Die vorliegende Arbeit entstand im Rahmen des Hauptseminars „Staatstätigkeit im Wandel“, welches insbesondere die Veränderung der Art und Weise, wie der Staat seit dem Ende desvergangenen Jahrhunderts seine Aufgaben erfüllt (Bogumil 2003), thematisierte. Neben dieser Diskussion konzentrierte sich das Seminar auch auf die Entstehung neuer Leitbilder der Staatstätigkeit. ‚Beobachten wir in Deutschland heute die Entwicklung zu einem schlanken oder einem aktivierenden Staat?’ lautete etwa eine der zentralen Fragen. Im Zusammenhang mit den oben angesprochenen Diskussionen ist im Seminar (und wichtiger: in der aktuellen politikwissenschaftlichen Debatte) des öfteren die Begrifflichkeit Governance aufgetaucht, die in dieser Arbeit näher untersucht werden soll.
Hinsichtlich derTatsache, daß Governance einen extrem dehnbaren und divers auslegbaren Terminus darstellt, der in den verschiedensten sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Kontexten gebrauchtwird (und mittlerweile sogar Name eines Studiengangs an der FernUniversität Hagen ist), soll sich diese Arbeit im Wesentlichen damit befassen, etwas „Licht ins Dunkel zu bringen“ und die verschiedenen Definitionen, Bedeutungszusammenhänge und Anwendungsbereiche systematisch darzustellen. Der Schwerpunkt soll dabei auf die Interpretation von Governance und Governance-Strukturen im Kontext der Wandlung moderner westeuropäischer Wohlfahrtsstaatengelegt werden. Ziel der Arbeit ist erstens, den Versuch einer möglichst konsensualen Definition von Governance zu unternehmen und zweitens, die Frage zu beantworten, ob das zu beobachtende Mainstreaming des Begriffs Governance (sei er nun ein politisches Instrumentarium, ein theoretischer Ansatz oder lediglich eine Idee) in wissenschaftlicher Diskussion und politischer Praxis in der Lage ist, aktuelle Probleme und Veränderungen im (post-)modernen Staat zu erfassen und darauf zu reagieren. Eine zusätzliche Absicht der vorliegenden Ausführungen liegt darin, die Diskussion um Governance in die sozialwissenschaftliche Debatte in der Bundesrepublik Deutschland zu Politischer Steuerung einzubetten, deren „Vordenkerin“ Renate Mayntz den Diskurs um Governance in entscheidendem Maße mitbestimmt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Woher kommt Governance?
- Was ist Governance?
- Governance vs. Government
- Governance vs. Governing
- Governance vs. Governability
- Governance als Struktur
- Hierarchie
- Märkte
- Netzwerke
- Gemeinschaften
- Governance als Prozeß
- Governance als System
- "Bindestrich"-Governance
- Good (Bad) Governance
- Global Governance
- Multi-Level-Governance
- Corporate Governance
- Governance – der definitorische Konsens
- Governance und der Wandel der Staatstätigkeit
- Governance und Politische Steuerung
- Weiterentwicklung einer einflußreichen Theorie?
- Das Problem der Selektivität
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht den Begriff „Governance“ im Kontext der Veränderungen moderner westeuropäischer Wohlfahrtsstaaten. Sie verfolgt das Ziel, eine konsensuale Definition von Governance zu entwickeln und die Relevanz des Begriffs für die Analyse aktueller Probleme und Entwicklungen im (post-)modernen Staat zu beurteilen.
- Die Entstehung und Entwicklung des Begriffs „Governance“
- Die verschiedenen Definitionen und Bedeutungszusammenhänge von Governance
- Die Einbettung des Begriffs in die sozialwissenschaftliche Debatte um Politische Steuerung
- Die Rolle von Governance-Strukturen im Wandel der Staatstätigkeit
- Die Relevanz des Governance-Konzepts für die Analyse aktueller Herausforderungen im modernen Staat
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Entstehung und Relevanz des Begriffs „Governance“ im Kontext der Veränderungen der Staatstätigkeit erläutert. Im zweiten Kapitel wird die etymologische Herleitung des Begriffs „Governance“ diskutiert und die verschiedenen Bedeutungszusammenhänge des Begriffs im Laufe der Geschichte beleuchtet.
Das dritte Kapitel widmet sich der Abgrenzung des Begriffs „Governance“ von verwandten Begriffen wie „Government“, „governing“ und „governability“. Anschließend werden verschiedene Perspektiven auf den Begriff „Governance“ vorgestellt, die ihn als Struktur, Prozess oder System beschreiben.
Im vierten Kapitel wird die Frage diskutiert, wie der Wandel der Staatstätigkeit mit dem Begriff „Governance“ in Verbindung steht. Schließlich wird im fünften Kapitel die Bedeutung des Begriffs „Governance“ für die Politische Steuerung erörtert und die Frage nach der Weiterentwicklung des Governance-Konzepts in der aktuellen Forschung beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit dem Begriff „Governance“ und seiner Relevanz für die Analyse der Veränderungen moderner westeuropäischer Wohlfahrtsstaaten. Die Arbeit beleuchtet die verschiedenen Definitionen, Bedeutungszusammenhänge und Anwendungsbereiche des Begriffs im Kontext der aktuellen Forschung und der politischen Praxis. Zentrale Begriffe sind: Governance, Government, governing, governability, Politische Steuerung, Wohlfahrtsstaat, Staatsreform, Wandel der Staatstätigkeit, Netzwerke, Kooperationen.
- Quote paper
- Philipp Kaufmann (Author), 2004, Governance, Bedeutungszusammenhänge und Anwendungsbereiche. Der Versuch einer Annäherung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27528