Verallgemeinernd lässt sich der thematische Inhalt von Chris Markers Kurzfilm (von ihm selbst als „Foto-Roman“ bezeichnet ) LA JETÉE (dt.: „Am Rande des Rollfelds“) schnell zusammenfassen: LA JETÉE ist eine Erzählung über Zeit . Doch natürlich wird man dem inhaltlich komplexen und handwerklich einzigartig komponierten Film, der, bis auf eine Ausnahme, nur aus aneinandergereihten, monochrom gehaltenen Standbildern besteht, begleitet von der tiefen Stimme eines auktorialen Erzählers, damit alles andere als gerecht. Zwar ist die Aussage („LA JETÉE ist ein Film über Zeit“) nicht falsch, aber erstens greift sie zu kurz und zweitens, muss selbst jene Formulierung erweitert werden, denn: Zeit ist nicht gleich Zeit. Zeit kann zahlreiche Eigenschaften haben, aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet und auf verschiedene Komponenten hin untersucht werden. Im Rahmen eines Referats zu LA JETÉE habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, verschiedene Aspekte der von Chris Marker dargestellten Zeit(-lichkeit) zu identifizieren. Dabei haben sich vor allem vier Attribute herausgestellt, die der Zeit in LA JETÉE zugeschrieben werden können. Natürlich erhebt diese Aufzählung keinen Anspruch auf Vollständigkeit, doch sie liefert einen guten Überblick über die Komplexität des Films als auch über Zeit(-lichkeit) an sich.
Inhaltsverzeichnis
- Vier Aspekte der Zeit(-lichkeit) in Chris Markers LA JETÉE
- Zeit ist dekonstruierbar
- Zeit ist tödlich
- Zeit ist konservierbar
- Zeit ist unausweichlich
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Ausarbeitung analysiert den Kurzfilm LA JETÉE von Chris Marker, der als „Foto-Roman" bezeichnet wird, und untersucht verschiedene Aspekte der Zeit(-lichkeit), die in dem Film dargestellt werden. Die Analyse identifiziert und beleuchtet vier zentrale Attribute der Zeit in LA JETÉE, die die Komplexität des Films und die Vielschichtigkeit des Zeitbegriffs verdeutlichen.
- Dekonstruktion des Zeitbegriffs auf formaler und inhaltlicher Ebene
- Tödlichkeit der Zeit im Kontext von Lebenszeit und Zeitreisen
- Konservierbarkeit von Zeit durch institutionelle Artefakte und das Gedächtnis
- Unausweichlichkeit der Zeit und die zyklische Struktur des Zeitverlaufs
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Dekonstruktion des Zeitbegriffs in LA JETÉE. Es werden zwei Ebenen der Dekonstruktion analysiert: die formale und die inhaltliche. Die formale Dekonstruktion zeigt sich in der Abkehr von der klassischen filmischen Narration durch die Verwendung von Standbildern, die eine Folge von Momenten und Zeitpunkten darstellen. Die inhaltliche Dekonstruktion wird durch die Vorstellung von Zeitreisen und das Paradox der Verschränkung von Zeitebenen deutlich.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Tödlichkeit der Zeit. Es werden zwei Aspekte der Tödlichkeit betrachtet: die ablaufende Lebenszeit und die Adaption an eine ungewohnte Zeitebene. Im Film wird gezeigt, dass sowohl die Lebenszeit als auch die Zeitreise selbst tödlich sein können, da sie zu einem „mentalen Schock" führen können.
Das dritte Kapitel widmet sich der Konservierbarkeit von Zeit. Es werden verschiedene Möglichkeiten der Konservierung von Zeit beleuchtet, darunter die Archivierung in Museen und die Speicherung im Gedächtnis. In LA JETÉE werden beide Möglichkeiten in den Szenen im Museum deutlich, die auf die „Alterslosigkeit" der Protagonisten und die Konservierung von Erinnerungen hinweisen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Zeit(-lichkeit) im Film LA JETÉE, die Dekonstruktion von Zeit, die Tödlichkeit der Zeit, die Konservierbarkeit von Zeit, die Unausweichlichkeit der Zeit, Zeitreisen, Gedächtnis, Erinnerung, Museum, „Memento Mori", und die zyklische Struktur des Zeitverlaufs. Der Text analysiert die verschiedenen Aspekte der Zeit im Film LA JETÉE und zeigt, wie Chris Marker die Komplexität des Zeitbegriffs auf formal-ästhetischer und narrativ-inhaltlicher Ebene darstellt.
- Arbeit zitieren
- Lukas Lohmer (Autor:in), 2014, Vier Aspekte der Zeit(-lichkeit) in Chris Markers "La Jetée", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/274154