"Die Verwandlung" von Franz Kafka: Kurzbiographie, Inhaltsangabe und Interpretation


Referat / Aufsatz (Schule), 2012

18 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Die Verwandlung
1. Franz Kafka – Kurzbiographie
2. „Die Verwandlung“ Inhaltsangabe
3. Einflüsse
4. Interpretation
4.1 Tiermetapher
4.2 Deutung der Verwandlung
4.3 Kafka und Gregor Samsa
4.4 Gregor und seine Familie

III. Schluss

IV. Bibliographie

I. Einleitung

„Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt.“[1] So beginnt Kafkas Erzählung Die Verwandlung und stellt den Leser damit vor vollendete Tatsachen. Der Protagonist Gregor hat sich anscheinend über Nacht verwandelt. Was unmöglich erscheint, ist einfach geschehen. „Das Wunder kommt als Qual. Die Qual existiert mit Eintritt der Erzählung. Sie braucht keine Motivierung. Sie ist da.“[2] Und doch fragt man sich, wie es zu ihr kam. Obwohl Kafkas Werk diese Frage niemals ausdrücklich beantwortet, liefern sowohl sein Leben als auch die Erzählung selbst einige Anhaltspunkte, die auf ihre Hitergründe und tiefere Bedeutung schließen lassen. Zweck dieser Arbeit soll es sein, einen Überblick über Kafkas Biographie und verschiedene Interpretationsansätze zur Verwandlung zu geben.

II. Die Verwandlung

1. Franz Kafka – Kurzbiographie

Franz Kafka wird am 3. Juli 1883 als erstes Kind des Kaufmanns Hermann Kafka und seiner Frau Julie, geb. Löwy, in Prag geboren. Im Alter von sechs Jahren besucht er die Volksschule am Fleischmarkt, danach, ab 1893, das Altstädter Gymnasium, das er im Jahr 1901 mit dem Abitur abschließt.

Noch im selben Jahr beginnt er sein Studium an der Deutschen Universität in Prag, wo er zuerst Vorlesungen in den Fachrichtungen Chemie, Germanistik und Kunstgeschichte besucht, bevor er sich für ein Jura-Studium entscheidet. Kafka promoviert und erlangt seinen Doktor der Rechte.

Seinem späteren Freund Max Brod begegnet er 1901.

Das erste Jahr nach seinem Studium verbringt Kafka mit einem Praktikum am Landes- und Strafgericht. 1907 ist er bei einer Versicherungsgesellschaft in Prag angestellt, bei der er ein Jahr bleibt.

Seine erste Veröffentlichung – von kleineren Prosastücken - hat Kafka im Jahr 1908. Seine Werke erscheinen in der Zweimonatsschrift „Hyperion“ unter dem Titel „Betrachtungen.“

Im September 1909 reist er mit Max und Otto Brod nach Norditalien. Auf dieser Reise entsteht der Bericht „Die Aeroplane in Brescia“, der in der Tageszeitung „Bohemia“ veröffentlicht wird.

Weitere Veröffentlichungen von Prosatexten folgten 1910.

Zwischen 1911 und 1912 hält Kafka sich bereits in Heilsanatorien auf und arbeitet u.a. an den Erzählungen „Das Urteil“ und „Die Verwandlung“ , die 1912 fertig gestellt wird. Ende des Jahres wird außerdem Kafkas erstes Buch; „Betrachtungen“, vom Ernst Rowohlt Verlag veröffentlicht.

Am 1. Juni 1914 verlobt Kafka sich mit der Berlinerin Felice Bauer, mit der er regen Briefkontakt hat. Die Verlobung wird allerdings bereit einen Monat später wieder aufgelöst. Im selben Jahr beginnt er den Roman „Der Proceß“ zu schreiben und stellt u.a. die Erzählung „In der Strafkolonie“ fertig.

Im Jahr darauf erscheint „Die Verwandlung“ im Oktoberheft der Zeitschrift „Die Weißen Blätter“ und Kafka bekommt die Preissumme des Fontane-Preises als „Zeichen der Anerkennung“ von gewinner Carl Sternheim.

1917 verlobt Kafka sich zum zweiten Mal mit Felice Bauer. Im gleichen Jahr, am 4. September, wird allerdings eine Lungentuberkulose bei ihm diagnostiziert. Auch die zweite Verlobung wird im Dezember wieder aufgelöst.

1919 verlobt Kafka sich mit Julie Wohryzek. Im selben Jahr erscheint „In der Strafkolonie“ bei Kurt Wolff und der „Brief an den Vater“ entsteht.

