Vergleich des Programmangebots von privaten und öffentlich-rechtlichen Sendern im dualen Rundfunksystem

am Beispiel der Hauptsender ProSieben und Sat.1 der ProSiebenSat.1 Media AG, dem Ersten Programm der ARD und ZDF


Hausarbeit, 2013

21 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Sparten und Profile von privaten Sendern am Beispiel der Hauptsender ProSieben und Sat.1 der ProSiebenSat.1 Media AG

3. Sparten und Profile von öffentlich-rechtlichen Sendern am Beispiel des Ersten
Programms der ARD und des Senders ZDF

4. Inhalten und Formen
4.1 Fiction-Formate des privaten Hauptsenders ProSieben und des öffentlich-
rechtlichen Programms Das Erste
4.2 Nonfiktionale Unterhaltungsformate des privaten Hauptsenders Sat.1 und
des öffentlich-rechtlichen Programms ZDF

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Beobachter der deutschen Free-TV Fernsehlandschaft bestätigten auch in den letzten Jahren den privaten Sendern große strukturelle Unterschiede zu den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten. (Krüger 2013, S. 245) Gleichzeitig beklagten Kritiker der öffentlich-rechtlichen Sender eine strukturelle und auch inhaltliche Annäherung oder auch Angleichung zwischen den beiden sich gegenüberstehenden Teilen des dualen Rundfunksystems Deutschlands. (Stock 2008, S. 6-8)

Im Folgenden werden exemplarisch vier der fünf deutschen Hauptsender aufgrund ihrer letztjährigen Sparten- und Profilverteilung untersucht. (Krüger 2011, S. 204) Dazu wurden stellvertretend für die privaten die Münchener Sender ProSieben und Sat.1 gewählt, da sie beide als Teil einer Senderfamilie, der ProSiebenSat.1 Media AG, (Media Perspektiven 2012, S. 33) zusammen zwei Plätze der stärksten Vollsender mit den größten Marktanteilen, den deutschen Hauptsendern, stellen. (Zubayr/Gerhard 2013, Tab. 3)

Der ökonomisch wie quotenorientiert erfolgreichste deutsche Privatsender RTL, (Zubayr/Gerhard 2013, Tab. 3) der als Teil der RTL Group wiederum der Bertelsmann-Gruppe angehört, (Media Perspektiven 2012, S. 28) ist aktuell als einziger Vertreter seiner Senderfamilie Teil dieser Reihe von Hauptsendern. (Zubayr/Gerhard 2013, Tab. 3)

Dennoch sei hierbei zu erwähnen, dass es in den letzten Jahren zwischen ProSieben und Vox eine Annäherung bezüglich der Marktanteile gegeben hat, (Zubayr/Gerhard 2013, S. 134f) sodass abzuwarten ist, ob sich die Top Five der deutschen Hauptsender bereits in näherer Zukunft verändern zu vermag.

Im Vergleich zu diesen beispielhaft gewählten privaten Sendeanstalten werden anschließend die Sparten und Profile der beiden öffentlich-rechtlichen Hauptsender Das Erste und ZDF (Zubayr/Gerhard 2013, S. 132) untersucht. Die regionalen Programme des ARD eignen sich für eine solche Untersuchung nur wenig, da die Reichweite – insbesondere durch die regionale Ausrichtung der Programme der Bundesländer –deutlich hinter denen der beiden großen öffentlich-rechtlichen Programme verbleibt. (Zubayr/Gerhard 2013, S. 135f)Die weiteren Angebote der beiden öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten wie 3Sat, Arte oder KI.KA wenden sich außerdem nur an bestimmte Zielgruppen, sodass diese Programme sich anhand des öffentlichen Auftrags der öffentlich-rechtlichen Sender nicht ausreichend auf ihrer Funktion hin vergleichen lassen. (Stock 2008, S. 26)

