Marktorientierung und strategische Unternehmensplanung, Basel II und die kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland im Hinblick auf die Verbesserung des Ratings


Diplomarbeit, 2004

79 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Mittelständische Unternehmen in Deutschland
2.1 Begrifflichkeiten und Kennzahlen
2.2 Managementstrukturen
2.3 Kapitalausstattung
2.4 Produktseite
2.5 Absatzmärkte, Partner und Abhängigkeiten

3. Die neue Baseler Eigenkapitalvereinbarung
3.1 Empfehlungen des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht
3.1.1 Eigenkapitalhinterlegung nach Basel I
3.1.2 Eigenkapitalhinterlegung nach Basel II
3.2 Rating
3.2.1 Definition
3.2.2 Ratingarten
3.2.2.1 externes Rating
3.2.2.2 internes Rating
3.2.3 Bestandteile des Ratings
3.2.3.1 Hard facts
3.2.3.2 Soft facts

4. Anforderungen und Reaktionen der mittelständischen Unternehmen
4.1 Stellenwert des Ratings
4.1.1 Kreditinstitute
4.1.2 Unternehmen
4.2 Verbesserung des Ratings
4.2.1 Hard facts
4.2.1.1 Kapital und Vermögen
4.2.1.2 Liquidität
4.2.1.3 Rentabilität
4.2.1.4 Etablierung Controlling
4.2.2 Soft facts
4.2.2.1 Managementqualifikation und –strukturen
4.2.2.2 Personalführung und –politik
4.2.2.3 Nachwuchsregelung und Unternehmensnachfolge
4.2.2.4 Controlling und Risikomanagement
4.2.2.5 Strategische Positionierung, Markt und Wettbewerb
4.2.2.5.1 Markt und Branchenentwicklung
4.2.2.5.2 Kundenstamm und Vertriebsstrategie
4.2.2.5.3 Produkt- und Sortimentspolitik
4.2.3 Unternehmensfinanzierung
4.2.3.1 Planung des Kapitalbedarfs
4.2.3.2 Finanzplanung
4.2.3.3 Finanzierungsarten
4.2.3.3.1 Innenfinanzierung
4.2.3.3.2 Außenfinanzierung
4.2.3.3.3 alternative Finanzierungen
4.3 Darstellung des Unternehmens
4.3.1 deutsche Bilanzierungsform
4.3.2 internationale Bilanzierungsform
4.4 Hilfestellungen der Politik
4.4.1 KfW Mittelstandsbank
4.4.2 Fördermöglichkeiten

5. Fazit und Ausblick

Anhang

Quellennachweis

Eidesstattliche Versicherung

Abkürzungsverzeichnis:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis:

Abb. 1: Kleine und mittelständische Unternehmen in Zahlen

Abb. 2: In welchem Ausmaß ist Ihr Unternehmen vom Konjunkturabschwung betroffen?

Abb. 3: Eigentumsstruktur des Mittelstandes

Abb. 4: Eigenkapitalausstattung der KMU im Verhältnis zur Bilanzsumme

Abb. 5: Umsatzanteile nach Marktphasen

Abb. 6: Abhängigkeiten des Mittelstandes

Abb. 7: Die drei Säulen des Baseler Akkords

Abb. 8: Genauere Abbildung des Kreditnehmerrisikos in den Kreditpreisen

Abb. 9: Auswirkung der Bepreisung von Kreditrisiken

Abb.10: Welche Vorteile erwarten Mittelständler von einem positiven Rating?

Abb.11: Leitfaden zum Aufbau eines Controllingsystems

Abb.12: Fragen zur Zukunftsfähigkeit von Umsatzträgern

Abb.13: Wie IAS das Eigenkapital erhöht und die Transparenz fördert.

Abb.14: Informationsbedarf zur Unternehmensförderung

Abb.15: Ansätze zur Kreditrisikomessung

Abb.16: Auswirkung der im Rating ermittelten Risikogewichte

Abb.17: Checkliste zur Vorbereitung auf das quantitative Rating

Abb.18: Checkliste zur Vorbereitung auf das qualitative Rating

Abb.19: Ratingagenturen

Abb.20: Unternehmensplanung

Abb.21: Mitarbeiterführung

Abb.22: Unternehmensfinanzierung durch Factoring

1. Einleitung

Die Internationalisierung des Wettbewerbs trifft heute selbst jene Unter-nehmen, die nicht unmittelbar grenzüberschreitend agieren. Es werden neue Anforderungen hinsichtlich der Vereinheitlichung von Beurteilungs- und Handlungsstrukturen im internationalen Kreditgeschäft gestellt und unter dem Begriff „Basel II“ zusammengefasst. Von der führenden Handelsmacht USA angeregt, müssen sich auch die deutschen mittelständischen Unternehmen darauf einstellen. Auf diese das Augenmerk zu richten hat eine um so größere Bedeutung, als sie in der traditionell mittelständisch geprägten deutschen Wirtschaft die Hauptlast der Entwicklung tragen.