Ein weiterer Genesungsurlaub, diesmal in Meran, folgt im Jahr 1920 und der Band „Ein Landarzt. Kleine Erzählungen“ erscheint. Die Verlobung zu Julie Wohryzek wird im Juli des gleichen Jahres aufgelöst.

Am 1. Juli 1922 wird Kafka pensioniert. Er verbringt einige Zeit in Kuraufenthalten und beginnt den Roman „Das Schloß“ zu schreiben.

1923 begegnet er Dora Diamant, mit der er nach Berlin zieht. In dieser Zeit schreibt er u.a. „Eine kleine Frau.“

1924 verschlechtert sich der gesundheitliche Zustand Kafkas zunehmend. Er zieht wieder zurück nach Prag, hält sich im April in einem Sanatorium in Niederösterreich auf und kommt anschließend zuerst in eine Klinik in Wien, dann in das Sanatorium Dr. Hugo Hoffman in Kiekerling, wo er schließlich am 3. Juni im Alter von 40 Jahren stirbt.

Am 11. Juni wird er auf dem jüdischen Friedhof in Prag-Straschnitz beerdigt.[3]

2. „Die Verwandlung“ Inhaltsangabe

In der Erzählung „Die Verwandlung“ aus dem Jahr 1912 geht es um Gregor Samsa, einen oft geschäftsreisenden Tuchhändler, der eines Morgens aufwacht und feststellt, dass er sich in eine riesige Kakerlake verwandelt hat. Die Erzählung wurde von Kafka in drei Teile aufgeteilt.

Im ersten Teil wacht Gregor verwandelt auf und ist zuerst einmal nicht dazu in der Lage, zu verstehen, was überhaupt mit ihm geschehen ist. Unfähig aufzustehen und mit seiner besorgten Familie zu kommunizieren, ist Gregor anfänglich noch zu sehr von seinem Ärger über sein Verschlafen und dem bevorstehenden Tadel von seinem Chef abgelenkt, um sich mit seiner Metamorphose zu beschäftigen. Noch während Gregor mit dem Aufstehen kämpft, kommt der Prokurist von seiner Firma und erkundigt sich nach Gregors Verbleiben. Als Eltern und Prokurist schließlich gegen Gregors Willen die Tür öffnen, breitet sich unter ihnen Entsetzen aus. Gregor will zwar den Prokuristen noch zurückhalten, da er um seine Stelle in der Firma fürchtet, doch sein eigener Vater jagt ihn mit einem Stock in sein Zimmer zurück.

Der zweite Teil beginnt erneut mit Gregors Erwachen, diesmal am Abend. Er stellt fest, dass eines seiner Beinchen verletzt ist, dass man ihm aber Essen gebracht hat. Mit der Milch, die ihm, so vermutet Gregor, seine Schwester, Grete, ins Zimmer gestellt hat, kann Gregor allerdings wenig anfangen. Am nächsten Morgen kommt sie allerdings wieder in sein Zimmer und bringt ihm andere Nahrung. Daraufhin merkt Gregor, dass ihm nur verdorbenes Essen schmeckt, welches seine Schwester ihm weiterhin täglich bringt, und zwar immer mit so viel Vorwarnung, dass Gregor sich verstecken kann, bevor sie das Zimmer betritt, damit sie ihn nicht sehen muss.

Die Familie ist nach Gregors Verwandlung in finanziellen Schwierigkeiten, da der Sohn sie mit seinem Einkommen ernährt hatte.

Während sich Grete um Gregor kümmert, indem sie ihm Wasser und Futter bringt und sein Zimmer aufräumt, obwohl sein Anblick sie auch weiterhin erschreckt und abstößt, kommen die Eltern ihn monatelang nicht besuchen, bis sie eines Tages beschließen, Gregors Zimmer auszuräumen.

Gregor stellt sich zwar vor, dass er im leeren Zimmer besser kriechen könnte, fürchtet allerdings, dass mit dem Verlust seiner Besitztümer auch der Verlust seiner Erinnerungen an sein früheres, menschliches Leben einhergehen könnte. Verzweifelt versucht er seine Mutter und seine Schwester davon abzuhalten, ihm alles zu nehmen, indem er sich auf ein Bild an der Wand setzt. Sein Anblick erschreckt seine Mutter so sehr, dass sie in Ohnmacht fällt und als seine Schwester ins Nebenzimmer läuft, um Arznei für sie zu holen, folgt Gregor ihr, was von der Familie als Ausbruchsversuch gedeutet wird. Letztendlich scheucht der Vater ihn umher und bewirft ihn mit Äpfeln – von denen einer in Gregors Rücken stecken bleibt und ihn verletzt – bis die Mutter dazwischen geht und Gregor das Bewusstsein verliert.

