Wissenschaftliche Kommunikation im Zeitalter von Open Access

Wie nehmen sich Wissenschaftsverlage den Veränderungen in der wissenschaftlichen Kommunikation an? Eine Abhandlung mit Bezug auf die Verlage: De Gruyter, Der Oldenburg-Verlag und Springer Science + Business Media


Hausarbeit (Hauptseminar), 2012

24 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Das Phänomen „Open-Access“.
2.1 Das Prinzip des freien Zugangs – Die Idee
2.2 Die „Open-Access-Bewegung“
2.3 „Open-Access-Geschäftsmodelle“

3 Der „freie Zugang“
3.1 Freier Zugang – Ein altes Phänomen innerhalb der „Neuen Medien“
3.2 Wir sind die „Open-Generation“

4 „Open-Access“ und Wissenschaftsverlage
4.1 Wissenschaftskommunikation 2.0
4.2 Wissenschaftliche Kommunikation im „Open-Access Zeitalter“
4.3 Open-Access Strategien von Wissenschaftsverlagen
4.3.1 De Gruyter
4.3.2 Der Oldenbourg–Verlag
4.3.3 Springer Science + Business Media

5 Fazit

Quellenverzeichnis

1 Einleitung

„Es handelt sich bei dem, was wir allgemein als Web 2.0 bezeichnen, nicht um ein irgendwie eso­terisches Phänomen einer kleinen Klasse technophiler Computeravantgardisten oder netznischen­nutzender Jugendlicher. Das Schlagwort Web 2.0 steht vielmehr für eine mittlerweile weltweit und über die verschiedenen Generationen und Professionen verbreitete Nutzung bestimmter, neuer, medialer Angebote im World Wide Web{...}“.[1]

Das Internet hat mannigfaltige Optionen hervorgebracht. Einige haben nur eine kurze Überle­bensdauer, anderen hat man erst gar keine Chance eingeräumt und einige von ihnen bedeu­ten einen enormen Umbruch in Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft. Zu letzteren kann das Phä­nomen „Open-Access“ gezählt werden. In der vorliegenden Arbeit soll dieses Phänomen dar­gestellt und seine Auswirkungen auf die Wissenschaftskommunikation sowie der Umgang von Wissenschaftsverlagen mit „Open-Access“ aufbereitet werden.

Zunächst wird der Begriff „Open-Access“ erläutert und die Idee, die hinter dem Phäno­men steckt, dargestellt. Dazu wird unter anderem auf die „Open-Access-Bewegung“ und ihre Motivation eingegangen. Außerdem stellt die Arbeit die wichtigsten Strategien von „Open-Access“ vor und geht dabei intensiv auf die Maxime des kostenlosen Nutzens ein.

Im dritten Kapitel der vorliegenden Arbeit wird das Prinzip des freien Zugangs unter aktuellen technischen Gesichtspunkten und damit einhergehenden inhaltlichen Veränderun­gen betrachtet. Dafür wird unter anderem, die digitale Revolution und deren Auswirkungen auf den heutigen beruflichen und privaten Alltag dargestellt.

In Kapitel vier der Abhandlung wird der Untersuchungsleitenden Fragestellung: „Wie nehmen sich Wissenschaftsverlage den Veränderungen in der wissenschaftlichen Kommuni­kation an?“, nachgegangen. Hierfür wird zunächst beleuchtet, was unter wissenschaftlicher Kommunikation verstanden werden kann. Anschließend wird beispielhaft die jetzige „Open-Access-Strategie“ von Wissenschafts-Verlagen aufgezeigt.

In einem Fazit werden sowohl Thesen aus der Abhandlung bilanzierend zusammenge­fasst, als auch weiterführende Denkanstöße aufgezeigt. Auf dieser Grundlage wird die Zu­kunft von „Open-Access“ abschließend diskutiert.

2 Das Phänomen „Open-Access“

2.1 Das Prinzip des freien Zugangs – Die Idee

Der Begriff „Open-Access“ (nachfolgend abgekürzt: OA) begleitet Wissenschaftler*innen, Studierende, Bibliothekar*innen, Lehrende, Verlage und viele mehr, die sich mit Literatur, Forschung oder auch dem Internet auseinandersetzen. Seit circa zwei Jahrzehnten taucht der Begriff in nationalen und internationalen öffentlichen Diskussionen auf. Ähnlich wie andere Erscheinungen, die erst durch die Optionen des Internets möglich geworden sind (z.B. Down­loadplattformen, „Social Networks“ etc.), wird auch OA erst seit der Jahrtausendwende als ernst zu nehmende Entwicklung wahrgenommen gleichwohl erst Jahre später ernsthaft disku­tiert. Die Debatte um die OA-Bewegung wird maßgeblich durch die im Jahr 2003 verabschie­dete „Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichen Wissen“[2] bestimmt.[3]

