sich in ihrer Freizeitgestaltung mit einer wachsenden Komplexität konfrontiert. Diese Komplexität spiegelt sich dadurch wieder, dass Kinder und Jugendliche vielfältige Möglichkeiten haben ihre Freizeit zu gestalten, das Freizeitaktivitäten mit verschiedenen Verpflichtungen miteinander vereinbar gemacht werden müssen und das Gleichaltrige durch die Wohnsituation vielleicht nicht direkt zugänglich sind. Dadurch setzt die Freizeitgestaltung ein hohes Maß an Planung voraus. Nicht zuletzt kann auch der demografische Wandel zu Belastungssituationen in der Kindheit führen. Die unterschiedlichen Familienformen finden sich in den verschiedensten sozialen und ökonomischen Lebenssituationen wieder. Daraus resultierend sind diese mehr oder minder von sozialer Ungleichheit oder Exklusion betroffen.
Obwohl Kinder und Jugendliche in unserem Land relativ sicher Leben können und die Grundversorgung durch unser Sozialhilfesystem soweit gesichert ist, scheinen doch verschiedene Anforderungen in unserer modernen Leistungsgesellschaft zu existieren. Die Frage, die man sich stellt lautet: Wie kann man diesem ständigen Leistungsdruck und den Anforderungen der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen entgegenwirken?
Einen Ansatz sehe ich hier in der kirchlichen Kinder- und Jugendfreizeitarbeit, welche Freizeitangebote in verschiedenen Ausmaßen für die junge Generation anbietet. Dabei reicht das Angebot von ganztätigen Stadtranderholungen in kleinen Ortschaften bis zu mehrtägigen Übernachtungen im Ausland. Hierbei wird eine breite Altersspanne an Kindern und Jugendlichen angesprochen, welche meist ab dem sechsten Lebensjahr beginnt. Abgesehen von einer theoretischen Auseinandersetzung mit der Thematik der Kinder- und Jugendarbeit, und im Speziellen der kirchlichen Kinder- und Jugendfreizeitarbeit, führte ich im Rahmen meines gerade erwähnten Leitgedankens eine Studie zur Bedeutung der kirchlichen Kinder- und Jugendfreizeitarbeit, aus der Perspektive von ehrenamtlichen Mitarbeitern, durch. Durch diese qualitative Studie in Verbindung mit der theoretischen Ausarbeitung möchte ich erste Ergebnisse in einem viel zu sehr vernachlässigten Forschungsfeld schaffen, welche Grundlage für weitere Arbeiten sein könnte. Zudem möchte ich erarbeiten, welche Konsequenzen und Erkenntnisse sich für den elementarpädagogischen Bereich ergeben.
Bevor ich damit beginne meine Forschung näher zu erläutern, möchte ich mit einer theoretischen Ausführung beginnen. Diese wird später in meiner diskursiven Auseinandersetzung wichtig sein, um meine Forschungsergebnisse in einen theoretischen Kontext zu betten. Bestandteil des theoretischen Teils wird eine Darstellung der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen sein. Durch diese Darstellung ist es mir später möglich aufzuzeigen, wo die Kinder- und Jugendfreizeitarbeit positive Auswirkungen auf die Lebenswelt der Heranwachsenden hat. Sprechen wir von Belastungssituationen und Anforderungen, liegen wir sehr nahe im Bereich der Resilienzforschung. Dieses Konzept ist Grundlage für meine Thematik und wird deshalb das erste Kapitel meiner theoretischen Ausarbeitung für sich beanspruchen. In dem zweiten Teil meiner theoretischen Auseinandersetzung werde ich auf den Gegenstand der Kinder- und Jugendarbeit näher eingehen. Unterpunkte werden hierbei unter anderem die Grundwesenszüge der Kinder- und Jugendarbeit sein, deren Aufgaben und ihre Position zum Begriff der Bildung von jungen Menschen. Auch wenn es in meinem Titel in erster Linie um die kirchliche Kinder- und Jugendfreizeitarbeit geht, beinhaltet diese viele theoretische Hintergründe aus der allgemeinen Kinder- und Jugendarbeit, weswegen ich diese aufzeigen möchte. Im Anschluss komme ich dann auf die kirchliche Kinder- und Jugendfreizeit im Speziellen zu sprechen. Im letzten Teil meiner theoretischen Auseinandersetzung werde ich kurz zwei aktuelle Studien vorstellen, um den aktuellen Forschungsstand aufzuzeigen und diese Arbeiten in meinen Diskussionsteil einfließen zu lassen.
In meinem empirischen Teil werde ich meine Studie vorstellen, welche der Frage nachgeht, wie die ehrenamtlichen Mitarbeiter von kirchlichen Institutionen der Kinder und Jugendarbeit ihre Teilnahme an den Freizeitenmaßnahmen als Kind oder Jugendlicher erlebt haben und was für sie bedeutsam war. Dabei werde ich auch auf mein Forschungsdesign eingehen, um einen Einblick in meine Vorgehensweise zu geben. Das Resultat dieses Abschnittes bilden die Falldarstellungen von einzelnen Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus meiner Studie.
Den Abschluss meiner Thesis bildet der Diskussionsteil, in dem ich meine Studie mit der theoretischen Auseinandersetzung verbinden werde. Immer auch in Hinblick darauf, wie manche Ergebnisse die Arbeit in den elementarpädagogischen Institutionen beeinflussen können.
1.0 Anforderungen an Kinder in unserer heutigen Gesellschaft
Bevor ich mich mit der Kinder- und Jugendarbeit beschäftige, möchte ich aufgreifen, mit welchen Anforderungen sich Heranwachsende in unserer Gesellschaft konfrontiert sehen. Durch dieses Kapitel in meiner theoretischen Ausarbeitung möchte ich später begründen, warum Kinder- und Jugendarbeit in unserer Gesellschaft von großer Bedeutung sein sollte. Sprechen wir über Anforderungen in unserer Gesellschaft, befinden wir uns auch nah in der Thematik der Resilienz. Deshalb werde ich im ersten Kapitel auch die Grundzüge des Resilienzkonzeptes vorstellen.