Die kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) sind in Zeiten schleppender Konjunktur und stagnierender Wirtschaft vielfältigen Umstrukturierungs- und Anpassungsprozessen ausgesetzt. Einer davon ist die schrittweise Einführung und Umsetzung der neuen Eigenkapital-vereinbarung Basel II. Gegenstand dieser Arbeit wird der Umgang mit und die Reaktionen auf diese neuen Anforderungen im Hinblick auf Basel II sein.

99% aller Unternehmen in Deutschland werden dieser Gruppe der KMU zugeordnet. Hauptsächliche Zuordnungskriterien sind eine maximale Beschäftigungszahl von 499 Mitarbeitern und ein maximaler Jahresumsatz von 50 Mio. Euro. Da in deutschen mittelständischen Unternehmen rund 20 Mio. Beschäftigte in Lohn und Brot stehen, sind eben jene die tragende Säule der deutschen Volkswirtschaft. Aufgrund ihrer wirtschaftlichen Größe sind diese Unternehmen, ihre Inhaber, Gesellschafter und Geschäftsführer natürlich auch eine wichtige Nachfragegröße. Bei der Steuerung der Dynamik der Wirtschaftsentwicklung und damit der Verringerung der Arbeitslosigkeit wird den KMU eine herausragende Rolle zugesprochen. Nicht zuletzt deswegen spricht man vom deutschen Mittelstand auch als dem Faktor der sozialen Stabilität .[1]

Die Unternehmen der KMU sehen sich seit einiger Zeit mit zunehmenden Problemen konfrontiert. Diese sind zum Einen der seit einigen Jahren anhaltend schwachen Konjunktur und damit sinkenden Nachfrage geschuldet, zum Anderen aber durch die Unternehmen selbst verursacht.

Eine Analyse der aktuellen Situation der KMU erfolgt im Kapitel 2. Eines wird dabei klar herausgearbeitet werden, dass das Hauptaugenmerk eines jeden Unternehmens auf der Sicherstellung der Finanzierungsfähigkeit liegen muss.

Die Probleme werden sich mit Einführung der Bewertung der Unternehmen nach den Kriterien der neuen Eigenkapitalvereinbarung Basel II noch weiter verschärfen. Die direkte Kopplung der Höhe der Besicherung der zu vergebenden Kredite mit dem Eigenkapital der Banken an das Rating der Unternehmen lässt, zumindest anfänglich, keine Verbesserung der Situation für diese erwarten.[2]

Eine nähere Erläuterung der Hintergründe und des Zwecks der Eigenkapital-vereinbarungen von Basel I zu Basel II und den damit verbundenen Änderungen bisheriger Praktiken der Banken bei der Kreditvergabe sind Thema des Kapitels 3.

Das Unternehmen im Rahmen einer Bonitätsprüfung einem Rating unter-zogen werden, ist nichts Unbekanntes und Neues. Dieses Rating wird aber einen ganz neuen Stellenwert bekommen. Zunächst muss entschieden werden, ob ein Unternehmen durch eine externe Ratingagentur oder durch die Bank selbst, einem sogenannten internen Rating, bewertet wird. Beide Verfahren, nachfolgend beschrieben, haben Ihre Vor- und Nachteile.

Besonders zu beachten ist dabei die Aufteilung in quantitative (hard facts) und qualitative Merkmale (soft facts) sowie deren Gewichtung.[3]

Unter den „hard facts“ versteht man sämtliche Kennzahlen mit Aussagekraft zur Kapitalstruktur, den Vermögenswerten sowie zur Liquidität und Rentabilität des Unternehmens. Die Einschätzung der „soft facts“ wird beeinflusst durch Informationen über Managementstrukturen und

-qualifikationen, die Personalführung und -politik, Nachwuchsregelungen und Risikomanagement sowie Controlling und Rechnungswesen. Sehr wichtig dabei ist die strategische Positionierung des Unternehmens im Markt und gegenüber dem Wettbewerb. Daten über die Branchenentwicklung, die Vertriebs- und Produktpolitik bestimmen in Zukunft ganz entscheidend die Bewertung dieses Teils des Ratings.

