Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Definition von Essstörungen
2.1 Anorexia nervosa (Magersucht)
2.1.1 Körperliche Folgeschäden der
Anorexia nervosa
2.2 Bulimia nervosa (Ess-Brech-Sucht)
2.2.1 Körperliche Folgeschäden der
Bulimia nervosa
3. Faktoren für Essstörungen
3.1 Psychologische Faktoren
3.2 Familiäre Faktoren
3.2.1 Anorexia: hohe Norm und Leistungs-
orientierung
3.2.2 Bulimie: starke Betonung von Aussehen,
Figur und Gewicht
3.3 Gesellschaftlicher Hintergrund
4. Prävention
4.1 Prävention von Essstörungen im Rahmen
gesundheitsförderlichen Maßnahmen
4.2 Präventionsprogramme
4.2.1 PriMa
4.2.2 Topp für Jungs
4.2.3 Torera
4.3 Schönheitsideal
4.4 Selbstwertgefühl
4.5 Soziale Kompetenzen
4.6 Essverhalten
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Vorliegende Hausarbeit bezieht sich auf das Thema „Gesundheitsförderung durch soziale Arbeit am Beispiel von Essstörungen, Anorexia nervosa und der Bulimia nervosa“ mit der Fragestellung, wie ist Präventionsarbeit bei Kindern und Jugendlichen möglich.
Krankheiten die in Verbindung mit Essen stehen, sind hauptsächlich Anorexia nervosa (Magersucht) und Bulimia nervosa (Ess-Brech-Sucht), daher werde ich im weiteren Verlauf dieser Hausarbeit nicht auf die sogenannten atypischen Essstörungen, wie zum Beispiel Binge-Eating-Störung eingehen.
Bevor man sich mit dem Thema der Präventionsarbeit intensiv beschäftigen kann, muss zunächst verstanden werden, was es bedeutet an einer Magersucht oder einer Bulimie zu leiden. Ich werden die einzelnen Krankheitsbilder beschreiben und auch die körperlichen Folgeschäden, die aufgrund der Erkrankung entstehen können benennen. Dabei muss beachtet werden, dass Essstörungen keine körperlichen Erkrankungen sind, sondern psychisch bedingt. Die Entstehung, die Behandlung und der Verlauf bei jeder Essstörung ist abhängig von der eigenen Persönlichkeit. Daher habe ich mich mit der Fragestellung beschäftigt, durch welche verschiedenen Faktoren Essstörungen ausgelöst werden können.
Über 90% der an einer Essstörung erkrankten Patienten sind weiblichen Geschlechts. Die Essstörung ist eine schwerwiegende, seelisch-körperliche Erkrankung die, wenn sie nicht rechtzeitig und fachgerecht behandelt wird oft ein Leben lang mit erheblichen Schädigungen des Körpers, der Psyche und der Zwischenmenschlichen Beziehung besteht. Oftmals ist das Leiden an einer Essstörung ein unbewusster Hilfeschrei und die Betroffenen streben nach dem perfekten Schönheitsideal.
2. Definition von Essstörungen
Die bekanntesten Essstörungen sind Anorexia Nervosa (Magersucht) und Bulimia nervosa (Ess-Brech-Sucht).
Beobachtbar ist, dass Anorexia nervosa und Bulimia nervosa bevorzugt in hochindustrialisierten Ländern wie z.B. Kanada, USA, Europa, Japan und Australien auftreten. Hauptsächlich treten diese beiden Essstörungen bei Mädchen in einem Alter zwischen 14 bis 18 Jahren auf. Über 90% der Betroffenen sind weiblichen Geschlechts (vgl. Absenger 2005, S.99).
