Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Schreibdidaktische Konzepte
2. Entstehung von Schreibmodellen
3. Schreibmodelle
3.1 Das kognitive Modell des Schreibens nach Hayes & Flower
3.2 Die Struktur des Schreibprozesses nach Ludwig
3.3 Das entwicklungspsychologische Schreibmodell nach Bereiter und Scardamalia
4. Didaktische Ableitungen
Resümee
Literaturverzeichnis
Einleitung
Ein Schreibprozess benötigt viel Zeit, da das Schreiben normalerweise länger als das Sprechen dauert. Außerdem werden an das Arbeitsgedächtnis hohe Anforderungen gestellt. In der Schreibforschung wurden seit den 80er – Jahren mehrere Modelle entwickelt, die isoliert die einzelnen Arbeitsschritte während des Schreibprozesses darstellen. Diese Modelle fußen häufig auf kognitionspsychologische Erkenntnisse.
Diese Arbeit soll die kognitiven Prozesse, die während des Schreibens ablaufen, beschreiben. Um dies anschaulich und fundiert darzustellen, werden drei Schreibmodelle herangezogen. Es gibt eine Fülle von Schreibmodellen. Aufgrund des Rahmens dieser Arbeit muss allerdings eine Selektion stattfinden, um die wesentlichen Bestandteile herauszufiltern. Wichtig dabei ist die Frage, ob es möglich ist, das individuelle Schreiben in einem allgemeinen Schema darzustellen.
Bevor die Modelle vorgestellt und diskutiert werden, ist es aber relevant, dass Schreibdidaktische Konzepte und die Entstehung von Schreibmodellen erarbeitet werden.
Resultierend aus der Arbeit sollen didaktische Ableitungen hervorgehen, um an Erkenntnisse für die Schreibförderung zu gelangen.
Aufgrund der Thematik bietet sich eine literatursoziologische Vorgehensweise an.
1. Schreibdidaktische Konzepte
Seit den 70-er Jahren wurde eine Menge verschiedener schreibdidaktischer Konzepte eingeführt. Die Konzentration hier liegt aber auf denen, die für die Entstehung von Lehrplänen von Bedeutung sind.
Wenn die Bedeutung des Schreibens für den Schreibenden selbst in den Mittelpunkt des Unterrichts rückt, so spricht man von dem Konzept des „expressiven“ oder „personalen Schreibens“.[1] Unter diesem Konzept wird das Schreiben als eine Möglichkeit des Erkennens und der Selbsterfahrung im Umgang mit dem eigenen Ich verstanden. Daraus resultiert, dass der Schreiber einen eigenen persönlichen Stil entwickelt. Es geht also um die Ausbildung der eigenen Identität, sprich der Ausbildung einer eigenen Persönlichkeit.[2]
Ebenfalls eine freie Form des Schreibens ist das kreative Schreiben. Beim kreativen Schreiben jedoch steht nicht die Identitäts- und Persönlichkeitsausbildung im Vordergrund, sondern es geht mehr um das Ausleben und der Entfaltung von Phantasie und Imagination. Daher orientiert sich das kreative Schreiben eher an den literarischen Formen des Schreibens.[3]
Den Rezipienten in den Mittelpunkt stellt der „kommunikative Ansatz“. Texte sollen gelesen werden. Dazu müssen die Texte verständlich sein und auf eine Wirkung abzielen. Die Kommunikation des Textes hat, wie der Name es schon zeigt, in diesem Ansatz die größte Bedeutung.[4]
Im Gegensatz zu den bisher vorgestellten Ansätzen bezieht sich der „prozessorientierte Ansatz“ nicht nur auf einen Aspekt des Schreibvorgangs, sondern er versucht alle Aspekte, die für die Produktion von Texten von Nöten sind zu umfassen. Der Unterricht von Schüler und Schülerinnen soll sich demnach nicht auf das fertige Produkt konzentrieren, sondern den Prozess des Schreibens zum Gegenstand machen.[5]
Die Entwicklung zeigt, dass vor allem nicht normierbare Momente (z.B. glückliche Formulierungen, gedankliche Inspiration etc.) des Schreibens in den Mittelpunkt rücken. Zur weiteren Erläuterung des Wechsels von der Orientierung am Produkt zur Orientierung am Prozess wird im Folgenden auf die Entstehung und die Schreibmodelle selbst eingegangen.
