Freundschaft zwischen Kindern im Alter von 3-6 Jahren


Hausarbeit, 2012

17 Seiten, Note: 1,1


Leseprobe


Inhaltsangabe

1. Einleitung

2. Definition: Freundschaft

3. Freundschaft im Kindesalter
3.1. Kindlicher Entwicklungsprozess der Freundschaft
3.2. Das Stufenmodell nach Selman
3.3. Bedeutung der Freundschaft für das Kind
3.4. Wie viele Freunde hat ein Kind?

4. Freundschaftsformen
4.1. Die Bedeutung der Peers
4.2. Freundschaften mit Migrationshintergrund
4.3. Freund - Nicht-Freund

5. Fazit

Anhang: Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Auf einem Werbeplakat kann man einen kleinen Jungen mit Wuschelkopf erkennen. Er heißt Lukas und ist 6 Jahre alt. Über ihm ist ein Osterei, symbolisch für eine Gedankenblase, abgebildet. In dieser Gedankenblase kann der Betrachter Max mit zwei Freunden und einem Fußball erkennen. Über Max ist in Form einer inneren Rede der Satz „zu Ostern wünsche ich mir Freunde“ zu lesen. Ein Kind wünscht sich Spielkameraden und Gleichgesinnte. Da kommt die Frage auf, wie bedeutsam sind Freunde? Freunde sollten einen durch Höhen und Tiefen des Lebens begleiten. In einer Seminarsitzung wurde über das Thema „Freundschaft bei Kindern“ gesprochen. Die Thematik ist sehr spannend. Sie reizt, sich tiefer damit zu beschäftigen. Neben den Familienmitgliedern sind die Freunde wichtige Begleitpersonen im Leben eines Menschen.

Die vorliegende Arbeit analysiert das Thema Freundschaft, insbesondere bei Kindern zwischen 3 und 6 Jahren. Im ersten Teil wird das Wort Freundschaft definiert um einen allgemeinen Grundstock für alle Leser zu schaffen. Im zweiten Teil wird genauer auf die Freundschaft im Kindesalter eingegangen. Der kindliche Entwicklungsprozess, die Bedeutung von Freundschaft für das Kind und das Stufenmodell von Selman werden genauer erläutert. Weiterführend wird die Anzahl der Freunde eines Kindes studiert. Im dritten Teil wird auf die Bedeutung der Gleichaltrigkeit eingegangen. Behandelt wird ebenfalls das Thema „Freundschaft mit Migrationshintergrund“. In unserer heutigen multikulturellen Gesellschaft wird es immer mehr zur Selbstverständlichkeit ein Leben unter verschiedenen Kulturen zu führen. Dies hat auch Einfluss auf das Leben unserer Kinder und ihre Freundschaften. Somit ist es wichtig in dieser Hausarbeit bearbeitet zu werden. Abschließend wird der Unterschied zwischen Freunden und Nicht-Freunden betrachtet. Dies soll dazu dienen nochmals zu veranschaulichen, wie Kinder schon in jungen Jahren eine solide und auf Vertrauen aufbauende Freundschaft führen können.

2. Definition: Freundschaft

Freundschaft ist überall anzutreffen. Jeder Mensch meint zu wissen, was sie bedeutet. Trotzdem scheint keine Definition dem Begriff gerecht zu werden. Freund heißt auf Lateinisch amicus. Der Begriff gehört zu derselben Wortgruppe wie amor - die Liebe. Jedoch hat das platonische Freundschaftsverständnis nichts mit sexueller Liebe zu tun. Im Griechischen gibt es für die Liebe vier Wörter: agape, eros, storgae und phileo. Dabei beschreibt „eros“ die leidenschaftliche Liebe zu einem Partner, „storgae“ die kindliche und elterliche Liebe und „agape“ die unsterbliche Liebe Gottes zu den Menschen. „Phileo“ wird übersetzt mit „Freund“ oder „brüderliche Liebe“ (vgl. Xandry 2006, S.1-2). Somit ist „phileo“ der Begriff der im Zusammenhang mit Freundschaft benutzt werden muss. Denn Freundschaft besteht aus der „Philia“ [1] zu einem Mitmenschen.