Obwohl durch Magersucht und Bulimie deutliche körperliche Symptome auftreten, ist eine Diagnostik oft nur schwer zu erstellen (vgl. Absenger 2005, S. 103). Auch treten Essstörung nur selten alleine auf. Häufig leiden die Betroffenen zusätzlich an Depressionen und/oder an Angst- bzw. Zwangsstörungen. In diesem Fall ist der Krankheitsverlauf oft sehr schwer. Es gibt noch eine Vielzahl von weiteren Störungen, die zusätzlich zu der Essstörung auftreten können. Unter anderem ist es chronische Müdigkeit, Schlafstörungen und chronische Schmerzen, insbesondre Kopfschmerzen (vgl. Baierl 2008, S. 246). Auch treten Anorexie und Bulimie häufig bei zahlreichen psychiatrischen Erkrankungen auf. Typisch dafür sind:
„Belastungs- und Anpassungsstörungen, somatoformen Störungen, dissoziativen Störungen, Borderline- Persönlichkeitsstörungen, Angst- und Zwangsstörungen, Suchterkrankungen, Depressionen, schizophrenen Psychosen oder anderen wahnhaften Störungen.“ (Wunderer 2008, S. 35)
Bei den Betroffenen Menschen ist die Gefahr, dass sie einen Suizid begehen fünfmal so hoch gegen über der Gesamtbevölkerung. Etwa 25% der Jugendlichen verletzen sich selbst (vgl. Baierl 2008, S. 246).
2.1 Anorexia nervosa (Magersucht)
Anorexia nervosa bedeutet wörtlich übersetzt, nervlich bedingte Appetitlosigkeit (vgl. Baierl 2008, S. 242).
Wer an Anorexia nervosa leidet, möchte eine minimale Nahrungsaufnahme und ein stetiges Abnehmen erreichen. Dadurch wird eine ausdauernde Gewichtsreduktion erreicht (vgl. Stahr u.a. 2010 S. 21).
Die Betroffenen fühlen sich, obwohl sie meist schon sehr dünn sind, zu dick und haben eine erhöhte Angst davor zuzunehmen. Selbstverständlich haben diese Personen auch ein Hunger und Appetitgefühl, verbieten sich aber selbst, dieses zu befriedigen. Daher kann es dazu führen, dass die betroffenen Menschen regelrecht verhungern (vgl. Baierl 2008, S. 242).
„Nach Schätzungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung leiden in Deutschland etwa 100.000 Menschen an Magersucht. Etwas [SIC] 0,5 – 1 Prozent aller Frauen in der späten Adoleszenz und im jungen Erwachsenenalter erfüllen alle Kriterien für die Diagnose einer Magersucht.“ (Raabe 2009, S. 6)
Die Kriterien für eine diagnostizierte Magersucht werden über das ICD-10 wie folgt beschrieben:
„Das Körpergewicht liegt mindestens 15 Prozent unter dem erwarteten oder es liegt ein Body Mass Index von 17,5 oder weniger vor. Dabei ist nicht relevant, ob dieses Gewicht durch Abnehmen erreicht wird oder ob die Betroffene ihr Gewicht während der Pubertät halten, obwohl sie wachsen.
Der Gewichtsverlust ist selbst herbeigeführt durch:
-die Vermeidung von hochkalorischen Speisen und eine oder mehr der folgenden Möglichkeiten:
-selbst induziertes Erbrechen,
-selbst induziertes Abführen,
-übertriebene körperliche Aktivitäten,
-den Gebrauch von Appetitzüglern und/oder Diuretika.
Es liegt eine Körperschema-Störung in Form einer spezifischen psychischen Störung vor: Die Angst, zu dick zu werden, besteht als tief verwurzelte überwertige Idee, die Betroffenen legen eine sehr niedrige Gewichtsschwelle für sich fest.
Es besteht eine hormonelle Störung, die sich bei Frauen als primäre oder sekundäre Amenorrhö und bei Männern als Libido- und Potenzverlust manifestiert“. (Raabe 2009, S. 7)
Oft beginnt die Magersucht für Mädchen und junge Frauen mit einer gewöhnlichen Diät. Sie fangen an zu hungern, um ein bestimmtes Wunschgewicht zu erreichen. Wenn das Wunschgewicht erreicht ist, fühlen sich die jungen Menschen weiterhin zu dick. Sie betreiben exzessiv Sport, ihr Tagesablauf und das gesamte Denken dreht sich nur noch um das Essen, bzw. nicht Essen. Dadurch verfallen die jungen Menschen häufig in eine soziale Isolation. Den erkrankten Personen ist das Machtgefühl, welches sie über ihren eigenen Körper zu haben scheinen sehr wichtig. Sie fühlen sich damit überlegen gegenüber anderen Menschen, die scheinbar den Bedürfnissen ihres Körpers ausgeliefert sind (vgl. Raabe 2009, S. 6-7).
