Jean-Jacques Rousseau. Leben, Werk und Aktualität


Hausarbeit, 2013

14 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Leben und historischer Hintergrund

3. Weltanschauung und politische Philosophie
3.1 Menschenbild
3.2 Gesellschafts- und Staatsverständnis

4. Einflüsse und Gegenwartsbezug

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Auch heute, über 300 Jahre nach seiner Geburt, sind Jean-Jaques Rousseau und die von ihm verfassten Werke noch immer präsent und seine Gedanken alles andere als veraltet. Von Kant zum „Kopernikus der Moral“ erklärt und gerühmt als „Erfinder der modernen Demokratie“ und der Volkssouveränität, herrscht zwar Einigkeit über die Bedeutung seiner Werke für das moderne Staatswesen, jedoch ist die Auslegung ambivalent. Sowohl die französischen Revolutionäre von 1789, als auch die totalitären Regime des Ostblocks im 20. Jahrhundert nahmen gleichermaßen Bezug auf Rousseau, um ihre Handlungen zu legitimieren. Immer wieder wird daher gegen ihn der Vorwurf vorgebracht, mit seinen Schriften ins totalitäre Denken abgedriftet zu sein und dem Despotismus Vorschub geleistet zu haben (Herb 2012, I, S.33) - ohne Bezugnahme auf Rousseau ist in den letzten zwei Jahrhunderten hingegen kaum ein Staatsdenker ausgekommen.

Diese Ausarbeitung soll einen Versuch darstellen, sich Rousseaus Denken zu nähern und kritisch zu hinterfragen, inwiefern die eben genannte Bezugnahme dem Philosophen gerecht wird. Hierzu wird zu Beginn eine Einordnung in den historischen Kontext vorgenommen, ehe eine Auseinandersetzung mit den wichtigsten Schriften und Theorien erfolgt und abschließend die unterschiedlichen und teils widersprüchlichen Deutungen als „Prophet der Freiheit“ und „Theoretiker des Staatsabsolutismus“ (Forschner 1977, S.116) untersucht werden, die weiterhin die Aktualität des Themas zu unterstreichen versuchen.

2. Leben und historischer Hintergrund

Eine Auseinandersetzung mit Rousseaus Theorien wäre ohne eine Betrachtung des historischen Hintergrundes seines Lebens und Wirkens obsolet, sind Theorien doch immer als ein Produkt ihrer Zeit und der vorherrschenden Gedanken und Gegebenheiten zu sehen und niemals isoliert zu betrachten.

Geboren am 28. Juni 1719 im schweizerischen Genf wuchs Jean-Jaques Rousseau in einer Zeit auf, in der in Europa der Absolutismus, der seine Legitimation durch die Berufung auf göttliche Bestimmung bezog, die vorherrschende Staatsform darstellte. Wirtschaftliche Krisen und die zur Schau gestellte Dekadenz des aristokratischen Standes bildeten jedoch einen erheblichen Gegensatz, der einer positiven Grundstimmung des Volkes, dem System gegenüber, nicht zuträglich wirkte. Über Rousseaus Eltern, die aus Glaubensgründen aus der Nähe von Paris nach Genf ausgewandert waren, lässt sich weiterhin dessen besonderes Verhältnis zu Frankreich erklären, an dessen Schicksal er im Laufe seiner Lebens bedeutenden Anteil nehmen sollte (Soëtard 2012, S.10).

Im Gegensatz zu vergleichbaren Denkern wie John Locke besuchte Rousseau keine elitäre Schule. Die zumeist gesicherten wirtschaftlichen Verhältnisse seiner Eltern, obgleich nicht sonderlich wohlhabend, ermöglichten jedoch früh den Zugang zu Literatur. Besonders griechische und römische Schriftsteller faszinierten ihn und mögen auf diese Weise einen Erklärungsansatz für Rousseaus spätere Bezugnahme auf antike – speziell griechische – Staatstheorien, darstellen.

Zu jener Zeit stand seine Geburtsstadt Genf in dem Ruf, neuen geistigen Strömungen aufgeschlossen gegenüber zu stehen, was sie unter anderem zu einer der „protestantischen Hauptstädte Europas“ machte. Auf politischer Ebene hingegen dominierte ein Patriarchat einiger alter und sehr einflussreicher Familien den Staat – trotz republikanischer Fassade (Soëtard 2012, S.17). Eine ganz ähnliche Machtkonstellation fand sich auch im restlichen Europa, bekannt ist insbesondere die Dekadenz des französischen Adels, konträr zur angespannten Lebenssituation des einfachen Volkes. Ihre Macht erklärten die oberen Bevölkerungsschichten zumeist unter Berufung auf höhere Mächte und die göttliche Legitimation der Standesgesellschaft.

