Durch alle Zeiten hinweg haben Christen die Juden aufgrund unbegründeter, aus Unwissenheit und Ignoranz entstandenen Vorurteilen unterdrückt und ausgebeutet. Die Relation zwischen Christen und Juden war immer schon durch Feindseligkeit und Misstrauen geprägt. Die Schoah bildete, getrieben von einem erbarmungslosen Antisemitismus, den grausamen Höhepunkt dieser schmerzlichen Geschichte.
Dieser Antisemitismus erscheint jedoch nicht einfach aus der Luft gegriffen. Es stellt sich die Frage, inwieweit dieser Antisemitismus durch den viele Jahrhunderte andauernden christlichen Antijudaismus genährt wurde.
Bei der Analyse von Luthers Antijudaismus fällt auf, dass er in seinen frühen Judenschriften einen freundlicheren Ton gegenüber den Juden vertritt, als in den Schriften gegen Ende seines Lebens. Wieso kam es zu diesem Bruch in seiner Auffassung zu den Juden? Oder unterlag Luthers Vorstellung von den Juden am Ende gar keinem Wandel, sondern war geprägt durch eine kontinuierlich antijüdische Haltung?
Desweiteren versucht diese Arbeit eine Antwort auf die Frage zu finden, welche Vorwürfe Luther den Juden macht, welche Vorurteile er gegen sie hegt, worauf sie basieren, wie er sie begründet und gegen die Juden argumentiert. Zu diesem Zweck werden, nach einer historischen Einführung in den mittelalterlichen Antijudaismus, in welchem die Vorurteile Luthers größtenteils fußen, zwei der bedeutendsten Judenschriften Luthers, nämlich Dass Jesus Christus ein geborner Jude sei (1523) und Von den Juden und ihren Lügen (1543), genauer analysiert.
Eine weitere wichtige Fragestellung dieser Arbeit liegt im Vergleich zwischen Calvin und Luther. Welche Ursachen haben Luther dazu veranlasst so viele Judenschriften zu verfassen und aus welchen Gründen hat Calvin nur so wenig zu diesem Thema geschrieben? Wo liegen die Differenzen zwischen diesen beiden Reformatoren? Wäre es möglich, dass der Genfer Reformator sich nur deshalb so wenig zum Judentum geäußert hat, weil er aufgrund seiner Lebensumstände keinen Anlass dazu sah sich mit dieser Thematik zu beschäftigen?
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
1. Allgemeine Einführung
2. Fragestellung und Aufbau
3. Forschungsüberblick
II. Antijudaismus im Mittelalter
1. Die Situation der Juden im Mittelalter
2. DieSicut-Judeis-Bullen .
3. Das vierte Laterankonzil
4. Antijudaismus – Antisemitismus
III. Luther und die Juden ..
1. Grundzüge und Entwicklung von Luthers Antijudaismus (1513-1546)
2. Die Römerbriefvorlesung (1515-1516) .
3. Dass Jesus Christus ein geborner Jude sei(1523)
4. Von den Juden und ihren Lügen(1543) .
5. Bruch oder Kontinuität? .
6. Rezeption von Luthers Judenschriften
IV. Calvin und die Juden
1. Antijudaismus bei Calvin in der bisherigen Forschung
2. Begegnungen Calvins mit Juden
3. Die Juden in Calvins Kommentar zum Brief des Apostels Paulus an die Römer
a. Der Römerbrief
b. Die Prädestinationslehre ..
c. Die Juden in Calvins Prädestinationslehre
4. Calvins Abhandlung:Ad quaestiones et obiecta Iudaei cuiusdam
a. Vorlagen und Datierung
b. Aufbau und Fragestellung
V. Vergleich zwischen Luther und Calvin ..
1. Der Kontakt mit Juden
2. Die Judenschriften .
a. Die Anzahl der Judenschriften .
b. Rezeption .
c. Anrede und Argumentation .
d. Vorwürfe gegen die Juden
3. Der Römerbrief ..
4. Die Prädestinationslehre
VI. Schlussfolgerung .
VII. Quellen- und Literaturangaben
1. Quellen .
2. Sekundärliteratur ..
3. Internetseiten .
I. Einleitung
1. Allgemeine Einführung
In dem Apostolischen Schreiben Tertio Millennio Adveniente kündigte der Papst an, dass das Jubiläum des Jahres 2000 die Gelegenheit biete zu einer „Reinigung des Gedächtnisses“ der Kirche „von allen Denk- und Handlungsweisen, die im Verlauf des vergangenen Millenniums geradezu Formen eines Gegenzeugnisses und Skandals darstellten“. [1]
Spätestens seit der Erklärung Nostra Aetate des Zweiten Vatikanischen Konzils zu den nicht-christlichen Religionen am 28. Oktober 1965 durch Papst Paul VI. kommt es zu einer besonderen Gewissenserforschung innerhalb der katholischen Kirche und des Christentums im Allgemeinen. Nostra Aetate markiert die Abkehr der katholischen Kirche von ihrem bis dahin vertretenen exklusiven und antijüdischen Absolutheitsanspruch.[2]
Von besonderer Bedeutung bezüglich der christlich-jüdischen Beziehung erscheint folgendes Zitat aus Nostra Aetate: Im Bewußtsein des Erbes, das sie mit den Juden gemeinsam hat, beklagt die Kirche, die alle Verfolgungen gegen irgendwelche Menschen verwirft, nicht aus politischen Gründen, sondern auf Antrieb der religiösen Liebe des Evangeliums alle Haßausbrüche, Verfolgungen und Manifestationen des Antisemitismus, die sich zu irgendeiner Zeit und von irgend jemandem gegen die Juden gerichtet haben. [3]
Durch alle Zeiten hinweg haben Christen die Juden aufgrund unbegründeter, aus Unwissenheit und Ignoranz entstandenen Vorurteilen unterdrückt und ausgebeutet. Die Relation zwischen Christen und Juden war immer schon durch Feindseligkeit und Misstrauen geprägt. Die Schoah bildete, getrieben von einem erbarmungslosen Antisemitismus, den grausamen Höhepunkt dieser schmerzlichen Geschichte.
Dieser Antisemitismus erscheint jedoch nicht einfach aus der Luft gegriffen. Es stellt sich die Frage, inwieweit dieser Antisemitismus durch den viele Jahrhunderte andauernden christlichen Antijudaismus genährt wurde.
Fest steht, dass viele Nationalsozialisten auf bereits vorhandene antijüdische Stereotype zurückgriffen. Martin Luther bot in seinen Schriften eine ideale Quelle, hat er doch besonders in seinen Spätschriften die Juden verhöhnt, beschimpft und verspottet. Sein in Von den Juden und ihren Lügen [4] vorgelegter sieben Punkte Plan[5] scheint geradezu direkt aus einem propagandistischen, nationalsozialistischen Pamphlet entnommen. Nicht umsonst verweist Julius Streicher, der Herausgeber der nationalsozialistischen Zeitschrift Der Stürmer, 1946, während seines Prozesses in Nürnberg, auf Luther.[6] Jedoch sind Luthers Ansichten zu den Juden in der Forschung durchaus umstritten und werden kontrovers diskutiert.[7]
Ein anderer bekannter Reformator, dessen 500. Geburtstag im Jahr 2009 weltweit zelebriert wurde, steht in der Judenfrage in auffälligem Antagonismus zu Luther. Johannes Calvin hat sich, im Gegensatz zu Luther, so wenig über das Judentum geäußert, dass die heutige Forschung sich nicht über den Grad seiner antijüdischen Haltung im Klaren ist.[8]
In der Tat ist von Calvin, außer dem Römerbriefkommentar, lediglich ein Traktat überliefert, in welchem er sich eingehend mit dem Judentum beschäftigt. Selbst diese Abhandlung mit dem Titel Ad quaestiones et obiecta Iudaei cuiusdam, wurde wahrscheinlich erst kurz vor Calvins Tod verfasst.
2.Fragestellung und Aufbau
Bei der Analyse von Luthers Antijudaismus fällt auf, dass er in seinen frühen Judenschriften einen freundlicheren Ton gegenüber den Juden vertritt, als in den Schriften gegen Ende seines Lebens. Wieso kam es zu diesem Bruch in seiner Auffassung zu den Juden? Oder unterlag Luthers Vorstellung von den Juden am Ende gar keinem Wandel, sondern war geprägt durch eine kontinuierlich antijüdische Haltung?
