Von dem Zusammenhalt der europäischen Währungsunion ist Alan Greenspan nicht überzeug: „Die Eurozone ist zum Scheitern verurteilt, weil die Kluft zwischen den nördlichen und südlichen Ländern einfach zu groß ist“, äußerte der ehemalige Vorsitzende der Federal Reserve. Dies ist keine düstere Prophezeiung sondern spiegelt sehr gut die derzeitige Situation der Eurozone wieder, denn nach Einführung des Euro im Jahr 2002 befindet sich diese in einer tiefen politischen und ökonomischen Krise. Nach Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2007 und dem darauffolgenden globalen Wachstumseinbruch stellt die europäische Schuldenkrise die dritte Welle dieser Kettenreaktion dar. Die prekäre Situation des amerikanischen Finanzmarktes mündete zunächst in Problemen der Realwirtschaft und erfasste anschließend als Spekulations- und Staatsschuldenkrise die Europäische Union. Seit Informationen über die äußerst angespannte Haushaltssituation in Griechenland an die Öffentlichkeit gelangten und die griechische Regierung im Jahr 2010 erstmals Staaten der EU um finanzielle Hilfe bat, hält die Schuldenkrise den Kontinent fest umklammert. Durch hohe Ausgaben zur Rettung angeschlagener Banken und anschließender Maßnahmen zur Stützung der Konjunktur, haben viele Staaten enorme Schuldenberge angehäuft. Diese Schuldenproblematik hat sich nun zu einer der größten wirtschaftspolitischen Herausforderungen seit dem Bestehen der Währungsunion entwickelt. Maßnahmen zur Sanierung der Staatsschulden wie Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen hemmen nicht nur das Wirtschaftswachstum, sondern stoßen auch immer auf den Unmut der Bevölkerung. Daher wird bis zum jetzigen Zeitpunkt nach nachhaltigen Lösungen gesucht, die Schuldenlast abzubauen. Einen alternativen Lösungsansatz bietet die finanzielle Repression. Diese zielt darauf ab, die Staatsverschuldung abzubauen, ohne auf unpopuläre Maßnahmen zurückgreifen zu müssen. Obwohl das Instrument der finanziellen Repression nicht neu ist, ist es der breiten Bevölkerung wenig bekannt und damit ein ausschlaggebender Grund, sich mit diesem Phänomen auseinanderzusetzen. Daher befasst sich diese Arbeit mit dem Ziel, das Wesen der finanziellen Repression zu ergründen und festzustellen, ob diese eine Lösung der europäischen Schuldenkrise darstellt oder bereits gar umgesetzt wird.
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Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Ursachen der europäischen Schuldenkrise
- 2.1 Makroökonomische Ungleichgewichte
- 2.1.1 Ungleichgewichte öffentlicher Haushalte
- 2.1.2 Divergierende Leistungsbilanzsalden
- 2.2 Spezifische Probleme innerhalb des europäischen Währungsraumes
- 2.2.1 Zentrale Geldpolitik der EZB in der Krise
- 2.2.2 Mitgliedschaft in der EWWU erhöht Insolvenzrisiko für Staaten
- 3. Das Wesen der finanziellen Repression
- 3.1 Ziele der finanziellen Repression
- 3.2 Instrumente der finanziellen Repression
- 3.3 Folgen der finanziellen Repression
- 3.4 Finanzielle Repression weltweit von 1945 bis 1980
- 4. Die Rückkehr der finanziellen Repression in der Eurozone ab 2008
- 4.1 Regulatorische Maßnahmen und negative Realzinsen
- 4.2 Direkte Maßnahmen der finanziellen Repression zur Bewältigung der Schuldenkrise
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der europäischen Schuldenkrise und untersucht, ob die finanzielle Repression eine Lösung für diese Krise darstellt. Das Ziel der Arbeit ist es, das Wesen der finanziellen Repression zu ergründen und zu analysieren, ob und wie sie in der Eurozone angewendet wird.
- Ursachen der europäischen Schuldenkrise
- Makroökonomische Ungleichgewichte und spezifische Probleme innerhalb der EWWU
- Das Wesen der finanziellen Repression und ihre Instrumente
- Die Rückkehr der finanziellen Repression in der Eurozone ab 2008
- Bewertung der finanziellen Repression als Lösungsansatz für die europäische Schuldenkrise
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit den Ursachen der europäischen Schuldenkrise. Es werden die makroökonomischen Ungleichgewichte, wie beispielsweise die Divergierenden Leistungsbilanzsalden, sowie die spezifischen Probleme innerhalb des europäischen Währungsraumes beleuchtet. Das zweite Kapitel behandelt das Wesen der finanziellen Repression, wobei die Ziele, Instrumente und Folgen dieses Instruments im Detail analysiert werden. Im dritten Kapitel wird die Rückkehr der finanziellen Repression in der Eurozone ab 2008 untersucht. Hier werden regulatorische Maßnahmen und negative Realzinsen, sowie direkte Maßnahmen zur Bewältigung der Schuldenkrise analysiert.
Schlüsselwörter
Europäische Schuldenkrise, finanzielle Repression, makroökonomische Ungleichgewichte, Leistungsbilanzsalden, Zentrale Geldpolitik, Eurozone, EZB, Staatsschulden, Realzinsen, regulatorische Maßnahmen, direkte Maßnahmen, negative Realzinsen.
- Arbeit zitieren
- Tim Hampel (Autor:in), 2013, Finanzielle Repression: Die schleichende Enteignung der Sparer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/263001