2. Entstehung von Schreibmodellen
Bis Mitte der 70er – Jahre standen, wie oben erwähnt, die Produkte im Interesse der Schreibforschung. Unter anderem durch die Hinwendung zum Kognitivismus und der gleichzeitigen Abwendung des Behaviorismus während der sogenannten kognitiven Wende kam es allerdings zur Prozessorientierung der Schreibdidaktik: „In den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rückte zunehmend die Schreibtätigkeit als eine kognitive und kommunikative Handlung (…), in der nunmehr kognitives Problemlösen im Kontext des Schreibens als einer sozial-kommunikativen Handlung begriffen und studiert wurde.“[6]
Das Neue daran war die Bildung eines interaktiven Prozesses. Frühere Vorstellungen gingen von sequentiellen Prozessen mit eingrenzbaren Produktionsstufen aus.[7]
Schreibprozesse wurden von Baurmann und Weingarten als „Ereignisse, denen eine Funktion im Rahmen der Produktion eines schriftlichen Textes zugeordnet werden kann“[8] allgemein definiert. In Folge dieser Entwicklung entstanden verschiedene Modelle zum Schreiben, die das Schreiben als Prozess darstellen.
Nicht unerwähnt muss aber bleiben, dass sich mit der Ausdifferenzierung der Schreibforschung gezeigt hat, dass eine lediglich prozessorientierte Ausrichtung wichtige Aspekte der Schreibtätigkeit auslässt. Daher wurde 1995 von Baurmann und Weingarten zu den Begriffen des Produkts und des Prozess der Prozedurenbegriff eingeführt: „ Prozeduren sind die mehr oder weniger stabilen kognitiven Gegebenheiten (das Schreibwissen), die einzelne Schreibprozesse hervorbringen.“[9]
Ihre Differenzierung verdeutlichen sie anhand einer Übertragung auf den Computer: „ Prozeduren sind das Programm, Prozesse sind die Ausführungen eines Programms, Produkte sind die durch die Ausführung des Programms hervorgebrachten Ergebnisse. In Anlehnung an linguistische Terminologien kann man Schreibprozeduren auch als Generierungsmodelle bezeichnen.“[10]
[...]
[1]Vgl. Bredel, U., Günther, H., Klotz, P. Ossner, J., Siebert-Ott, G.: Didaktik der deutschen Sprache. Ein Handbuch. 1. Teilband. 2. Auflage. Paderborn: Schöningh 2006. S.175.
[2] Vgl. Bouke, D., Schülein, F.: Personales Schreiben. Bemerkungen zur neueren Entwicklung der Aufsatzdidaktik. In: Bouke, D., Hopster, N. (Hg.): Schreiben – Schreiben lernen. Tübingen: 1985. S.277-301.
[3] Vgl. Spinner, K.: Kreatives Schreiben. Praxis Deutsch 119. 1993. S. 17-23.
[4] Vgl. Boettcher, W., Firges, J., Sitta, H., Tymister, H.: Schulaufsätze. Texte für Leser. Düsseldorf 1973.
[5] Vgl. Baurmann, J.: Aufsatzunterricht als Schreibunterricht. Für eine neue Grundlegung des Schreibens in der Schule. Praxis Deutsch 104. 1990. S. 7-12.
[6] Feilke, H.: Die Entwicklung der Schreibfähigkeiten. S.1178-1191. In: Günther, H. u. Ludwig, O. (Hg.): Schrift und Schriftlichkeit. Ein interdisziplinäres Handbuch internationaler Forschung. 2. Halbband. Berlin: 1996. S. 1179.
[7] Vgl. Bredel, U.: Didaktik der deutschen Sprache. 2006. S.212.
[8] Baurmann, J., Weingarten, R.: Prozesse, Prozeduren und Produkte des Schreibens. In: dies. S. 7-25. 1995. S. 14.
[9] Ebd.
[10] Ebd. S.17