Desweiteren versucht diese Arbeit eine Antwort auf die Frage zu finden, welche Vorwürfe Luther den Juden macht, welche Vorurteile er gegen sie hegt, worauf sie basieren, wie er sie begründet und gegen die Juden argumentiert. Zu diesem Zweck werden, nach einer historischen Einführung in den mittelalterlichen Antijudaismus, in welchem die Vorurteile Luthers größtenteils fußen, zwei der bedeutendsten Judenschriften Luthers, nämlich Dass Jesus Christus ein geborner Jude sei (1523) und Von den Juden und ihren Lügen (1543), genauer analysiert.
Eine weitere wichtige Fragestellung dieser Arbeit liegt im Vergleich zwischen Calvin und Luther. Welche Ursachen haben Luther dazu veranlasst so viele Judenschriften zu verfassen und aus welchen Gründen hat Calvin nur so wenig zu diesem Thema geschrieben? Wo liegen die Differenzen zwischen diesen beiden Reformatoren? Wäre es möglich, dass der Genfer Reformator sich nur deshalb so wenig zum Judentum geäußert hat, weil er aufgrund seiner Lebensumstände keinen Anlass dazu sah sich mit dieser Thematik zu beschäftigen?
Um eine Antwort auf diese Fragen zu finden, ist es notwendig herauszufinden, inwieweit Calvin mit Juden und jüdischer Kultur hätte in Kontakt treten können. Anschließend werden Calvins Kommentare zu den Römerbriefen auf dessen Prädestinationslehre hin ausgewertet, welche seine Sicht auf das Judentum nachhaltig beeinflusst hat.
Sodann folgt eine genauere Darstellung des aktuellen Forschungsstandes zu Calvin und den Juden. Als Nächstes wird Calvins Abhandlung Ad quaestiones et obiecta Iudaei cuiusdam ausgewertet und auf antijüdische Vorurteile und Kritikpunkte untersucht. Zum Schluss folgt ein thematischer Vergleich zwischen beiden Reformatoren, um herauszufinden, wie sie sich in ihrer Argumentation, ihrer Begründung und ihren antijüdischen Stereotypen unterscheiden, bzw. ob überhaupt eine Diskrepanz diesbezüglich besteht.
Es sollte anschließend noch darauf aufmerksam gemacht werden, dass in dieser Arbeit lediglich die antijüdischen Vorurteile Luthers und Calvins dargestellt werden. Äußerungen, die sich gegen die Juden, ihre Kultur, ihre Bräuche oder ihre Geschichte richten, dienen nur der Veranschaulichung der Sicht der beiden Reformatoren auf die Juden. Es ist nicht Ziel dieser Arbeit Menschen jüdischen Glaubens zu diskriminieren!
3.Forschungsüberblick
Die Forschungslage zu den verschiedenen Thematiken dieser Arbeit ist zum Teil sehr ausgiebig und breit gefächert, zum Teil aber auch sehr übersichtlich. Vor allem in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg wurde versucht die Beziehungen zwischen Christen und Juden genauer darzustellen und so existiert zum mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Antijudaismus eine Fülle an Literatur.[9] Nicht mehr ganz aktuell, aber dennoch empfehlenswert ist die dreibändige Ausgabe der umfassenden Sammlung christlicher Adversus-Judaeos-Texte von Heinz Schreckenberg.[10]
Über Luther und die Juden wird in der Forschung sehr kontrovers diskutiert. Es ist also nicht verwunderlich, dass die Wissenschaftler verschiedene Ansichten entwickelt haben. Reinhold Lewin[11] bietet einen sehr guten Überblick über Luthers Ansichten zu den Juden, auch wenn diese Schrift längst nicht mehr aktuell ist. Einen neueren Bericht liefert Walter Bienert[12], jedoch scheint es dem deutschen Theologen stellenweise an Objektivität zu mangeln, zumindest zeichnet er ein allzu positives Bild Luthers.[13] Eine kurze und übersichtliche Zusammenfassung zu diesem Thema liefert Hans-Martin Kirn im 2005 erschienenen Luther Handbuch.[14]
Das Thema Calvin und die Juden wurde von der Forschung längst nicht so beachtet wie Luthers Antijudaismus. Dennoch gewinnt diese Thematik in der neueren Forschung immer mehr an Beachtung. Achim Detmers[15] und Jan Marius J. Lange van Ravenswaay[16] bieten auf diesem Gebiet die umfangreichsten und detailliertesten Forschungsüberblicke, sowie die neuesten Erkenntnisse und Ergebnisse.[17]
II. Antijudaismus im Mittelalter
1. Die Situation der Juden im Mittelalter
Seit der Diaspora waren die Juden ein Volk ohne Heimat, ohne Territorium. Sie bildeten überall eine Minderheit, die ihre Sprache, ihren Glauben und ihre Lebensweise nicht ablegen wollte. Durch das Befolgen ihrer Gesetzesvorschriften bildeten die Juden nach innen eine Einheit, grenzten sich aber gleichzeitig nach außen hin von der jeweiligen nicht-jüdischen Umgebung ab. Dieser Umstand brachte es mit sich, dass die Juden für ihre Umwelt, also für Herrscher, religiöse Institutionen und die jeweils ansässige Bevölkerung, oft als Fremdkörper angesehen wurden. Sie waren fremd und hatten etwas Befremdendes.[18]
Durch das gesamte Mittelalter hindurch waren die Juden aufgrund von Feindseligkeiten immer wieder gezwungen ihre Heimat zu verlassen und sich woanders niederzulassen. Diese Entwicklung trug wohl mit dazu bei, dass sie fast überall als Fremde angesehen wurden. Durch die Andersartigkeit ihrer Rituale, welche auf die christliche Bevölkerung wohl oft sehr befremdlich gewirkt haben müssen und durch ihre Weigerung sich zum Christentum zu bekehren, wurde der Antijudaismus bestärkt.
Als Papst Urban II. 1095 während des Konzils von Clermont-Ferrand zur Befreiung des Heiligen Grabes aus den Händen der Ungläubigen aufforderte, leitete er den ersten Kreuzzug ein. Vor diesem Hintergrund verschärfte sich die allgemeine Stimmung gegen alles Nichtchristliche sehr stark.
Das 1096 entsandte ‚Heer‘, das vornehmlich aus einfachen Leuten bestand, die den Kreuzrittern ins Heilige Land vorausgehen wollten, ging besonders in Ostfrankreich und im Rheinland mit äußerster Grausamkeit gegen die jüdische Bevölkerung vor und verursachte regelrechte Progrome, an denen sich auch verschuldete Adlige beteiligt haben sollen, um sich so ihrer jüdischen Geldgeber zu entledigen. Nur wenige Juden, die sich zur Konversion bereit erklärten, wurden verschont.[19]
So wurden während des ersten Kreuzzuges besonders im Rheinland ganze jüdische Gemeinden ausgelöscht. Zwar gewährten die Bischöfe in Mainz den Juden Schutz in den Kirchen, jedoch wurden sie gerade aus diesem Grund von aufgebrachten Kreuzfahrern umgebracht. Auch im Zuge der weiteren Kreuzzüge kam es immer wieder zu schweren Ausschreitungen gegen die Juden, obwohl die Kirche zur Mäßigung im Umgang mit den Juden aufforderte.[20]
Im Mittelalter und bis in die Neuzeit weit verbreitet waren der Vorwurf des Mordes an Jesus Christus, der unter anderem auch von Martin Luther aufgegriffen wurde, die Anschuldigung der Blasphemie, der Hostienschändung und des Ritualmordes. Man warf den Juden vor, sie würden in ihren Synagogen regelmäßig Gott und die Kirche verfluchen, sie würden Hostien stehlen und sie in Erinnerung an die Passion Christi schänden und foltern.