Freundschaft ist wie ein Wunder. Eine geheime, unerklärliche Begebenheit, die jeder kennt, aber keiner richtig begreifen kann. Keine Freundschaft ist gleich. Jede Freundschaft definiert sich aus den beteiligten Personen heraus. Eine Freundschaft zwischen zwei gleichaltrigen Kindern ist anders, als Freundschaft zwischen zwei gleichaltrigen Erwachsenen. Eine Freundschaft zwischen Jung und Alt ist nicht zu vergleichen mit einer Freundschaft zwischen Frau und Mann. Nicht zu vergessen, die Freundschaft zwischen Mensch und Tier. „Ein Hund ist des Menschen bester Freund“, so wird im Volksmund gesagt.

Freundschaften können unterschiedlich intensiv und unterschiedlich lange andauern. Eine Freundschaft mit einer weiten Entfernung voneinander wird anders geführt als eine von Nachbarhaus zu Nachbarhaus. So ist keine Freundschaft mit einer anderen zu vergleichen.

Duden erklärt, Freundschaft ist ein „auf gegenseitiger Zuneigung beruhendes Verhältnis von Menschen zueinander“ (Duden 2006). Doch ist Freundschaft nicht noch viel mehr? Freundschaft beinhaltet sowohl praktisches Handeln als auch psychisches Beisammensein. Kleist drückt Freundschaft so aus: „Unsere äußeren Schicksale interessieren die Menschen, die Inneren nur den Freund“ (ders.1777-1811). Es ist ein Zusammenhalt zweier Menschen, welche sich anziehen und sich lieben. Aristoteles beschreibt Freundschaft wieder ganz anders: „So notwendig wie die Freundschaft ist nichts im Leben. Freundschaft ist eine Seele in zwei Körpern“ (ders.384-322 v.Chr.).

Ein jeder stellt eine eigene Definition von Freundschaft auf, welche Spuren seiner Biographie enthält:

„Freundschaft ist ein Wunder zwischen zwei Menschen, die sich zuerst vollkommen fremd waren und doch zog sie ein unsichtbares Band zueinander hin. Sie lernten sich aus eigener Entscheidung heraus lieben, achten und für einander einzustehen“ [d. Verf.].

3. Freundschaft im Kindesalter

3.1. Kindlicher Entwicklungsprozess der Freundschaft

Das Bild von Freundschaft hat sich stark gewandelt. Wurde zuerst behauptet, Freundschaft wäre nur bei Männern, aber auf keinen Fall bei Frauen möglich (vgl. Wagner 1994, S.2), so ist die Meinung heute, dass sogar Kinder eine große Bedeutung in der Freundschaft sehen und durchaus in der Lage sind diese zu praktizieren.

Die Grundbausteine für die Fähigkeit eine Freundschaft führen zu können, werden schon sehr früh im Babyalter gelegt. Menschen sind von Geburt an gewillt zu anderen Mitbürgern Verbindungen aufzunehmen. Dieser Drang ist lebenssichernd. Ohne Liebe und Kommunikation stirbt der Mensch.

Friedrich II. von Hohenstaufen ließ ein Experiment durchführen, dass dies auf tragische Weise belegt. Neugeborene wurden von Ammen mit Nahrung, aber nicht mit Zuneigung versorgt. Die Ammen durften weder mit den Kindern reden, noch ihnen liebevolle Berührungen zukommen lassen. Nach geraumer Zeit sind alle Kinder verstorben (vgl. Psychologie Lexikon: Psychologie 48.com. Waisenkinderversuche).

Säuglinge reagieren auf das Weinen und Schreien eines anderen Kindes in ihrer Nähe, indem sie es ihm gleichtun. Sie können jedoch aufgrund ihres Entwicklungsstandes keinen Kontakt zu dem Kind aufnehmen. Etwas später sind sie dann durch ihr Lachen und das Hervorbringen von Lauten in verschieden Tonlagen in der Lage, eine Konversation zu ihren Mitmenschen aufzubauen. Nachdem sie Laufen und Sprechen gelernt haben, eröffnen sich ihnen ganz neue Wege Menschen kennenzulernen. Mit 1 1/2 Jahren versucht das Kind, zum Beispiel durch das Anbieten von Spielzeug, mit anderen Kindern in Kontakt zu treten (vgl. Honig 1998, S. 6). Damit ein Kind Freundschaften schließen kann, muss es erkannt haben, dass es ein „Du“ und ein „Ich“ gibt. Nun hat es sich selbst gefunden und ist fähig erste freundschaftliche Annäherungen zu machen.

