Deutschland befindet sich als hochmoderner und emanzipiert, demokratischer Staat stets im Spiegel globaler Wandlungen, sodass auch danach gefragt werden kann, ob das Phänomen einer multikulturellen Gesellschaft in der Bundesrepublik zu beobachten ist.
Die Toleranz des Fremden und der Respekt vor dem Neuen sind Tugenden, welche in einem Multikulti-Staat unabdingbar erscheinen. Jüngst sorgte die Bescheidungsdebatte in Deutschland dafür, sich der kulturellen Differenzen bewusst zu werden, sich ihrer anzunehmen und sie zu schützen. Und eben dazu gehört es, sich dem Ungewohnten tolerant zu öffnen. Judentum und Islam haben es schon seit geraumer Zeit geschafft durch viele Bürger in Deutschland repräsentiert und verteidigt zu werden. Die Deklaration einer multikulturellen Nation läuft dabei allerdings gegen die Grenzen religiöser Praktiken wie beispielsweise Ehrenmorden oder Zwangsehen. Modernen Gesellschaften bedarf es einer multikulturellen Prägung, und eben in diesem Rahmen fordern auch deutsche Politiker das Recht muslimischer und jüdischer Bürger auf deren freie Ausübung ihrer religiösen Praktiken, soweit sie nicht mit Grundsätzen unseres liberal-demokratischen Staates oder anderen Gesetzen divergieren. Trotz der Bemühungen befinden die Politiker den Multikulturalismus als gescheitert, was allerdings nicht bedeuten muss, dass er nicht bereits in Deutschland existiert.1 „Man muss die Beschneidung ja nicht gut finden. Multikulti bedeutet gerade: begreifen, dass das Fremde, ja Befremdliche in anderen Kulturen einen anderen Stellenwert hat als in der eigenen.“2 Das vergangene Jahr (2012) war oftmals von hitzigen Debatten um den Stellenwert des Multikulturalismus in Deutschland erfüllt. Während Ex-Bundespräsident Wulff den Islam als Teil Deutschlands ansah, entgegnete ihm Hans-Peter Friedrich mit einer unzureichenden historischen Belegung dieser unzutreffenden Tatsache. Dieses Argument sei auf den Umstand zurückzuführen, dass die christliche Religion das Land über Jahrhunderte gemünzt hat.3 Wenn sich der Multikulturalismus jedoch im Rahmen moderner Entwicklungen etabliert und herausbildet, wie kann dann eine historische Determinante hinzugezogen werden?
Inhaltsverzeichnis
- Das moderne Deutschland und der Multikulturalismus – Einigkeit, und Recht und Freiheit?
- Die Kultur - ein konsensfähiger Begriff?
- Die Historie des Multikulturalismus
- Das Modell kultureller Konferenzen auf dem Hintergrund moderner Gesellschaften?
- Die Bundesrepublik Deutschland und das Phänomen kultureller Interferenzen - Ist das Modell in unserer Gesellschaft wiederzufinden?
- Sind multikulturelle Interferenzen Bestandteil der deutschen Gesellschaft?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, ob sich in Deutschland als modernem Staat kulturelle Interferenzen in der Lebenswelt der Bürger entwickeln lassen. Im Zentrum steht die Untersuchung des Einflusses türkischer und muslimischer Einwanderer auf die deutsche Gesellschaft. Dabei wird der Kulturbegriff beleuchtet und das moderne Modell kultureller Interferenzen detailliert dargestellt. Mithilfe eines empirischen Fundus soll untersucht werden, ob und wie sich kulturelle Interferenzen in der deutschen Gesellschaft manifestieren.
- Der Kulturbegriff und seine unterschiedlichen Bedeutungen
- Das moderne Modell kultureller Interferenzen und seine Anwendung auf die deutsche Gesellschaft
- Die Rolle von türkischen und muslimischen Einwanderern in der deutschen Gesellschaft
- Die Entstehung und Herausforderungen kultureller Interferenzen im Kontext der deutschen Gesellschaft
- Die Frage, ob der Multikulturalismus in Deutschland gescheitert ist
Zusammenfassung der Kapitel
Das moderne Deutschland und der Multikulturalismus – Einigkeit, und Recht und Freiheit?
Das Kapitel beleuchtet die Debatte um den Multikulturalismus in Deutschland und stellt die Frage, ob sich das Phänomen einer multikulturellen Gesellschaft in der Bundesrepublik beobachten lässt. Es werden die Bedeutung von Toleranz und Respekt im Kontext einer multikulturellen Gesellschaft sowie die Herausforderungen durch kulturelle Differenzen aufgezeigt. Die Einigkeit Deutschlands zu einem multikulturellen Staat erscheint im Prozess zu sein, und die freie Ausübung religiöser und kultureller Praktiken ist oftmals von politischen Debatten begleitet.
Die Kultur - ein konsensfähiger Begriff?
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Vielschichtigkeit des Kulturbegriffs und seiner unterschiedlichen Bedeutungen in verschiedenen Disziplinen und Gesellschaften. Es wird eine ursprüngliche Definition der Kultur aus dem 20. Jahrhundert dargestellt, welche die Kultur als eine Entwicklung begreift, die mit dem Individuum, der Gruppe und der Gesamtgesellschaft in Verbindung steht. Es wird gezeigt, dass die Kultur sich nicht nur durch die Interdependenz der Umgangsformen, der wissenschaftlichen Bildung und der Kunst konstituiert, sondern auch als die Voraussetzung des sozialen Handelns betrachtet werden kann.
Schlüsselwörter
Multikulturalismus, Deutschland, kulturelle Interferenzen, türkische Einwanderer, muslimische Einwanderer, Kulturbegriff, Toleranz, Respekt, religiöse Praktiken, Einigkeit, Integration, Identitätsbildung, Gesellschaft, Lebenswelt, Empirie.
- Arbeit zitieren
- Jan Wetterauer (Autor:in), 2013, Das moderne Deutschland im Rahmen des Multikulturalismus., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/278771