2.strong Die Sicut-Judeis-Bullen
Mit am schwersten wog wohl der Vorwurf des Ritualmordes. Juden wurden beschuldigt christliche Kinder zu töten, weil sie deren Blut für ihre, in den Augen ihrer christlichen Umgebung, obskuren religiösen Rituale bräuchten. Immer wieder führten diese Anschuldigungen zu Attacken gegen die Juden. Nicht zu vergessen auch die Anschuldigung die Juden würden die Brunnen vergiften und hätten somit die Pest-Epidemien ausgelöst.[21]
Aus diesem Grund ist es kaum verwunderlich, dass die Päpste oftmals eine Schutzpolitik gegenüber den Juden verfolgten, welche ihren Ausdruck in den Bullen fand, die meist nach dem Vorbild der Bulle Sicut Judeis verfasst wurden. Die Formulierung Sicut Judeis geht wahrscheinlich auf Gregor I. (590-604) zurück, der in seinen 26 Pastoralbriefen eine, in Anlehnung an das römische Recht, eher gemäßigte Anschauung des Judentums vertrat. Der Text als Ganzes tritt wahrscheinlich bereits 1120 auf, erhielt aber erst im 13. Jahrhundert seine volle Bedeutung. Bis zum 15. Jahrhundert bedienten sich insgesamt 23 Päpste dieses Textes, beziehungsweise erneuerten die vorangegangenen Bullen.[22]
Bei der ersten der sogenannten Sicut-Judeis-Bullen handelt es sich um eine Verkündigung des kirchlichen „Judenrechts“. Sie definiert die Rechte der Juden, die sie aus Sicht der Kirche des 12. Jahrhunderts besaßen und verstand sich als Schutzgarantie. Sie verbot Zwangstaufen, so wie ungerechtfertigte Angriffe auf Juden. Außerdem garantierte diese Bulle den Juden die Freiheit ihrer Religionsausübung und die Unantastbarkeit jüdischer Friedhöfe.[23]
Der Schutz, den solche Sicut-Judeis-Bullen gewähren konnten, hielt sich gleich aus mehreren Gründen in Grenzen. Zum einen waren sie, wie jede päpstliche Bulle, nur insoweit wirksam als der Kaiser und die Fürsten sie respektierten und sich daran hielten. Zum anderen wurden die Juden nur in dem Maße geschützt, als dass sie keine Bedrohung für Christen oder den christlichen Glauben darstellten.[24]
Während des Mittelalters hielt das Papsttum weitgehend am bereits geäußerten Widerstand gegen Zwangstaufen und ungerechtfertigten Übergriffen auf Juden und ihr Eigentum fest.[25] Das will jedoch keineswegs heißen, dass das Papsttum jüdisches Leben innerhalb der christlichen Gesellschaft fördern wollte, wie sich später noch herausstellen wird.
3.Das vierte Laterankonzil
Das vierte Laterankonzil von 1215 kann als einer der Höhepunkte des kirchlich geförderten Antijudaismus angesehen werden. Neben anderen Bestimmungen wurde hier auch die servitus Judaeorum behandelt.
Seit Beginn des 13. Jahrhunderts wurde die christliche Lehre der servitus Judaeorum von Seiten des Papstes mit großer Vehemenz vertreten. Hier manifestiert sich eine Grundanschauung christlicher Sozialordnung. Diese hat ihren Ursprung in der Spätantike, besonders bei Augustinus. Ausgehend von Genesis 25,23: „ Der Herr gab diese Antwort: Zwei Völker sind in deinem Leib, zwei Stämme trennen sich schon in deinem Schoß. Ein Stamm ist dem andern überlegen, der ältere muss dem jüngeren dienen “ vertritt dieser die Auffassung von der Gottgewollten Knechtschaft der Juden.[26] Hier ist die Rede von Rebekka, der Frau Isaaks, welche mit den Zwillingen Esau und Jakob schwanger ist. Als die beiden sich gegenseitig im Mutterleib stoßen, fragt sie Gott um Rat, der ihr eben diese Antwort gibt.
Ausgehend von Augustinus haben die Theologen des Mittelalters, darunter auch Thomas von Aquin, dieses Bibelzitat interpretiert als Prädestination des älteren Judentums dem jüngeren Christentum zu dienen. Die Juden werden als Nachfolger Esaus gesehen, der dem jüngeren Jakob und seinen Nachfolgern, den Christen, dienen muss. Wie Esau sein Erstgeburtsrecht an Jakob verkauft hat, haben auch die Juden ihr ‚Erstgeburtsrecht‘ an die Christen verloren, da sie Widerstand gegen Christus geleistet haben und somit aus dem Bund mit Gott ausgetreten sind.
Innozenz III fixierte diese Lehre der servitus Judaeorum kirchenrechtlich, unter anderem auf dem vierten Laterankonzil, und schuf somit die Voraussetzung für die spätere politische Realisation dieser Lehrmeinung im zeitgenössischen sozialen Leben durch die weltlichen Herrscher.[27] 1236 hat Kaiser Friedrich II. die Kammerknechtschaft der Juden des Reiches formuliert und sie rechtlich an sich gebunden. So entwickelt sich die in der Spätantike spirituell interpretierte servitus Judaeorum allmählich zu einem sozialpolitisch konkreten Rechtsinstitut.[28]
Im Mittelalter gelten die Juden als Bevölkerungsklasse niederen Ranges. Außerdem kann der Umgang mit Juden den Gläubigen, die schwach im Glauben sind, schaden. Ihnen sollte der Umgang mit Juden gänzlich verboten werden, da sie leicht zu Blasphemie und Sünden verleitet werden können. Aus diesem Grund ist es wichtig die Juden äußerlich von anderen unterscheiden zu können.
Das vierte Laterankonzil hat diesbezüglich verschiedene Verordnungen erlassen: „In manchen Provinzen unterscheiden sich die Juden und Sarazenen von den Christen, durch verschiedene Kleidung, aber in einigen Provinzen hat sich eine Vermischung derart eingebürgert, dass sie durch keinerlei Unterschied mehr auseinandergehalten werden können. Daher kommt es bisweilen vor, dass Christen mit jüdischen oder sarazenischen Frauen und Juden oder Sarazenen mit christlichen Frauen aus Versehen verkehren. Damit die Auswüchse dieser Vermischung, die man nur verurteilen kann, unter dem Deckmantel eines solchen Versehens kein Schlupfloch der Entschuldigung mehr finden können, bestimmen wir: Die Juden und Sarazenen beiderlei Geschlechts müssen sich in jeder christlichen Provinz und zu aller Zeit durch die Art ihrer Kleidung in der Öffentlichkeit von den anderen Völkern unterscheiden; denn schon durch Mose ist ihnen dies, wie zu lesen ist, auferlegt worden.“ (4. Laterankonzil, Kanon 68).[29]
Sowohl dieses Dekret, welches eine bestimmte Kleiderordnung der Juden vorschreibt, als auch die erklärte bürgerliche Zweitrangigkeit der Juden sind keine Innovationen des Konzils. Mit der unterschiedlichen Tracht von Juden und Muslimen, soll verhindert werden, dass christliche Männer und Frauen irrtümlich von Juden oder Muslimen verführt werden.
Es spricht einiges dafür, dass das 4. Laterankonzil unter Papst Innozenz III. nicht die Diskriminierung der Juden fördern will. Es geht hier weniger um die Deprivation von Nicht-Christen, besonders Juden, sondern vielmehr um den Schutz der Christen, vor allem da, bedingt durch die Kreuzzüge, vermehrt die ‚Gefahr‘ eines gesellschaftlichen Umgangs mit Andersgläubigen besteht. Es handelt sich hierbei also eher um eine pastorale, seelsorgerische Maßnahme. Ihre Aufgabe ist es zu verhindern, dass die Christen, aus Unkenntnis über die Religionsverschiedenheit, mit ihnen in Kontakt treten.[30]
Auch wenn es so scheint, als sollten die Juden durch die Dekrete des 4. Laterankonzils aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden, so spricht doch einiges gegen diese Ansicht. Denn schon lange vor 1215 sind westeuropäische Juden durch ihr äußeres Erscheinungsbild als Juden zu erkennen, was verschiedene ikonographische Darstellungen beweisen. Viele Juden tragen wahrscheinlich von sich aus eine spezielle Judentracht, zum Beispiel den Judenhut, was das Fehlen diesbezüglicher Bestimmungen vor 1215 erklärt. Es liegt also nahe, dass das Konzil lediglich eine bereits verbreitete Praxis aufgegriffen und allgemein verbindlich gemacht hat.
