Einleitung
Das Höhlengleichnis von Platon im siebten Buch der Politeia skizziert die Problematik von Wahrnehmung und Realität. In dem Gedankenexperiment leben die Menschen in einer Höhle, gezwungen ihre Körper und Köpfe nicht zu bewegen. Hinter ihnen brennt ein Feuer, das Schatten auf die sichtbare Wand wirft von den Dingen, die vorbeigetragen werden. Die Schatten werden zur Realität, da die realen Dinge nicht gesehen werden können. In der heutigen Zeit gewinnt das Höhlengleichnis mit dem Bezug zum Wahrheitsgehalt der transportierten Informationen durch die Medien wieder an Bedeutung. Man muss fragen, in wie weit durch die Medien die realen Dinge oder nur Schatten von verschiedenartig gefärbten Feuern an die Menschen transportiert werden. Daniel Boorstin nannte diese Welt 1964 die „Welt der Illusionen“. Es ist eine Welt aus Pseudo-Ereignissen, die aber genau konzipiert und dann von den Medien als Realität vermittelt werden1.
In der Kriegssituation ist es die Wahrheit, so sagte es US-Senator Hiram Johnson, dass das erste Opfer sei. In dieser Hausarbeit soll skizziert werden, dass die Wahrheit nicht bei Kriegsbeginn des Irak-Krieges im März 2003, sondern schon viel früher Opfer der amerikanischen geistigen und medialen Mobilmachung war. Diese These kann tendenziell an Hand der Änderung in der Informationsstrategie belegt werden, an Hand der Kriegsmotive, die in den Medien vorgestellt und kommuniziert wurden und letztlich auch durch die Rolle der Medien, die sie in diesem Kommunikationsprozess spielte. Als Quellen greife ich hauptsächlich auf Artikel aus dem Zeitraum Sommer 2002 bis zu Kriegsbeginn 2003 zurück. Schwierig hierbei ist, dass einerseits die Medien analysiert werden, sie selber aber die einzige Informationsquelle darstellen. Auch in Deutschland wurden Sachverhalte durch die Presse gefärbt wiedergegeben: Der Stereotyp des Amerikaners wurde in den Medien verbreitet und als ungebildet, dick, gewaltbereit und mit einer „Cowboy- Mentalität“ beschrieben2. In dem ersten Teil der Hausarbeit, soll es im Folgenden um die Öffentlichkeitsarbeit der amerikanischen Regierung gehen. Hierbei wird besonders auf die neue Informationsstrategie, die daraus entstehenden Institutionen für die Öffentlichkeitsarbeit und die Arten der Propaganda eingegangen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Informations- und Öffentlichkeitsarbeit der amerikanischen Regierung
- Paradigmenwechsel in der Informationsstrategie
- Paradigmenwechsel in Informationsgenerierung und Öffentlichkeitsarbeit
- Öffentlichkeitsarbeit der Regierung
- ,,Schwarze Propaganda“
- Kriegsziele der Regierung in den Medien im Wandel
- Saddam Hussein: Verbindung zu Al-Qaida oder zum Öl?
- Massenvernichtungswaffen oder „bürokratischer Konsens\"?
- Selbstverteidigung nach dem 11. September oder Kontinuität statt Zäsur?
- Demokratisierung und Menschenrechte oder internationale Destabilisierung?
- Medien oder „,Krieg verkauft sich gut“
- Patriotismus versus Antiamerikanismus
- Desinformation
- Stilmittel der Regierung und der Medien
- Argumentative Zweiteilung der Welt
- Das Feindbild Saddam Hussein
- Emotionalisierung durch Sprache und Bild
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert die amerikanische Informationsstrategie und mediale Kriegsvorbereitung im Vorfeld des 3. Irak-Krieges. Sie untersucht die Veränderungen in der Öffentlichkeitsarbeit der Regierung und den Wandel in der Darstellung der Kriegsmotive durch die Medien. Die Arbeit analysiert auch die Rolle der Medien in diesem Kommunikationsprozess und die Stilmittel, die von der Regierung und den Medien eingesetzt wurden.
- Paradigmenwechsel in der Informationsstrategie der amerikanischen Regierung
- Darstellung der Kriegsziele in den Medien
- Rolle der Medien in der Kriegsvorbereitung
- Stilmittel der Regierung und der Medien zur Beeinflussung der Öffentlichkeit
- Instrumentalisierung der Medien für die Kriegsführung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit der Einleitung und stellt das Höhlengleichnis von Platon als Ausgangspunkt für die Analyse der Medien und ihrer Rolle in der Kriegsvorbereitung dar. Es wird die These aufgestellt, dass die Wahrheit bereits vor Kriegsbeginn Opfer der amerikanischen geistigen und medialen Mobilmachung war.
Das zweite Kapitel beleuchtet die Informations- und Öffentlichkeitsarbeit der amerikanischen Regierung. Es wird ein Paradigmenwechsel in der Informationsstrategie seit dem Vietnamkrieg festgestellt und die neuen Strategien „Feeding the media“ und „Public Diplomacy“ beschrieben. Es wird gezeigt, wie die Regierung durch kontrollierte Informationspolitik den Diskursraum mit eigenen Botschaften abdeckt.
Das dritte Kapitel analysiert die Darstellung der Kriegsziele der Regierung in den Medien. Es werden verschiedene Narrative beleuchtet, wie etwa die angebliche Verbindung von Saddam Hussein zu Al-Qaida oder die Behauptung von Massenvernichtungswaffen. Das Kapitel untersucht auch die Argumente der Selbstverteidigung nach dem 11. September und die Behauptungen von Demokratisierung und Menschenrechten im Irak.
Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit der Rolle der Medien in der Kriegsvorbereitung. Es wird die Frage diskutiert, ob Medien den Krieg „verkaufen“ und welche Rolle dabei Patriotismus und Antiamerikanismus spielen. Des Weiteren wird auf die Verbreitung von Desinformation durch die Medien eingegangen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Medien und Krieg, Informationsstrategie, Propaganda, Öffentlichkeitsarbeit, Kriegsmotive, Feindbild, Desinformation, Medieninstrumentalisierung, Public Diplomacy, Informationskontrolle und Kriegspropaganda. Der Fokus liegt auf der amerikanischen Kriegsvorbereitung im Vorfeld des 3. Irak-Krieges.
- Arbeit zitieren
- Jasmin Klofta (Autor:in), 2004, Mediale Kriegsvorbereitung - die USA vor dem 3. Irak-Krieg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28399