2.1.1 Körperliche Folgeschäden der Anorexia nervosa
Durch die dauerhafte Mangelernährung kommt es zu vielen somatischen Symptomen des Körpers. Zum einen sinkt die Körpertemperatur des Erkrankten dauerhaft ab. Der Herzschlag verlangsamt sich; die weißen Blutkörperchen reduzieren sich, wodurch das Immunsystem massiv beeinträchtigt wird. Auch der Elektrolythaushalt ist stark beeinträchtigt (vgl. Raabe 2009, S.8). Das Ausbleiben der Menstruation ist ebenfalls ein typisches Krankheitsbild, da der Körper die lebenswichtigen Substanzen wie Eisen und Eiweiß zurückhält.
Im Folgenden kommt eine Auflistung von weiteren medizinischen Merkmalen einer Anorexia nervosa.
Schwindelgefühl, Gleichgewichtsstörungen, aufgrund des gestörten Elektrolytgleichgewichts bilden sich Ödeme, es besteht die Gefahr von Leberversagen, Osteoporose ist als Langzeitfolge anzusehen, extreme Blutdruckschwankungen, Schlaflosigkeit, Verdauungsstörungen, extreme Blähungen, flaues Gefühl im Kopf, Störung der Temperatur, Haarausfall am Kopf, feine flaumige Behaarung an den Wangen, die Haut wird trocken und schuppig, Flüssigkeitseinlagerungen im Gewebe und Chronische Nierenprobleme (vgl. Absenger 2005, S. 107).
Bei einer Langzeitstudie (über 21 Jahre) von Zipfel ist zu Tage gekommen, dass 15 % der an Magersucht erkrankten Jungen Menschen an den Folgen der Erkrankung verstarben (vgl. Raabe 2009, S. 8).
2.2 Bulimia nervosa (Ess-Brech-Sucht)
Bulimia nervosa bedeutet wörtlich übersetzt, nervlich bedingter Ochsenhunger (vgl. Baierl 2008, S. 242).
Wie auch schon bei der Magersucht haben Menschen mit Bulimie eine krankhafte Angst davor zuzunehmen, also zu dick zu werden. In den häufigsten Fällen essen die Bulimikerinnen normal bis deutlich kalorienreduziert. Auch ist es typisch, dass viele der Patienten in einer dauerhaften, oder häufigen Diät leben. Diese wird jedoch von regelmäßigen Fressanfällen unterbrochen. In diesen Anfällen werden durchschnittlich 1.200 bis 12.000 Kalorien zu sich genommen. Nach den Fressanfällen will der Bulimiker die zu sich genommenen Kalorien auf den schnellstmöglichen Weg wieder von sich geben. Dies wird in den meisten Fällen durch Erbrechen oder Abführmittel erledigt (vgl. Baierl 2008, S. 242). Auch versuchen die Erkrankten durch extremes Sporttreiben die Kalorien wieder zu verbrennen. Dadurch hat sich der Begriff des Sportbulimikers in Deutschland verfestigt. 2005 hat Fichtner eine Studie zum extremen Sporttreiben bei essgestörten Menschen erstellt. In dieser Studie berichteten 70 % der an Bulimie erkrankten und 80 % der an Magersucht erkrankten Menschen, dass sie exzessiv Sporttreiben würden (vgl. Wunderer u.a. 2008, S. 25). Der Bulimiker fühlt sich im leicht untergewichtigen Bereich wohl, wobei es nicht sein Ziel ist untergewichtig zu sein. Bulimiepatienten sind eher zu einer Therapie bereit als Magersüchtigepatienten (vgl. Absenger 2005, S. 121).
Häufig kommt es vor, das die Betroffenen vor der Bulimie Erkrankung an Magersucht litten (vgl. Wunderer u.a. 2008, S. 27).
„Ein zentrales Kriterium von Sucht ist das Ziel, einen Zustand des Wohlbefindens herbeizuführen“. (Absenger 2005, S. 121)
Maja Langsdorff berichtete bereits 1992 das Bulimikerinnen dieses Wohlbefinden jedoch nicht erreichen können. Die ständigen Heißhungerattaken bringen nur in der Anfangszeit ein sogenanntes Wohlbefinden bzw. eine kurzfristige Befriedigung, später wird das positive Gefühl durch ein Völlegefühl und Übelkeit ersetzt. Auch das anschließende Erbrechen bringt nicht die gewünschte Befriedigung, sondern vermittelt eher ein Gefühl der Scham und der Schuld.
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