Zudem hat Papst Innozenz III. kaum eine völlige soziale Isolierung der Juden befürwortet, da sie aus kirchlicher Sicht weder sinnvoll, noch praktizierbar gewesen wäre, ganz besonders wegen des hohen kirchlichen Bedarfs an Bankiers.[31]
4.Antijudaismus - Antisemitismus
Wie die bereits erwähnten Fakten beweisen, ist die Beziehung zwischen Christen und Juden von jeher sowohl durch religiöse als auch durch wirtschaftliche Faktoren geprägt. Aus diesem Grund sollte man weder den Terminus des Antijudaismus, noch den des Antisemitismus[32] aus rein religiöser Sicht betrachten. Beide Termini sind in ihrer Definition nur schwer zu unterscheiden und werden in der heutigen Forschung oft synonym verwendet. Dies erscheint etwas verwirrend, da der Begriff des Antisemitismus doch so nationalsozialistisch, rassistisch geprägt ist, während Antijudaismus nicht auf eine Unterscheidung oder Diskriminierung bestimmter ‚Rassen‘ ausgerichtet ist, sondern auf eine Differenzierung der Religionen.
Der Begriff Antisemitismus[33] wird im heutigen Sprachgebrauch für eine grundsätzlich feindliche Haltung gegenüber Juden gebraucht, ohne dabei den ursprünglichen Sinn des Wortes zu beachten. Der Terminus wurde geprägt durch den deutschen Journalisten Wilhelm Marr, welcher dieses Substantiv erstmals in seinem 1879 erschienen Werk Der Weg zum Siege des Germanenthums über das Judenthum gebrauchte. Er versuchte so die Juden nach ihrer ‚Rasse‘, also ihrer Abstammung und nicht nach ihrer Religion zu definieren.
Es wäre demnach falsch, den Begriff des Antisemitismus auf das Mittelalter oder die Frühe Neuzeit anzuwenden, da die darin enthaltene rassistische Komponente erst ab dem 19. Jahrhundert aufkam, und folglich weder im Mittelalter noch in der Frühen Neuzeit von Bedeutung war.
III. Luther und die Juden
1. Grundzüge und Entwicklung von Luthers Antijudaismus (1513-1546)
Obwohl Martin Luthers Auseinandersetzung mit dem Judentum vordergründig auf der Schriftauslegung basiert, übernimmt er etliche Elemente des traditionellen Antijudaismus, wie zum Beispiel die Übertragung des biblisch-theologischen Antagonismus von Fleisch bzw. Buchstabe und Geist auf die Relation von Synagoge und Kirche.[34]
Augenfällig ist die Antinomie zwischen Luthers frühen, den Juden eher freundlich gesinnten Judenschriften und der Radikalisierung seiner späten Judenschriften.
Bereits in den 1513 bis 1515 verfassten Dictata super Psalterium,[35] der ersten Psalmenvorlesung, zeigen sich, ausgehend von Luthers Bibelhermeneutik, erste antijüdische und kirchenkritische Implikationen. Wenn im Psalter von Gottlosen und Feinden die Rede ist, bezieht Luther das nicht nur auf Judas und die Juden zur Zeit Jesu, sondern, ganz im Sinne der vierfachen Schriftauslegung[36], zugleich auf Juden, Häretiker und fragwürdige, falsche Christen.
Luther distanziert sich in der ersten Psalmenvorlesung vom Judentum durch den traditionellen Vorwurf der fortwährenden Kreuzigung Christi. Luther benutzt diese Anschuldigung außerdem zur Dämonisierung der Juden als Diener des Teufels. Zudem folgt Luther dem tradierten Enterbungs- und Substitutionsgedanken, demzufolge das Christentum Nachfolger des Judentums ist und der Ehrentitel des Volk Gottes von den Juden auf die Kirche übergegangen ist. Aus dieser Perspektive repräsentieren Kirche und Synagoge den Antagonismus zwischen Glauben (fides) und Unglauben, bzw. Treulosigkeit (perfidia).[37]
Erst mit der Römervorlesung[38] der Jahre 1515 bis 1516 kam es, aufgrund der ewigen Verheißungstreue Gottes zu den Juden zu einer näheren Würdigung des Erwählungsgedankens und der Idee der Prädestination. Im Anschluss an Röm.12,14[39] und 1Kor.4,12-13[40] reflektierte Luther über ein nicht von Verachtung, sondern von Respekt getragenes Verhalten gegenüber den Juden.
Diese positivere Sicht des Judentums findet sich auch in der zweiten Psalmenvorlesung, den Operationes in Psalmos[41] von 1519 bis 1521 und der Magnifikatauslegung[42] von 1521 wieder. Hier kam erstmals Luthers Missionsgedanke auf, demzufolge die Juden, durch einen freundlicheren Umgang seitens der Christen, zur Konversion verleitet werden sollen. Zwar ist in den Operationes ein Rückgang der antijüdischen Polemik Luthers zu erkennen, doch stereotype Vorurteile sind auch hier zu vermerken, zum Beispiel der Vorwurf des fortdauernden Christushasses der Juden sowie ihres schädlichen Einflusses auf die einfachen Menschen im Geld- und Handelsgeschäft, da jede Zinsnahme als unstatthafter Wucher galt.
In seiner Schrift Daß Jesus Christus ein geborner Jude sei[43] , wies Luther einerseits Gerüchte zurück, er leugne das Dogma der Jungfrauengeburt und damit die Gottessohnschaft Jesu, mache sich also einer typisch jüdischen Ketzerei schuldig. Andererseits verlangte er von Seiten der Geistlichkeit und der Obrigkeit ein tolerantes, der Konversion von Juden förderliches Verhalten.
Dieses Traktat stellt nicht nur einen Höhepunkt in Luthers Bemühen um eine Revision des jüdisch-christlichen Verhältnisses dar, sondern der Reformator übt darin eine deutliche Kritik an der oftmals arbiträren Privilegienpraxis der Obrigkeit aus. Luther beabsichtigte eine weitgehende soziale Integration der Juden. Diese wurde, anders als in der Spätzeit, allerdings nicht von einer Konversion abhängig gemacht. Eine, sich dem Christentum verweigernde jüdische Minorität stellte zu diesem Zeitpunkt noch kein grundsätzliches Problem dar.[44]
Diese eher judenfreundliche Haltung Luthers fand bereits 1526, drei Jahre nach Erscheinen von Daß Jesus Christus ein geborner Jude sei, ein Ende. In seiner Auslegung von Psalm 109 für die Königin von Ungarn[45] griff Luther erneut auf die hermeneutischen Grundsätze der ersten Psalmenvorlesung zurück und dämonisierte die Juden.
Die Gründe für diesen Umschwung sind unterschiedlich. Offenbar spielte dabei ein gescheitertes Glaubensgespräch mit rabbinischen Gelehrten, die ihn 1525 und 1526 aufgesucht hatten, eine wichtige Rolle. Während der 1530ger Jahren festigte sich diese Abwendung von den bisherigen Toleranzperspektiven wohl unter anderem auf Grund der angeblich erfolgreichen jüdischen Mission unter Christen in Mähren. Die traditionell sehr aggressiven antijüdischen Schriften jüdischer Konvertiten, welche die Vorstellung eines christenfeindlichen Judentums propagierten, dürften dabei auch relevant gewesen sein. Ein bekanntes Exempel bietet Antonius Margaritha mit Der gantz Jüdisch Glaub aus den Jahren 1530 bis 1531.[46]
Den endgültigen Umschwung Luthers markierte die Absage Luthers an das Ersuchen Josels von Rosheim, des Vertreters der deutschen Juden, der 1537 um die Gewährung freien Durchzugs seiner Glaubensbrüder durch Sachsen bat.[47] Im Jahr 1538 veröffentlichte Luther seine erste offen antijüdische Abhandlung Wider die Sabbather an einen guten Freund.[48]
Luther entsprach mit dieser Schrift einer Bitte des Grafen Schlick zu Falkenau, der ihn seit 1532 vor einer mährischen Bewegung warnt. Nach Meinung des Grafen handelt es sich dabei um Juden, die das Proselytentum gefördert und die dortigen Christen dazu überredet hätten, den Sabbat zu feiern und sich beschneiden zu lassen. Diese sogenannten mährischen ‚Sabbater‘ waren außerdem der Überzeugung, der Messias sei noch nicht gekommen und das mosaische Gesetz müsse ewiglich bleiben und auch von den Heiden angenommen und praktiziert werden. In Wahrheit handelte es sich bei den ‚Sabbatern‘ aber nicht um eine jüdische Gruppierung, sondern um eine täuferisch inspirierte, radikalreformatorische Bewegung.[49]
Offensichtlich ist Martin Luther in seiner polemischen Schrift Wider die Sabbather der Überzeugung, dass die Zerstörung Jerusalems und die Zerstreuung Israels das Ergebnis von Gottes Gericht über sein treuloses Volk sei, das Jesus Christus nicht als Messias anerkannt habe und folglich Schuld an dessen Tod am Kreuz sei.