2. Sparten und Profile von privaten Sendern am Beispiel der Hauptsender ProSieben und Sat.1 der ProSiebenSat.1 Media AG

Innerhalb der Sparten und Profile der beiden Privatsender der ProSiebenSat.1 Media AG hat sich während der letzten zehn Jahre einiges verändert, Änderungen im Profil der Programmstruktur wurden vorgenommen, wurden später wieder zurückgenommen und Strukturen wurden weiterentwickelt. Besonders beim kleinsten der fünf Hauptsender ergaben sich viele interessante aber auch sehr umfangreiche Entwicklungen. (Krüger 2012, S. 478ff)

Um nun einen (aktuellen) Überblick zu bekommen, werden sich die folgenden Ausführungen hauptsächlich auf die Programmjahre 2007 bis 2012 beziehen. Im Detail bedeutet das Nutzungsdaten von 2008 bis 2012, wie sie von Udo Michael Krüger aus der Datenvollerhebung erstellt wurden, und strukturelle, formelle und inhaltliche Analysen von 2007 bis 2012, wie sie im jeweils darauffolgenden Jahr in den Basisdaten der Media Perspektiven veröffentlicht wurden.

Der Münchener Privatsender Sat.1 ist der erfolgreichste Teil der Senderfamilie ProSiebenSat.1 Media AG, (Media Perspektiven 2012, S. 33) der mit seiner ausgeglichenen Reichweite zwischen jungen und älteren Menschen große Teile des deutschen Publikums ansprechen kann. (Zubayr/Gerhard 2013, S. 136)

Was seine Programmstrategien betrifft, orientierte sich Sat.1 stets bei dem größten deutschen Privatsender RTL, (Krüger 2012, S. 478f) besonders den in den frühen 2.000er Jahren entstandenen Trend der Doku-Soaps bis hin zu Factual Entertainment griff Sat.1 jeweils etwas verspätet auf. (ebd.) Bis 2009 wurden Formate mit in dieser Art aufbereiteten Inhalten der Sparte Information zugerechnet. Den Darstellungstrends und Inhalten folgend, konnte man sich dann aber mit RTL einigen, diese Sendungen der nonfiktionalen Unterhaltung zu zuordnen. (ebd., S. 475f)

Trotz der Umcodierung von Informationsinhalten lag deren Anteil 2007 noch über 18%, (Media Perspektiven 2008, S. 20) hielt sich aber bis 2009 auf 17%, (Krüger 2011, S. 221) um dann nochmal den Wert von 2007 zu übersteigen, im Jahr 2012 aber deutlich auf 15,4% zu sinken. (Krüger 2013, S. 232) Der Durchschnittswert[1] dieser 6 Jahre liegt bei 17,18%, die Tendenz ist also weiter sinkend. Es bleibt abzuwarten, ob Tom Bator mit der Übernahme der Moderation der Sat.1 Nachrichten, (Lückrath 2013) der Informationsanteil bei diesem vergleichsweise niedrigen Wert bestehen bleibt. Die Reduktion des Informationsangebots ermöglichte eine Erhöhung des Fiction- und Musikanteils. (ebd., S. 224)

Nonfiktionale Unterhaltung besetzt seit 2007 bei Sat.1 einen hohen Anteil des Programmangebots um 30%. (Media Perspektiven 2008, S. 20) 2009 war der bisherige Höhepunkt mit 32,3% erreicht, zwischenzeitig gingen die Werte dann zurück. Während RTL aber beispielsweise die Anteile 2012 reduzierte, um einer Sättigung des Publikums zu entgehen, (Krüger 2013, S. 237) steigerte Sat.1 noch einmal das Angebot nonfiktionaler Unterhaltung. (Krüger 2013, S. 232) Der Durchschnitt entspricht aber dem aktuellen Wert von 2012, was auf ein sehr stabiles Angebot hindeutet.

