Die Lerngruppe der Klasse 6b besteht aus insgesamt zweiundzwanzig Schülerinnen und Schüler, von denen zwölf weiblich und zehn männlich sind. Ich begleite diese
Klasse seit Dezember. In meiner Hospitationszeit wurde vordergründig die Reihe zu
dem Jugendbuch „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ behandelt, ehe ich die Klasse
mit einer Reihe zur Groß- und Kleinschreibung übernahm. Seit diesem Zeitpunkt
unterrichte ich die Klasse angeleitet mit vier Wochenstunden und werde sie zukünftig
(nach den Osterferien) auch als Klassenleiter übernehmen. Die 6b wurde in der
vergangenen Zeit als „Problemklasse“ tituliert, da es häufig zu Störungen während des Unterrichts kam. Außerdem gab es vereinzelt Mobbingattacken, bei denen auch
antisemitistische Aussagen getätigt wurden. Um dieser Problematik
entgegenzuwirken, wurden viele Gespräche mit Schülern und Eltern geführt und
treffende Themen im Unterricht behandelt. [...]
Groblernziel:
Die Schülerinnen und Schüler erkennen Thurbers verschleierte Kritik am Herrschaftssystem des Dritten Reiches, indem sie das Verhältnis von Wölfen und Kaninchen vom Bildbereich in den Sachbereich übertragen.
Lernziele
Groblernziel:
Die Schülerinnen und Schüler erkennen Thurbers verschleierte Kritik am Herrschaftssystem des Dritten Reiches, indem sie das Verhältnis von Wölfen und Kaninchen vom Bildbereich in den Sachbereich übertragen.
Feinlernziele:
Die Schülerinnen und Schüler…
kognitiv
… geben das Verhältnis von Wolf und Kaninchen mit eigenen Worten wieder, indem sie die dazu eigenständig angefertigten Bilder vergleichen und analysieren.
… nennen die Eigenschaften von Wolf und Kaninchen und belegen diese am Text.
… übertragen diese Eigenschaften auf die Menschenwelt (Sachbereich) und erkennen, dass die Wölfe für die Nazis und die Kaninchen für die Juden im Dritten Reich stehen können.
… erkennen anhand des tyrannischen Verhaltens der Wölfe die Ungerechtigkeit in der Fabel und leiten daran Thurbers Kritik am Nationalsozialismus ab.
… erkennen anhand der Lehre in der Fabel die Kritik Thurbers am unentschlossenen Verhalten der Juden bzw. den Appell, in solch einer Situation möglichst schnell zu fliehen.
pragmatisch
… stellen das Verhältnis von Wolf und Kaninchen bildlich dar.
Sozial-affektiv
... kooperieren mit einem Partner und lernen, auf die Aussagen anderer Schüler einzugehen.
Kompetenzen
Die Schülerinnen und Schüler…
… erfassen die zentrale Aussage des Textes und geben diese wieder.
… belegen die zentralen Aussagen mit Textstellen.
… entwickeln eigene Gedanken zum Text und sprechen mit anderen Schülern darüber.
… lesen den Text genau durch und suchen dabei gezielt einzelne Informationen.
Bemerkungen zur Lerngruppe und den organisatorischen Rahmenbedingungen
Die Lerngruppe der Klasse 6b besteht aus insgesamt zweiundzwanzig Schülerinnen und Schüler1, von denen zwölf weiblich und zehn männlich sind. Ich begleite diese Klasse seit Dezember. In meiner Hospitationszeit wurde vordergründig die Reihe zu dem Jugendbuch „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ behandelt, ehe ich die Klasse mit einer Reihe zur Groß- und Kleinschreibung übernahm. Seit diesem Zeitpunkt unterrichte ich die Klasse angeleitet mit vier Wochenstunden und werde sie zukünftig (nach den Osterferien) auch als Klassenleiter übernehmen. Die 6b wurde in der vergangenen Zeit als „Problemklasse“ tituliert, da es häufig zu Störungen während des Unterrichts kam. Außerdem gab es vereinzelt Mobbingattacken, bei denen auch antisemitistische Aussagen getätigt wurden. Um dieser Problematik entgegenzuwirken, wurden viele Gespräche mit Schülern und Eltern geführt und treffende Themen im Unterricht behandelt. So wurde beispielsweise das oben erwähnte Jugendbuch gelesen, welches das Flüchtlingsleben einer jüdischen Familie im Dritten Reich schildert. Durch diese Sensibilisierungsmaßnahmen ist es meiner Meinung nach gelungen, das Verhalten der Klasse zu verbessern. Dennoch muss man während des Unterrichtes darauf achten, welche Schüler zusammenarbeiten, da immer noch Spannungen zwischen einigen Schülern vorhanden sind. Gerade bei Gruppenarbeiten tut sich die Klasse schwer, produktiv zu arbeiten. Viele arbeiten lieber alleine oder zu zweit, sodass ein kooperatives Lernen in Kleingruppen nur bedingt, das heißt mit ausgewählten Schülern, möglich ist. Auf längere Sicht kann man jedoch durch gezielte Gruppenzusammenstellung seitens des Lehrers diese Methode schulen. Für die vorliegende Stunde wird jedoch von dieser Sozialform abgesehen, um einen effektiven Ablauf, der unter Anbetracht des kognitiv anspruchsvollen Themas zur Erreichung der Lernziele auch notwendig ist, zu gewährleisten. Zwei Schüler sitzen zurzeit alleine, da sie andere Schüler vom Lernen abhalten oder selbst zu sehr vom Unterricht abgelenkt werden, wenn sie einen Ansprechpartner neben sich haben. Es ist nicht sinnvoll, diese zwei Schüler bei einer Partnerarbeit zusammenzulegen, da sie sich nicht sonderlich gut miteinander auskommen. In diesen speziellen Fällen sollen sie die Aufgabe in Einzelarbeit erledigen.