„Open-Access“ beschreibt das Prinzip des freien Zugangs zum wissenschaftlichen Wissen.[4] Da OA ein Phänomen der „Neuen Medien“ ist, bezieht sich Zugang hier auf den Zugriff im Internet zumeist über das World Wide Web. Durch das Wort „frei“ ist vor allem der kostenlose Zugang zu Wissen gemeint. Jedoch beschreibt kostenlos den Bedeutungsge­halt, den die OA-Bewegung dem „freien Zugang“ zuspricht, nur annähernd. Der Begriff „Zu­gang“ ist ähnlich schwer zu fassen. In der Berliner Erklärung heißt es, allen Benutzer*innen soll das „freie, unwiderrufliche und weltweite Zugangsrecht“[5] erteilt werden sowie die Erlaub­nis, die Veröffentlichung für jeden verantwortlichen Zweck zu kopieren, zu benutzen, zu verteilen, zu übertragen und abzubilden unter der Bedingung der korrekten Nennung der Urheberschaft.[6] Unter dem Begriff „Wissen“ wird in der OA-Bewegung nicht nur der eigentli­che For­schungsartikel gefasst, sondern ebenso Forschungsdaten und -objekte sowie digitale Medien.[7]

Die Idee hinter OA ist der freie Austausch wissenschaftlicher Erkenntnisse. Forschen­den soll es ermöglicht werden, zeitnah und wenn möglich auch interaktiv über ihre Ergebnisse zu diskutieren. Nutzer*innen soll ein kostenloser und direkter Zugang zu Forschungsergeb­nissen geboten werden. „Open-Access“ verfolgt das ambitionierte Ziel, eine umfassende Quelle menschlichen Wissens und kulturellen Erbes zu bieten.

2.2 Die Open-Access-Bewegung

Open-Access can be viewed as a return to one of the core values of scholarship - the free exchange of idea.” Mit diesen Worten wird das grundlegende Prinzip der OA-Bewegung deut­lich: der freie Wissensaustausch.

Die OA-Bewegung entstand bereits in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts, als Paul Ginsparg 1991 den Server ARXiv einrichtete. Ginsparg legte mit dem Server den Grund­stein für Dokumentenserver weltweit, die für das Hochladen wissenschaftlicher Forschung genutzt werden. Erst in den 90er Jahren wurde mit der Software EPrints die technische Vor­aussetzung für diese Möglichkeit entwickelt. Die Software ermöglicht es, serverübergrei­fend auf Metadaten zuzugreifen und in den Dokumenten Volltextsuchen vorzunehmen.[8]

Neben den technischen Möglichkeiten fand zeitgleich auch ein Umdenken in der „Wis­senschafts-Community“ statt. Mit den neuen Optionen entwickelte sich bei vielen For­schenden der Wunsch nach kostenlosem, orts- und zeitunabhängigem Zugriff auf wissen­schaftliche Materialien. Im Jahr 2000 rief die Public Libary of Science (PLoS) die Wissen­schaftsverlage dazu auf, die von ihnen publizierten Artikel sechs Monate nach Erscheinungs­datum öffentlich frei zu geben.[9] In den Jahren 2001 und 2003 wurden die drei noch heute be­deutenden Erklärungen über den „freien Zugang zu wissenschaftlichem Wissen“ verabschie­det. (2001: „Budapest Open-Access Initiative“ 2003: „Bethesda Statement on Open-Access Publishing“ und „Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen“). Die Unterstützer*innen bzw. Unterzeichner*innen der jeweiligen Erklärungen unterstützen und verbreiten den OA-Gedanken und publizieren selbst über OA-Medien. Über die „Wissen­schafts-Community“ hinaus bekannt wurde OA zunächst durch die Auswirkungen der „Zeit­schriftenkrise“. In Folge derer die Bezugspreise für Zeitschriften enorm stiegen und Biblio­theken gezwungen waren, Abonnements aufzugeben und damit vom Informationsfluss abge­trennt waren. Des Weiteren stieg der Bekanntheitsgrad von OA durch die öffentlich kritisierte „Mehrfachsubventionierung wissenschaftlicher Publikationen durch die öffentliche Hand“.[10] So werden viele Forschungsgelder und Gehälter aus öffentlicher Kasse bezahlt. Die finanzi­ellen Mittel hierfür kommen zumeist aus Steuer-Geldern. Die Öffentlichkeit reagierte zuneh­mend negativ auf den Umstand, dass mehrfach subventionierte Forschungen, welche die Ge­sellschaft bereits durch Steuern mittrug, von Verlagen zu hohen Preisen zurück an die Gesell­schaft verkauft wurden.

