Die Gestalt des Catilina in den Catilinarischen Reden

Der Mensch hinter der polemischen und demagogischen Diktion


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

12 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I Einleitung

II Hauptteil
1) Der historische Catilina
2) Die Gestalt Catilinas in den Catilinarien

III Schluß

IV Literaturverzeichnis

I Einleitung

Wie war Catilina wirklich? Deckt sich seine von Cicero in den Catilinarischen Reden gemalte Gestalt mit dem realen Menschen Catilina? Wie weit geht die polemische und demagogische Diktion?

Zur Beantwortung dieser Frage wird zuerst die historische Person Catilinas näher zu betrachten sein, um dann durch Text- und Wortanalysen beide Gestalten Catilinas miteinander vergleichen zu können.

II Hauptteil

1) Der historische Catilina

Cicero war ein homo novus, ein Emporkömmling. Sein Vater gehörte dem politisch zweitrangigen Ritterstand an. Diese Bezeichnunghomo novus besagt, dass niemand sonst in der Familie senatorischen Ranges war. L. Sergius Catilina[1] hingegen stammte aus einer patrizischen Gens, die allerdings seit längerem politisch erfolglos war. Er ist nicht später als 108 v. Chr. geboren. Catilina als der geborene Soldat konnte alle Strapazen mühelos ertragen.[2] Ende der 80ger Jahre war er Legat Sullas und vollstreckte dessen Proskriptionen mit. Auf sein Konto gingen einige Morde nächster Familienmitglieder. Zuerst ermordetet er den Bruder seiner Frau Gratidia, M. Marcus Gratidianus, dann Q. Caecilius, den Gatten seiner Schwester und gar seinen Sohn aus erster Ehe, um für die Heirat mit der reichen Witwe Aurelia Orestilla frei zu sein (Cic. Cat. I 14).[3] Nach Gelzer[4] ermordete er auch seinen eigenen Bruder vor dem 1. November 82. Von Haus aus arm, gewann Catilina große Reichtümer,[5] die er gleich wieder verprasste. Auch hat er eine Vestalin namens Fabia, Ciceros Schwägerin (Cic. Cat III 9), verführt, weswegen ihn Clodius im Jahr 73, wegen Unzucht anklagte, allerdings erfolglos. Nach seiner Prätur im Jahre 68 hat er sich als Proprätor der Provinz Afrika 67 schamlos bereichert, so dass er im Sommer 66 wegen Erpressung angeklagt wurde. Wegen des drohenden Repetundenprozesses oder nicht fristgerechter Bewerbung wurde seine Kandidatur fürs Konsulat 65 zurückgewiesen. Mit dieser Abweisung wurde der Kampf um das Konsulat zum Inhalt seines ferneren Lebens.[6] Geplant war, erst für den 1. Januar, dann für den 5. Februar 65, die neuen Konsuln zu ermorden, was nicht gelang, weil die Banden nicht zur Stelle waren.[7] Auch 65 konnte Catilina sich nicht um das Konsulat bewerben, weil sein Prozeß erst nach der abgelaufenen Anmeldefrist für die Wahlen für 64 stattfand. Cicero erwog, Catilina in diesem Prozeß Mitte 65 zu verteidigen, obwohl er von dessen Schuld überzeugt war. Dahinter stand Ciceros Überlegung, ob er Catilina so nicht für seine eigene Konsulwahl geneigter stimmen könnte ( Cic. Att. I,11). Doch der völlige Bruch mit ihm folgte sehr bald. Aber Catilina wurde freigesprochen.

Catilina soll sich in der sogenannten ´Ersten catilinarischen Verschwörung` Ende 66 am Attentatsplan auf die designierten Konsuln des Jahres 65, L. Aurelius M. f. Cotta und L. Manlius L. f. Torquatus, beteiligt haben. In den Quellen herrscht keine Einigkeit über das Ziel dieses Unternehmens.[8]

