Im Roman „Homo Faber“ von Max Frisch stehen sich jeweils zwei Fronten gegenüber: Mann gegen Frau und Technik gegen Natur.
Im ersten Teil des Romans hat der Protagonist Walter Faber ein geringschätziges Bild von Frauen. Er sieht alles Weibliche als negativ an, da es natürlich und nicht technisch ist. Walter Faber glaubt als Ingenieur an Statistik, Wahrscheinlichkeit und Fortschritt, hält jedoch nichts von Mystik, Schicksal, Zufall oder gar Emotionen. Diese Einstellung steht in starkem Widerspruch zur Einstellung der Frauen in Fabers Leben, wodurch er trotz mehrerer Beziehungen ein gestörtes Verhältnis zu Frauen hat.
Seine ablehnende Haltung gegenüber Frauen, kann man anhand von verschiedenen Frauenfiguren, mit denen Faber im Laufe des Romans in Berührung kommt, erkennen. Das Frauenbild Fabers soll anhand dieser Frauenfiguren und Fabers Beziehungen zu ihnen herausgearbeitet werden.
Das Frauenbild Walter Fabers in „Homo Faber“ von Max Frisch
Im Roman „Homo Faber“ von Max Frisch stehen sich jeweils zwei Fronten gegenüber: Mann gegen Frau und Technik gegen Natur.
Im ersten Teil des Romans hat der Protagonist Walter Faber ein geringschätziges Bild von Frauen. Er sieht alles Weibliche als negativ an, da es natürlich und nicht technisch ist. Walter Faber glaubt als Ingenieur an Statistik, Wahrscheinlichkeit und Fortschritt, hält jedoch nichts von Mystik, Schicksal, Zufall oder gar Emotionen. Diese Einstellung steht in starkem Widerspruch zur Einstellung der Frauen in Fabers Leben, wodurch er trotz mehrerer Beziehungen ein gestörtes Verhältnis zu Frauen hat. Seine ablehnende Haltung gegenüber Frauen, kann man anhand von verschiedenen Frauenfiguren, mit denen Faber im laufe des Romans in Berührung kommt, erkennen.
Seine Freundin zur Zeit des Reiseantritts, Ivy, ist die erste Frau, die ausführlich beschrieben wird. Als junge Amerikanerin passt Ivy in Fabers frauenfeindliches Weltbild. Walter stuft sie als oberflächlich ein, da sie Wert auf passende Kleidung sowie andere Äußerlichkeiten legt: sie sucht sich die „Wagenfarbe nach der Farbe ihres Lippenstiftes oder umgekehrt aus“ (S.31). In Walters Augen ist Ivy unlogisch, naiv und nicht sachlich. Er nimmt die Beziehung zu ihre nicht ernst und sieht sie als Freund und „lieben Kerl“ (S.30 f.) an. Dass er sie nur mit Äußerlichkeiten verbindet wie mit Autos oder Kleidung, zeigt dass er sie als Objekt betrachtet und sich nicht für ihren Charakter interessiert. Er empfindet keine Gefühle für Ivy und die Beziehung zu ihr ist nur sexuelle Basis: „Wenn ich Ivy umarme und dabei denke: Ich sollte meine Filme entwickeln lassen, Williams anrufen!“ (S.94). Er fühlt sich von Ivy genervt und bedrängt, was man aus dem Spitznamen „Ivy“ ersehen kann: „Ivy heißt für mich Efeu und so heißen für mich eigentlich alle Frauen“ (S.91). Damit zeigt Faber, dass er sie als etwas Unselbstständiges und Klettenhaftes empfindet. Er fühlt sich von Frauen eingeengt: „Mehr als drei oder vier Tage zusammen mit einer Frau war für mich, offen gestanden, stets der Anfang von Heuchelei, Gefühle am Morgen, das erträgt kein Mann. Dann lieber Geschirr abwaschen!“ (S.91). Darüber hinaus kann Faber mit der Gefühlsbetontheit von Frauen nichts anfangen, da ihm Gefühle suspekt sind und er sich lieber auf Gefühlsarmut, Statistik und Sachlichkeit beruft. Er will sein rationales Denken nicht ablegen und sieht Gefühle als „Ermüdungserscheinungen“(S.92) also als Schwäche an.
Ein anderer Frauentyp, den Walter Faber ausführlich beschreibt, sind die indianischen Frauen in dem kleinen Ort in Südamerika, wo er und Herbert festsitzen. Er verwendet ausschließlich negative Ausdrücke, um die Frauen mit ihren Kindern zu beschreiben. Er stellt sie als „sinnlos gaffend“ dar, „sie kommen nicht aus dem Gebären hinaus“ und sie „redeten nicht“ (S.167). Somit unterstellt Faber ihnen Sprachlosigkeit, Faulheit, Dummheit und Passivität. Sie seien traditionslos und „tragen alle das gleiche“ (S.167). Indem er ihre extreme Fruchtbarkeit geringschätzig abwertet, zeigt er, dass ihm der weibliche Körper und natürliche Prozesse wie das Kinderbekommen abstoßen. Seine Vorurteile gegenüber diesen Frauen, die er, ohne sie kennen gelernt zu haben, verurteilt, drücken seine Abscheu aus. Seine Abneigung vor allem dem Sexuellen gegenüber wird an vielen Stellen deutlich. Zum Beispiel sagt er zu Ivy, dass ihn ihre Zärtlichkeiten und ihre Küssen ekeln würden (S.62). Die Ursache für seine Abneigung ist wahrscheinlich seine erste Beziehung, die zu der Frau seines damaligen Lehrers. Er beschreibt sie als „Irre“ und „Hündin“ (S.99). Außerdem wertet Faber diese Frau und ihre körperlichen Bedürfnisse als „absurd“ (S.99) und „geradezu pervers“ (S.93). Seit dem Tod dieser Frau versucht er das Erlebnis zu verdrängen, er behauptet zwar, dass er sich nicht mehr daran erinnere (S.93), doch zeigt sich aus seinen Äußerungen, dass es ihn immer noch verfolgt. Seitdem empfindet er Sexualität als „absurd“ (S.99); somit erschweren ihm seine schlechten Erfahrungen seine sexuelles Verhältnis zu Frauen.
[...]
- Quote paper
- Madleen Wendt (Author), 2011, Eine Analyse des Frauenbilds in "Homo Faber" von Max Frisch, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/269411