Aus den oben genannten Gründen ist eine Sitzordnung gewählt, bei der immer nur zwei Schüler an einem freistehenden Tisch sitzen, die in drei Reihen hintereinander aufgestellt werden. Diese Form hat sich gegenüber anderen Sitzordnungen in dieser Klasse bewährt und wird zumindest für den Rest des Schuljahres beibehalten. Zudem bietet der Klassensaal genügend Raum für diese Variante. Dadurch ist es den Schülern auch möglich, schnell ans Pult oder zur Pinnwand zu gelangen.
Das Leistungsniveau der Klasse ist insgesamt als durchschnittlich einzustufen. Jedoch gibt es vereinzelte Schüler, die von der Norm abweichen und für einen gewissen Grad an Heterogenität sorgen. So sind vier bis fünf Schüler als schwach einzustufen. Trotzdem versuchen auch sie, am Unterricht teilzunehmen, indem sie sich häufiger melden. Die Qualität der Aussagen hängt vom kognitiven Anspruch des Arbeitsauftrages ab. Daher bietet es sich an, kleine Hilfestellungen oder mehr Zeit zur Beantwortung der Aufgabe zur Verfügung zu stellen. Weitere drei bis vier Schüler sind sehr intelligent und können auch komplexere Aufgaben schnell durchblicken und lösen. Ihnen können Zusatzaufgaben gegeben werden, die zum Beispiel ein themenübergreifendes Verständnis fordern, welches in die Lernzielkontrolle mit eingebunden werden kann.
Sachanalyse
Die Fabel „Die Kaninchen, die an allem Schuld waren“ von James Thurber handelt von einer Kaninchenfamilie, die von einem Rudel Wölfe verfolgt und vernichtet wird. Neben diesen beiden Parteien, die in Gegnerschaft zueinander stehen, tritt noch eine dritte, neutrale Partei auf: Die anderen Tieren.
Die Verfolgung und Vernichtung lässt sich in drei Teile gliedern, wodurch die Struktur einer Standardfabel von Situationsvorgabe - Streitgespräch - überraschende Wende/Lösung aufgelöst wird. Es liegt keine Einheit von Ort, Zeit und Handlung vor, da der Wechsel der Situationen auch ein Wechsel der nicht näher bestimmten Handlungsorte bedeutet. Die Handlungen finden außerdem zu verschiedenen Zeiten statt. Insgesamt ist also eine stärkere epische Entfaltung der Situationsbeschreibung vorzufinden, was allein schon durch die Länge der Fabel zu erkennen ist.2 Im ersten Teil der Fabel beschuldigen die Wölfe die Kaninchen verschiedene Naturkatastrophen, wie Erdbeben (Z. 6)3 und Blitzschlag (Z. 9), verursacht zu haben und drohen ihnen daher, sie zu „zivilisieren“ (Z. 11). Dieser Ausdruck ist ein Euphemismus, der die eigentliche Intention der Wölfe, nämlich die Kaninchen zu vernichten, verschleiert. Diesen Wunsch hegen sie, weil ihnen die Lebensweise der Kaninchen missfällt und nur ihre eigene Lebensphilosophie die einzig wahre sei (vgl. Z. 4f). Im zweiten Teil der Fabel beschließen die Kaninchen auszuwandern. Dieses Vorhaben wird jedoch von den anderen Tieren verworfen, indem sie die Kaninchen auffordern, ihre Tapferkeit zu beweisen (Z. 15) und zusätzliche Hilfe im Falle eines Angriffs durch die Wölfe zusichern (Z. 17). Diese Hilfe wird jedoch nicht erteilt und die Wölfe fallen über die Kaninchen her. Auch hier ist die gleiche ironische Verschleierungsargumentation wie im ersten Teil zu erkennen, die genau das Gegenteil des eigentlich Gesagten ausdrückt: „Die Wölfe fielen über die Kaninchen her - natürlich um ihnen zu helfen - und sperrten sie in eine finstere Höhle - natürlich um sie zu schützen“ (Z. 22f). Im dritten Teil stehen sich die Wölfe und die anderen Tiere gegenüber. Diese fordern lediglich eine Rechtfertigung von den Wölfen und agieren somit weiterhin passiv. Die gerissenen Wölfe liefern ihnen diese Rechtfertigung mit dem Satz: „Sie versuchten auszureißen und wie ihr wisst, ist dies keine Welt für Ausreißer“ (Z. 31f). Dem haben die anderen Tiere nichts entgegenzusetzen, da es ihre eigenen Worte waren.