Besonders in seinem zentralen Werk „Vom Gesellschaftsvetrag“ kritisiert Rousseau diesen Legitimationsansatz fundamental in Hinblick auf die fehlende Beteiligung des Volkes – letztlich also derer, die beherrscht werden – und negierte die Zwangsläufigkeit der Verhältnisse („ Trotzdem stammt dieses Recht nicht von der Natur, es beruht also auf Vereinbarungen“ (Rousseau 1762, S.6) ). Seine Kritik am „herrschenden falschen Bewusstsein“ (Forschner 1977, S.7) brachte den Gegner der Standesgesellschaft ergo in Opposition zu der Obrigkeit, die von den herrschenden Verhältnissen profitierte und ihre Machtposition massiv gefährdet sah. Ähnlich argumentierten kirchliche Vertreter, die den Vorwurf formulierten, die göttliche Allmacht durch Legitimationsfragen zu leugnen (Soëtard 2012, S.45, S.54; Forschner 1977, S.23). Aus ersichtlichen Gründen folgten die Verbote von Rousseaus Schriften in Frankreich und seine Deklarierung zum Staatsfeind, was ihn zu wiederholter Flucht nötigte (Soëtard 2012, S.74, S.81, S.86). Da bekanntermaßen aber nichts mächtiger ist als eine Idee, deren Zeit gekommen ist, konnten Zensur und Verbote die Verbreitung der Schriften in breiteren Bevölkerungsschichten nicht verhindern. Die Konzepte und Reden der französischen Revolution 1789, die der Monarchie ein Ende setzen sollte, beriefen sich maßgeblich auf Rousseaus Thesen. So entstanden in der Folgezeit dutzende Statuen und Bildnisse des großen Denkers, der seine späte Begnadigung jedoch nicht mehr erlebte, da er bereits am 2.Juli 1778 isoliert in der Nähe von Paris verstorben war (Soëtard 2012, S.54, S.75, S.110). Entsprechend hatte er auch keine Möglichkeit mehr, die Revolution zu bewerten, die er als Gegner von Anarchie und Anhänger der Ordnung zwar prophezeit, aber zeitlebens als genauso „schlecht wie das Übel“ abgelehnt hatte, welches sie zu überwinden sucht (Soëtard 2012, S.111, S.115; Forschner 1977, S.20).

3. Weltanschauung und politische Philosophie

3.1 Menschenbild

Rousseau zeichnet die Menschheit in dunklen Farben: Für ihn ist der moderne Mensch geprägt von „Überzüchtung, Verweichlichung, Verirrung und Verführung“ (Forschner 1977; S.8) und habe sich damit von seinem ursprünglichen Wesen abgewandt. Das „ursprüngliche Wesen“ - bekannt als Naturzustand - bezeichnet in diesem Fall einen vorsozialen, -rechtlichen und -politischen Zustand ohne Konflikte oder Auseinandersetzungen, der sich von Hobbes Vorstellung eines Kampfes „jeder gegen jeden“ abgrenzt und den Menschen als „von Natur aus gut“ betrachtet (Forschner 1977, S.23f.; Kauffmann 2012, S.169). „Der Mensch ist frei geboren, und überall liegt er in Ketten“ (Rousseau 1762, S.5) beschreibt treffend die scheinbar widernatürliche Situation. Die Transformation vom „einfachen“ zum „modernen“ Leben vollzieht sich nach Rousseau in vier Stufen, die durch „außergewöhnliche Naturereignisse“ die zunehmende Sozialisation des Menschen nach sich ziehen und die eine abgestufte Rangfolge von Kooperation im Zeitverlauf darstellen (Forschner 1977, S.35).

Den Beginn markiert ein Zustand des Nomadentums, der sich durch seltene und kurzzeitige Kooperationen zwischen den Individuen auszeichnet, ehe der Mensch in eine Phase der Sesshaftwerdung und Domestizierung eintritt, in der sich in familiärer Form bereits erste kleinere Zusammenschlüsse etablieren. Dieser Prozess verstärkt sich in der nächsten Phase noch, indem die Zusammenschlüsse auch auf nationaler Ebene erfolgen und sich erste Nationalstaaten herausbilden. Schließlich, in der vierten und letzten Stufe der Sozialisation, von Rousseau bezeichnet als Phase von Metallverarbeitung und Ackerbau, vollzieht sich endgültig ein Bruch mit dem ursprünglichen Wesen, dem Naturzustand des Menschen: Bedingt durch eine primitive Form der Arbeitsteilung begibt sich der Mensch in die Abhängigkeit von seinen Mitmenschen, während gleichzeitig die Abgrenzung von Landstücken Eigentumsverhältnisse manifestiert und ein hierarchisches System von Herrschenden und Beherrschten etabliert (Forschner 1977, S.40ff.).

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Details

Titel
Jean-Jacques Rousseau. Leben, Werk und Aktualität
Hochschule
Hochschule Bremen
Note
1,3
Autor
Jahr
2013
Seiten
14
Katalognummer
V278552
ISBN (eBook)
9783656714965
ISBN (Buch)
9783656714941
Dateigröße
432 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
jean-jacques, rousseau, leben, werk, aktualität
Arbeit zitieren
Mirko Kruse (Autor:in), 2013, Jean-Jacques Rousseau. Leben, Werk und Aktualität, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/278552

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