Im dritten Teil leidet Gregor an seiner Wunde, während die Familie in finanziellen Nöten ist. Mittlerweile müssen alle Familienmitglieder arbeiten und sind müde und erschöpft. Eine alte Witwe, die für die Familie als Bedienerin arbeitet, sieht Gregor und beschimpft ihn als „alten Mistkäfer.“ Gregor verliert die Lust am Essen und wird immer kraftloser. Die Familie muss schließlich ein Zimmer an drei Herren vermieten, um über die Runden zu kommen. Gregors Zimmer verkommt derweil zur Abstellkammer.

Eines Abends hört Gregor seine Schwester Violine spielen, woraufhin er sein Zimmer verlässt, um ihr zuzuhören. Dabei sehen ihn allerdings die Zimmerherren und kündigen ihre Zimmer aufgrund der „widerlichen Verhältnisse“ in der Familie. Grete spricht sich schließlich dafür aus, dass man Gregor loswerden müsse, worauf Gregors Eltern mit Zustimmung reagieren. Der verletzte Gregor schleppt sich in sein Zimmer zurück, wo er kurze Zeit später stirbt. Als die Bedienerin am nächsten Morgen seine Leiche findet, breitet sich in der Familie Erleichterung aus. Die Zimmerherren werden prompt vom Vater hinausgeworfen und auch die Bedienerin soll Entlassen werden. Zum ersten Mal seit Langem verlassen Vater, Mutter und Tochter gemeinsam die Wohnung, um den Tag zu genießen.[4]

3. Einflüsse

Das Motiv der Verwandlung war Kafka nicht unbekannt. Schon in der Antike wurde es verwendet, beispielsweise in Ovids Metamorphosen, einem Text, den Kafka „in Auszügen durch den Schulunterricht“ kannte und „obwohl zwischen seiner Geschichte und der antiken Vorlage ʻkeinerlei direkter genetischer Zusammenhangʼ besteht“[5], ist das Motiv von „Formen [, die sich] in andere Körper Wandel[n]“[6] dort aufgetaucht und von Kafka aufgegriffen worden, wenn auch nicht direkt, sondern wahrscheinlich eher über Nachfahren und mit einigem an Eigeninterpretation, denn „Kafkas Verhältnis zu den antiken Mythen, den biblischen Erzählungen und zu historischen Mythisierungen war geprägt vom Prinzip der Entstellung und Widerrede.“[7] DesWeiteren wurde Kafka stark von Märchen beeinflusst, und das, obwohl er sich über die Gattung eher abwertend äußerte - „Warum hasse ich das Wort[, Märchen,] so?“[8] Besonders zu dem Märchen „Hänsel und Gretel“ lassen sich einige Parallelen finden:

[...]


[1] Kafka, Franz. „Die Verwandlung“ In:Die Erzählungen und andere ausgewählte Prosa.Hrsg.: Hermes, Roger. Frankfurt a. M.: S. Fischer Verlag, 2006. S. 96-161. S. 96.

[2] Zit. nach: Born, Jürgen. Kritik und Rezeption zu seinen Lebzeiten. Frankfurt a. M.: S. Fischer, 1979. S. 61.

[3] Vgl. Schillemeit, Jost. „Biographische Skizze“ In: Kafka, Franz. Der Verschollene. Fischer Taschenbuch Verlag: Frankfurt a. M., 2004. S. 329-32. S.329ff.

[4] Vgl. Kafka. Die Verwandlung. S. 96-161.

[5] Beicken, Peter. Erläuterungen und Dokumente. Franz Kafka. Die Verwandlung. Reclam: Stuttgart, 2001. S. 74.

[6] Ovid. Metamorphosen. Prooemium. http://www.gottwein.de/Lat/ov/met01de.php?submit=lateinisches+Original aufgerufen am 22. 09. 12. Z.1

[7] Beicken. S. 77.

[8] Zit. nach Beicken. S. 77.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
"Die Verwandlung" von Franz Kafka: Kurzbiographie, Inhaltsangabe und Interpretation
Note
2,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
18
Katalognummer
V265157
ISBN (eBook)
9783656550495
ISBN (Buch)
9783656548393
Dateigröße
554 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Franz Kafka, Die Verwandlung, Gregor Samsa, Literatur, Deutsch, deutsche Literatur, 20. Jahrhundert, Samsa, Kafka, Referat, Ausarbeitung
Arbeit zitieren
Lynn Bay (Autor:in), 2012, "Die Verwandlung" von Franz Kafka: Kurzbiographie, Inhaltsangabe und Interpretation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/265157

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