„Wie verarbeiten Afrikaner ihre neuere Vergangenheit, insbesondere die Spätphase der Kolonisation?“ Diese Frage stellte Brodkorb (2001, 3) zu Beginn seiner Arbeit, und auch unsere Arbeit soll zum zentralen Thema die Verarbeitung der afrikanisch-europäischen Geschichte aus der Perspektive der Afrikaner haben. Wir wollen das Thema jedoch auf einige zentrale Punkte reduzieren, so soll die rein literarische Verarbeitung mit Rückschlüssen auf die Haltung des jeweiligen Autors das Kernthema der Arbeit bilden. Für den weiteren Betrachtungsrahmen wurde historisch gesehen die Periode von Beginn des afrikanischen, französischen Romans bis zur Unabhängigkeit gewählt, und geographisch gesehen wollen wir uns auf die Literaturproduktion der ehemaligen französischen Kolonien südlich der Sahara beschränken.
Für die vorliegende Arbeit ließe sich folglich, parallel zu Brodkorb, die Forschungsfrage formulieren: „Wie verarbeiteten Afrikaner südlich der Sahara das französische Kolonisationswerk literarisch im 20. Jahrhundert bis zur Unabhängigkeit?“
Um dieser Frage nachzugehen, wollen wir uns in einem Einleitungskapitel zuerst überblicksmäßig dem französischen Kolonialismus widmen, sowohl was das besetzte Gebiet betrifft, als auch die Assimilations- und Verwaltungspolitik und die Ausbreitung des Französischen in Afrika. In einem folgenden Kapitel wollen wir einen Abriss über die Entstehung des französischen Romans in Afrika geben, bevor wir zum Hauptkapitel der Arbeit kommen. In diesem werden fünf mögliche Verarbeitungsmethoden vorgestellt und anhand von ein bis zwei ausgewählten Prosawerken erläutert, beginnend bei der Methode der Verdrängung, der Toleranz und Ignoranz, der Unterwerfung, der Kompromissschließung, und schließlich der Kritik ohne Perspektive und der Kritik mit Lösungsvorschlag . In der Konklusion soll zusätzlich zu der Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse auf wichtige Themen, die mit der vorliegenden Untersuchung in Zusammenhang stehen, die wir jedoch nicht als Betrachtungsgegenstand in unsere Arbeit aufnehmen konnten, eingegangen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der französische Kolonialismus in Afrika- ein Überblick
- Das besetzte Territorium
- Die französische Kolonialpolitik
- Die Verbreitung von Französisch in Afrika
- Der afrikanische Roman - Bloßes Produkt der Kolonisation?
- Einleitung
- Anfinge des afrikanischen Romans auf Französisch
- Französische Schriftproduktion vor dem 20. Jahrhundert
- Französische Schriftproduktion im 20. Jahrhundert- der Roman
- Zwischenkriegszeit
- Nachkriegszeit
- Der afrikanische Roman- Mittel zur Verarbeitung der Kolonisation?
- Einleitung
- Toleranz, Ignoranz und Verdrängung
- Batouala (Rene Maran, 1920)
- Karim: Roman Sénégalaise (Osmane Socé, 1935)
- Unterwerfung
- Doguicimi (Hazoumé: 1938)
- Kompromiss
- Le chant du lac (Olympe Bhe1y-Quénum: 1965)
- Perspektivenlose Kritik
- Le vieux négre et la médaille (Ferdinand Oyono, 1956)
- Unnégre ä Paris (Bernard Dadié, 1959)
- Zielorientierte Kritik
- Remember Ruben (Mongo Beti, 1974)
- Konklusion
- Bibliographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der literarischen Verarbeitung des französischen Kolonialismus im afrikanischen Roman französischer Sprache. Das zentrale Thema ist die Darstellung des Kolonisationsproblems und verschiedener Lösungsvorschläge in der französischen Romanproduktion Westafrikas. Die Arbeit konzentriert sich auf die Periode vom Beginn des afrikanischen Romans auf Französisch bis zur Unabhängigkeit der ehemaligen französischen Kolonien südlich der Sahara.
- Die literarische Verarbeitung des Kolonialismus im afrikanischen Roman
- Darstellung des Kolonisationsproblems aus afrikanischer Perspektive
- Verschiedene Lösungsvorschläge im afrikanischen Roman
- Die Entwicklung der afrikanischen Romanproduktion im Kontext der Kolonialgeschichte
- Die Rolle des afrikanischen Romans im Kampf um die Unabhängigkeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung gibt einen Überblick über den französischen Kolonialismus in Afrika, einschließlich der Besetzung, der Kolonialpolitik und der Verbreitung der französischen Sprache. Das zweite Kapitel beleuchtet die Entstehung des afrikanischen Romans auf Französisch, beginnend mit frühen Schriftproduktionen bis zur Entwicklung des Romans im 20. Jahrhundert.
Das Hauptkapitel beschäftigt sich mit verschiedenen Verarbeitungsmethoden des Kolonisationsproblems im afrikanischen Roman. Es werden verschiedene Ansätze vorgestellt, die von Verdrängung und Toleranz über Unterwerfung und Kompromiss bis hin zu perspektivenloser und zielorientierter Kritik reichen. Anhand von ausgewählten Beispielen wie „Batouala“ von René Maran, „Karim: Roman Sénégalais“ von Ousmane Socé, „Doguicimi“ von Paul Hazoumé, „Le chant du lac“ von Olympe Bhény-Quénum, „Le vieux négre et la médaille“ von Ferdinand Oyono, „Un négre à Paris“ von Bernard Dadié und „Remember Ruben“ von Mongo Beti werden die unterschiedlichen Haltungen und literarischen Strategien der afrikanischen Autoren verdeutlicht.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den französischen Kolonialismus in Afrika, den afrikanischen Roman französischer Sprache, die Verarbeitung des Kolonialismus, die Darstellung des Kolonisationsproblems, verschiedene Lösungsvorschläge, die Rolle des Romans im Unabhängigkeitskampf, die Négritude-Bewegung, die Assimilationspolitik, die Entfremdung, die Identitätssuche, die Kritik an der französischen Ideologie und die Entwicklung der afrikanischen Literatur im Kontext der Kolonialgeschichte.
- Quote paper
- MMag. Lisa Pfurtscheller (Author), 2012, Die Verarbeitung des französischen Kolonialismus im afrikanischen Roman französischer Sprache, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/265418