Nach einem vergleichsweise etwas niedrigeren Fictionangebot 2007, (Media Perspektiven 2008, S. 20) stieg der Anteil erst relativ stark an, (Krüger 2011, S. 221) um dann bis 2011 zwischen 28% und 29% zu verbleiben. 2012 betrug das Fictionangebot 30,1% (Krüger 2013, S. 232) und somit mehr als ein Prozentpunkt mehr als der Durchschnitt der letzten Jahre. Ob die Anteile tatsächlich weiter steigen, bleibt abzuwarten, denn Sat.1 gehört typischerweise mit RTL zu jenen Sendern, die einen vergleichsweise geringen Fictionanteil in ihrem Programm haben. (Krüger 2011, S. 205ff)

Seit Sat.1 keine Sportrechte mehr besitzt, wie in früherem Ausmaß, ist auch der Sportanteil in seinem Programmangebot deutlich gesunken. (Krüger 2012, S. 478) Nachdem die Anteile von 2009 bis 2011 wieder etwas höher waren, (Krüger 2011, S. 221, Krüger 2013, S. 232) sank das Sportangebot Sat.1‘ auf 0,8%, (Krüger 2013, S. 232) was so etwas unter dem Durchschnitt von 0,93% liegt. Das Musikangebot besteht heutzutage kaum noch aus reinen Konzertübertragungen und nimmt so auch einen deutlich geringeren Stellenwert ein. (ebd., S. 237) Dennoch war die Tendenz bis 2011 zwar deutlich sinkend - von 0,6% 2007 (Krüger 2011, S. 221) auf nur noch 0,1% -, so stieg der Anteil von Musik wieder auf 1,5% (Krüger 2013, S. 232) und liegt so deutlich über dem Durchschnitt seit 2007. Auch Kinder- beziehungsweise Jugendsendungen besitzen für Sat.1 kaum Relevanz, das Angebot liegt bei kaum mehr als 0%, 2012 stieg der Anteil aber wieder auf 0,6% (Krüger 2013, S. 232) und übersteigt so den Durchschnitt von 0,18%. Der Werbeanteil war 2007 mit 17,2% verhältnismäßig sehr hoch, (Media Perspektiven 2008, S. 20) ist nun aber relativ konstant zwischen 15% und 15,5%. (Krüger 2011, S. 221, Krüger 2013, S. 232)

ProSieben ist der kleinere Teil der Senderfamilie und gibt dennoch der ProSiebenSat.1 Media AG seinen Namen. (Media Perspektiven 2012, S. 33) Die Spartenanteile verteilen sich nicht nur im Vergleich mit Sat.1, sondern auch mit den anderen Hauptsendern deutlich von deren Profilen. (Krüger 2012, S. 478ff) In diesem Zusammenhang sei auch zu erwähnen, dass ProSieben sich einer anderen Zielgruppe als der von der Werbewirtschaft vorgeschriebenen Gruppe der 14 bis 49-Jährigen verschrieben hat. Die Zielgruppe von ProSieben sind 14 bis 29-Jährigen. (Hofstätter 2011, S. 188)

Noch bis 2009 konnte ProSieben einen vergleichsweise hohen Informationsanteil in seinem Programm anbieten, wenn auch dieser Wert einige Prozentpunkte hinter dem Angebot des Geschwistersenders Sat.1 lag. 2010 sank dieser Wert aber um fünf Prozentpunkte (Krüger 2011, S. 221) und pendelt bis heute um 10%. 2012 lag der Wert dann bei 11,7% (Krüger 2013, S. 232) und somit unter dem durchschnittlichen Anteil zwischen 2007 und 2012. Das Informationsangebot ist also tendenziell sinkend.

