Vorbemerkung
Karl Heinz Bohrers 1978 erstmals erschienene „Ästhetik des Schreckens“ bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten theoretischer Reflexion des Schreckens und seiner Spielarten am Beispiel ausgewählter Schauerliteratur E.T.A. Hoffmanns und E.A. Poes. Den roten Faden der bohrerschen Theorie bildet Ernst Jüngers Frühwerk, insbesondere eine Abhandlung über die Thematik des Schreckens und dessen ästhetische Wirkungen, sowie die Erzählung >>Das Abenteuerliche Herz<<. Die Verfasserin hat es sich zur Aufgabe gemacht Bohrers Argumentation soweit möglich auf das Theater zu übertragen und anhand Shakespeares Titus Andronicus prägnante Thesen zu verifizieren, bzw. Motive des Schreckens und deren Strukturen zu belegen Um diesem Ziel gerecht zu werden, beschränkt sich die Studie auf jene Kapitel von Bohrers Ästhetik des Schreckens, die in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Forschungsziel, der Anwendung auf Shakespeares Tragödie stehen. Das Thema, wie den Rahmen einer Hausarbeit, im Auge behaltend wird somit auf andere interessante Kapitel verzichtet, was jedoch zur Verdichtung der selbstgestellten Aufgabe führen soll, die wohl keinen Anspruch auf Vollständigkeit sich zu erheben traut, dennoch einige Einblicke in Bohrers Theorie des Schreckens, und deren Übertragbarkeit auf das Theater zu leisten hofft.
1.1 Theorie und Begriff des Schreckens
Karl Heinz Bohrer nimmt anhand Jüngers Erzählung des „Abenteuerlichen Herzens“ eine dreifache Unterscheidung der „Bilder des >>Entsetzens<<“ vor: „1. Das >>Erschrecken<< als Akt argwöhnischer Wahrnehmung beunruhigender oder rätselhafter Vorgänge. Hier ist die Qualität der Sinnesorgane des Hörens und Sehens ausgewogen. 2. Das >>Entsetzen<< beim Anblick einer schreckenerregenden Erscheinung, sei es die Vorstellung eines Traums oder Halluzination der Wachträume. Es handelt sich um den klassisch vermittelten Typus des Horrors, wo der Anblick des schreckenerregenden Phänomens überwiegt. 3. Das >>Grauen<< grausamer Szenen, wie es bei der Darstellung kannibalischer, mörderischer, den Menschen verletzender Akte entsteht.“ [...] Sie strukturieren alle zusammen die Ästhetik des >>Schreckens<<.“1
1 1 Bohrer, Karl Heinz: Die Ästhetik des Schreckens. Frankfurt am Main, 1983, S.186-187.
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung
- 1.1 Theorie und Begriff des Schreckens
- 1.2 „Poetische Traumtheorie“ und “Inszenierung des Bösen”
- 2.1 Der Schrecken bei Shakespeare
- 2.2 Folter, Ritualmord und Kannibalismus in Titus Andronicus
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Karl Heinz Bohrers "Ästhetik des Schreckens" und wendet deren Thesen auf Shakespeares Tragödie "Titus Andronicus" an. Der Fokus liegt dabei auf der Übertragung der bohrerschen Theorie auf das Theater und der Identifizierung von Motiven des Schreckens und ihrer Strukturen in Shakespeares Werk.
- Die Theorie des Schreckens bei Karl Heinz Bohrer
- Die Übertragung von Bohrers Theorie auf das Theater
- Motive des Schreckens in Shakespeares "Titus Andronicus"
- Die Rolle von Folter, Ritualmord und Kannibalismus in "Titus Andronicus"
- Die Bedeutung von "Das Plötzliche", "Die Überraschung" und "Das Andere" in "Titus Andronicus"
Zusammenfassung der Kapitel
- Vorbemerkung: Diese Einleitung stellt Karl Heinz Bohrers "Ästhetik des Schreckens" vor und skizziert die Zielsetzung der Arbeit. Sie beschreibt die Verbindung zwischen Bohrers Theorie und Shakespeares "Titus Andronicus".
- 1.1 Theorie und Begriff des Schreckens: Dieses Kapitel untersucht Bohrers Unterscheidung von "Erschrecken", "Entsetzen" und "Grauen". Es analysiert diese Kategorien im Kontext von Jüngers Erzählung "Das Abenteuerliche Herz" und erläutert die Bedeutung von "Das Plötzliche", "Die Überraschung" und "Das Andere" für Bohrers Theorie.
- 1.2 "Poetische Traumtheorie" und "Inszenierung des Bösen": Dieses Kapitel beschäftigt sich mit Bohrers Argumentation, dass Schauerliteratur einer Logik des Traums folgt und die Wahrnehmung des Rezipienten manipuliert. Es beleuchtet die Beziehung zwischen Träumen, der "Inszenierung des Bösen" und der Ästhetik des Schreckens.
- 2.1 Der Schrecken bei Shakespeare: Dieses Kapitel erörtert die Präsenz des Schreckens in Shakespeares Werk im Allgemeinen und legt den Fokus auf die spezifische Bedeutung des Schreckens in "Titus Andronicus".
- 2.2 Folter, Ritualmord und Kannibalismus in Titus Andronicus: Dieses Kapitel untersucht die Verwendung von Folter, Ritualmord und Kannibalismus als Mittel des Schreckens in "Titus Andronicus" und analysiert die Auswirkungen dieser Elemente auf die Handlung und die Figuren.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Ästhetik des Schreckens, Karl Heinz Bohrer, Ernst Jünger, "Das Abenteuerliche Herz", Shakespeare, Titus Andronicus, Folter, Ritualmord, Kannibalismus, "Das Plötzliche", "Die Überraschung", "Das Andere", "Poetische Traumtheorie", Inszenierung des Bösen, Theaterästhetik, Robert Wilson.
- Arbeit zitieren
- Magistra artium Yvonne Rudolph (Autor:in), 2002, Karl Heinz Bohrers "Ästhetik des Schreckens" angewandt auf Shakespeares "Titus Andronicus", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27426