Es wäre noch zu klären, welche Altersspanne ich in meiner theoretischen Arbeit berücksichtigen werde. So habe ich mich dazu entschieden den Altersbereich von 6 bis 14 Jahren näher zu fokussieren, da hier die Kernzielgruppe der kirchlichen Freizeitarbeit liegt. Sicherlich werden auch Jugendliche über 14 Jahren von Freizeiten der kirchlichen Kinder- und Jugendarbeit angesprochen, doch sind diese oftmals schon als ehrenamtliche Mitarbeiter auf Freizeiten tätig.
1.1 Das Resilienz-Konzept
Bezeichnen wir ein Kind als resilient, so meinen wir, dass es gegenüber Belastungssituationen besonders widerstandsfähig ist. In diesem Forschungsrahmen gehen Wissenschaftler der Frage nach, warum es Menschen gibt, welche es trotz widrigster Umstände schaffen, sich positiv zu entwickeln. Ziel der Forschung ist es herauszufinden, welche Faktoren im Leben eines Menschen eine Rolle spielen, um sich positiv zu entwickeln (vgl. Wyobnik, 2012, S. 19).
Die wohl bekannteste Studie zur Thematik der Resilienz ist die Kauai- Längsschnittstudie, welche auf der hawaiianischen Insel Kauai um 1955 stattfand. Die Forscher wollten herausfinden, welche Faktoren zu einer positiven Lebensführung eines Menschen beitragen und welche nicht. Die Dauer der Datenerhebung betrug 40 Jahre. Zielgruppe in diesem Forschungsprozess war ein kompletter Geburtenjahrgang. Mit den verschiedensten Methoden der Datenerhebung wurden der Lebenslauf und die Lebensverhältnisse dieses Jahrgangs analysiert. So wurden die Menschen beispielsweise interviewt oder es wurden Informationen über sie von Ämtern eingeholt (vgl. Wustmann, 2004, S. 87f).
Aus dieser Datenerhebung konnten die Forscher eine Gruppe an Kindern ausmachen, welche schon ab ihrer Geburt keine optimalen Bedingungen hatten. Dazu gehörten beispielsweise ein schlechter sozioökonomischer Status der Eltern oder gesundheitliche Probleme sowohl der Kinder als auch der Eltern. Daraus resultierend zeigte ein großer Teil dieser Heranwachsenden verschiedenste psychische Auffälligkeiten, wie Aggression oder Lernprobleme. Das eigentlich interessante und besondere war aber, dass es aus dieser Gruppe auch Menschen gab, welche sich trotz zahlreicher Widrigkeiten positiv entwickelt haben, also im Verlauf ihrer Entwicklung keine Auffälligkeiten gezeigt haben. Die Aufgabe der Wissenschaftler bestand nun herauszufinden, warum sich diese Gruppe dennoch so positiv entwickelt hat. „Auf der Suche nach den Wurzeln für diese günstige Entwicklungsprognose im Erwachsenenalter konnten die Autoren im Verlauf der 40-jährigen Längsschnittstudie eine Reihe von protektiven Merkmalen und Faktoren identifizieren“ (Wustmann, 2004, S. 88). Diese Faktoren konnten beispielsweise Religiosität oder ein stabiles Elternhaus sein.
1.1.1 Risiko- und Schutzfaktoren
Die Kauai-Studie war der Beginn des Konzepts der Risiko- und Schutzfaktoren. In Hinblick auf die Lebenswelt der Kinder und die Anforderungen in unserer Gesellschaft möchte ich diese beiden Merkmale näher beschreiben.
Risikofaktoren sind jegliche Gegebenheiten, welche das Auftreten einer psychischen Auffälligkeit erhöhen. So gibt es eine Vielzahl an Risikofaktoren, wie beispielsweise die Kriminalität von Eltern oder der Verlust eines Familienmitgliedes. Aber nicht gleich jede Belastungssituation muss mit dem Auftreten von Auffälligkeiten oder einem negativen Lebensverlauf einhergehen. Vielmehr ist davon auszugehen, dass sich durch jeden Risikofaktor die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass psychische Störungen auftreten können. Zudem ist es von Bedeutung in was für einem Zeitraum und in welcher Häufigkeit die Belastungssituationen immer wieder auftreten. So kann eine langjährige Drogenabhängigkeit der Eltern zu tiefen Einschnitten im Leben eines Kindes führen, dahingegen kann ein weiteres Geschwisterkind in der Familie nur zu einer kurzen Belastungssituation führen (vgl. Wustmann, 2004, S. 36ff). Aber auch die Entwicklungsaufgaben und Spezifika eines bestimmten Altersabschnittes spielen eine Rolle. Je nachdem welche Art von Entwicklungsaufgaben zu bewältigen sind, können verschiedene Risikofaktoren in unterschiedlichen Altersspannen unterschiedlich gewichtet werden. So gibt es Jugendliche und junge Erwachsene, welche auf der Straße leben, da sie von der dauerhaften und kontrollierenden Präsenz ihrer Eltern flüchten möchten (vgl. Steckelberg, 2010, S. 99). Dies geschieht vor allem in der Pubertät, in der die Ablösung von den Eltern eine Entwicklungsaufgabe der Jugendlichen ist. Die gravierende Auswirkung des Risikofaktors, nämlich der, der klammernden Eltern, hätte sich in anderen Phasen des Aufwachsens vielleicht weniger stark ausgewirkt.
Trotz mancher belastenden Lebenserfahrung entwickeln sich manche Kinder in ihrem Leben durchaus positiv. Dadurch wird deutlich, dass es verschiedenste Unterstützungsressourcen geben muss, welche negativen Einflüsse im Leben entgegenwirken oder zumindest abschwächen. Die Rede ist hier von den sogenannten Schutzfaktoren. Diese kann man nach den Ressourcen des Kindes, der Familie und des sozialen Umfeldes unterscheiden (vgl. Wyrobnik, 2012, S. 23ff).
