Dantes Divina Commedia als der Gegenstand unserer Untersuchung bietet unzählige
Einzelbeobachtungen, die wiederum aus unterschiedlichen Perspektiven jeweils unterschiedlichen
Transformationstypen zugeordnet werden können. Eine jede Person
beispielsweise, ob sie nun historisch real oder mythisch ist, müsste zunächst als ein Ganzes
gesehen werden.5 Dann widmet Dante einer jeden eine bestimmte Versanzahl, die damit
lediglich ausgewählte Merkmale fokussieren, und schließlich dürften die Einzelbeobachtungen
nicht isoliert betrachtet werden, sondern sie gelangen zu ihrer vollen
Wirklichkeit erst im großen Kontext der Commedia, ja wohlmöglich erst durch die
intertextuelle Referentialität im gesamten dantischen Werk. Eine weitere Schwierigkeit
bieten Zeit und Raum innerhalb des Werkes: In den Jenseitsbereichen treten vergangene
und zeitgenössische Figuren gleichzeitig auf, visionäre Elemente erweitern das zeitliche
Spektrum, der Raum ist irdisch und überirdisch, am Schluss sogar rein metaphysisch
transzendent und eben nicht mehr Raum. Ebenso problematisch zeigen sich die sachlichen
Rezeptionen aus den einzelnen Wissensbereichen.
Man sieht schnell, welch riesiges Unterfangen es wäre, eine hinreichende Analyse der
Antikenrezeption bei Dante vorzunehmen. Die nachfolgende Untersuchung beschränkt sich
daher auf einige ausgewählte Beispiele, die verschiedene Nuancen der Transformation
widerspiegeln. Mein Ziel ist es zu zeigen, dass für Dante die Antike, oder besser, seine Antike
kein kontingentes Konstrukt und ein bloßer Quell der literarischen und stilistischen
Formenreichtümer ist. Nein, meines Erachtens ist Dantes Antike ein Notwendiges in der
Commedia. Denn die Commedia ist Ordnung und Schmuck, sie ist Kosmos.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Der Kosmos der Commedia
- 1) Antike als stilistische Adaption
- 2) Mehrstufige komplexe Transformationsprozesse
- 3) Transformationstypen
- II. Transformation der Antike in der Commedia
- 1) Antike als stilistische Adaption
- 2) Mehrstufige komplexe Transformationsprozesse
- 3) Transformationstypen
- III. Quellenvergleich
- Dante und Vergil
- IV. Ergebnis
- V. Anhang
- Quellen und Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Rezeption und Transformation der Antike in Dantes Divina Commedia. Ziel ist es, die vielseitigen Formen der antiken Einflüsse auf das Werk zu analysieren und zu zeigen, wie Dante sie in seinen eigenen Kosmos integriert und neu interpretiert.
- Die Commedia als Kosmos und Verschmelzung von antiken und mittelalterlichen Elementen
- Die Rolle der Antike als stilistische Inspiration und Quelle der Legitimierung für Dantes Werk
- Die komplexen Transformationsprozesse, die sich im Werk auf verschiedenen Ebenen vollziehen
- Der Einfluss der Antike auf die Gestaltung des Jenseits und die Charakterisierung der Figuren in der Commedia
- Die Einordnung der Antike in Dantes theologisch-philosophische Gesamtvision
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der antiken Transformation in der Commedia ein und stellt die grundlegende Problematik der Analyse dar. Sie erläutert das Konzept der Transformation und die Schwierigkeiten, die sich bei der Untersuchung der Antike in Dantes Werk ergeben.
Das erste Kapitel befasst sich mit dem Kosmos der Commedia, der als geordnete Verschmelzung von antiken und mittelalterlichen Elementen betrachtet wird. Es skizziert Dantes Lebensumfeld und die mittelalterliche Weltanschauung, die sich in der Commedia widerspiegeln.
Das zweite Kapitel analysiert die Transformation der Antike in der Commedia. Es wird gezeigt, wie Dante antike Elemente in Form von stilistischen Adaptionen, mehrstufigen Transformationsprozessen und verschiedenen Transformationstypen in sein Werk integriert.
Das dritte Kapitel widmet sich dem Quellenvergleich zwischen Dante und Vergil. Es werden die Parallelen und Unterschiede zwischen der Aeneis und der Commedia herausgearbeitet, die sich sowohl auf der strukturellen als auch auf der inhaltlichen Ebene zeigen.
Das vierte Kapitel fasst die Ergebnisse der Untersuchung zusammen und betont die Bedeutung der Antike für Dantes Gesamtwerk. Es wird deutlich, dass die Antike für Dante nicht nur ein historisches Vorbild, sondern ein lebendiger Bestandteil seiner Weltanschauung ist.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Divina Commedia, Dante Alighieri, Antike, Transformation, Rezeption, Kosmos, Verschmelzung, Stilistische Adaption, Mehrstufige Transformationsprozesse, Transformationstypen, Quellenvergleich, Aeneis, Vergil, Typologie, Allegorie, Imitatio, Appropriation, Assimilation, Hybridisierung, Montage, Negation, Ergänzung, Umdeutung.
- Arbeit zitieren
- Sina Hofmann (Autor:in), 2012, Dantes Kosmos, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/265400