Und da eben diese Benotung des Unternehmens im Ergebnis des Ratings direkt Einfluss auf die Höhe der Verzinsung des geliehenen Kapitals nimmt, ist die positive Beeinflussung des Ratingergebnisses in Zukunft entscheidend für die Finanzierungsfähigkeit und den damit verbunden Kosten.

Schwerpunkt dieser Arbeit sind jedoch nicht hauptsächlich die Planungs- und Durchführungsdetails der Eigenkapitalvereinbarung Basel II, sondern ganz konkret die Anforderungen, die diese an die KMU stellt.

Die Diskussion um Basel II in den letzten Jahren zeigte vor allem die Besorgnis, dass es mit der Einführung zu einer Kreditverknappung und

-verteuerung für die kleinen und mittelständischen Unternehmen kommen könnte. Die Ausführungen im Punkt 4 sollen zeigen, dass es an den Unter-nehmen selbst liegt, die Höhe der zukünftigen Zinsbelastung zu bestimmen. Sie sind Bonitätslenker, keine Ratingopfer.[4]

Eine Beeinflussung der Zinsbelastung erfolgt in Zukunft direkt über die Veränderung des Ratings.

Durch eine klare Marktorientierung und strategische Unternehmensplanung werden im Unternehmen die Grundlagen geschaffen, auch zukünftig erfolg- reich am Markt zu operieren, die Ratingkriterien positiv zu belegen und damit die Finanzierungsfähigkeit sicher zu stellen.

Einer genauen Betrachtung wird weiterhin der Bereich der Unternehmens-finanzierung unterzogen. Das Bankdarlehen ist immer noch die am häufigsten anzutreffende Form der Außenfinanzierung der KMU. Basel II wird hier aber auch dazu führen, dass sich viele Unternehmen um alternative Finanzierungsformen bemühen werden.

Ein weiterer nicht zu vernachlässigender Aspekt wird die Darstellung des Unternehmens nach außen sein. Dabei ist die Form der Bilanzierung ein wesentlicher Punkt. Gerade für größere mittelständische Unternehmen könnte es interessant sein, auf internationale Bilanzierungsformen zurück zu greifen.

Auf Grund der Tragweite der Veränderungen in der deutschen Wirtschaft in Bezug auf Basel II und der Probleme der KMU sind diese seit einiger Zeit auch in den Fokus der Politik geraten. Umfangreiche Förderprogramme der KfW Mittelstandsbank gilt es bewusst einzusetzen und zu nutzen.[5]

Zum Abschluss dieser Arbeit wird eine Zusammenfassung und ein Ausblick auf kommende Anforderungen der kleinen und mittelständischen Unter-nehmen in Deutschland gegeben werden. Ziel muss es letztendlich sein, mittel- wie langfristig die Finanzierungsfähigkeit der deutschen mittel-ständischen Unternehmen unter den sich wandelnden Bedingungen zu gewährleisten.

2. Mittelständische Unternehmen in Deutschland

2.1 Begrifflichkeiten und Kennzahlen

Für den Begriff des „Mittelstandes“ gibt es keine einheitliche Definition. In der Fachliteratur hat sich die quantitative Mittelstandsdefinition des IfM-Bonn [6] allgemein durchgesetzt, nach der Unternehmen mit bis zu neun Beschäftigten und einem maximalen Umsatz von einer Million Euro zu den kleinen, mit bis zu 499 Beschäftigten und maximal 50 Millionen Euro Umsatz zu den mittleren Unternehmen gezählt werden.[7] In Deutschland werden mehr als 99 % aller Unternehmen den KMU zugerechnet.[8]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Angaben in % von Gesamtheit

Abb.1: Quelle modifiziert nach www.ifm-bonn.org,

Abbildung 1 zeigt deutlich das wirtschaftliche und soziale Gewicht der kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland.

Nach Abzug der Kleinstbetriebe mit einem Jahresumsatz von unter 125.000 Euro verbleiben noch immer 1,1 Mio. Unternehmen.[9]

Trotz dieser Einschränkung dominieren mit 60% die kleinen Unternehmen mit unter 10 Beschäftigten. Rund 20% haben zwischen 10 und 19 Beschäftigte, knapp über 12% beschäftigen 20-49 Arbeitnehmer, während nur rund 10% über 50 Arbeitnehmer angestellt haben. In Summe beschäf-tigen die KMU rund 20 Mio. Arbeitnehmer.