Der Brief Wider die Sabbather ist jedoch nur der Beginn einer ganzen Serie offen antijüdischer Pamphlete, die Luther 1543 veröffentlichte. Das erste antijüdische Traktat des Jahres 1543 ist Von den Juden und ihren Lügen,[50] dann folgt Vom Schem Hamphoras und vom Geschlecht Christi[51] und schlussendlich Von den letzten Worten Davids,[52] eine Abhandlung über die göttliche Natur Christi.
Auch in seinen Tischreden wurde öfters Luthers Auffassung deutlich, dass Juden nicht wirklich zum Christentum konvertieren könnten. Eine innere Bekehrung sei aufgrund ihrer Sturheit und ihres Starrsinns unmöglich, während eine rein äußerliche Bekehrung nur zu Heuchelei und Lüge führen werde.[53]
Am 14. Februar 1546, wenige Tage vor seinem Tod, hielt Luther in Eisleben eine Predigt über Matt.11,25-30.[54] Er musste jedoch die Predigt aufgrund eines Schwächeanfalls vorzeitig beenden, um nur noch eine Vermahnung wider die Juden[55] zu verlesen.
2.Die Römerbriefvorlesung (1515-1516)
In seinem [56]Brief an die Römer geht der Apostel Paulus ganz besonders auf die Problematik der Juden ein. Er sucht Antworten auf die Fragen, was es nach Gottes Willen mit den Juden auf sich habe, warum sich nur wenige Juden zu Christus bekennen und wie es um das Erwähltsein vom Rest der Juden steht, welche nicht an Christus als den Messias glauben wollen.
In seiner Römerbriefvorlesung gewinnt der Reformator eine neue, auf Paulus basierende Stellungnahme zum Problem des Volkes Israel.[57] Laut Wilhelm Maurer beweist dieser Kommentar Luthers Solidarität mit dem schuldig gewordenen, verstockten und verworfenen jüdischen Volk.[58] Zwar werden die Unterschiede zwischen der christlichen und der jüdischen Religion angesprochen, jedoch nicht zur Beschimpfung der Juden, sondern als Differenzierungsmerkmal.
In der Römerbriefvorlesung sind verschiedene Leitsätze Luthers zum Judentum zu erkennen, die in seinen späteren Schriften teilweise wiederkehren. Im Folgenden werden diese Erkenntnisse Luthers aufgezählt und erläutert.
Gerechtigkeit gibt es nur durch Jesus Christus.[59] Es kommt nicht so sehr auf die Einhaltung der mosaischen Gesetze an, als vielmehr auf den rechten Glauben. Die Juden versuchen durch die Befolgung der Gesetze gerecht zu werden, weil sie ihrer Meinung nach wegen ihrer Gerechtigkeit von Gott erwählt werden. Jedoch wird der Mensch nicht seiner Gerechtigkeit wegen erwählt, sondern auf Grund der Barmherzigkeit Gottes. Man wird also nicht erwählt, weil man gerecht ist, sondern man ist gerecht, weil man erwählt wurde. Niemand wird von Gott als gerecht anerkannt, der sich nicht an das Gesetz hält, und niemand hält sich an das Gesetz, so er nicht an Jesus Christus, den Messias, glaubt. Aus diesem Grund kann es ohne Christus keine Gerechtigkeit geben.[60]
Demzufolge ist nur gerecht, wer wahrhaft glaubt.[61] Die Gerechtigkeit ist weder von der Beschneidung noch von der Befolgung der mosaischen Gesetze abhängig. Dies trifft auch auf Abraham zu, dem Gott die Beschneidung auferlegt hatte. Der Stammvater, auf den sich sowohl die Juden, als auch die Christen berufen, wurde schon vor seiner Beschneidung, allein aus seinem Glauben und seinem Gehorsam gegenüber Gott heraus, gerechtfertigt.[62] Wenn die Juden sich mehr an ihre Gesetze halten, denn an ihren Glauben, so sind sie keine Söhne Abrahams, sondern lediglich Söhne der Beschneidung.[63]
Es wäre jedoch falsch zu glauben, dass alle Juden bis zur Endzeit verdammt seien.[64] Ein Teil der Juden wird, bedingt durch die Gnade Gottes, bereits vor dem Ende aller Zeiten durch den Glauben erlöst und gerettet.[65]
Das Erwähltsein Israels bleibt bestehen.[66] Der Apostel Paulus selbst bietet das beste Beispiel dafür, dass Gott das Volk Israel nicht verstoßen hat. Saulus, erbitterter Kämpfer gegen Gott, wurde zum Paulus, indem er seinen Irrtum erkannte und den wahren und rechten Glauben angenommen hat. Die Erlösung des Saulus schien unmöglich, hoffnungslos. Um zu zeigen, dass er sein Volk nicht verstoßen hat, dass immer noch Hoffnung auf Erlösung besteht, hat Gott sogar den angenommen, der zuvor sein erbittertster Feind war und hat somit bewiesen, wie standhaft seine Prädestination und Erwählung ist.[67]
In Anlehnung an Röm.11,22[68], nimmt Luther die Juden in Schutz gegen Verleumdungen seitens der Christen. Das Elend der Juden soll die Christen Gottesfurcht lehren. Die Juden, wie auch Häretiker, bieten ein perfektes Beispiel dafür, welches Leid man durch den Abfall von Gott auf sich lädt. Keiner hat das Recht die Juden zu verunglimpfen, zu verfluchen und sich für etwas Besseres zu halten, denn niemand weiß genau, wie er selbst vor Gott dasteht. Niemand kann mit Sicherheit von sich selbst behaupten von Gott erwählt zu sein.[69]
Aus diesem Grund sollen die Christen und Juden sich gegenseitig in Güte akzeptieren, da Christus sowohl die Juden, als auch die Heiden angenommen hat.[70] Weil Christus beide aus reiner Barmherzigkeit heraus erwählt hat, haben beide mehr Grund zum gemeinsamen Lob Gottes als zum Streit untereinander.[71]
Wenn Paulus die Konvertierung der Juden im Blick hat,[72] bezieht er sich dabei immer, so Luther, auf das gesamte jüdische Volk, sowohl auf die früheren, als auch auf die gegenwärtigen und kommenden Guten. Daraus schließt Luther, dass aufgrund derer, die bereits erwählt sind, alle Mitglieder des jüdischen Volkes in Ehren zu halten sind.[73] Daher obliegt es den Christen alle Juden in Ehren zu halten, eine Einstellung, die sich auch in seiner 1523 erschienenen Schrift Dass Jesus Christus ein geborner Jude sei[74] wiederfindet.
Durch die Lektüre von Röm.11,25[75] kommt Martin Luther zu der Überzeugung, dass die Juden als Letzte von allen Völkern den wahren Glauben annehmen und gerettet werden. Die Juden sollen also keineswegs auf ewig die Schmach der Diaspora erleiden, sondern sind dazu auserwählt zu gegebener Zeit den Glauben an Christus als den Messias anzunehmen.[76]
Luther beruft sich auf Paulus‘ Beispiel des Ölbaumes,[77] um darauf hinzuweisen, dass einerseits die Menschen nur durch die Gnade Gottes gerettet werden können, und andererseits diejenigen Juden, die Jesus nicht als Messias anerkennen, dadurch ihren Status als Söhne Gottes abgetreten haben und Söhne des Fleisches sind. So wie der wilde Ölbaum nicht aus seiner Natur heraus, sondern nur durch die Kunst des Pfropfens zum edlen Ölbaumzweig wird, so wird auch ein Volk allein aufgrund der Gnade Gottes und nicht seiner Abstammung oder Gerechtigkeit wegen erwählt.