Das OA-Prinzip widersetzt sich diesem Kreislauf, indem es freien Zugang zu wissenschaftli­chem Wissen fordert, welches als öffentliches Kulturgut an­gesehen wird.

Der Wunsch, Wissen zu vermitteln und zu verbreiten, kann nur dann erfüllt werden, wenn die Informationen breit gestreut und leicht zugänglich sind.[11] Das Ziel der OA-Bewe­gung ist damit schon aufgezeigt, wissenschaftliche Materialien sollen im Internet für alle Nut­zer*innen frei zugänglich gemacht werden. Zugänglich machen bedeutet im Sinne der Bewe­gung, dass es den Nutzer*innen möglich ist, innerhalb des Volltextes zu suchen, den Text zu kopieren, herunterzuladen, zu verteilen, zu drucken, auf ihn zu verweisen und ihn auch sonst auf jede denkbare legale Weise zu nutzen.[12] Die einzige Beschränkung liegt in der korrekten Darstellung des/der Autor*in des Textes.

Ein wesentlicher Aspekt der OA-Bewegung ist die Maximierung der Verbreitung wissen­schaftlicher Information. Das Internet bietet dafür schier unerschöpfliche Möglichkei­ten. Neben „Suchmaschinen-Traffic“ und „Hyperlinks“ ist es durch „Social Networks“ sehr leicht geworden, andere Nutzer*innen zu informieren. Jeder „Post“ oder „Tweet“ wird zumin­dest von einer Handvoll Freund*innen oder „Follower“ wahrgenommen, in den meisten Fäl­len auch kommentiert, „geliked“ oder geteilt. Der „Post“ in einem „Social Network“ erreicht längst nicht mehr nur die Freunde des eigenen Profils sondern gemäß des „Kleine-Welt-Phä­nomens“[13] etliche andere nicht verbundene Profile. Das heißt, selbst nicht befreundete Profile werden durch eine Kette von Freunden und ‚Freunden von Freunden’ auf „Links“ und „Posts“ aufmerksam. (Es wird zur simplen Darstellung hier nicht auf die Auswirkungen von privaten und halbprivaten Profilen eingegangen). Das „Jeder-kennt-Jeden-Gesetz“ wurde für Soziale Netzwerke 2008 erneut empirisch überprüft und ergab, dass Jeder jeden über 6,6 Schritte kennt. Mit diesen Optionen ermöglicht der freie Zugang über das Internet eine hohe Reich­weite. Sicherlich ist Reichweite nicht unbedingt von kostenlosem Zugang abhängig, doch liegt die Vermutung nahe, dass „User“ ihren Freunden eher Dinge empfehlen, die kostengün­stig oder kostenlos sind.

Ein weiterer Beweggrund für OA liegt in dem schnellen Zugriff auf relevante wissen- schaftliche Informationen und deren einfache weitere Nutzung für die Forschung.[14] Bei die­sem Punkt knüpft die OA-Bewegung an den Gedanken an, dass eine Vielzahl von Wissen­schaft­ler*innen nicht wegen des Geldes publiziert, sondern aus Kommunikations- und Doku­menta­tionszwecken. Es sei an dieser Stelle daran erinnert, dass die meisten publizierenden Wissen­schaftler*innen nicht hauptberuflich Autor*innen sind und ihren Lebensunterhalt durchs Pu­blizieren verdienen sondern durch Arbeitsverhältnisse an Universitäten und For­schungsein­richtungen finanziell abgesichert sind.

Des Weiteren strebt die OA-Bewegung die Überwindung der Wissenskluft an. Durch freien Zugang zu wissenschaftlichem Material sollen weniger finanzstarke Wissen­schaft­ler*innen die Möglichkeit haben, an aktuellen Forschungen teilzuhaben und am wissen­schaftlichen Diskurs teilzunehmen. Inwieweit jedoch vor der Überwindung der Wissenskluft die Überwindung der Digitalen Kluft zu bewerkstelligen ist, wird in den Aussagen der OA-Bewegung nicht geklärt. Sicherlich ist das Vorhandensein einer Wissens­kluft nicht abzustrei­ten, dennoch bleibt fraglich, ob das Prinzip des freien Zugangs zu wissen­schaftlichem Mate­rial über das Internet nicht eine neue Hürde, nämlich die Digitale Kluft, schafft.