Der Text ist von den drei Parteien und ihren unterschiedlichen Eigenschaften geprägt, die den Bildteil der Fabel bestimmen. Die Wölfe kann man als gewalttätig, rücksichtslos und gefährlich bezeichnen. Sie stehen für alle Mächtigen und Tyrannen, die sich ungerecht und hinterhältig verhalten.4 Sie lassen sich „ganz allgemein als machtorientierte Aggressoren sehen, die ideologisch und gewaltsam Anderslebende (in der Fabel werden sie von den Kaninchen verkörpert) unterdrücken“.5 Die Kaninchen sind demnach als wehrlos, ohnmächtig und gutgläubig zu beschreiben. Sie nehmen eine Außenseiterrolle bzw. eine Opferrolle in der Gesellschaft ein, da sie von der ihnen überlegenen Masse unterdrückt werden und als Sündenböcke den Repressalien anderer ausgeliefert sind.6 Die anderen Tiere vertreten die außenstehenden Personen, die den Konflikt der anderen beiden Parteien kritisch beäugen. Sie beschränken sich allerdings nur auf verbale Hilfszusagen und Drohungen, scheuen aber in Wirklichkeit die Konfrontation mit den Wölfen, sprich ein couragiertes Eingreifen, vermutlich aus Angst vor persönlichen Konsequenzen.7 Dies wird im Text durch die Formulierungen „höchstwahrscheinlich jedenfalls“ (Z. 17) und „unter Umständen“ (Z. 28) verdeutlicht. Somit ist das Zugeständnis der Hilfe nur scheinheilig. Die anderen Tiere können sich dadurch einreden, nicht weggeschaut zu haben und somit ihr Gewissen beruhigen. Dies ist eine erste verschleierte Kritik von Thurber, der dieses Verhalten missbilligt. Die vordergründige Kritik Thurbers bezieht sich jedoch auf die Unterdrückung der Schwächeren. So könnte er beispielsweise die gesellschaftlichen Zustände des amerikanischen Alltagslebens um die Mitte des 20.
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1 Für eine vereinfachte Leseart wird folglich der Begriff ‚Schüler‘ verwendet, der sowohl die weiblichen wie auch männlichen Schülerinnen und Schüler impliziert.
2 Vgl. Seifert, Walter (1982): Theorie und Didaktik der Erz ä hlprosa. Analyse und Transfer auf semiotischer Grundlage. Köln; Wien: Böhlau Verlag. S. 259
3 Die Zeilenangaben im Fließtext beziehen sich auf die Fabel im Anhang.
4 Vgl. Heinrich, Hans (2010): M ä rchen, Sagen, Epen und Fabeln. Ausgearbeitete Stundenbilder mit Texten, Arbeitsblättern und Bildmaterial. 3. Auflage. Bobingen: Auer Verlag. S. 150, 154.
5 Möbius, Thomas (2014): Wie interpretiere ich Fabeln, Parabeln und Kurzgeschichten. Aufgaben und Musterinterpretationen. 4. Auflage. Hollfeld: Bange Verlag. S. 84.
6 Vgl. Heinrich, Hans (2010) . S. 154.
7 Vgl. Möbius, Thomas (2014). S. 84 f.
- Arbeit zitieren
- Sebastian Theobald (Autor:in), 2014, Verschleierte Kritik in der Fabel. James Thurber: Die Kaninchen, die an allem schuld waren, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/277850
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