Für das Jahr 63 gab es fünf Anwärter für das Konsulat. In diesem Zusammenhang am wichtigsten sind Cicero, Catilina und C. Antonius M. f.. Die beiden letzteren betrieben unverhohlen Wählerbestechung,ambitus. Cicero und Antonius wurden gewählt. Catilina wird seine Anhängerschaft schon vorher zusammengestellt haben, der er revolutionäre Versprechungen wie Schuldentilgung, Ämter und Landverteilung machte, die er dann als Konsul einzulösen gedachte (Cic. Cat. II 5, 7, II 21).Als Patrizier mit solch langer politischer Vergangenheit verfügte er über weitverzweigte Freundschafts- und Nahverhältnisse (Cic. Cat. I 16). „Die Berichterstatter sind sich darüber einig, daß sein aus mannigfacher Begabung und Ruchlosigkeit eigenartig gemischtes Wesen besonders auf die Jugend eine verführerische Anziehungskraft ausübte ( Cic. Cat. I 13).Nicht am wenigsten imponierte seine physische Leistungsfähigkeit ( Cic. Cat. I 26, II 9, III 16f.).“[9] Catilina wurde erneut wegen seiner Teilnahme an den sullanischen Proskriptionen angeklagt, aber unter Caesars Vorsitz freigesprochen. Catilina bewarb sich für 62 wieder ums Konsulat und versprach für sein Konsulatsjahr Schuldentilgung ( Cic. Cat. II 18).Auch er selbst war bankrott (Cic. Cat. I 14).Nach seiner eigenen Auffassung werde er Führer aller Unglücklichen sein.[10] Von dieser in Catilinas Haus abgehaltenen Versammlung erfuhr Cicero von einer gewissen Fulvia, liiert mit dem Verschwörer Q. Curius[11]. Am Tag vor der Wahl bat Cicero um Aufschub der Comitien, der gewährt wurde. Am nächsten Tag fand eine Senatssitzung statt, in der Cicero Catilina aufforderte, sich zu diesen Verschwörungsplänen zu äußern. Cicero selbst erschien als leitender Konsul, der umgehende Sicherheitsmaßnahmen traf, im Harnisch und mit Schutzwache ( Cic. Cat. III 5) und versuchte dem Senat deutlich zu machen, dass er selbst gar ermordet werden solle.[12] Catilina jedoch wurde als Bewerber nicht ausgeschlossen.[13] Der Senat brach die Wahlen nicht ab, wie Cicero gehofft hatte. Einige Tage später wurde gewählt: Catilina fiel erneut durch.[14] Gewählt wurden Decimus Iunius M. f. Silanus und L. Lucilius Murena. So blieb Catilina nur der Weg der Gewalt, und nach Gelzer konnte erst jetzt von einer Verschwörung gesprochen werden.[15] Nach Ungern-Sternberg hat es aber bereits ein soziales Unruhepotential in der Bevölkerung gegeben, dem sich Catilina nun angenähert habe. (Cat. II 17-24)[16] Ob das durch Ciceros Taktieren geschah oder aus eigenem Antrieb, könne man nicht entscheiden, da die Überlieferung durch Ciceros Perspektive geformt sei.[17] Da Cicero keinen Zeugen hatte, wurde er durch den Senat bewusst nicht zur Unterdrückung der Verschwörung eingesetzt ( Cic. Cat. I 30, II 18).[18]

[...]


[1] J. von Ungern-Sternberg, Catilina, DNP 2, Stuttgart 1997, Sp.1029f..

[2] M. Gelzer, Sergius 23, RE II A, Stuttgart 1923, Sp. 1693.

[3] Marcus Tullius Cicero: In Catilinam Orationes quattuor. Übersetzt und herausgegeben von Dietrich Klose mit einem Nachwort von Karl Büchner, Stuttgart 1972, S.129-136.

[4] M. Gelzer, Sergius 23, R II A, Sp.1695.

[5] Ders., ebd.

[6] Ders., (1923) , Sp.1696.

[7] Ders., (1923) Sp.1697.

[8] Ders., (1923) Sp.1696.

[9] Ders., Sp.1699.

[10] Ders., Sp.1703.

[11] Matthias Gelzer: Cicero, ein biographischer Versuch, Wiesbaden 1969, S. 81.

[12] Ders. (1923) Sp. 1704.

[13] Matthias Gelzer (1969), S. 82.

[14] Ders. (1969) ebd.

[15] Ders., Sp.1704.

[16] J. von Ungern-Sternberg, (1997), SP.1030.

[17] Ders., ebd.

[18] M. Gelzer, Sp.1704.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Die Gestalt des Catilina in den Catilinarischen Reden
Untertitel
Der Mensch hinter der polemischen und demagogischen Diktion
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg  (Seminar für Klassische Philologie)
Veranstaltung
Ciceros Catilinarische Reden
Note
1,5
Autor
Jahr
2004
Seiten
12
Katalognummer
V263061
ISBN (eBook)
9783656518402
ISBN (Buch)
9783656517931
Dateigröße
469 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
gestalt, catilina, catilinarischen, reden, mensch, diktion
Arbeit zitieren
Heike Dilger (Autor:in), 2004, Die Gestalt des Catilina in den Catilinarischen Reden, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/263061

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