Ein ausschlaggebender, personeller Resilienzfaktor stellt beispielsweise das Temperament eines Kindes dar. Hat ein Kind ein eher ruhiges Temperament traten in der Studie weniger Regulationsstörungen auf und es war in der Schule beliebter. Hinzukommend vertrauten diese Kinder mehr auf ihre eigenen Fähigkeiten und wussten, wie man diese einsetzt. Im Zusammenhang mit der Familie zeigten Kinder weniger Auffälligkeiten, wenn sie eine konstante Bezugsperson hatten und eine kompetente Betreuung gewährleistet werden konnte. In dem Bezugsrahmen dieser Arbeit ist natürlich das soziale Umfeld als schützender Faktor von großer Bedeutung. Während sich das Temperament eines Kindes sehr wenig steuern lässt, kommt es auch im familiären Kontext dazu, dass Unterstützungsressourcen fehlen können. Gerade dann ist der außerfamiliäre Rahmen von großer Relevanz. So können in dieser Umgebung neue Personen gefunden werden, denen man vertraut und zu denen man eine Beziehung aufbauen kann. Aber auch Peer-Kontakte spielen mit zunehmenden Alter eine Rolle und können Unterstützung in belastenden Lebenssituationen bieten (vgl. Wyrobnik, 2012, S. 24f).
1.1.2 Bedeutung in der Pädagogik
Das Stichwort in diesem Fall heißt Prävention, also die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen bevor Verhaltensauffälligkeiten überhaupt auftreten können. Dies setzt natürlich voraus, dass den pädagogischen Mitarbeitern das Wissen über das Konzept der Risiko- und Schutzfaktoren zur Verfügung stehen. So sollte mit dieser präventiven Arbeit schon sehr früh begonnen werden und vor allem Risikogruppen zukommen. Zu diesem Thema bietet sich das Beispiel des „Nurse-Family Partnership Program“ an. Dieses Präventionsprogramm aus den USA startete 1977 und unterstütze angehende Mütter in besonderen Lebenssituationen. Durch Hausbesuche wurden den werdenden Müttern grundlegende Konzepte vermittelt, wie beispielsweise die Bindungstheorien. Als einer der Erfolge sank die Anzahl an Fälle von körperlichem Missbrauch an Kindern (vgl. Fingerle, 2012, S. 17f).
Präventionsarbeit sollte nach den Grundprinzipien der Salutogenese von statten gehen. Das Salutogenesische Modell nach Antonovsky fragt im Gegensatz zu dem Patogenesischen Modell danach, was einen Menschen gesund macht. So ist die Aufgabe des Pädagogen, Merkmale zu finden, welche den Menschen dazu befähigen mit Belastungssituationen umzugehen. Auch hier ist wieder von den Schutzfaktoren die Rede, welche gefördert werden sollen (Wyrobnik, 2012, S. 24f).
1.2 Anforderungen in der Gesellschaft
Nicht nur in Zeiten der Kauai-Studie gab es Anforderungen gegenüber Kindern und Jugendlichen, denen sie sich stellen mussten. Auch wenn sich unsere Lebensverhältnisse tendenziell seit 1955 stark verbessert haben, gibt es dennoch sichtbare Probleme in unserer Gesellschaft, welche gelöst werden müssen, da sie für manche Kinder in ihrer Entwicklung eine Gefahr darstellen.
Ulrich Beck bezeichnet unsere Gesellschaft als Risikogesellschaft und bezieht sich nicht ausschließlich auf die Gefahren einer Globalisierung und die Bedrohung durch Technologien, wie die Kernspaltung. Er geht auch auf die fortschreitende Individualisierung der Bevölkerung ein. In diesem Zusammenhang beschreibt er die Auflösung von traditionellen Formen des Zusammenlebens, sowie die freie Wahl zwischen verschiedenen Lebenskonzepten. Dies führt zu einer viel größeren Freiheit in der Wahl, wie man sein Leben gestalten möchte. Doch hat diese Freiheit auch einen Preis. So verliert man durch die Aufgabe von traditionellen Mustern eine gewisse Sicherheit, welche einem Halt in der Gesellschaft gegeben hat (vgl. Pongs, 2007, S. 44ff). Es bestehen beispielsweise immer weniger Großfamilien, welche zwar einerseits Verbindlichkeiten forderten, andererseits aber auch Sicherheiten boten.
Diese vielleicht etwas undurchsichtige Lebenswelt voller mehrdimensionaler Herausforderungen, möchte ich in Hinblick auf Kinder und Jugendliche näher erläutern. Dabei werde ich diese Lebenswelt in drei Abschnitte gliedern. Zuerst beschreibe ich diese Lebenswelt in Hinblick auf die familiären und somit auch die demografischen Gegebenheiten in Deutschland. Da die Zielgruppe meiner Arbeit 6-14 Jahre alt ist, werde ich auch noch einen weiteren Abschnitt über die Anforderungen in der Schule schreiben. In einem weiteren Abschnitt komme ich auf das Freizeitverhalten der Kinder und Jugendlichen in Deutschland zu sprechen. Hierbei werde ich darstellen, welche Herausforderungen Kinder und Jugendliche bei der Planung ihrer Freizeit bewältigen müssen. Abschließend gehe ich noch auf die entwicklungspsychologischen Prozesse ein, welche von den Heranwachsenden bewältigt werden müssen.
1.2.1 Ökonomische Ungleichheit gebunden an der Familienform
„Mit dem Begriff Familie bezeichnen wir jene Institutionen, die nahezu unumstritten als die wichtigste menschliche Gemeinschaft gilt“ (Konrad, 2001, S. 197, zitiert nach Nave-Herz, 1998, S. 201).
Wie in der Einleitung schon beschrieben, ist die Individualisierung Initiator verschiedenster Veränderungsprozesse von konventionellen Lebenskonzepten. Dies betrifft auch zunehmend die familiären Verhältnisse in unserem Land. So scheinen sich die traditionellen Wertvorstellungen bezüglich der Familienstrukturen immer mehr zu verflüchtigen. Beispielhaft ist hier das Verschwinden von typischen Familienkonstellationen zu nennen, bestehend also aus zwei Elternteilen, deren Kindern und vielleicht auch noch deren Großeltern. Immer weniger prägen Großfamilien das Bild einer gewöhnlichen Familie. Vielmehr tendieren Menschen dazu alternative Familienmodelle zu wählen. Hinter diesen Alternativen befinden sich kinderlose Paare, gleichgeschlechtliche Paare, Patchworkfamilien aber auch vermehrt Alleinlebende. Meinen Fokus möchte ich hier auf alleinerziehende Eltern legen, da diese besonders von ökonomischen und sozialen Problemen betroffen sind (vgl. Konrad, 2001, S. 198f). Sicherlich sind auch jegliche anderen Familienformen von Armut und Ausgrenzung betroffen, doch sind diese besonders prädestiniert hierfür und sollen daher exemplarisch näher beschrieben werden.
