„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.[…]“, wurde am 10 Dezember 1948 in der Generalversammlung der Vereinten Nationen in Paris verkündet.
Die Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 aller UN- Mitgliedsstaaten sichern jedem Menschen dieser Welt die gleichen Grundrechte zu.
Der Umstand, dass nach der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs und der Shoah der Nationalsozialisten, die Menschenrechte durch die UNO-Vollversammlung deklariert wurden, hat seine Begründung auch darin, dass Menschenrechte bis dato immer wieder übergangen wurden.
Doch Rassismus, Fanatismus und Genozid sind keine rein historischen Ereignisse, sondern aktuell relevant.
Auch der Begriff ‚Rasse’, der in Artikel 2 der Charta der Menschenrechte die Unterscheidung von Menschen auf Grund biologischer Merkmale vornimmt und somit eine angebliche Beseitigung der ‚Rassekategorien’ unterläuft, zeugt davon, dass Rassifizierung auf institutioneller Ebene genau wie im sozialen Sektor existent ist.
In unserer weißen ‚toleranten’ Mehrheitsgesellschaft sind wir stets bemüht akzeptierend, nicht rassistisch zu sein und ‚Fremde’ zu integrieren. Menschen mit Migrationshintergrund gehören inzwischen selbstverständlich zu unserer Lebenswelt. Dennoch haben laut gängigen Tageszeitungen zwei dreiundzwanzigjährige ‚Albaner, Türken, Marokkaner etc.’ einen Kiosk überfallen. Auch alltägliche Begegnungen und Situationen wie die ‚polnische’ Putzfrau in der Schule, die vor zwanzig Jahren als Diplomingenieurin nach Deutschland kam, oder der ‚namibische’ Toilettenmann bei MC Donalds, der sich sein Leben in Deutschland anders vorgestellt hat, zeigen wie gängige Klischees und strukturelle sowie institutionelle Rassismen unaufgebrochen gelebt und weitergegeben und reproduziert werden.
Ziel dieser Arbeit ist eine kritische Auseinadersetzung mit Rassismus reproduzierenden Konzepten und deren Integration in Kinder- und Jugendliteratur.
Im Folgenden wird auf Identitätskonstruktion durch Projektion und Anerkennung eines ‚Anderen’ eingegangen und wie sich aus dieser Abgrenzung mangels Reflexion Rassismen bilden können. Des weiteren werden die Probleme die sich aus Antirassismus als Gegenentwurf zu Rassismus ergeben angesprochen. Zusätzlich wird das ‚Fremde’ als literarisches Mittel angesprochen und im Bezug auf Kinder- und Jugendliteratur beleuchtet. (...)
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Identität als Selbst- und Fremdkonstruktion
- Rasse und Rassismusdiskurs
- Antirassismus als Gegenkonzept zum Rassismus?
- Das Fremde als literarisches Mittel
- (Anti-)rassistische Kinder- und Jugendliteratur
- Die Geschichte von den schwarzen Buben
- Harry Potter
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit setzt sich kritisch mit Rassismus reproduzierenden Konzepten auseinander und analysiert deren Integration in Kinder- und Jugendliteratur. Dabei wird untersucht, wie Identitätskonstruktion durch Projektion und Anerkennung des Anderen funktioniert und wie sich aus dieser Abgrenzung Rassismen bilden können. Außerdem werden die Probleme des Antirassismus als Gegenentwurf zum Rassismus beleuchtet, das Fremde als literarisches Mittel im Kontext von Kinder- und Jugendliteratur untersucht und anhand scheinbar antirassistischer bzw. rassismuskritischer Kinder- und Jugendliteratur (,,Harry Potter\" und die wesentlich ältere „Geschichte von den schwarzen Buben\" im „Struwwelpeter“) analysiert, inwiefern sich Rassismen in der Literatur verstecken oder reproduzieren.
- Identitätskonstruktion durch Projektion und Anerkennung des Anderen
- Rassismen als Folge von Abgrenzung und mangelnder Reflexion
- Probleme des Antirassismus als Gegenentwurf zum Rassismus
- Das Fremde als literarisches Mittel in Kinder- und Jugendliteratur
- Analyse von scheinbar antirassistischer bzw. rassismuskritischer Kinder- und Jugendliteratur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema (Anti-)Rassismus in Kinder- und Jugendliteratur ein und stellt die Relevanz des Themas im Kontext der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte heraus. Kapitel 2 beschäftigt sich mit der Konstruktion von Identität durch Projektion und Anerkennung des Anderen und zeigt auf, wie sich aus dieser Abgrenzung Rassismen bilden können. Kapitel 3 beleuchtet den Rassismusdiskurs und die Problematik des Begriffs „Rasse“. Kapitel 4 analysiert Antirassismus als Gegenentwurf zum Rassismus und die damit verbundenen Herausforderungen. Kapitel 5 untersucht das Fremde als literarisches Mittel und dessen Bedeutung für Kinder- und Jugendliteratur. Kapitel 6 analysiert anhand von Beispielen wie „Harry Potter“ und „Die Geschichte von den schwarzen Buben“ aus dem „Struwwelpeter“, inwiefern sich Rassismen in der Literatur verstecken oder reproduzieren können.
Schlüsselwörter
Rassismus, Antirassismus, Kinder- und Jugendliteratur, Identität, Projektion, Anerkennung, Fremdheit, Stereotype, Klischees, Kultur, Interaktion, Menschenrechte, Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, „Harry Potter“, „Die Geschichte von den schwarzen Buben“, „Struwwelpeter“.
- Quote paper
- Rea Ost (Author), 2010, (Anti-)Rassismus in Kinder- und Jugendliteratur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/282800