In Röm.11,25 sieht Luther zudem die Bestätigung, dass, nachdem alle anderen Völker das Heil der Gnade erfahren haben, auch die Juden zum Glauben zurückkehren und errettet werden.[78]
Aus diesem Grund dient, nach Luthers Auffassung, das Leid der Juden sowohl den Juden selbst, als auch dem Rest der Welt zum Heil.[79] Nach dem Fall der Juden bewirkt Gott das Heil der Heiden, damit die Juden sich an ihnen ein Beispiel nehmen und wieder zum Glauben zurückfinden.[80]
[...]
[1] Das große Schuldbekenntnis, welches Papst Johannes Paul II. im Jahr 2000 für seine Kirche abgelegt hat: Erinnern und Versöhnen, die Kirche und ihre Verfehlungen in der Vergangenheit: http://www.vatican.va/roman_curia/congregations/cfaith/cti_documents/rc_con_cfaith_doc_20000307_memory-reconc-itc_ge.html (23.08.2010).
[2] Pieper, Friedhelm: Den Dialog auf die Tagesordnung der Welt gesetzt. Zur Bedeutung von „Nostra Aetate“ http://www.jcrelations.net/de/?item=2619 (23.08.2010).
[3] Erklärung Nostra Aetate über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen: http://www.vatican.va/archive/hist_councils/ii_vatican_council/documents/vat-ii_decl_19651028_nostra-aetate_ge.html (23.08.2010).
[4] Luther, Martin: Von den Juden und ihren Lügen, in: D. Martin Luthers Werke, Kritische Gesamtausgabe , Weimarer Ausgabe (WA), Band. 53, Weimar: 1920, S.412-552.
[5] Luther, Martin: Von den Juden und ihren Lügen, Seite 522-526.
[6] Bering, Dietz: Gibt es bei Luther einen antisemitischen Wortschatz? Zur Widerlegung einer politischen Legende, in: Zeitschrift für Germanistische Linguistik, Berlin: 1989, Seite 137-161, hier Seite 140.
[7] Vergl. in dieser Arbeit III. Luther und die Juden, Kapitel 5. Bruch oder Kontinuität? ab Seite 48.
[8] Vergl. in dieser Arbeit IV. Calvin und die Juden, Kapitel 1. Antijudaismus bei Calvin in der bisherigen Forschung ab Seite 58.
[9] Zur Stellung der Juden in der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Kirche und Gesellschaft, vergl. u.a.:Battenberg, Friedrich. J.: Die Juden in Deutschland vom 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, München: 2001; Battenberg, Friedrich J.: Juden als „Bürger“ des Heiligen Römischen Reichs im 16. Jahrhundert. Zu einem Paradigmenwechsel im „Judenrecht“ in der Reformationszeit, in: Arnold, Matthieu; Decot, Rolf (Hrsg .): Christen und Juden im Reformationszeitalter, Mainz: 2006, Seite 175-197; Decot, Rolf: Juden in Mainz in der frühen Neuzeit, in: Arnold, Matthieu; Decot, Rolf (Hrsg .): Christen und Juden im Reformationszeitalter, Mainz: 2006, Seite 199-215; Ganz, Yaffa: Histoire vraie d’Israël, La grande marche du peuple juif à travers les siècles, Paris: 2000; Prosperi, Adriano: La Papauté et les juifs durant la contre-réforme, in: Arnold, Matthieu; Decot, Rolf (Hrsg .): Christen und Juden im Reformationszeitalter, Mainz: 2006, Seite 91-107; Toch, Michael: Die Juden im mittelalterlichen Reich, München: 2003.
[10] Schreckenberg, Heinz: Die christlichen Adversus-Judaeos-Texte und ihr literarisches und historisches Umfeld (1.-11. Jh.) , Frankfurt a. Main: 1982; Schreckenberg, Heinz: Die christlichen Adversus-Judaeos-Texte und ihr literarisches und historisches Umfeld (11.-13.Jh.), Frankfurt a. Main: 1988; Schreckenberg, Heinz: Die christlichen Adversus-Judaeos-Texte und ihr literarisches und historisches Umfeld (13.-20.Jh.), Frankfurt a. Main: 1994.
[11] Lewin, Reinhold: Luthers Stellung zu den Juden, ein Beitrag zur Geschichte der Juden in Deutschland während des Reformationszeitalters, Berlin: 1911.
Bienert, Walther: Martin Luther und die Juden, ein Quellenbuch mit zeitgenössischen Illustrationen, mit Einführungen und Erläuterungen, Frankfurt a. M.: 1982.
[13] Für eine genauere Darstellung der aktuellen Forschung zu Luther und die Juden vergl. in dieser Arbeit III. Luther und die Juden, Kapitel 5. Bruch oder Kontinuität? ab Seite 48 und Kapitel 6. Rezeption von Luthers Judenschriften ab Seite 55.
[14] Kirn, Hans-Martin: Luther und die Juden, in: Beutel, Albrecht (Hrsg.): Luther Handbuch, Tübingen: 2005, Seite 217-224.
15 Detmers, Achim: Reformation und Judentum, Israel-Lehren und Einstellungen zum Judentum von Luther bis zum frühen Calvin, Stuttgart, Berlin, Köln: 2001; Detmers, Achim: „Oft habe ich mit vielen Juden gesprochen“, Calvins Verhältnis zum Judentum, in: Arnold, Matthieu; Decot, Rolf (Hrsg .): Christen und Juden im Reformationszeitalter, Mainz: 2006, Seite 23-41.
16 Lange van Ravenswaay, Jan Marius J.: Die Juden in Calvins Predigten, in: Detmers, Achim; Lange van Ravenswaay, Jan Marius J. (Hrsg.) : Reformierter Protestantismus und Judentum im Europa des 16. und 17. Jahrhunderts, Wuppertal: 2005, Seite 59-69; Lange van Ravenswaay, Jan Marius J.: Calvin und die Juden, in: Selderhuis, Herman (Hrsg.): Calvin Handbuch, Tübingen: 2008, Seite 143-146.
[17] Für eine genauere Darstellung der aktuellen Forschung zu Calvin und den Juden vergl. in dieser Arbeit IV. Calvin und die Juden, Kapitel 1. Antijudaismus bei Calvin in der bisherigen Forschung, ab Seite 58.
[18] Schubert, Kurt: Jüdische Geschichte, München: 2002, Seite 26.
[19] Vergl.: Poliakov, Leon: Geschichte des Antisemitismus, Bd. 1 : Von der Antike bis zu den Kreuzzügen, Worms: 1977.
[20] http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Antisemitismus_(Fr%FCh-_und_Hochmittelalter).html#Die_Entwicklung_im_beginnenden_Hochmittelalter (29.07.2010)
[21] Poliakov, Léon: Histoire de l‘antisémitisme, Du Christ aux Juifs de Cour, Paris : 1955, Seite 72-80.
[22] Eckert, Willehad Paul: Hoch- und Spätmittelalter – Katholischer Humanismus, in: Kortzfleisch, Siegfried von; Rengstorf, Karl Heinrich (Hrsg.): Kirche und Synagoge: Handbuch zur Geschichte von Christen und Juden, Band 1, München: 1988, Seite 210-306, hier Seite 215.
[23] Cohen, Mark R.: Unter Kreuz und Halbmond: Die Juden im Mittelalter, München: 2005, Seite 54-55.
[24] Eckert, Willehad Paul: Hoch- und Spätmittelalter – Katholischer Humanismus, Seite 216.
[25] Cohen, Mark R.: Unter Kreuz und Halbmond: Die Juden im Mittelalter, Seite 55.
[26] Berg, Dieter: Servitus Judaeorum. Zum Verhältnis des Thomas von Aquin und seines Ordens zu den Juden in Europa im 13. Jahrhundert, in: Zimmermann, Albert (Hrsg.): Thomas von Aquin, Werk und Wirkung im Licht neuerer Forschungen, Berlin, New-York: 1988, Seite 439-458, Seite 439.
[27] Berg, Dieter: Servitus Judaeorum. Zum Verhältnis des Thomas von Aquin und seines Ordens zu den Juden in Europa im 13. Jahrhundert, Seite 442.
[28] Schreckenberg, Heinz: Die christlichen Adversus-Judaeos-Texte und ihr literarisches und historisches Umfeld (13.-20.Jh.), Frankfurt a. Main: 1994, Seite 253.