Alleinerziehende Mütter und Väter sind keine Seltenheit in unserer Gesellschaft. So hat das Statistische Bundesamt 2011 dargelegt, dass ungefähr ein Fünftel aller Erziehungsberechtigten mit mindestens einem minderjährigen Kind zusammenleben.[2] Hauptgrund für diesen Status sind meist Scheidungen und Trennungen. Dabei steigt für ein Kind die Wahrscheinlichkeit diese Situation mitzuerleben mit steigendem Alter (vgl. Deutsches Kinderhilfswerk, 2002, S. 81f). Finanzielle Probleme und die alleinige Erziehung eines Kindes gehen in Deutschland bedauerlicherweise Hand in Hand. Hauptproblem hierbei ist die Betreuungssituation in Deutschland. So ist die Unterbringung der Kinder in eine Einrichtung sehr schwierig. Es gibt einerseits zu wenige Plätze, andererseits sind diese Plätze auch an hohe Kosten gebunden. Da, wie schon beschrieben, Großfamilien zu einem abnehmenden Familienmodell gehören, können die Kinder auch nicht bei Großeltern untergebracht werden, da diese oftmals weiter weg wohnen. Ein weiterer Grund für die schlechte finanzielle Lage von Alleinstehenden mit Kindern ist, dass die meisten Alleinerziehenden Frauen sind, welche im Berufsleben Männern finanziell untergeordnet sind. Das hat zur Folge, dass einige allein lebende Mütter trotz Arbeit Sozialhilfegeld beantragen müssen (vgl. Deutsches Kinderhilfswerk, 2002, S. 85f).
Die mangelnden finanziellen Ressourcen treffen vor allem Kinder, unabhängig davon in welcher Lebensgemeinschaft sie aufwachsen. Die Notwendigkeit einer umfassenderen Bildung und die Partizipation in einer Gesellschaft machen einen höheren Finanzierungsrahmen eines Kindes erforderlich. Kinder sollten mit diesem Geld die Möglichkeit haben beispielsweise mit Freunden ins Kino zu gehen oder ein Theaterstück zu besuchen. Auch können durch höhere finanziellen Ressourcen schulische Fördermaßnahmen bezahlt werden. Diese Möglichkeiten fehlen aber finanziell schlechter gestellten Menschen, womit Kinder im Bildungsbereich benachteiligt sind und ihnen die Teilhabe in der Gesellschaft verwehrt wird (vgl. Flehmig, S. 34f, 2003, S. 34).
1.2.2 Schulische Anforderungen an die Kinder
In diesem Abschnitt möchte ich mich mit der Thematik der Anforderungen in der Schule befassen. Nicht zuletzt wegen der Pisa-Studie befinden wir uns in einem Wandel der Erwartungen unserer sich veränderten Gesellschaft. So hat eben genannte Studie und der demografische Wandel eine veränderte Sicht auf die Heranwachsenden zur Folge. Kinder werden durch die Altersverschiebung in unserer Gesellschaft viel mehr als ökonomischer Faktor für die Wirtschaft gesehen (vgl. Nauck, 1995, S. 145). Aus dieser Sichtweise heraus entstand die Diskussion, wie Bildung in der Schule und im Kindergarten weiterhin stattfinden soll.
Jeder mag sich daran beteiligen. Egal ob im Wahlkampf oder in den verschiedenen Kultusministerien unseres Landes werden Debatten geführt, wie man die Bildung unserer Kinder und Jugendlichen verbessern kann (vgl. Lindner, 2003, S. 47). Ergebnisse aus diesen Diskussionen sind beispielsweise neue Bildungs- und Orientierungspläne im Elementar- und Primarbereich. Mathematik, Schriftaneignung und Kenntnisse über Naturphänomene halten Einzug in den frühpädagogischen Bereich. So finden sich in den Kindergärten nun auch Schreibwerkstätten und Matheecken, welche Kinder anregen sollen sich mit diesen Dingen auseinanderzusetzen und Pädagogen werden dazu qualifiziert, Entwicklungsschritte in diesen Bereichen zu dokumentierten, zu analysieren und voranzutreiben. Lindner beschreibt in seinem Buch „Kinder- und Jugendarbeit als Bildungsprojekt“ das Bestreben dieser Bildungsdebatte und ihrer Ergebnisse. So soll es sich einzig und allein um die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes handeln. Kinder lernen in der Schule nicht mehr fürs Leben, sondern um Qualifikationen zu erwerben, welche für ihre spätere Berufsausbildung von Nutzen sind. Lindner benutzt in diesem Kontext auch den Begriff der Humanressource, als Sinnbild eines Menschen, welcher mehr „Ding“ als „Mensch“ in unserer Gesellschaft zu sein scheint (vgl. Lindner, 2003, S. 50f).
An dieser Stelle muss man diese Aussagen auch etwas relativieren. Obwohl auch immer mehr typische Themen des Primarbereichs Einzug in Institutionen frühkindlicher Bildung halten, geht man doch in diesen Einrichtungen noch mehr auf die kindlichen Bedürfnisse und Interessen ein als in der Schule. Auch gehen nach dem deutschen Kinderhilfswerk vor allem die jüngeren Kinder noch sehr gerne zur Schule. Dennoch muss man solche Entwicklungen kritisch hinterfragen.