2.3 „Open-Access-Geschäftsmodelle“

Kostenloser Zugang zu Wissen ist die kurze Beschreibung des OA-Prinzips, doch grundsätz­lich verursacht auch OA Kosten. So meint kostenfreier Zugang zu Information, dass die Nut­zung entgeltfrei sein soll. Die verursachten Kosten müssen demnach durch Umverteilung durch die Bereitstellenden übernommen werden.

Das Prinzip des freien Zugangs hat sich in der Praxis mit zwei grundsätzlichen Verfah­ren etabliert. Zum einen der „Grüne Weg“, dieser beschreibt die Speicherung von be­reits publizierten Artikeln (in nicht OA-Medien) auf Publikationsservern von Hochschulen und Forschungsorganisationen.[15] Das heißt die Autor*innen speichern eine Kopie ihres publi­zierten und redigierten Forschungstextes öffentlich zugänglich z.B. auf einem Server. Diese Art von Server werden Repositorien genannt. Das sind Dokumenten-Server, die z.B. an Hochschulen oder Forschungseinrichtungen betrieben werden. Auf diesen werden wissen­schaftliche Materialien gespeichert und kostenlos und weltweit zugänglich gemacht. Es wird unterschieden in: Institutionelle Repositorien und disziplinäre Repositorien. Als institutionelle Repositorien werden Dokumentenserver bezeichnet, die von Institutionen betrieben werden und ihren Mitgliedern die digitale Publikation oder Archivierung ermöglichen (meist Univer­sitätsbibliotheken oder Forschungsorganisationen). Disziplinäre Repositorien hingegen sind institutionsübergreifend und stehen Wissenschaftler*innen thematisch gebündelt z.B. für eine Fachdisziplin zur Verfügung. Der „Grüne Weg“ verursacht für die Autor*innen kaum Kosten, da Technik und Arbeitskraft zumeist von den jeweiligen Einrichtungen getragen werden.

[...]


[1] Münker 2010, S. 33.

[2] Berliner Erklärung 2003.

[3] Vgl.: Lossau 2007, S.18.

[4] Vgl.: Lossau 2007, S.18.

[5] Berliner Erklärung 2003.

[6] Vgl.: Berliner Erklärung 2003.

[7] Vgl.: Lossau 2007, S. 18.

[8] Vgl.: ebd..

[9] Vgl.: Lossau 2007, S.18.

[10] Vgl. Open-Access-Informationsplattform.

[11] Vgl.Lossau 2007, S. 22.

[12] Vgl. Open-Access-Informationsplattform.

[13] Anm.: Begriff 1967 vom amerikanischen Psychologen Stanley Milgram geprägt. Sein Experiment stand jedoch jahrzehntelang unter heftiger Kritik, da die empirischen Befunde eher mangelhaft waren. In den Nuller Jahren wurden jedoch mehrere, auf Milgram’s Experiment aufbauende Studien durchgeführt. Die neusten Untersuchungen wurden von Jure Leskovec von der Carnegie Mellon University und Eric Horvitz von Microsoft Research gemacht. Sie bestätigen die Ergebnisse von Milgram und weisen nach, dass innerhalb von Sozialen Netzwerken, Jeder jeden über 6,6 Ecken kennt.

[14] Vgl.: Open-Access-Informationsplattform.

[15] Vgl.: Open-Access-Informationsplattform.

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Wissenschaftliche Kommunikation im Zeitalter von Open Access
Untertitel
Wie nehmen sich Wissenschaftsverlage den Veränderungen in der wissenschaftlichen Kommunikation an? Eine Abhandlung mit Bezug auf die Verlage: De Gruyter, Der Oldenburg-Verlag und Springer Science + Business Media
Hochschule
Universität Leipzig  (Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft)
Veranstaltung
Seminar: Wissenschaftsverlage
Note
1,3
Autor
Jahr
2012
Seiten
24
Katalognummer
V268697
ISBN (eBook)
9783656589662
ISBN (Buch)
9783656589648
Dateigröße
576 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Open Access, Wissenschaftsverlage, wissenchaftliche Kommunikation, De Gruyter, Der Oldenburg-Verlag, Springer Science
Arbeit zitieren
Julia Böhm (Autor:in), 2012, Wissenschaftliche Kommunikation im Zeitalter von Open Access, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/268697

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