43,3% aller Unternehmen zählen zum Dienstleistungssektor, 25,7% sind Handwerksbetriebe und 21% gehören zum Handel. Rund 10% werden dem industriellen Mittelstand zugerechnet.[10]

Problematisch ist in diesem Zusammenhang die seit einigen Jahren zu verzeichnende Konjunkturflaute der KMU. Durch die starke Inlands-orientierung wirkt sich vor allem die schwache Binnennachfrage belastend aus. Praktisch kamen von den kleinen und mittleren Unternehmen keine Impulse für den Arbeitsmarkt. Sicherlich steht dazu die Tatsache, dass nur noch ein Viertel aller Unternehmen zu Investitionen bereit sind, im direkten Zusammenhang.[11]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Quelle modifiziert nach www.mittelstandsstudie.de

Um eine umfassendere Definition deutscher Mittelstandsunternehmen vorzunehmen, ist es nötig, genauer auf einige qualitative Besonderheiten einzugehen.

2.2 Managementstrukturen

Die KMU sind in der Regel Familien- und Inhabergeführt. In der Person des Unternehmers werden dabei Eigentum und Leitung, Risikoneigung, Erfolg, Innovationsbereitschaft und betriebswirtschaftliches Know-how vereinigt, Entscheidungsgewalt und Management fallen zusammen. Dies beeinflusst natürlich den wirtschaftlichen Bereich des Unternehmens entscheidend.[12]

Familienunternehmen können aufgrund komplexer Eigentümerverhältnisse häufig nur schwerfällig, bisweilen kaum geführt werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3.: Quelle modifiziert nach www.ifm-bonn.org

Kleine und mittelständische Unternehmen zeichnen sich durch eine nur schwach entwickelte Organisation mit sehr flachen Hierarchien aus.

In 45% der Unternehmen sind Verwaltung und Organisation kein Planungs-gegenstand. Etwa 30% beschränken sich auf einen Planungshorizont von einem Jahr, ca. 35% nur auf 2-5 Jahre.[13]

Eine mangelnde Anwendung moderner Instrumente der Unternehmens-steuerung führt zu Managementdefiziten. Auch die Offenlegung sensibler Unternehmensdaten ist nicht selbstverständlich. Prägendes Handlungsmotto für ca. 60% des Mittelstandes ist, sich bei wichtigen Entscheidungen letztendlich mehr auf das Gefühl, denn auf zahlenorientierte Auswertungen zu verlassen.[14]

Aufgrund der klaren Eigentumsverhältnisse haben mittelständische Unternehmer eine Aversion dagegen, ihr Eigentum und die Entscheidungs-kompetenz zu teilen. Dies spiegelt sich auch an den sehr geringen oder gar nicht vorhandenen Unternehmensbeteiligungen im Mittelstand wider.

Ein weiteres Resultat dieses Verhaltens ist auch der Umgang mit der Unternehmensnachfolge. Über 70% der KMU haben keine Nachfolge-regelung. Und dies, obwohl jeder fünfte Unternehmer die Altersgrenze von 60 und sogar jeder siebte von 65 Jahren erreicht hat. Von 274.000 Unter-nehmern, die in den nächsten 10 Jahren in den Ruhestand gehen werden, hat erst jeder fünfte dafür einen konkreten Termin.[15]

2.3 Kapitalausstattung

Bei den KMU hat sich eine verstärkte Kreditorientierung herausgebildet. Und dies bei negativer Gewinnsituation und gleichzeitiger Eigenkapitalschwäche.

Lange fehlte es an steuerlichen Anreizen Eigenkapital zu bilden. Eine starke Kreditorientierung war die Folge. Mehr als die Hälfte der Unternehmen nahm in den letzten drei Jahren langfristige Kredite auf.[16]

Ein ausgewogenes Verhältnis von Eigen- und Fremdkapital hilft bei einer vorübergehenden schlechten Ertragslage des Unternehmens diesen Engpass zu überstehen.