Ergebnis dieser gesellschaftlichen, politischen und curricularen Anforderungen ist der permanente Leistungsdruck, welchen die Schüler in der Klasse verspüren. „Der wachsende Stoffplan, die immer härtere Konkurrenz um gute Noten, die zunehmende Repression, die strengeren Regeln und die <<Nulltoleranz>> gegenüber abweichenden und ungehorsamen Kindern und Jugendlichen tragen das Ihre zu einer äußerst rigiden und engen Vorstellung von Normalität bei“ (Baumann, 2011, S. 13). Hinzu kommt eine Normierung von jungen Menschen, welche sich aber nicht normieren lassen. Die Individualität in Hinblick des Lerntyps, des Lernverhaltens und vor allem der Lerngeschwindigkeit kommen im Schulunterricht leider meist nicht zum Tragen. So werden die gleichen Inhalte und Anforderungen jedem Schüler gestellt, obwohl manche diese gar nicht bewältigen können (vgl. Baumann, 2011, S. 17). Als Beispiel sind hier Lerninhalte aufzuführen, welche von allen Schülern in derselben Zeit zu bearbeiten sind oder Klassenarbeiten, welche die Unterschiedlichkeit der Schüler nicht berücksichtigen.
Das sich resultierend aus diesen Ansprüchen und dem Leistungsdruck Angststörungen entwickeln können, ist nicht weiter verwunderlich. Diese psychische Auffälligkeit kann zur Folge haben, dass junge Menschen den Schulbesuch verweigern. Dadurch verpassen sie Lerninhalte, wodurch sich der Druck auf diese Schüler erhöht. Mit involviert sind meist auch die Eltern, welche den Druck auf ihr Kind noch zusätzlich erhöhen. So wird nicht nur das Selbstwertgefühl des Kindes verringert, es entstehen darüber hinaus auch noch Spannungen innerhalb der Familie (vgl. Krowatschek, 2006, S. 57ff).
1.2.3 Freizeitgestaltung von Kindern und Jugendlichen
Auch wenn die Freizeitgestaltung von jungen Menschen sich zuerst nicht wie schwere Anforderungen in ihrer Lebenswelt anhören, muss diese trotzdem von diesen bewältigt werden. Dies ist sicherlich keine leichte Aufgabe, da Kindern und Jugendlichen eine breite Auswahl an Angeboten zur Verfügung steht.
Die Freizeitgestaltung der Kinder und Jugendlichen wird heutzutage stark von der Verinselung in der Lebenswelt der jungen Menschen geprägt. Diese Verinselungen sind auf die infrastrukturellen Veränderungen in der Vergangenheit zurückzuführen. Die Verdichtung des Verkehrsnetzes führte dazu, dass Straßen als Spiel- und Begegnungsort für Kinder immer gefährlicher wurden. Ein weiteres Ergebnis der Mobilisierung war, dass sich die Lebenswelt der Kinder räumlich immer weiter ausdifferenzierte. Waren Verwandte im Rahmen einer Großfamilie oder die Klassenkameraden noch sehr nah beieinander, finden sich diese nun an weiter entfernten Orten wieder. Die Konsequenz daraus ist, dass insbesondere Kinder darauf angewiesen sind, dass ihre Eltern sie zu den verschiedenen Orten mit dem Auto fahren. Je älter das Kind wird, desto eher nutzt es öffentliche Verkehrsmittel, um an sein Ziel zu gelangen. Die Terminierung der Freizeitaktivitäten ist ein weiteres Ergebnis dieser Gegebenheit. Um verschiedene Freizeitmaßnahmen, vor allem mit den fahrenden Eltern oder mit dem Plan der öffentlichen Verkehrsmittel, zu koordinieren, ist ein gut geplantes Zeitmanagement erforderlich (vgl. Schmidt, 2002, S. 8f).
In diesem Kontext kommt dann auch schließlich die Frage auf, was die Freizeit tatsächlich mit der freien Zeit zu tun hat, welche den jungen Menschen eigentlich zur Verfügung stehen sollte. So haben zwar Kinder sozusagen ein Stimmrecht, was ihre Freizeitgestaltung anbelangt, in Ermangelung finanzieller Ressourcen, sowie dem Fehlen einer nötigen Mobilität, können die Eltern einen großen Einfluss auf die Entscheidung ihrer Kinder einnehmen. Auch die Institutionalisierung von Freizeitmaßnahmen engen die Zielgruppe in ihrer Spontanität weiter ein. Hier sind insbesondere Vereine, spezielle Kurse oder Angebote der Kinder- und Jugendarbeit gemeint. Zwar sind diese Angebote an Kinder und Jugendliche gerichtet, doch wurden diese von Erwachsenen konzipiert und werden auch von ihnen betreut. So ist die Zielgruppe den Öffnungszeiten, den verbindlichen Konzeptionen und dem Willen der Eltern ausgesetzt (vgl. Wilk, 1994, S. 296).
Genau hier liegt die eigentliche Anforderung in der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen. So gibt es zwar eine unheimlich große Bandbreite an Freizeitangeboten für Kinder und Jugendliche, doch sind diese einerseits durch eine notwendige Terminierung und räumlicher Distanz schwer zugänglich, andererseits stark institutionalisiert und dadurch von einem fehlenden Freiraum geprägt. Scheitert ein Kind an diesen Anforderungen kann dies mögliche Folgen haben: „Kinder, die diese Eigenleistung (wie z.B. die Organisation von Treffen) nicht aufbringen, laufen Gefahr, in der sozial ausgedünnten Kinderwelt, allein zu bleiben, d.h., auch für Kinder kann Einsamkeit ein Problem werden“ (Wilk, 1994, S. 297).
1.2.4 Entwicklungsaufgaben als Anforderung
Wie schon im Abschnitt der Resilienz beschrieben, zeigt sich ein widerstandsfähiges Kind unter anderem dadurch, dass es Entwicklungsaufgaben erfolgreich meistert. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass man an diesen Entwicklungsschritten auch scheitern kann. Somit sind Kinder und Jugendliche nicht nur aus den eben beschriebenen Belastungssituationen aus ihrer Umwelt gefährdet, sondern müssen auch noch die Anforderungen ihrer eigenen Entwicklung bestehen. In diesem Abschnitt möchte ich die Entwicklungsprozesse von Kindern und Jugendlichen aufzeigen. Auch wenn ich mich hierbei schon auf eine Altersspanne von 6-14 Jahren eingegrenzt habe, sind dies unheimlich viele. Daher werde ich mich auf die wichtigsten emotionalen und sozialen Aspekte beschränken, da diese für meine Arbeit relevant sind. Ich werde so vorgehen, dass ich zuerst den Altersbereich von sechs bis elf Jahren erläutere und dann den Bereich ab der Pubertät beschreibe.
