Literatur befördert unter anderem das Verständnis von kulturspezifischen Werte- und Normensystemen (vgl. Zaharka 2002, S. 39). Durch die Erzeugung einer eigenständigen Welt mit diesen jeweiligen Wert- und Normvorstellungen, werden auch Grenzen gesetzt, welche wiederum Unterscheidungen ermöglichen. Diese Konstruktion eines Weltentwurfs mit entsprechenden Regeln und Gesetzen wird unter dem Begriff literarische Raumsemantik gefasst (vgl. Heide 2004, S. 83). Diese organisiert die literarisch entworfene Welt und bildet zudem die darin modellierten dargestellten Topografien ab. Ziel dieser Hausarbeit ist es, die semantischen Räume im Zusammenhang mit ihrer modellbildenden Rolle anhand Hartmanns von Aue Artusroman Iwein zu untersuchen und die durch deren Gegenüberstellung entstehenden Grenzen abzustecken. Grundlage dafür wird das Modell der Sinnstiftung einer erzählten Welt mithilfe von Semantisierungen oppositioneller Räume von Jurij M. Lotman sein. Bestenfalls klärt diese Hausarbeit die Frage, ob die Konstruktion eines Weltbildes mit Hilfe von Dichotomien, die hier als semantische Räume dargestellt sind, als interkulturell auftretendes Modell der Sinnstiftung funktioniert.
In diesem Zusammenhang wird zunächst das semantische System definiert und zusätzlich auf seine Funktion in narrativen Texten eingegangen um später über die Diegese und Ereignisfolge auf das Sujet, ebenfalls nach Lotman, zu gelangen. Als weiteres wird geklärt, inwieweit die Raumsemantik eine Grenze bildet und inwiefern ein Prozess der Grenzüberschreitung in narrativen Texten stattfindet. Danach wird auf die Strukturierung der erzählten Welt durch Erzeugung semantischer Räume eingegangen, wobei diese im Vorfeld definiert werden. In diesem Punkt wird zudem die Ästhetik dieser Raummodelle und aufbauend darauf mögliche Arten der Ereignistilgungen erläutert. Die verschiedenen Arten dieser Ereignistilgung werden in der Hausarbeit benannt und erläutert.
Anhand des Artusromans Iwein, welcher um das Jahr 1200 von Hartmann von Aue aus dem Altfranzösischen übertragen wurde und zu den bedeutendsten Romanen höfischer Romanliteratur gehört, wird die Funktion ästhetisch konstruierter Räume beispielhaft erläutert. Dabei wird die Diegese rekonstruiert. Im ersten Schritt werden Textelemente und topographische Räume einem bestimmten semantischen Raum zugeordnet. Somit kann jedem Textelement ein Bedeutungsraum zugewiesen werden, der nach ganz bestimmten, nur für ihn gültigen Regeln funktioniert...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Semantisches System nach Lotman
- Narrative Struktur
- Ereignis
- Rekonstruktion der Diegese am Beispiel Iwein
- Darstellung semantischer Räume am Beispiel Iwein
- Lotmans Grenzüberschreitungstheorie am Beispiel Iwein
- Ereignistilgung
- Ereignistilgung am Beispiel Iwein
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die semantischen Räume im Zusammenhang mit ihrer modellbildenden Rolle anhand Hartmanns von Aue Artusroman Iwein. Ziel ist es, die durch deren Gegenüberstellung entstehenden Grenzen abzustecken. Grundlage dafür ist das Modell der Sinnstiftung einer erzählten Welt mithilfe von Semantisierungen oppositioneller Räume von Jurij M. Lotman. Die Arbeit klärt, ob die Konstruktion eines Weltbildes mit Hilfe von Dichotomien, die hier als semantische Räume dargestellt sind, als interkulturell auftretendes Modell der Sinnstiftung funktioniert.
- Semantisches System nach Lotman
- Diegese und Ereignisfolge in narrativen Texten
- Grenzüberschreitung in narrativen Texten
- Strukturierung der erzählten Welt durch semantische Räume
- Ereignistilgung in narrativen Texten
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit erläutert das Konzept der literarischen Raumsemantik und beschreibt die Zielsetzung der Untersuchung. Sie legt dar, dass die Arbeit die semantischen Räume im Artusroman Iwein anhand von Lotmans Modell der Sinnstiftung einer erzählten Welt analysieren wird.
- Semantisches System nach Lotman: Dieses Kapitel definiert das semantische System nach Lotman und erläutert seine Funktion in narrativen Texten. Es geht auf die narrative Struktur, die Diegese, die Ereignisfolge und die Grenzüberschreitung ein.
- Rekonstruktion der Diegese am Beispiel Iwein: Dieses Kapitel rekonstruiert die Diegese des Artusromans Iwein und ordnet Textelemente und topographische Räume bestimmten semantischen Räumen zu.
- Darstellung semantischer Räume am Beispiel Iwein: Dieses Kapitel analysiert die semantischen Räume im Artusroman Iwein und untersucht, wie diese die erzählte Welt strukturieren. Es geht auf die Ästhetik der Raummodelle und mögliche Arten der Ereignistilgung ein.
- Lotmans Grenzüberschreitungstheorie am Beispiel Iwein: Dieses Kapitel erläutert Lotmans Theorie der Grenzüberschreitung und analysiert, wie diese im Artusroman Iwein zum Tragen kommt. Es betrachtet die Überschreitung von semantischen Feldern durch Ereignisse und Figuren.
- Ereignistilgung: Dieses Kapitel definiert den Begriff der Ereignistilgung und erläutert verschiedene Arten der Tilgung. Es unterscheidet zwischen normalen Ereignissen und Metaereignissen.
- Ereignistilgung am Beispiel Iwein: Dieses Kapitel analysiert die Ereignistilgung im Artusroman Iwein und untersucht, ob und wie es zu einer Tilgung von Ereignissen kommt. Es klärt, ob es sich bei den untersuchten Ereignissen um normale Ereignisse oder Metaereignisse handelt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit der literarischen Raumsemantik, insbesondere im Kontext des Artusromans Iwein. Wichtige Schlüsselwörter sind Semantisches System, Lotman, Grenzüberschreitung, Ereignistilgung, Diegese, narrative Struktur, topologische Räume, semantische Räume, Weltbild, Sinnstiftung, interkulturell.
- Citar trabajo
- Julia Jätzold (Autor), 2013, Funktion ästhetisch konstruierter Räume anhand des Artusromans Iwein, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/275927