Kleinkinder verstehen am Anfang noch nicht, dass ihr Spielkamerad auch eigene Wünsche und Meinungen hat. Erst im zweiten Lebensjahr „erwirbt das Kind ein neues Verständnis für soziale Interaktion“ (Honig 1998: 6). Mit ihrem Spielkameraden haben sie öfters Blickkontakt als im ersten Lebensjahr (vgl. Honig 1998, S.6). Sie versuchen ihre Anliegen und Einstellung mit denen ihres Freundes zu verbinden. Der gleiche Entwicklungstand, ähnliche Interessen und Verhaltensweisen sind deshalb wichtige Punkte für die Wahl eines Freundes.

Das Freundschaftsverständnis verändert sich im Laufe der kindlichen Entwicklung immer weiter. Kinder achten dabei nicht darauf, welches Verständnis ihre Bezugsperson oder andere Gleichaltrige von der Thematik haben, sondern sie machen das im Umgang mit ihrem Interaktionspartner aus, „indem sie einander zu verstehen geben, was sie vom anderen erwarten und was sie tun, wenn diese Erwartungen verletzt werden“ (Wagner 1994: 23). Studien haben ergeben, dass das Geschlecht eine Rolle bei der Entwicklung eines Freundschaftsverhältnisses spielt. Mädchen scheinen „schneller ein höheres Niveau interpersonalen Verstehens“ (Wagner 1994: 32) zu erreichen als Jungen. Positive und negative Erfahrungen mit Spielpartnern haben ebenfalls einen Einfluss. „Die Art des Freundschaftsverständnisses und die damit zusammenhängenden Konfliktlösungen lassen erwarten, dass Kinder auf höheren Entwicklungsstufen wahrscheinlich engere, stabilere und reifere Freundschaften haben“ (Wagner 1994: 34), als welche auf einer niedrigeren Stufe. Aber auch Kinder mit 3 Jahren haben ein Freundschaftsverständnis – sie bezeichnen ihre häufigsten Spielkameraden als Freunde. Diese sind, in dem Alter, meist vom gleichen Geschlecht. Jedoch gibt es auch Ausnahmen, für die es auch in jungen Jahren keinen Unterschied macht, ob der Freund weiblich oder männlich ist.

Eine wichtige Bedeutung für die Beliebtheit eines Kindes hat sein Aussehen. Schon Säuglinge bevorzugen freundliche und attraktive Gesichter. Es ist aber anzumerken, dass auch für Kinder bei der Wahl des Freundes, der Charakter der ausschlaggebende Punkt ist. Schüchterne Kinder haben eher Probleme Freundschaften zu knüpfen als aufgeweckte. Wobei dadurch nicht angenommen werden darf, dass diese auch weniger gut eine angefangene Bindung weiterführen können. Sie kommen für ihre gleichaltrigen Zeitgenossen oft verängstigt und unsicher rüber, so dass diese sich ebenfalls schwer tun, einen Schritt auf das verschüchterte Kind zuzugehen. Eine Hilfestellung seitens Dritter ist hilfreich um Mut und Vertrautheit beiderseits aufkommen zu lassen.

[...]


[1] Fremdwörterduden 2005: (gr.) philo/philia: Liebe, Freundschaft, Wohlwollen

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Freundschaft zwischen Kindern im Alter von 3-6 Jahren
Hochschule
Pädagogische Hochschule Karlsruhe  (Institut für Frühpädagogik)
Veranstaltung
Anthropologie, Kinderbilder, Kindheitsforschung
Note
1,1
Autor
Jahr
2012
Seiten
17
Katalognummer
V265383
ISBN (eBook)
9783656549338
ISBN (Buch)
9783656548799
Dateigröße
748 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
freundschaft, kindern, alter, jahren
Arbeit zitieren
Alisa Kuptz (Autor:in), 2012, Freundschaft zwischen Kindern im Alter von 3-6 Jahren, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/265383

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