[29] „In nonnullis provinciis a christianis Iudaeos seu Saracenos habitus distinguit diversitas, sed in quibusdam sic quaedam inolevit confusio, ut nulla differentia discernantur. Unde contingit interdum, quod per errorem christiani Iudaeorum seu Saracenorum et Iudaei seu Saraceni christianorum mulieribus commisceantur. Ne igitur tam damnatae commixtionis excessus per velamentum erroris huiusmodi excusationis ulterius possint habere diffugium, statuimus ut tales utriusque sexus in omni christianorum provincia et omni tempore, qualitate habitus publice ab aliis populis distinguantur, cum etiam per Moysen hoc ipsum legatur eis iniunctum“ Für die deutsche Übersetzung: Wohlmut, Josef (Hrsg.): Dekrete der ökumenischen Konzilien, Band 2: Konzilien des Mittelalters, vom ersten Laterankonzil (1123) bis zum fünften Laterankonzil (1512-1517), Paderborn: 2000, Seite 265-266.
[30] Jedin, Hubert: Handbuch der Kirchengeschichte Band III/2: Die Mittelalterliche Kirche: Vom kirchlichen Hochmittelalter bis zum Vorabend der Reformation, Freiburg: 1968, Seite 213.
[31] Schreckenberg, Heinz: Die christlichen Adversus-Judaeos-Texte und ihr literarisches und historisches Umfeld (11.-13.Jh.), Frankfurt a. Main: 1988, Seite 424-425.
[32] Zu beiden Termini vergl.: Dautzenberg, Gerhard: Art. Antijudaismus, Antisemitismus, I. Vorchristlich und im Neuen Testament, in: Lexikon für Theologie und Kirche (LThK), Band 1, Freiburg u.a.: 1993, Spalte 748-750; Kampling, Rainer: Art. Antijudaismus, Antisemitismus, II. Patristik bis 19. Jahrhundert, in: LThK Band 1, Freiburg u.a.: 1993, Spalte 750-752; Weinzierl, Erika: Art. Antijudaismus, Antisemitismus, III. Antisemitismus seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, in: LThK Band 1, Freiburg u.a.: 1993, Spalte 752-754.
[33] Antisémitisme : Mot créé en 1879 par le pamphlétaire allemand Wilhelm Marr (1818-1904) qui fonda en 1879 une ligue antisémite. L’ouvrage du Français Ernest Renan (1823-1892), « Système comparé des langues sémitiques » (1858), venait de donner une grande notoriété au mot sémite. Marr l’a utilisé pour préciser qu’il n’attaquait pas le judaïsme en tant que religion, mais en tant que force politique et groupe racial. Néanmoins, les juifs ont employé le mot antisémitisme pour désigner toute attaque menée contre eux, y compris les attaques religieuses. Frémy, Dominique ; Frémy, Michèle : Le Quid 2006, Malesherbes : 2005, Seite 693.
[34] Kirn, Hans-Martin: Luther und die Juden, in: Beutel, Albrecht (Hrsg.): Luther Handbuch, Tübingen: 2005, Seite 217-224, hier Seite 217.
[35] Luther, Martin: Dictata super Psalterium, in: D. Martin Luthers Werke, Kritische Gesamtausgabe, Weimarer Ausgabe, Band 55 Abt.1, Weimar: 1993; Luther, Martin: Dictata super Psalterium, in: D. Martin Luthers Werke, Kritische Gesamtausgabe, Weimarer Ausgabe, Band 55 Abt.2, Weimar: 2000.
[36] Im Mittelalter wurde ein vierfacher Schriftsinn gelehrt. Man konnte die Heilige Schrift also sowohl gemäß ihrem Litteralsinn (wörtliche, historische Auslegung der Schrift), ihrem allegorischen Sinn (geistlich-dogmatische Interpretation), ihrem tropologischen, bzw. typologischen Sinn (moralisch-spirituelle Auslegung), als auch gemäß ihrem anagogischen Sinn (eschatologische Auslegung) interpretieren. So kann die Stadt Jerusalem vier Bedeutungen haben: Stadt in Israel (Litteralsinn), Bild der Kirche (allegorischer Sinn), Bild der menschlichen Seele (tropologischer Sinn), Bild der himmlischen Herrlichkeit (anagogischer Sinn). http://www-theol.uni-graz.at/cms/dokumente/10001252/195ae4fd/bibel-schriftsinne.pdf (05.08.2010)
[37] Kirn, Hans-Martin: Luther und die Juden, Seite 218.
[38] Luther, Martin: Der Brief an die Römer, in: D. Martin Luthers Werke, Kritische Gesamtausgabe, Weimarer Ausgabe, Band 56, Weimar: 1938.
[39] Röm.12,14: 14 Segnet, die euch verfolgen; segnet, und flucht nicht.
[40] 1Kor.4,12-13: 12 und mühen uns ab mit unsrer Hände Arbeit. Man schmäht uns, so segnen wir; man verfolgt uns, so dulden wir's; 13 man verlästert uns, so reden wir freundlich. Wir sind geworden wie der Abschaum der Menschheit, jedermanns Kehricht, bis heute.
[41] Luther, Martin: Operationes in psalmos, in: D. Martin Luthers Werke, Kritische Gesamtausgabe, Weimarer Ausgabe, Band 5, Weimar: 1892.
[42] Luther, Martin: Das Magnificat verdeutschet und ausgelegt, in: D. Martin Luthers Werke, Kritische Gesamtausgabe, Weimarer Ausgabe, Band 7, Weimar: 1897, Seite 544-604.
[43] Luther, Martin: Daß Jesus Christus ein geborener Jude sei, in: D. Martin Luthers Werke, Kritische Gesamtausgabe, Weimarer Ausgabe, Band, 11 Weimar: 1900, S.307-336.
[44] Kirn, Hans-Martin: Luther und die Juden, Seite 219.
[45] Luther, Martin: Vier tröstliche Psalmen an die Königin zu Ungarn, in: D. Martin Luthers Werke, Kritische Gesamtausgabe, Weimarer Ausgabe, Band, 19, Weimar: 1897, Seite 595-615.
[46] Margharita, Antonius: Der gantz Jüdisch Glaub : mit sampt eyner gründtlichenn vnd wahrhafftigen anzeygunge, aller satzungen, Ceremonien, gebetten, heymliche vnd öffentliche gebreüch, deren sich die Juden halten, durch das gantze Jar ; mit schönen vnnd gegründten Argumenten wider jren glauben, durch Anthonium Margaritham, hebreyschen Leser, der löblichen Vniuersitet vnd Fürstlichen Stat Leyptzigk, beschryben vnd an tag gegeben. Durch jn selbst, gemehrt vnd gebessert, Ausgburg: 1531.
[47] Luther, Martin: Brief vom 11. Juni 1537 an Josel von Rosheim, in: D. Martin Luthers Werke, Kritische Gesamtausgabe, Weimarer Ausgabe, Band 8, Weimar: 1889, Seite 89-91.
[48] Luther, Martin: Ein Brief D. Mart. Luther. Wider die Sabbather an einen guten Freund, in: D. Martin Luthers Werke, Kritische Gesamtausgabe, Weimarer Ausgabe, Band 50, Weimar: 1914, S.309-337.
[49] Kirn, Hans-Martin: Luther und die Juden, Seite 220-221; Vergl. auch: Pangritz, Andreas: Luthers Judenfeindschaft, in: http://www.christen-juden.de/fix/files/kd.1126000384/Pangritz-Luther.2.pdf (07.08.2010).
Luther, Martin: Von den Juden und ihren Lügen, in: D. Martin Luthers Werke, Kritische Gesamtausgabe , Weimarer Ausgabe (WA), Band. 53, Weimar: 1920, S.412-552.
[51] Luther, Martin: Vom Schem Hamphoras und vom Geschlecht Christi, in: Weimarer Ausgabe, Band 53, Weimar: 1920, S.573-648.
[52] Luther, Martin: Von den letzten Worten Davids, in: D. Martin Luthers Werke, Kritische Gesamtausgabe, Weimarer Ausgabe, Band 54, Weimar:1928, Seite 16-100.