Die durchschnittliche Eigenkapitalquote in Deutschland liegt bei ca. 30%. Das täuscht allerdings darüber hinweg, dass über 40% der Unternehmen des Mittelstandes nicht einmal 10% Eigenkapital vorweisen können. Man spricht in diesem Fall von Unterkapitalisierung.[17]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Angaben in % der Befragten, Rest ohne Angaben, () = Vorjahresangaben

Abb. 4: Quelle Creditreform, „ Wirtschaftslage und Finanzierung im Mittelstand“, 2002

Eine ähnliche Situation ergibt sich bei der Umsatzrendite. Nur gut drei Prozent des Umsatzes wurden, über alle mittelständischen Unternehmen hinweg, im Jahr 2000 als Gewinn erzielt. Im selben Bilanzjahr wurden bei rund einem Drittel aller Unternehmen gar keine Gewinne erwirtschaftet.[18]

Oben angesprochener Sachverhalt führt zwangsläufig zu großen Liquiditäts-problemen. Ein mangelndes Liquiditätsmanagement, anhaltende Konjunktur-flaute, schlechte Geschäftsentwicklung und ein Aufbrauchen nahezu aller Reserven führen bei vielen Unternehmen zu einer existenzgefährdenden Situation.[19]

Oft werden allerdings Vermögenswerte nicht in der Bilanz vermerkt. Dies kommt zum Beispiel dann vor, wenn privates Kapital bzw. Eigentum als Sicherheit dient, aber nicht bilanziert wird. Das heißt im Detail, dass die Bilanz wenig über den eigentlichen finanziellen Status aussagt. Ein Luxus, den man sich in Zeiten von Basel II nicht mehr lange leisten kann.[20]

2.4 Produktseite

Durch die KMU werden mit oftmals starken Marken Nischenmärkte bedient. Die größte Leistungsstärke ist dabei die Qualität der Produkte. Weitere Attribute der Leistungsfähigkeit sind Service und Kundendienst, Kundennähe und Beratung der Abnehmer. Deutliche Probleme haben die Unternehmen dabei bezüglich der Produktivität und des Preis/Leistungsverhältnisses.

Des weiteren besteht ein Missverhältnis zwischen Produkten für wachsende, innovative und gesättigte oder gar schrumpfende Märkte.[21]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 5: Quelle modifiziert nach IfM-Bonn

Abbildung 5 zeigt, dass sich fast 60% der Produkte im oder über dem Zenit des Produktlebenszyklus[22] befinden.

Da die Investitionsbereitschaft der KMU und damit natürlich auch ihre Budgets in den letzten sechs Jahren kontinuierlich abgenommen haben, ist keine Verbesserung dieser Situation auf der Produktseite zu erwarten.[23] Hinzu kommt, dass im Jahr 2002 bundesweit nur 6% aller finanzierten Investitionen einer Erweiterung bzw. der Expansion des Unternehmens dienten.[24]

2.5 Absatzmärkte, Partner und Abhängigkeiten

Durch die EU-Erweiterung und die damit verbundene Öffnung der ost-europäischen Märkte kommen auf die KMU große Chancen und Heraus-forderungen zu. Zum Einen führt die Globalisierung der Weltmärkte zu einem verschärften Konkurrenz- und Kostendruck (z.B. durch die geringeren Sozial- und damit Arbeitskosten der Länder Osteuropas). Zum Anderen stellt die Erschließung dieser Märkte enorme Möglichkeiten dar.

58% aller kleinen und mittelständischen Unternehmen beschränken sich jedoch in ihren wirtschaftlichen Aktivitäten auf Deutschland. Die KMU laufen durch diese regionale Einschränkung Gefahr, sich um große Wachstums- und Erfolgschancen zu bringen. Von den nicht international tätigen Unter-nehmen klagen 68% über eine schlechte wirtschaftliche Lage. Bei den international tätigen sind dies nur die Hälfte.[25]

Die Erweiterung ihrer Tätigkeiten ins Ausland würde einem weiteren Aspekt entgegen wirken, der Begrenzung auf wenige Abnehmer. Zu viele Unter-nehmen binden sich an einige wenige Abnehmer oder Lieferanten und können dann schon den Ausfall auch nur eines Kunden finanziell nicht verkraften. In einem Viertel aller Betriebe in Ostdeutschland führten Forderungsausfälle zu Liquiditätsproblemen (Gesamtdeutschland 16%).[26]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

alle Angaben in Prozent

Abb.6: Quelle www.mittelstandsstudie.de

3. Die neue Baseler Eigenkapitalvereinbarung

3.1 Empfehlungen des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht

Große Bankkrisen in den 1970er Jahren ließen die Notwendigkeit allgemein geltender Regeln im internationalen Umgang der Kreditinstitute unterein-ander, wie auch mit ihren Kreditnehmern erkennen. Aus diesem Grund wurde 1975 der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht[27] von den Finanzministern und Zentralbankpräsidenten der zehn großen Industrie-nationen gegründet. Die Zusammenarbeit der Aufsichtsbehörden zu verbessern und international einheitliche Standards für die staatliche Regulierung der Kreditwirtschaft zu setzen, war das Ziel dieses Aus-schusses. Gesetzgeberische Kompetenzen besitzt dieses Gremium nicht.[28]