Altersbereich von 6-11 Jahren
Ausgangspunkt meiner Darstellung ist das Entwicklungsmodell nach Erikson, welches eng an das psychoanalytische Modell von Freud angelehnt ist. Erikson geht in seinem Modell davon aus, dass jeder Mensch zu bestimmten Zeitabschnitten in seinem Leben mit bestimmten Entwicklungsaufgaben beschäftigt ist, welche unter anderem auch eng verbunden mit verschiedenen Bezugspersonen sind (vgl. Rothgang, 2009, S. 88f).
Nach seiner Theorie stehen Kinder im Schulalter im ständigen Spannungsverhältnis zwischen Fleiß vs. Minderwertigkeit. Er zielt bei dieser Aussage darauf ab, dass Kinder in diesem Altersbereich besonders strebsam sind und aus einer intrinsischen Motivation heraus motiviert sind, sich Fähigkeiten und Fertigkeiten anzueignen. Je nachdem welches Feedback sie von ihrer Umwelt erhalten, bekräftigt sie dies in ihrem Verhalten oder es führt zu einem Minderwertigkeitsempfinden. Durch ihr eigenes Bestreben sich Kompetenzen anzueignen, vergleichen sich die Kinder mit Gleichaltrigen und bekommen so ein Gespür dafür, was ihre Stärken und was ihre Schwächen sind. Ob ein Kind ein positives oder negatives Selbstwertgefühl entwickelt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. So spielen die Eltern dabei eine Rolle. Dabei kommt es darauf an, ob sie die Leistung des Kindes anerkennen oder ihm überhaupt die Möglichkeit geben sich zu entwickeln. Ein weiterer Faktor kann die Schule sein. Gerade leistungsschwache Schüler sind von einem Minderwertigkeitsempfinden sehr bedroht, da sie es trotz größter Bemühungen nicht schaffen, ähnliche Leistungen, wie der Rest der Klasse, zu erreichen (vgl. Berk, 2005, S. 435ff).
Die emotionale Entwicklung eines Kindes ist eng an die Entwicklung des Selbstbildes geknüpft. Schulkinder empfinden stolz, wenn sie etwas gelernt oder bewältigt haben. Dabei muss im Gegensatz zu vorigen Entwicklungsstufen kein Erwachsener mit anwesend sein, der die Ergebnisse der Leistung des Kindes bekräftigt. Demgegenüber empfinden die Kinder aber auch Scham, wenn ihnen etwas misslingt. Dies wird noch verstärkt, wenn ein Erwachsener dies bemerkt und tadelt. Weggehend von dem Konzept des Selbstbildes können Kinder in diesem Alter verschiedenste Emotionen zunehmend differenzieren und sie in ihrem Selbsterleben einordnen. Auch können komplexe Gefühlszusammenhänge richtig eingeordnet und benannt werden. Ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung der Emotionen ist die Selbstregulierung von negativen Gefühlen. Diese Fähigkeit resultiert daraus, dass die Kinder mit ihren negativen Leistungen, beispielsweise denen in der Schule, zurechtkommen müssen. So entwickeln sie eigene Konzepte, um diese Misserfolge und den damit verbundenen negativen Emotionen zu bewältigen. Nicht zuletzt wegen der Möglichkeit sich mit anderen Kindern zu vergleichen und sich den Emotionen von Erfolg und Misserfolg zu stellen, sind Kinder in der Lage sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Diese Fähigkeit ist bei manchen Kindern mehr bzw. weniger ausgebildet. Dies liegt in den meisten Fällen an negativen biografischen Erfahrungen, welche die Kinder gemacht haben (vgl. Berk, 2005, S. 438ff).
Die Interaktion mit Gleichaltrigen kommt in diesem Altersbereich eine immer höhere Bedeutung zu. Die Rede ist hier von den sich ersten bildenden Peergroups. Peergroups sind nicht formelle Gruppen von Kindern, welche ähnliche Anschauungen, Ansichten und Ziele miteinander teilen. Dabei werden Verhaltensweisen und Vereinbarungen gemeinsam getroffen und der sozialen Umwelt präsentiert. Eine Peergroup hält sich also nicht nur an gemeinsam getroffene Verhaltensmuster, sondern grenzt sich auch dadurch von anderen Gleichaltrigen ab. Dabei müssen solche Gruppierungen nicht durchweg informell sein. „Dem Bedürfnis des Kindes im Schulalter nach Gruppenzugehörigkeit kann auch durch formelle Gruppenanbindung begegnet werden, z. B. bei den Pfadfindern, kirchliche Jugendgruppen und anderen Verbänden“ (Berk, 2005, S. 444). Weiterhin werden Freundschaften komplexer und erreichen eine bestimmte Tiefe. Es reicht nun nicht mehr nur aus gemeinsam zu interagieren. Durch das neue emotionale Verständnis sind nun auch Gefühle, wie beispielsweise Vertrautheit, ein nun elementarer Bestandteil von Freundschaften (vgl. Berk, 2005, S.444f).
Das Streben nach Fertigkeiten, die zunehmende Bedeutung von Peers, sowie der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule stellt auch eine neue Herausforderung für die Eltern-Kind-Beziehung dar. Es entsteht eine grundlegende Veränderung, in welcher die Eltern weniger Zeit mit den Kindern am Tag verbringen und die Erziehungsberechtigten somit einen Teil ihrer Kontrolle über das Kind aufgeben müssen. Egal, ob dieser Kontrollverlust die Schule, der Sportverein oder eine Freizeitmaßnahme hervorgerufen hat, schlussendlich müssen alle Beteiligten diesen Übergangprozess bewältigen. Nach dem Transitionsansatz von Griebel und Niesel sind dies insbesondere die Eltern und die Kinder, welche bestimmte Aufgaben in diesem Vorgang bewältigen müssen. Das Kind muss sich einerseits der Ablösung und andererseits den Anforderungen der jeweiligen Institution stellen. Eltern sehen sich beispielsweise damit konfrontiert, die Obhut ihres Kindes in die Hände einer Fachkraft zu übergeben (vgl. Griebel, 2011, S. 117ff). Wie auch immer dieser Ablösungsprozess sich gestalten mag, die Eltern und die Kinder bewältigen einen Balanceakt neue Freiheiten zu nutzen bzw. sie zu gewähren, aber auch um Regeln gemeinsam auszuhandeln und den Kindern einen stabilen Lebensrahmen zu ermöglichen (vgl. Berk, 2005, S. 450f).