[53] Pangritz, Andreas: Luthers Judenfeindschaft,
[54] Mat.11,25-30: 25 Zu der Zeit fing Jesus an und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du dies den Weisen und Klugen verborgen hast und hast es den Unmündigen offenbart. 26 Ja, Vater; denn so hat es dir wohlgefallen. 27 Alles ist mir übergeben von meinem Vater; und niemand kennt den Sohn als nur der Vater; und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will. 28 Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. 29 Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. 30 Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.
[55] Luther, Martin: Vermahnung wider die Juden, in: D. Martin Luthers Werke, Kritische Gesamtausgabe, Weimarer Ausgabe, Band 51, Weimar: 1914, Seite 195-196.
[56] Luther, Martin: Der Brief an die Römer, in: D. Martin Luthers Werke, Kritische Gesamtausgabe, Weimarer Ausgabe, Band 56, Weimar: 1938.
[57] Bienert, Walther: Martin Luther und die Juden, ein Quellenbuch mit zeitgenössischen Illustrationen, mit Einführungen und Erläuterungen, Frankfurt a. M.: 1982, Seite 30-32.
[58] Maurer, Wilhelm: Die Zeit der Reformation, in: Rengstorf, Karl Heinrich; von Kortzfleisch, Siegfried (Hrsg.): Kirche und Synagoge, Handbuch zur Geschichte von Christen und Juden, Darstellung mit Quellen, Bd.1, Stuttgart: 1968, Seite 363-452, hier Seite 383.
[59] Röm.2,11-13: 11 Denn es ist kein Ansehen der Person vor Gott. 12 Alle, die ohne Gesetz gesündigt haben, werden auch ohne Gesetz verloren gehen; und alle, die unter dem Gesetz gesündigt haben, werden durchs Gesetz verurteilt werden. 13 Denn vor Gott sind nicht gerecht, die das Gesetz hören , sondern die das Gesetz tun , werden gerecht sein.
Alle Bibelzitate Luthers sind der Online-Version der Luther-Bibel von 1984 entnommen: http://www.die-bibel.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/ (23.05.2010)
[60] Luther, Martin: Der Brief an die Römer, Seite 22.
[61] Röm.4,1-3: 1 Was sagen wir denn von Abraham, unserm leiblichen Stammvater? Was hat er erlangt? 2 Das sagen wir: Ist Abraham durch Werke gerecht, so kann er sich wohl rühmen, aber nicht vor Gott. 3 Denn was sagt die Schrift? »Abraham hat Gott geglaubt und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet worden.« (1.Mose 15,6).
Röm.4, 9-10: 9 Diese Seligpreisung nun, gilt sie den Beschnittenen oder auch den Unbeschnittenen? Wir sagen doch: »Abraham ist sein Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet worden.« 10 Wie ist er ihm denn zugerechnet worden? Als er beschnitten oder als er unbeschnitten war? Ohne Zweifel: nicht als er beschnitten, sondern als er unbeschnitten war.
[62] Luther, Martin: Der Brief an die Römer, Seite 40-42.
[63] Bienert, Walther: Martin Luther und die Juden, ein Quellenbuch mit zeitgenössischen Illustrationen, mit Einführungen und Erläuterungen, Seite 33.
[64] Röm.9,24-27: 24 Dazu hat er uns berufen, nicht allein aus den Juden, sondern auch aus den Heiden. 25 Wie er denn auch durch Hosea spricht (Hosea 2,25; 2,1): »Ich will das mein Volk nennen, das nicht mein Volk war, und meine Geliebte, die nicht meine Geliebte war.« 26 »Und es soll geschehen: Anstatt dass zu ihnen gesagt wurde: ›Ihr seid nicht mein Volk‹, sollen sie Kinder des lebendigen Gottes genannt werden.« 27 Jesaja aber ruft aus über Israel (Jesaja 10,22-23): »Wenn die Zahl der Israeliten wäre wie der Sand am Meer, so wird doch nur ein Rest gerettet werden …«
Röm.11,5: 5 So geht es auch jetzt zu dieser Zeit, dass einige übrig geblieben sind nach der Wahl der Gnade.
[65] Luther, Martin: Der Brief an die Römer, Seite 95, Seite 431.
[66] Röm.11,1-2: So frage ich nun: Hat denn Gott sein Volk verstoßen? Das sei ferne! Denn ich bin auch ein Israelit, vom Geschlecht Abrahams, aus dem Stamm Benjamin. 2 Gott hat sein Volk nicht verstoßen, das er zuvor erwählt hat.
[67] Luther, Martin: Der Brief an die Römer, Seite 428-429.
[68] Röm.11,22: 22 Darum sieh die Güte und den Ernst Gottes: den Ernst gegenüber denen, die gefallen sind, die Güte Gottes aber dir gegenüber, sofern du bei seiner Güte bleibst; sonst wirst du auch abgehauen werden.
[69] Luther, Martin: Der Brief an die Römer, Seite 436. Vergl. auch: Bienert, Walther: Martin Luther und die Juden, ein Quellenbuch mit zeitgenössischen Illustrationen, mit Einführungen und Erläuterungen, Seite 34-35.
[70] Röm.15,13-14: 13 Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Hoffnung und Frieden im Glauben, dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes. 14 Ich weiß aber selbst sehr wohl von euch, liebe Brüder, dass auch ihr selber voll Güte seid, erfüllt mit aller Erkenntnis, sodass ihr euch untereinander ermahnen könnt.
[71] Luther, Martin: Der Brief an die Römer, Seite 140,
[72] Röm.11,28: 28 Im Blick auf das Evangelium sind sie zwar Feinde um euretwillen; aber im Blick auf die Erwählung sind sie Geliebte um der Väter willen.
[73] Luther, Martin: Der Brief an die Römer, Seite 439, Vergl. auch: Bienert, Walther: Martin Luther und die Juden, ein Quellenbuch mit zeitgenössischen Illustrationen, mit Einführungen und Erläuterungen, Seite 35-36.
[74] Luther, Martin: Daß Jesus Christus ein geborener Jude sei, in: D. Martin Luthers Werke, Kritische Gesamtausgabe, Weimarer Ausgabe, Band, 11 Weimar: 1900, S.307-336.
[75] Röm.11,25: Ich will euch, liebe Brüder, dieses Geheimnis nicht verhehlen, damit ihr euch nicht selbst für klug haltet: Verstockung ist einem Teil Israels widerfahren, so lange bis die Fülle der Heiden zum Heil gelangt ist;
[76] Luther, Martin: Der Brief an die Römer, Seite 436-438, Vergl. auch: Bienert, Walther: Martin Luther und die Juden, ein Quellenbuch mit zeitgenössischen Illustrationen, mit Einführungen und Erläuterungen, Seite 36-37.
[77] Röm.11,23-26: 23 Jene aber, sofern sie nicht im Unglauben bleiben, werden eingepfropft werden; denn Gott kann sie wieder einpfropfen. 24 Denn wenn du aus dem Ölbaum, der von Natur wild war, abgehauen und wider die Natur in den edlen Ölbaum eingepfropft worden bist, wie viel mehr werden die natürlichen Zweige wieder eingepfropft werden in ihren eigenen Ölbaum. 25 Ich will euch, liebe Brüder, dieses Geheimnis nicht verhehlen, damit ihr euch nicht selbst für klug haltet: Verstockung ist einem Teil Israels widerfahren, so lange bis die Fülle der Heiden zum Heil gelangt ist; 26 und so wird ganz Israel gerettet werden, wie geschrieben steht (Jesaja 59,20; Jeremia 31,33): »Es wird kommen aus Zion der Erlöser, der abwenden wird alle Gottlosigkeit von Jakob.
[78] Luther, Martin: Der Brief an die Römer, Seite 113.
[79] Röm.11,11: 11 So frage ich nun: Sind sie gestrauchelt, damit sie fallen? Das sei ferne! Sondern durch ihren Fall ist den Heiden das Heil widerfahren, damit Israel ihnen nacheifern sollte.
[80] Luther, Martin: Der Brief an die Römer, Seite 433-434, Vergl. auch: Bienert, Walther: Martin Luther und die Juden, ein Quellenbuch mit zeitgenössischen Illustrationen, mit Einführungen und Erläuterungen, Seite 37.
- Arbeit zitieren
- Isabelle Schleich (Autor:in), 2010, Martin Luther und seine Position zum Judentum, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/265947
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