3.1.1 Eigenkapitalhinterlegung nach Basel I

Im Jahre 1988 veröffentlichte der Baseler Ausschuss eine als „Basel I“ oder „Baseler Akkord“ bekannte Empfehlung zur internationalen Vereinheitlichung der Eigenkapitalhinterlegung durch die Kreditinstitute. Diese ist in den führenden Industrienationen in geltendes Recht überführt worden und besagt, dass die Kreditinstitute ihre risikogewichteten Kreditpositionen pauschal mit 8% Eigenkapital hinterlegen müssen.

Da sich die Eigenkapitalhinterlegung jedoch nicht an der Bonität der Schuldner orientiert, spiegeln die Kreditkonditionen nicht die Bonität einzelner Kunden wider.[29]

Dies führt zu einer Quersubventionierung risikoreicherer durch risikoärmere Engagements. Die Abbildung der Risiken der Bank ist damit nur grob und ungenau möglich.[30]

3.1.2. Eigenkapitalhinterlegung nach Basel II

An den oben genannten Kritikpunkten setzt die Novelle des neuen Baseler Akkords, kurz Basel II, im Jahre 1999 an.

Ziel dabei ist es, die Eigenkapitalhinterlegung der Banken stärker an den Kreditrisiken zu orientieren. Eine risikoadäquate Einforderung von Eigen-kapital ist auch nötig, da sich die Banken aufgrund ihrer Kreditvergabepraxis z.T. selbst in Gefahr bringen. Das Problem undifferenzierter Kreditvergabe machen aktuelle Krisen großer Banken deutlich.[31]

Der neue Baseler Eigenkapitalakkord besteht aus drei sich ergänzenden Säulen (siehe Abbildung 7). Zu den neuen Eigenkapitalanforderungen

(Säule 1) kommen nun der bankaufsichtliche Überprüfungsprozess (Säule 2) und die erweiterten Offenlegungsvorschriften (Säule 3).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.7: Die drei Säulen des neuen Baseler Akkords, Quelle Deutsche Bundesbank

Durch eine risikoadäquate Eigenkapitalausstattung allein kann die Solvenz bzw. Stabilität einer Bank oder des Bankensystems nicht gesichert werden.

Der Baseler Ausschuss will durch geeignete Risikosteuerungssysteme der Banken in Verbindung mit einer Erweiterung der Offenlegungspflichten einen Wandel zu einer stärker qualitativ ausgerichteten Bankenaufsicht voll-ziehen.[32]

Relevant für die KMU und mit Folgen für die Unternehmensfinanzierung sind die Neuregelungen um Säule 1. Schwerpunkt dabei ist die Einbeziehung externer und interner Ratings in die Begrenzung von Ausfallrisiken im Kreditgeschäft.[33]

Die Anpassung der Eigenkapitalhinterlegung der Banken an das ent-sprechende Risiko, welches sich durch die Bonität des finanzierenden Unter-nehmens ergibt, führt zu einer Anpassung der Risikoprämien und damit der Kapitalzinsen. Ungerechtfertigte Quersubventionierungen, wie oben beschrieben, wird es nicht mehr geben. Abbildung 8 zeigt die Veränderung der Kreditzinsen im Verhältnis zur Bonität des Unternehmens.[34]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 8: Genauere Abbildung des Kreditnehmerrisikos in den Kreditpreisen, Quelle Paul und Stein, 2002, Seite 33

Basel II beschleunigt den Wandel im Bereich der Unternehmensfinanzierung. Die kleinen und mittleren Unternehmen müssen sich darauf mit konkreten Finanzierungsstrategien einstellen. Bei Finanzierungs- und Investitions-entscheidungen sollte die Bonität des Unternehmens nie außer Acht gelassen werden. Der Lohn sind bessere Konditionen, sukzessive geringere Aufwendungen.

