Das 1767 erschienene Lustspiel "Minna von Barnhelm oder das Soldatenglück" brachte seinerzeit aktuelle Zeitgeschichte auf die Bühne. So spielt die Handlung
in der Zeit direkt nach dem siebenjährigen Krieg, was durch die Benennung der Jahreszahl im Untertitel deutlich hervorgehoben wird: „Ein Lustspiel in fünf
Aufzügen verfertigt im Jahre 1763“. Goethes respektvolles Urteil hierzu lautete: „Die erste aus dem bedeutenden Leben gegriffene Theaterproduktion von spezifisch
temporären Gehalt.“ Gleichzeitig bezeichnete er das Stück aber auch als „die wahrste Ausgeburt des siebenjährigen Krieges.“ In der Tat handelt es sich nicht vordergründig um ein Liebespaar, das nach einigen Wirrungen glücklich
wieder zusammenfindet, vielmehr geht es um zwei ehrenhafte Hauptcharaktere, die zwar beide von Adel sind, aber deren Konflikte sich zu einem bürgerlichen
Protest zuspitzen, der das offenbart, was Lessing an sozialer Erfahrung gesammelt hat. Lessings Minna von Barnhelm ist eine äußerst facettenreiche Figur, deren Herkunft anscheinend im Bereich des nicht verhoften Adels zu anzusiedeln ist,
was ihre Freiheit, nach ihren Neigungen – und nicht der Etikette entsprechend – handeln zu können, erklären könnte. Ihre individuelle Autonomie, ihr geradezu revolutionäres Selbstverständnis als Frau, das nicht nur dem damaligen Zeitgeist diametral entgegen gesetzt ist, sondern eigentlich eher dem heutigen entspricht, lässt sie so außerordentlich reizvoll erscheinen. Ziel dieser Arbeit ist es, das Verhalten der Figur Minna vor dem historischen Hintergrund des einsetzenden Zeitalters der Aufklärung einer genaueren
Prüfung zu unterziehen und zu untersuchen, wie Lessing die Minna agieren lässt, um bei Tellheim einen Prozess in Gang zu setzen, der ihm über die Hürde der veralteten Konventionen zu einem selbst bestimmten und eigenverantwortlichen
Leben verhilft. Dazu sollen sowohl die damaligen Konventionen beleuchtet werden als auch die verschiedenen Facetten der Minna. Schließlich sollen die Analogien zu Lessings Biografie unterstrichen werden, was insofern von Bedeutung
sein könnte, als anscheinend wichtige Erlebnisse seines Lebens verarbeitet worden sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Stellung der Frau im 18. Jahrhundert
- Analogien zu Lessings Biografie
- Die verschiedenen Facetten der Minna von Barnhelm
- 'Nomen est Omen'
- Die Spielerin
- Die Intrigantin
- Die Naive
- Vor dem Hintergrund der moralischen Konventionen
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die Figur der Minna von Barnhelm im Kontext der Aufklärung und untersucht, wie Lessing die Figur gestaltet, um bei Tellheim einen Prozess in Gang zu setzen, der ihn zur Selbstbestimmung und Eigenverantwortung führt. Die Arbeit beleuchtet die damaligen Konventionen und untersucht die verschiedenen Facetten der Minna. Darüber hinaus werden die Analogien zu Lessings Biografie aufgezeigt.
- Die Stellung der Frau im 18. Jahrhundert und die Konventionen der Zeit
- Die Darstellung von Minnas Selbstbewusstsein und Autonomie
- Lessings Konzeption von Liebe, Ehre und gesellschaftlichen Normen
- Die Relevanz von Lessings Biografie für die Figur der Minna
- Minnas Rolle im Konflikt zwischen Tradition und Aufklärung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Hausarbeit ein und stellt den historischen Kontext von Lessings "Minna von Barnhelm" im 18. Jahrhundert dar. Das zweite Kapitel beleuchtet die gesellschaftliche Stellung der Frau im 18. Jahrhundert und zeigt die Einschränkungen auf, denen Frauen in dieser Zeit unterworfen waren. Kapitel 3 untersucht die Parallelen zwischen Minnas Handlungsweise und Lessings eigener Biografie. Das vierte Kapitel befasst sich mit den unterschiedlichen Facetten von Minnas Charakter und untersucht ihre Rolle als selbstbewusste Frau, Intrigantin, Naive und Spielerin im Kontext der moralischen Konventionen ihrer Zeit.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit konzentriert sich auf die Figur der Minna von Barnhelm, die Stellung der Frau im 18. Jahrhundert, Lessings Biografie, die Konzeption von Liebe und Ehre, die moralischen Konventionen der Zeit, sowie die Rolle von Minnas Selbstbewusstsein und Autonomie im Kontext der Aufklärung. Die Analyse beleuchtet die komplexen Interaktionen zwischen Minnas Charakter und der historischen Situation, in der sie agiert.
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- Claudia Rehmann (Author), 2013, Femme fatale, Naive oder Aufklärerin? Die Polyvalenz der Minna von Barnhelm, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/284193