Altersbereich von 11-14 Jahren
Sicherlich geht die Pubertät weit über das Alter eines vierzehnjährigen hinaus und kann auch schon vor dem elften Lebensjahr beginnen. Doch möchte ich mit den beiden Altersbereichen noch einmal klar die Hauptzielgruppe von Freizeitmaßnahmen der Kinder- und Jugendarbeit definieren. In der Pubertät muss der Heranwachsende die Aufgabe bewältigen sich eine eigene Identität anzueignen. Erikson benennt diese Entwicklungsaufgabe in seinem Entwicklungsmodell als Identität vs. Identitätskonfusion. Initiator dieses Entwicklungsschrittes sind biologische Prozesse, welche den Übergang vom jungen Menschen zum Erwachsenen in Gang setzen. Der Jugendliche beginnt sich mit eigenen und fremden Verhaltensweisen auseinanderzusetzen. Zudem beschäftigt er sich mit der Vielfalt gesellschaftlicher Phänomene, um sich zu positionieren, aber auch abzugrenzen (vgl. Rothang, 2009, S. 92).
Erste Impulse der Identitätsentwicklung bilden körperliche Veränderungen, welche eine Art Vorbote der Pubertät darstellen. Hierbei ist zu erwähnen, dass solche Veränderungen schon im Alter von neun Jahren beginnen. In dieser ersten Phase besteht bei einigen Heranwachsenden eine große Unsicherheit. So stellt sich ihnen die Frage, ob ihr Entwicklungsverlauf korrekt verläuft oder der Norm in Bezug auf Gleichaltrige entspricht. Aus Scham jeweils ausgehend von den Kindern, aber auch von den Eltern, werden klärende Gespräche nicht geführt, was die Ungewissheiten in diesem Alter noch verstärken. Hier fehlen meist verantwortungsvolle Erwachsene, welche Kinder und Jugendliche in einer kompetenten Art und Weise aufklären (vgl. Armbrust, 2011, S. 11f). Eng an die körperliche Entwicklung gekoppelt, ist die Entwicklung der Geschlechteridentifikation von Mädchen und Jungen. Wenn sich körperliche Merkmale ausbilden, beschäftigen sich junge Menschen verstärkt mit ihrer eigenen geschlechtertypischen Rolle. So stellt sich die Frage, welche Verhaltensweisen typisch weiblich und welche typisch männlich sind. Dabei orientieren sie sich an den schon bestehenden, traditionellen Rollenbildern von Mann und Frau, auch wenn diese in unserer pluralistischen Gesellschaft teilweise gar nicht mehr bestehen. Die Kinder und Jugendlichen probieren neue Verhaltensweisen aus, vergleichen diese mit gleichgeschlechtlichen Peers und grenzen sich dadurch vom anderen Geschlecht ab. So eignen sich beispielsweise Jungen Eigenschaften an, welche sie als stark und unabhängig darstellen (vgl. Armbrust, 2011, S. 24ff). Das Bewusstsein, dass das eigene Geschlecht mit einer bestimmten Rolle verbunden ist und von Peers und Bezugspersonen auch bestimmte Erwartungen gestellt werden, ist mit einer Abgrenzung und einem Interesse zum anderen Geschlecht verbunden. Mit Beginn der frühen Pubertät steigt das sexuelle Verlangen wieder, nachdem es eine längere Latenzphase diesbezüglich gab (vgl. Rothgang, 2009, S. 82). So haben die jungen Menschen nun auch das Bedürfnis partnerschaftsähnliche Beziehungen mit anderen einzugehen, um einerseits seinen Alltag mit diesen zu gestalten, andererseits aber auch eine gewisse Anerkennung im Freundeskreis zu erhalten. Schließlich scheint man durch einen Partner besonders attraktiv zu sein. Tiefe und dauerhafte Beziehungen sind dabei aber eher die Ausnahme und stellen Charakteristika einer weiteren Entwicklungsstufe dar. Der Gewinn solcher Beziehungen ist die Förderung von emotionalen und sozialen Kompetenzen, welche sich auf zwischenmenschliche Beziehungen auswirken (vgl. Berk, 2005, S. 553).
Die Identitätsentwicklung von Heranwachsenden stellt in all seinen Fassetten ein riesen Mammutprojekt da, welches von der Altersgruppe bewältigt werden muss. So ist es nicht verwunderlich, dass es in diesem Altersbereich häufig zu Konflikten zwischen Eltern und ihren Kindern kommt. Die Anforderungen einer Leistungsgesellschaft sowie die Autonomiebestrebungen des Kindes, sind Hauptgründe für Konfliktsituationen in der Familie. Auslöser für ersteres ist die Hoffnung vieler Eltern, dass sich das Kind positiv entwickelt. Hierzu gehört auch die berufliche Zukunft des Kindes. Eine gute Schulleistung ist für Eltern unabdingbar und der Druck auf die Jugendlichen erhöht sich (vgl. Raffauf, 2011, S. 29). Betrachtet man die Entwicklungsschritte, welche dieser junge Mensch zu diesem Zeitpunkt bewältigen muss, ist dies ein schlechter Augenblick, um über die berufliche Karriere des jungen Menschen zu sprechen. Der zweite Grund für Konfliktsituationen zwischen Eltern und ihrem Nachwuchs ist ein Kontrollverlust, welchen die Eltern erleben. So möchten diese weiter über Aktivitäten und Freunde informiert werden. Je mehr Druck auf den Heranwachsenden ausgeübt wird, desto größer ist der Gegendruck. Den Eltern werden Aktivitäten oder Beziehungen verheimlicht, da sich die Jugendlichen in einer Phase des Ablösungsprozesses befinden und sich in ihrer Privatsphäre gestört fühlen. Hierbei schaffen es Eltern oftmals nicht den Spagat zwischen -Grenzen setzen und Freiraum schaffen- zu bewältigen (vgl. Raffauf, 2011, S. 110ff).
