Leseprobe
Leitthemen:
- Schwierigkeit von Verzicht:
Faust will Alles: Freiheit, Vielfältigkeit, Totalität
—> braucht dazu mehrere Leben
Tragödien:
1. Gelehrtentragödie:
- Faust strebt nach absoluter Erkenntnis —> diese kann er niemals erlangen
—> er strebt nach dem göttlichen, ist als Mensch jedoch begrenzt —> kann sein Ziel niemals erreichen
2. Gretchentragödie:
- verliebt sich in Faust, wird nach Sex schwanger
- Aus Angst vor der gesellschaftlichen Resonanz ermordet sie das Kind —> unehelicher Kinder waren verpönt
- bringt ausersehen ihre Mutter um —> „Entselbstigung“ : sie verliert ihre Identität, indem sie Faust vor sich/über sich stellt —> aus verantwortungsvollem Mädchen (Margarethe) wird Gretchen (Verniedlichung des Namens—>Abhängigkeit, wie die eines Kindes)
Weltbilder:
Herr:
- die Engel loben die Schöpfung
- Menschen sind die Frucht des Lebens
- „ es irrt der Mensch solang er strebt“ - V.317
- „ein guter Mensch in seinem dunklen Dränge ist sich des rechten Weges wohl bewusst“
- er will keinen Stillstand für den Menschen, deshalb gibt es den Teufel. Herr will Bewegung, Fortschritt, Dynamik.
- Mensch hat einen großen Fehler: er ruht aus!
- sieht Faust als Idealmensch, da er unersättlich ist und nach Wissen strebt
- sieht Mephisto als Herausforderung für den Menschen
Mephistopheles:
- Die Menschen plagen sich (V.280)
- „sinnlos in der Welt umhertreiben“
- „tierischer als jedes Tier zu sein“ - Menschen sind schlimmer als Tiere
- Er bedauert die Menschen in ihrem Jammertal
- Die Menschen sind unersättlich - wollen immer mehr
- indirekt klagt er Gott an
-> Gott nennt Mephisto „Schalk“ = Narr
- Mephisto kann Menschen nicht verstehen. Er muss immer Nein sagen
Merkmale der verschiedenen Epochen:
Aufklärung:
- Gottes- und Menschenbild
—> gütiger Gott, wohl eingerichtetes Ganzes (Deismus: 1 Gott + Glaube aus Verständnisgründen=Gretchen am Anfang) (Pantheismus: Gott in der Schöpfung = Faust)
- Abkehr von abergläubischen Angstvorstellungen (Sünden, Hölle)
- Aufwertung des mündigen, selbstbewussten, tätigen Individuums
- Mephistos aufklärerische Ideologie- und Gesellschaftskritik
- formal: Madrigalverse, bürgerliches Trauerspiel (Gretchentragödie)
Sturm & Drang:
- Titanismus : Geniekult
- Faust als Genie des enthusiastischen Gefühls (Entgrenzungssehnsucht, Naturbegeisterung, Liebeseuphorie)
- Faust als Genie des Geistes, als souveräner Denker, der sich kühn über Konvention und Tradition erhebt
- Charaktertragik statt Schicksalstragik
- soziale Anklage: Liebe und Kluft, uneheliche Schwangerschaft, Kindestötung
- formal: Knittelverse, Gattungsvermengung, Sprachstilmittelmischung, Züge der offenen Dramenform
Klassik:
= schwächste Elemente, weil die Klassik eher eine ruhige Epoche war
- Faust als Repräsentant der Menschheit
—> hohes Streben als Formel einer unbestimmten, hineinlegungsoffenen Idealtät
- Momente der Bejahung, Begrenzung, Harmonie: Wald und Höhle, Regenbogenerscheinung, Helenabegegnung (Bezug zur Antike: Helena die schönste Frau Griechenlands)
- formal: Blankverse, Züge der geschlossenen Dramenform
Romantik:
- das Mutwillige, Skurrile, Fantastische: Hexenküche, Walpurgisnacht
- mittelalterliche Welt: Domszene
- katholische Mythologie: Schlussszenen
- romantische Ironie: Theater im Theater (Vorspiel); Spiel im Spiel (Walpurgisnachtstraum)
- formal: lyrisch-musikalische Partien = Lieder; opernhafter STil, Neigung zum Gesamtkunstwerk (Augen- und Ohrenschmaus)
Hauptcharaktere:
Faust:
- Protagonist
- alt, gebildet
- typischer Mensch des Sturm&Drang (Genie)
- Ideale: Natur, Gefühl, Genie, Freiheit
- manchmal überheblich, arrogant (seine Meinung über Wagner)
—> Gespräch mit Wagner: denkt er sein allwissend
- „2Seelen wohnen in meiner Brust“ (Zeile 1112) —> der göttliche Anteil und der mephisto Anteil
- Mephisto-Anteil:
einsam, hat nie gelebt —> bietet Angriffsfläche für Mephisto
Faust will frei sein wie ein Vogel —> er will wirklich alles
—> wissen was die Welt im innersten zusammenhält, absoluter Erkenntnisdrang
—> fühlt sich durch seinen Körper beschränkt
- er will aus Erkenntnisdrang sterben —> denkt, dass Seele am göttlichen Wissen Anteil haben kann
- Faust will wissen das die Welt im innersten zusammenhält und seiner Erfüllung Dauer verleihen (Wette mit Mephisto)
—> „verweile Augenblick, du bist so schön“ - dann stirbt er, bezieht sich auf die Wette mit Mephisto
- Wette mit Mephisto: Wenn es Mephisto schafft Faust Erfüllung zu verschaffen und er sagt, dass der Moment verweilen soll, stirbt er. Wenn Mephisto Faust auf der Erde wohl gedient hat, muss Faust Mephisto nach seinem Tode dienen.
- er strebt unersättlich —> Idealmensch Gottes
- hat nüchterne Beziehung zu Tod: entweder Himmel, Hölle oder Nichts.
- leicht depressiv —> Stimmungsschwankungen
—> Manie <—> Depression
- Hybris: Hochmut, Selbstüberschätzung
- Titanismus: will nicht anerkennen, dass er nur ein Mensch ist, er will „göttlich“, allwissende sein
- Pantheismus: Sieht Gott in der Natur
- strebt nach Pansophie (Allwissenheit)
Mephisto:
- tritt am Anfang als schwarzer Pudel auf
- Faust erkennt, dass er besonders ist, weil er einen Feuerschweif hinter sich zieht - Wagner sieht diesen nicht
- verkörpert das Böse
- möchte Faust vom rechten Weg abbringen —> ihm die irdischen Genüsse schmackhaft machen und dadurch seine Seele gewinnen
- sieht nur das Schlechte im Menschen
- ist intelligent, gestiftet, höflich, freundlich
- er ist nicht wie Gotte:
er ist Gott untergeordnet, zählt wie Engel zu Gottes Gesund & wirkt am göttlichen Werk mit
- er ist das Spielzeug von Gott
- er kann die Wette mit Gott nicht gewinnen —> gegen Gott kann man nicht gewinnen
- er verneint immer —> Doppeltes Prinzip : ohne Nein kein Ja
—> dualistisches System: Mephisto glaubt, er sei Gott überlegen.
Scheinwette: er kann nicht gegen Gott gewinnen
- im Auerbachskeller erfährt man das 1. Mal, dass seine Taten Unheil bringen —> Wein wird zu Feuer
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