3.2 Rating

3.2.1 Definition

„Ratings sind eine Bewertung der Bonität und damit der Kreditwürdigkeit eines Unternehmens. Ratings sind damit Bewertungen, die die Fähigkeit eines Kreditnehmers beschreiben, seinen Zahlungsverpflichtungen, die er eingeht, in der Zukunft nachzukommen.“[35]

Die Risikogewichtung eines jeden Kredits erfolgt im Rahmen der neuen Eigenkapitalverordnung auf der Basis eines Standardansatzes durch externe Ratings oder auf Basis eines so genannten IRB-Ansatzes (Internal Ratings Based Approach) durch bankinterne Ratings.[36]

3.2.2 Ratingarten

3.2.2.1 Externes Rating

Die Risikoanrechnung bei Verwendung des Standardansatzes wird von der Einschätzung externer Ratingagenturen abhängen, die für diesen Prozess durch die jeweiligen nationalen Behörden zugelassen sein müssen.[37]

Anhand der durch die Ratingagentur vergebenen Ratingnote (siehe Anhang) werden die verschiedenen Risikogewichtungssätze festgelegt. Diese können zwischen 0% und 150% (bezogen auf 100% = 8% Eigenkapitalhinterlegung) differieren.[38]

Neben der Relevanz für die Höhe der Kapitalkosten, hat ein externes Rating einen nicht zu unterschätzenden Vorteil. Ein von einer namhaften Rating-agentur beglaubigtes Rating ist für Investoren, Kunden, Lieferanten und Geschäftspartner ein wesentliches Qualitätsmerkmal sowie Imageträger. Diesem Nutzen stehen allerdings relativ hohe Kosten gegenüber. Da die Aussagefähigkeit eines Ratings in der Regel nur auf ein Jahr beschränkt ist, fallen diese regelmäßig wiederkehrend an.[39]

3.2.2.2 Internes Rating

Mit der Zulassung bankinterner Ratings baut man auf die schon bestehenden bankeigenen Steuerungs- und Risikomessmethoden auf und entwickelt diese zu anerkannten Kreditrisikomodellen aus. Bei Anwendung der IRB-Ansätze werden ausgehend von den Ratingergebnissen Ausfallwahrscheinlichkeiten (PD), Verlustquoten (LGD)‚ erwartete ausstehende Forderungen bei Ausfall (EAD) und die Restlaufzeit für jeden Kredit geschätzt. Auch die internen Ratings müssen zur Anerkennung bankenaufsichtliche Kriterien erfüllen.[40]

Im Gegensatz zum externen kann mit einem internen Rating keine Ver-besserung der unternehmenspolitischen Außenwirkung erfolgen, da das Ergebnis durch die Bank nicht publiziert wird.

Vorteile des internen Ratings liegen in den geringen Kosten, der Aktualität und der Möglichkeit des Heranziehens von harten und weichen Kriterien (siehe Kapitel 3.2.3).[41]

[1] vgl.: Paul, S./ Stein, S.: Rating, Basel II und die Unternehmensfinanzierung, 2002, Seite 9, ( in Folge abgekürzt als „ Paul und Stein “ )

[2] vgl.: Paul und Stein, 2002, Seite 44

[3] vgl.: Müller, M./ Kesting, J./ Rau, J. ; Rating, 2003, Seite 34 ff. und Seite 41 ff. (in Folge abgekürzt als „ Müller , M., Rating, 2003)

[4] vgl.: Paul und Stein, 2002, Seite 5

[5] Entstanden ist die KfW Mittelstandsbank im Zuge der Fusion von DtA (Deutsche Ausgleichsbank) und KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) im Juli 2003

[6] Institut für Mittelstandsforschung Bonn, Maximilianstrasse 20, 53111 Bonn

[7] vgl.: Mittelstand – Definition und Schlüsselzahlen, www.ifm-bonn.org

[8] Innerhalb der EU gilt ab 01.2005 als Definition für kleine und mittelständische Unternehmen eine Beschäftigtenzahl von maximal 250 Mitarbeitern und ein Umsatz von maximal 50 Mio. Euro, bei einer maximalen Bilanzsumme i.H.v. 43 Mio. Euro, zu beachten ist diese Einschränkung bei der Beantragung von EU-Fördergeldern für den Mittelstand

[9] vgl.: mind 02 – Mittelstand in Deutschland, Herausgeber Verlag Gruner + Jahr AG + Co.,2001 (in Folge abgekürzt als mind 02)

[10] vgl.: mind 02, 2001, Seite 12

[11] vgl.: Studie „Mittelstandsmonitor 2003 – Zusammenfassung“, 2003, Seiten 1 f.