Das Angebot nonfiktionaler Fiction ist bei ProSieben seit 2007 fast durchgängig sinkend von 29,5% 2007 (Media Perspektiven 2008, S. 20) auf nur 11% 2012. (Krüger 2013, S. 232) 2007 wandte sich ProSieben von seiner kurzzeitigen Programmstrategie ab, sich den beiden anderen privaten Hauptsendern mit den deutlich höheren Marktanteilen (Zubayr/Gerhard 2011, Tab. 4) inhaltlich wie strukturell anzunähern und kehrte wieder zurück zu seinem Kerngebiet und wurde wieder größter Fictionanbieter. (Krüger 2012, S. 480)

So begann ProSieben im untersuchten Zeitraum mit einem Fictionangebot von nur 29,1%, (Media Perspektiven 2008, S. 20) das dann bis 2009 auf ungefähr 37,5% stagnierte, (Krüger 2011, S. 221) um dann ab 2010 weiter erhöht zu werden auf über 50%. So liegt der aktuelle Fictionanteil von 51,1% (Krüger 2013, S. 232) fast zehn Prozentpunkte über dem Durchschnittswert seit 2007.

Das weitere Angebot im Programm ProSiebens ist schon allein aufgrund dieser Anteile viel geringer als bei Sat.1. Sport wird so seit 2009 gar nicht mehr gesendet, aber auch vorher waren die Anteile mit bis zu 0,3% (Media Perspektiven 2008, S. 20) verschwindend gering. Das Musikangebot pendelte zwischen 0,4% und 0,1%, (Krüger 2011, S. 221), Krüger 2013, S. 232) aber 2012 steigerte sich der Anteil sprunghaft auf 1,2% (Krüger 2013, S. 232) und liegt damit deutlich über dem durchschnittlichen Musikangebot des Untersuchungszeitraums von 0,38%, bleibt aber auch noch etwas hinter dem Angebot Sat.1‘. (ebd.) Im Vergleich zu Sat.1 gestaltet sich aber das Angebot von Kinder- und Jugendserien etwas höher, was wohl hauptsächlich auf die allabendliche Ausstrahlung der Simpsons zurückzuführen ist. Der Spartenanteil von Kinder- und Jugendserien lag zwischen 2007 und 2009 also um 3,3% (Media Perspektiven 2008, S. 20, Krüger 2011, S. 221) und wurde seit 2010 auf 4,8% 2012 erhöht. (Krüger 2013, S. 232) Der Werbeanteil war auch bei ProSieben 2007 verhältnismäßig groß (Media Perspektiven 2008, S. 20) und wurde dann reduziert und lag zwischen 13,5 und 14,7%. (Krüger 2011, S. 221, Krüger 2013, S. 232) 2012 lag das Werbeangebot so mit 14,6% etwas über dem Durchschnitt. (Krüger 2013, S. 232)

[...]


[1] Durchschnittswerte finden sich in den Tabellen im Anhang.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Vergleich des Programmangebots von privaten und öffentlich-rechtlichen Sendern im dualen Rundfunksystem
Untertitel
am Beispiel der Hauptsender ProSieben und Sat.1 der ProSiebenSat.1 Media AG, dem Ersten Programm der ARD und ZDF
Hochschule
Universität zu Köln  (Institut für Soziologie und Sozialpsychologie)
Veranstaltung
TV-Forschung in der Praxis
Note
2,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
21
Katalognummer
V263555
ISBN (eBook)
9783656526094
ISBN (Buch)
9783656529750
Dateigröße
485 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
TV, Programm, TV-Programm, Deutschland, Free-TV, Private, Öffentlich-rechtliche Sender, Private Sender, ÖR, ARD, ZDF, ProSieben, Pro7, Sat1, Sat.1, ProSiebenSat.1, ProSiebenSat.1 Media AG, Das Erste, Programmangebot, TV-Programmangebot, Duales Rundfunksystem, Hauptsender
Arbeit zitieren
Carolin Blefgen (Autor:in), 2013, Vergleich des Programmangebots von privaten und öffentlich-rechtlichen Sendern im dualen Rundfunksystem, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/263555

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