Der Messung von Kreditrisiken durch geeignete Kennzahlen kommt nicht nur aufgrund aufsichtsrechtlicher Notwendigkeit eine fundamentale Bedeu-tung zu. Die Überlebensfähigkeit einer Bank hängt von der korrekten Quan-tifizierung ihrer Risiken ab und fordert die uneingeschränkte Funktionstüch-tigkeit der Risikosysteme. Der Nutzen von Kreditrisikomaßen setzt genau hier an. Kreditrisikomaße verfolgen das Ziel, Gefahren der Zukunft darzu-stellen, in dem sie beispielsweise mittels einer Wahrscheinlichkeitsvertei-lung potenzielle Verluste eines Kreditportfolios modellieren und somit die aus Einzelrisiken aggregierte Verlustverteilung berechnen.
Die notwendige realitätsnahe Einschätzung von Kreditrisiken hängt eklatant von der Güte der Berechnungsprämissen ab und ist mitunter ein Grund dafür, dass bislang kein allgemeiner Standard für die Kreditrisikomessung definiert werden konnte. Die Finanzkrise war Treiber dafür, dass gängige Risikomaße in die Kritik geraten sind. Sie verdeutlichte, dass Zukunfts-prognosen von Krisen einschließlich ihrer Auswirkungen schlichtweg uto-pisch sind. Die Realität ist immer komplexer als die beste Berechnung.
Die nachstehenden Ausführungen untersuchen Kreditrisikomaße und die Methoden zur Modellierung von Verlustverteilungen hinsichtlich ihrer An-wendbarkeit und Eignung unter normalen Umständen. Die Relevanz und Komplexität von Kreditrisikomaßen in einer Krise sind nicht Gegenstand der Untersuchung. Im Kapitel 2 werden Grundlagen und damit verbundene Themeneingrenzungen dargestellt. Dabei wird zunächst der Begriff des Kreditrisikos definiert bevor die verschiedenen Kreditrisikokategorien und Risikofaktoren skizziert werden. Die Besonderheiten der Kreditrisikomes-sung sowie Anforderungen an Kreditrisikomaße werden in dem Kapitel ab-schließend betrachtet. Kapitel 3 stellt verschiedene Downside-Risikomaße dar, die in Bezug auf die spezifischen Besonderheiten von Kreditrisiken kritisch analysiert werden. Ziel ist die Validierung hinsichtlich ihrer Pra-xistauglichkeit und Eignung als adäquate Kreditrisikomaße.
Als Basis für die Kreditrisikomessung wird in Kapitel 4 die Modellierung der Verlustverteilung in diversen gängigen Methoden vorgestellt. Ziel ist die Untersuchung der theoretischen Qualität und praktischen Anwendbarkeit. Ein numerisches vereinfachtes Beispiel soll als Einstieg dienen. Die Arbeit schließt in Kapitel 5 mit einer Reflektion der Ergebnisse.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundlagen und Definitionen
- Das Kreditrisiko
- Ausprägungen und Risikotreiber von Kreditrisiken
- Kreditrisikomessung – Besonderheiten und Anforderungen
- Risikomaße zur Quantifizierung des Kreditrisikos
- Downside Risikomaße
- Value-at-Risk
- Expected Shortfall
- Lower Partial Moments
- Modellierung der Verlustverteilung
- Beispielhafte Ermittlung der Verlustverteilung (Binomialmodell)
- Varianz-Kovarianz-Ansatz
- Historische Simulation
- Monte Carlo Simulation
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit der Messung von Kreditrisiken und analysiert verschiedene Methoden und Risikomaße aus entscheidungstheoretischer Perspektive. Ziel ist es, die Eignung und Anwendbarkeit dieser Methoden und Maße unter normalen Umständen zu untersuchen und ihre Stärken und Schwächen aufzuzeigen.
- Definition und Abgrenzung des Kreditrisikos
- Analyse verschiedener Risikomaße, wie Downside Risikomaße, Value-at-Risk und Expected Shortfall
- Bewertung gängiger Methoden zur Modellierung der Verlustverteilung, darunter das Binomialmodell, der Varianz-Kovarianz-Ansatz, die historische Simulation und die Monte Carlo Simulation
- Diskussion der Relevanz und Komplexität von Kreditrisikomaßen im Kontext von Finanzkrisen
- Bewertung der Praxistauglichkeit und Eignung von Kreditrisikomaßen als adäquate Entscheidungsinstrumente
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Thema der Kreditrisikomessung, die deren Bedeutung für die Überlebensfähigkeit von Banken und die Notwendigkeit von robusten Risikosystemen hervorhebt. Das zweite Kapitel behandelt grundlegende Definitionen und Themeneingrenzungen, wobei der Begriff des Kreditrisikos erläutert und die verschiedenen Kreditrisikokategorien und Risikofaktoren skizziert werden.
Kapitel 3 analysiert verschiedene Downside-Risikomaße kritisch hinsichtlich ihrer spezifischen Besonderheiten und Eignung als adäquate Kreditrisikomaße. Im vierten Kapitel werden gängige Methoden zur Modellierung der Verlustverteilung vorgestellt, die hinsichtlich ihrer theoretischen Qualität und praktischen Anwendbarkeit untersucht werden. Ein numerisches Beispiel dient als Einstieg.
Schlüsselwörter
Kreditrisiko, Kreditrisikomessung, Risikomaße, Downside Risikomaße, Value-at-Risk, Expected Shortfall, Lower Partial Moments, Modellierung der Verlustverteilung, Binomialmodell, Varianz-Kovarianz-Ansatz, Historische Simulation, Monte Carlo Simulation, Finanzkrise, Entscheidungsfindung.
- Arbeit zitieren
- Rabea Hacker (Autor:in), 2013, Messung von Kreditrisiken. Eine entscheidungstheoretische Analyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/265969