[12] vgl.: Paul und Stein, 2002, Seite 17

[13] vgl.: mind 02, 2001, Seite 16

[14] vgl.: Studie „Mittelstand im Mittelpunkt, Herbst/Winter 2002“, DZ-Bank AG, unter www.mittelstandsstudie.de, Seite 12, (in Folge abgekürzt als „ Mittelstandsstudie 2002“)

[15] vgl.: mind 02, 2001, Seite 94

[16] vgl.: Studie „Mittelstand im Mittelpunkt, Frühjahr/Sommer 2003”, DZ-Bank AG, unter www.mittelstandsstudie.de, Seiten 2 und 14, (in Folge abgekürzt als „Mittelstandsstudie 2003“)

[17] vgl.: Studie „Wirtschaftslage und Finanzierung im Mittelstand“, Herbst 2002, Creditreform, Seite 19 ff.

[18] vgl.: Studie „Diagnose Mittelstand: Reformen jetzt!“, www.dsgv.de, Seite 12 ff.

[19] vgl.: Müller, A./Englisch, P./Teigland, J.L., Mittelstandsbarometer, Ernst & Young, 2003, Seite 16

(in Folge abgekürzt als „Mittelstandsbarometer“)

[20] vgl.: Paul und Stein, 2002, Seite 19

[21] vgl.: Kayser, G., Statement zur Untersuchung „Der industrielle Mittelstand – ein Erfolgsmodell“, 2003

[22] Definition Produktlebenszyklus bei Peters, S./ Brühl, R./ Stelling, J.N.: Betriebswirtschaftslehre, 2000, (in Folge abgekürzt als Peters, Brühl und Stelling)

[23] vgl.: Mittelstandsstudie 2003, 2003, Seite 8

[24] vgl.: Studie „Diagnose Mittelstand: Reformen jetzt!“, www.dsgv.de, Seite 28

[25] vgl.: Mittelstandsbarometer, 2003, Seite 24 f.

[26] vgl.: Mittelstandsstudie 2002, 2002, Seite 15

[27] Der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht wurde 1975 von den Präsidenten der Zentralbanken der Länder der Zehnergruppe (G10-Staaten) gegründet. Er setzt sich zusammen aus hochrangigen Vertretern der Zentralbanken und der Bankenaufsichtsbehörden von Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, Luxemburg, den Niederlanden, Schweden, der Schweiz, Spanien, den USA und dem Vereinigten Königreich. Er tritt in der Regel alle drei Monate bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel zusammen, wo sich auch sein ständiges Sekretariat befindet.

[28] vgl.: Müller ,M., Rating, 2003, Seite 8f.

[29] vgl.: Deutsche Bundesbank, Monatsbericht April 2001, Seite 6

[30] vgl.: Deutsche Bundesbank, Monatsbericht April 2001, Seite 6

[31] vgl.: Paul und Stein, 2002, Seite 28

[32] vgl.: Deutsche Bundesbank, Monatsbericht April 2001, Seite 17

[33] vgl.: Paul und Stein, 2002, Seite 32

[34] vgl.: ebenda, Seite 35

[35] Gleißner , W.; Füser, K., Leitfaden Rating, Basel II – Strategien für den Mittelstand, 2003, Seite 11 ( in Folge abgekürzt als Gleißner und Füser)

[36] vgl.: Paul und Stein, 2002, Seite 34

[37] vgl.: Deutsche Bundesbank, Monatsbericht April 2001, Seite 18

[38] vgl.: Deutsche Bundesbank, Monatsbericht April 2001, Seite 18

[39] vgl.: Rating für den Mittelstand, Herausgeber DIHK – Deutscher Industrie- und Handelskammertag, Berlin, 2003, Seite 13, (in Folge abgekürzt als Rating für den Mittelstand)

[40] vgl.: Deutsche Bundesbank, Monatsbericht Januar 2003, Seite 49 f.

[41] vgl.: Gleißner und Füser, 2003, Seite 67

Ende der Leseprobe aus 79 Seiten

Details

Titel
Marktorientierung und strategische Unternehmensplanung, Basel II und die kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland im Hinblick auf die Verbesserung des Ratings
Hochschule
Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie, Berlin
Note
1,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
79
Katalognummer
V27324
ISBN (eBook)
9783638294034
Dateigröße
661 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Diplomarbeit zur Erlangung des Grades Diplom-Betriebswirt (VWA)
Schlagworte
Marktorientierung, Unternehmensplanung, Basel, Unternehmen, Deutschland, Hinblick, Verbesserung, Ratings
Arbeit zitieren
Henrik Hanske (Autor:in), 2004, Marktorientierung und strategische Unternehmensplanung, Basel II und die kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland im Hinblick auf die Verbesserung des Ratings, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27324

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