Die vorliegende Arbeit hat zum Ziel, Platons Lehre von Gott genauer zu erfassen und eine Zusammenstellung seiner Theologie zu geben. Zudem untersuche ich Platons Verwirklichung der Gottähnlichkeit tiefer.
Als Grundlage ziehe ich hauptsächlich den „Dialog“ von Timaios, den Schöpfungsmythos von Platon, heran, lasse aber auch andere Werke von Platons theologischen Konzepten einfliessen, sofern diese meines Erachtens von Belang sind. Dabei werde ich zum besseren Verständnis die schwierige Stelle bei 41a7 (θεοι θεων) kurz erläutern. Der νους bezeichnet die menschliche Fähigkeit, etwas geistig zu erfassen, und ist die Instanz im Menschen, die für das Erkennen und Denken zuständig ist. Die Stellung des göttlichen νους zwischen den Seelen und dem intelligiblen Paradeigma (Urbild, Muster), nach dessen Modell der Demiurg (übersetzt Handwerker) das Weltall erschafft, steht im Fokus vorliegender Arbeit.
Platon entwickelt in seinem Timaios eine erste umfassende Theorie des Kosmos. In der dazugehörenden teleologischen Theorie verknüpft er die Ideenlehre mit der Kosmologie und sucht eine transzendente Ursache, den Demiurgen für die Entstehung des Kosmos.
Im ersten Teil der Arbeit lasse ich die Geschichte der griechischen Religion zu Wort kommen. Im zweiten Teil widme ich mich dem Timaios, im dritten Teil der Aptheose der Menschen und im vierten den Eigenschaften Gottes.
Inhaltsverzeichnis
- Religionsgeschichtliches Umfeld Griechenlands zur Zeit der Entstehung des Timaios
- Timaios
- Die Götter im Timaios
- Zu Timaios Rede 41a7 (Beot 6Ecov)
- Die Götter, zu welchen der Demiurg spricht
- Der Demiurg und die Weltentstehung
- Sein (On) und Werden (Genesis)
- Theologie im Timaios
- Apotheose des Menschen
- Ist Platons Theologie im Grunde Mystik?
- Das glückliche Leben und die Angleichung an Gott im Timaios
- Exkurs: Werden wie Gott und Platons Gerechtigkeit
- Die Eigenschaften Gottes
- Gott ist gut
- Gott ist die Ursache des Guten
- Gottes Unveränderlichkeit
- Gott als Ursache und als Idee des Guten
- Der Beweis für die Fürsorge der Götter
- Der Beweis für die Unbestechlichkeit der Götter
- Schlussüberlegungen
- Literaturangaben
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Platons Theologie im Timaios und anderen Dialogen, mit dem Ziel, seine Lehre von Gott zu verstehen und seine Theologie zusammenzufassen. Darüber hinaus wird untersucht, wie Platon die Verwirklichung der Gottähnlichkeit durch den Menschen darstellt.
- Platons Gottesbild als fromm, gut, unveränderlich, unbestechlich, fürsorglich, kosmisch und ideenähnlich
- Platons metaphysisch-mystische Religion
- Die Rolle des "voug" (Vernunft) in Platons Theologie und Kosmologie
- Die Beziehung zwischen dem Demiurgen, der Weltseele und den intelligiblen Ideen
- Die Apotheose des Menschen und die Angleichung an Gott durch Vernunft und Gerechtigkeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einem Überblick über das religionsgeschichtliche Umfeld Griechenlands zur Zeit der Entstehung des Timaios. Dabei wird die Entwicklung der griechischen Religion von Homer und Hesiod über Xenophanes und Heraklit bis zu den Sophisten und Atheisten dargestellt. Diese Entwicklung zeigt den Übergang von einer anthropomorphen Götterlehre zu einer rationalen Kosmosreligion.
Im Kapitel über den Timaios wird Platons Kosmologie und Schöpfungstheorie erläutert. Der Demiurg, als göttlicher Handwerker, erschafft die Weltseele und verleiht ihr Teilhabe an den Ideen. Die Weltseele ist die Kraft, die alles bewegt und die Vernunft in das Weltganze bringt. Es wird auch die schwierige Stelle im Timaios über die Götter und den Demiurgen (41a7) analysiert.
Im Kapitel über die Apotheose des Menschen wird Platons Lehre von der Seele und ihrer Unsterblichkeit dargestellt. Die Seele ist das immaterielle Prinzip des Lebens und strebt nach Angleichung an die Weltseele. Die Betrachtung des Himmels und seiner Ordnung der Vernunft ist die Betrachtung des Menschen selbst. Die Angleichung der menschlichen Seele an die Weltseele ermöglicht es uns, glücklich zu werden.
Das Kapitel über die Eigenschaften Gottes analysiert Platons Gottesbild als gut und unveränderlich. Gott ist die Ursache des Guten und kann kein Übel hervorbringen. Die Unveränderlichkeit Gottes wird durch seine Vollkommenheit und sein Wesen als das Beste überhaupt begründet. Es wird auch der Beweis für die Fürsorge und die Unbestechlichkeit der Götter dargestellt.
Die Schlussüberlegungen fassen die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit zusammen und beleuchten die Bedeutung von Platons Theologie für die Entwicklung der Kosmosfrömmigkeit im Hellenismus.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Platons Theologie, Gott, Demiurg, Weltseele, Ideenlehre, "voug" (Vernunft), Kosmologie, Schöpfung, Apotheose, Gottähnlichkeit, Gerechtigkeit, Unveränderlichkeit, Gutsein, Mystik, Kosmosfrömmigkeit, Hellenismus, griechische Religion, Timaios, Nomoi, Politeia, Symposion, Phaidon, Theatetos.
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- M Th Adrian Baumgartner (Author), 2014, Theologie und Gottwerdung bei Platon, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/273379