Zum Schluss möchte ich noch auf die Peer-Beziehungen von Kindern und Jugendlichen in der Zeit der Adoleszenz eingehen, welche in diesem Altersbereich eine große Rolle spielen. Im Gegensatz zur vorangegangen Entwicklungsphase der mittleren Kindheit sind Freundschaften nun zusätzlich von Intimität geprägt. Der Austausch von privaten Informationen und dem eigenen Befinden scheinen im diesem Altersabschnitt eine besondere Unterstützungsressourcen zu sein, welche bei der Identitätsfindung helfen soll. Auch werden Ansichten jeglicher Art von den bestehenden Peers geteilt und gegebenenfalls übernommen. Diese können weltanschaulicher oder politischer Natur sein. Unterschiede lassen sich zwischen den Geschlechtern finden. Während sich Mädchen eher zur Interaktion mit anderen Mädchen treffen, um Anliegen und Probleme zu besprechen, treffen sich Jungen eher zu gemeinsamen Aktivitäten wie beispielsweise Sport. Ähnlich wie bei ersten Beziehungen haben diese Freundschaften auch positive Effekte auf das Sozialverhalten (vgl. Berk, 2005, S. 149ff).
1.3 Fazit
Kinder und Jugendliche sind heutzutage mit den verschiedensten Anforderungen konfrontiert. Auch wenn durch unser Sozialsystem die meisten Grundbedürfnisse eines Heranwachsenden gesichert sind, müssen sich junge Leute Herausforderungen in der Schule, der Familie und nicht zuletzt auch der eigenen Entwicklung stellen. Das Kapitel hat gezeigt, dass es eine große Anzahl Risikofaktoren gibt, welche Kinder und Jugendliche zu bewältigen haben. Aber wie sieht es mit möglichen Schutzfaktoren aus? Das nächste Kapitel behandelt die Kinder- und Jugendarbeit, befasst sich mit Begrifflichkeiten und definiert, was diese Form der sozialen Arbeit ausmacht.
2.0 Kinder- und Jugendarbeit
In dem nun folgenden Kapitel möchte ich den Begriff der Kinder- und Jugendarbeit näher definieren. Sicherlich eine große Herausforderung. Die Palette an Institutionen und Einrichtungen ist nahezu unüberschaubar. Es gibt kommunale Angebote, wie die offenen Jugendhäuser oder Streetworker. Auf der anderen Seite gibt es die kirchlichen und privaten Träger, welche wiederrum gleiche, aber auch andere Auswahl an Angeboten bieten. Hinzu kommt noch, dass sich die verschiedenen Träger untereinander vernetzen und es dadurch übergreifende Maßnahmen gibt. So bietet der CVJM Ludwigsburg verschiedene Freizeitmaßnahmen für Kinder und Jugendliche an, steht aber auch in der Kooperation mit verschiedenen Schulen in der Umgebung. Resultierend aus dieser Kooperation wirkt der CVJM Ludwigsburg in der Jugendsozialarbeit mit und bietet beispielsweise einen Mittagstisch an.[3] Thole erkennt diese Vielfalt in seinem Buch und schreibt: „Die Kinder- und Jugendarbeit ist, so kann erneut festgestellt werden, ein verzweigtes, zuweilen sogar ein chaotisch anmutendes Gebilde“ (Thole, 2000, S. 11).
Nichtsdestotrotz möchte ich den Begriff näher definieren, da dieser die Grundlage für jegliche, weitere Ausführungen in meiner Thesis bilden wird. In einem ersten Abschnitt werde ich mich mit dem Begriff der Kinder- und Jugendarbeit auseinandersetzten, da hier unterschiedliche Begrifflichkeiten in der Literatur verwendet werden. Nach diesem Abschnitt werde ich mich mit den Prinzipien der Kinder- und Jugendarbeit beschäftigen, sowie den Unterschied zwischen freien und öffentlichen Trägern. Den Abschluss bilden eine Beschreibung der Aufgaben der Kinder- und Jugendarbeit, sowie der Umgang mit Bildungsprozessen.
2.1 Kinder- und Jugendarbeit? Jugendarbeit?
Im sozialpädagogischen Feld der Kinder- und Jugendarbeit wird mit den unterschiedlichsten Begrifflichkeiten gearbeitet. So spricht man in einigen Werken und im Kontext mancher Arbeiten von der Jugendarbeit, klammert also die Phase der Kindheit aus. Andere sprechen dann doch wieder beide Altersabschnitte an und beziehen die Spanne der Kindheit, mit dem Begriff Kinder- und Jugendarbeit, mit ein. Hier stellt sich die Frage, ob die Jugendarbeit tatsächlich nur als Adressat Jugendliche anspricht, da diese Sparte der Sozialpädagogik für meine Arbeit weit weniger relevant ist. Thole beschreibt zu dieser Thematik in seinem Buch, dass die Altersspanne der Kinder in der Jugendarbeit vorerst einmal nicht bedacht wurde. Erst viel später wurden sie als eigenständige Klienten entdeckt. Dies bedeutet aber nicht, dass Kinder kein Bestandteil der Jugendarbeit gewesen sind. Vielmehr wurde zwischen den Altersabschnitten begrifflich nicht differenziert. Der Begriff der Kinder- und Jugendarbeit etablierte sich vor ca. 30 Jahren, da Kinder zunehmend in den Fokus der Träger gerieten (vgl. Tholen, 2000, S. 21f).
Da nun geklärt ist, dass Kinder schon immer zur Jugendarbeit dazugehört haben, werde ich auch in meiner Arbeit weiterhin den Begriff der Kinder- und Jugendarbeit verwenden, auch wenn in mancher Literatur immer noch der Begriff der Jugendarbeit zu finden ist.
[...]
[1] http://www.malediva.de/programme/liedtexte-pyjama-party.html
[2] https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Bevoelkerung/HaushalteFamilien/Tabellen/FamilienKindern.html
[3] http://www.cvjm-ludwigsburg.de/aufgabenbereiche
- Arbeit zitieren
- Marco Hellmann (Autor:in), 2013, Kirchliche Kinder- und Jugendarbeit: Erkenntnisse und Konsequenzen für die Frühpädagogik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/262284