„Gruppenarbeit? Nein Danke.“ Negativ erlebte Phänomene herkömmlicher Gruppenarbeiten erscheinen vielfältig (Renkl 2007) und erstrecken sich von allgemeiner Ablehnung, über nicht ausreichend verstandene Arbeitsaufträge bis hin zu populären Effekten, wie beispielsweise dem „sucker- oder free-rider-Effekt“ nach SALOMON & GLOBERSON (1989). Auf Lehrerseite werden solche, in der Praxis gefürchtete, dennoch bekannte, Phänomene durchaus wahrgenommen und beklagt (Götz 2005).
Eine äußerst erfolgversprechende Lernform, um diesen Effekten entgegenzuwirken, stellen die kooperativen Lernformen dar. Die vornehmlich im amerikanischen Sprachraum rezipierten Hinweise zur Wirksamkeit kooperativer Lernformen betonen soziale Fähigkeiten. Doch um einer kritischen Betrachtung standhalten und konkurrieren zu, wächst die Frage nach der Effektivität. Jüngst wurde diese Debatte im Rahmen der Hattie-Studie verschärft.
Eine beliebte und von einschlägigen Schulbuchverlagen empfohlene Methode ist die des Gruppenpuzzles. Empirische Erkenntnisse verweisen jedoch auf eine Notwendigkeit der Lehrkraft als Professional zur Einführung von Inhalten (Wellenreuther 2012). Brisanterweise wäre dementsprechend das oft als Grundprinzip des kooperativen Lernens beschriebene „Think, Pair, Share“ nach BRÜNING & SAUM (2009) empirisch gesehen wenig wirksam, insbesondere im Hinblick auf die Methode des Gruppenpuzzles. Dementsprechend stellt sich die Frage nach Verbesserungsmöglichkeiten, die sich aus einer stärkeren Strukturierung ergeben. So könnten klare Arbeitsanweisungen und Fragen zum Inhalt zu einem höheren Elaborationsniveau führen (Hänze 2008) und einer Überforderung der Lernenden, insbesondere einer oberflächlichen Bearbeitung (Cohen 1994), entgegenkommen. Ebenfalls dem oft geäußerten Wunsch nach mehr Anleitung und Struktur (Kraft 2001) könnte entsprochen werden.
Die Arbeit gibt einen Überblick über zentrale Bedingungen für das Gelingen kooperativer Lernformen. Dabei wird ein umfassender Überblick über den empirischen Forschungsstand gegeben, die theoretischen Grundannahmen zur Lernwirksamkeit diskutiert und die Methode des Gruppenpuzzles anhand dieser kritisch reflektiert.
Zuletzt soll anhand einer quasi-experimentellen Interventionsstudie mit Kontrollgruppe (mit Pre- und Posttest) explorativ geprüft werden, ob sich eine stärkere Strukturierung auf die Methode auswirkt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretischer Teil
- Der Gruppenunterricht: Verbreitung und Effektivität
- Die Theorie der subjektiven Imperative
- Das kooperative Lernen
- Theoretische Grundannahmen zur Lernwirksamkeit
- Neue Ansätze zum Lernen und Lehren
- Die motivationale Perspektive
- Die kognitive Perspektive
- Empirischer Forschungsstand
- Theoretische Grundannahmen zur Lernwirksamkeit
- Das selbstorganisierte Lernen (SOL)
- Das Gruppenpuzzle (Jigsaw)
- Das Gruppenpuzzle mit unmittelbar abschließendem Test
- Das Gruppenpuzzle mit einer Kontroll- bzw. Evaluationsphase
- Das Gruppenpuzzle ohne eine weitere, abschließende Phase
- Das Gruppenpuzzle unter der Prämisse des SOL
- Die Bedeutung der Struktur
- Der Einfluss des kognitiven Orientierungsstils
- Der Gruppenunterricht: Verbreitung und Effektivität
- Fragestellung und Hypothesen
- Methodischer Teil
- Untersuchungsdesign
- Die Unterrichtsreihe und das Material
- Instrumentarien und Operationalisierung
- Beschreibung der Stichprobe
- Untersuchungsdurchführung
- Auswertungsstrategie
- Ergebnisse
- Überprüfung der Hypothesen
- Ergebnisse weiterer Fragestellungen
- Zusammenfassung der Ergebnisse
- Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese explorative Studie untersucht den Strukturierungsgrad des Gruppenpuzzles als Gelingensbedingung in Berufsschulklassen der Sozialpädagogik. Die Studie zielt darauf ab, die Effektivität des Gruppenpuzzles als kooperative Lernform zu analysieren und mögliche Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
- Analyse der Effektivität des Gruppenpuzzles als kooperative Lernform
- Untersuchung des Einflusses des Strukturierungsgrades auf die Lernwirksamkeit
- Bedeutung der Lehrkraft als Professionale in der Einführung von Inhalten
- Analyse der Lernmotivation im Vergleich zu anderen Unterrichtsformen
- Entwicklung von Verbesserungsmöglichkeiten für die Methode des Gruppenpuzzles
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Gruppenpuzzles als kooperative Lernform ein und beleuchtet die Problematik herkömmlicher Gruppenarbeiten. Der theoretische Teil setzt sich mit den Grundlagen des Gruppenunterrichts, des kooperativen Lernens und des selbstorganisierten Lernens auseinander. Die Bedeutung der Struktur für die Effektivität des Gruppenpuzzles wird ebenfalls beleuchtet. Im methodischen Teil wird das Untersuchungsdesign, die Stichprobe, die Instrumentarien und die Auswertungsstrategie der Studie erläutert. Die Ergebnisse der Studie werden in einem separaten Kapitel präsentiert, während die Diskussion sich mit den Interpretationen der Ergebnisse und deren Bedeutung für die pädagogische Praxis auseinandersetzt.
Schlüsselwörter
Kooperative Lernformen, Gruppenpuzzle, Strukturierungsgrad, Lernwirksamkeit, Motivation, Selbstorganisiertes Lernen, Berufsschulklassen, Sozialpädagogik, Empirische Forschung.
- Arbeit zitieren
- Bachelor of Arts Alexander Preska (Autor:in), 2014, Kooperative Lernformen im Unterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/275584