Aus dem Werk von David Hume werden heutzutage seine erkenntnistheoretischen Ausführungen am meisten rezipiert. Er wird neben John Locke und George Berkeley in der Erkenntnistheorie als einer der wichtigsten Vertreter des britischen Empirismus genannt. Humes Moralphilosophie hatte andererseits aber auch einen entscheidenden Einfluss auf die Geschichte des Denkens über Ethik. Im anglo-amerikanischen Bereich werden Humes Schriften deutlich ausführlich besprochen als in z.b. in Deutschland. Das hat sicherlich auch damit zu tun, dass die Diskussion hierzulande immer noch so stark von Immanuel Kant geprägt ist. [...]
Seine Ausführungen zur Moralphilosophie entstanden jedoch unter anderem durch die Auseinandersetzung mit Hobbes´ moralischem Relativismus, nach dem moralisches Handeln vor allem von Egoismus durchsetzt ist. [...] Dass Gefühle ausschlaggebend für das moralische Handeln sind, ist dann auch der Kernpunkt von Humes Theorie über Moral. Die Grundlegungen dafür finden sich überwiegend in „A treatise of Human Nature“ (1740) und andererseits in „An enquiry Concerning the principles of Morals“ (1751).
Vor allem im Buch III („Über Moral“) des „Traktats über die menschliche Natur“ nimmt Hume ausführlich Stellung zu verschiedenen Bereichen der Ethik. Im Zentrum von Humes Philosophie der moralischen Empfindungen stehen aber letztlich der „öffentliche Nutzen“ und die „sozialen Tugenden“. Interessant sind die Ausführungen zu den Tugenden. So nimmt Hume eine für ihn wichtige Trennung vor: Er unterscheidet zwischen natürlichen und künstlichen Tugenden.
In der vorliegenden Arbeit soll dieser Dualismus der Tugenden und ihre Bedingungen kurz dargestellt werden um sich dann dem Rechtssinn zu widmen, der nach Hume zu den künstlichen Tugenden zählt. Für Hume ist die Frage sehr wichtig ob der Rechtssinn zu den künstlichen oder natürlichen Tugenden gehört, da dies in seinen Augen ein Argument gegen die Behauptung ist, dass der Rechtssinn eine natürliche gegebene Gabe des Menschen sei. In diesem Zusammenhang soll hier ein Hauptaugenmerk auf die Bedeutung der Motive für die Tugendhaftigkeit gelegt werden. Denn für Hume kann nur aus tugendhaften Motiven eine tugendhafte Handlung entstehen. Diese radikale Folgerung soll anhand einiger Beispiele diskutiert werden und schließlich einen Zusammenschluss von einigen Thesen aktueller Forschung mit der Theorie von Hume erfolgen.
Inhaltsverzeichnis
A Einleitung
B Der Rechtssinn im Spannungsfeld von Motiven und Tugenden
I. Die Motive als Gradmesser für Handlungen
II. Die Unterscheidung von natürlichen und künstlichen Tugenden
III. Die Herleitung des Rechtssinn als künstliche Tugend
C Problembereiche von Humes Moraltheorie
I. Das „Getane“ und das „Gewollte“
II. Reziproker Altruismus
III. Thomas Reid und das Problem der „moralischen Freiheit“
IV. Eine Neugewichtung von Humes-Thesen angesichts der Problembereiche
D Schlussbetrachtungen
Literaturverzeichnis
- Arbeit zitieren
- Bernard Hoffmeister (Autor:in), 2011, Davide Hume: Natürliche und künstliche Tugenden, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/280474
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