Paul Kirn definiert für die Historiographie alle Texte, Gegenstände und Tatsachen, aus denen Erkenntnis aus der Vergangenheit gewonnen werden kann, als Quellen. Darunter fallen auch die Kaiserviten Suetons, herausgegeben um 120 nach Christus in der Regierungszeit Hadrians. [...]
Die Tendenz einer allgemeinen Aufwertung römischer Autoren ist seit Steidles wegweisender Monographie „Sueton und die antike Biographie“ , erschienen 1951, auch für die Suetonforschung wirksam. Allerdings würdigt die moderne Forschung die Kaiserviten als Quelle sehr unterschiedlich. Häufig ist in diesem Diskurs Suetons literarisches und historisches Werk römischer Alleinherrscher in Beziehung zu der Parallelbiographie von Plutarch gesetzt worden, wobei die de vita Caesarum häufig nur als Vergleichsfolie fungierten. [...]
Der heterogene Forschungsstand führt zu der erkenntnisleitenden Frage: Sueton – (Falscher) Historiker oder Biograph in den Kaiserviten?, die in vorliegender Hausarbeit deduktiv vom Allgemeinen zum Besonderen untersucht wird. Ziel ist es, die für die Antike sowie die Gegenwart relevanten Vorstellungen von Biographien und historiographischen Werken zu untersuchen, ohne eine problematische Rückblicksbewertung angelehnt an Erwartungshaltungen ausgehend von der Parallelüberlieferung Plutarchs anzulegen.
Dabei wird zunächst auf Suetons Leben und Werke im historischen Kontext eingegangen. Darauffolgend wird sich mit den Kaiserviten auseinandergesetzt, denen drei Subthemen untergeordnet sind: Ausgehend von Quellenlage, Aufbau und Konzeption des Werks sowie der Verortung der Caesares im historiographischen und biographischen Kontext der Antike wird anschließend auf den modernen Forschungsdiskurs zu Form und Funktion der Kaiserbiographien eingegangen. Die daraus resultierenden Ergebnisse werden nach Beschäftigung mit Cäsars Lebenslauf und dessen Quelle in den Kaiserviten beispielhaft auf die Passage der Vorzeichen und Prodigien der Königswürde und des Todes überprüft und analysiert. Zum Schluss folgt ein ausblickgebendes Fazit.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Sueton- Leben und Werke
- Quellenlage, Aufbau und Konzeption
- Verortung der Caesares im historiographischen und biographischen Kontext der Antike
- Moderner Forschungsdiskurs zu Form und Funktion der Kaiserbiographien
- Die Caesar Vita
- Cäsar-Leben und Quelle
- Vorzeichen und Prodigien der Königswürde und des Todes in der Cäsarbiographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob Sueton in seinen Kaiserviten als Historiker oder Biograph betrachtet werden kann. Dabei wird das Werk aus der Perspektive der antiken und modernen Forschungslandschaft analysiert, wobei insbesondere der Einfluss von Plutarch und die Rolle von Quellenkritik und -verarbeitung im Vordergrund stehen. Die Arbeit untersucht den Lebenslauf und die Werke Suetons, beleuchtet die Quellenlage und den Aufbau der Kaiserviten und analysiert beispielhaft die Darstellung von Gaius Julius Cäsar im Hinblick auf die Darstellung von Vorzeichen und Prodigien.
- Suetons Lebenslauf und sein Verhältnis zu Plinius dem Jüngeren und anderen bedeutenden Persönlichkeiten der Antike
- Die historische und literarische Einordnung der Kaiserviten Suetons im Kontext der römischen Geschichtsschreibung
- Die Analyse der Kaiserviten als Quelle und die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Forschungsmeinungen zu ihrer Relevanz und Interpretation
- Die Rolle von Quellenkritik und -verarbeitung in Suetons Werk und die Herausforderungen, die sich daraus für die moderne Forschung ergeben
- Die beispielhafte Analyse der Cäsar-Vita im Hinblick auf die Darstellung von Vorzeichen und Prodigien
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Frage nach der Einordnung von Suetons Kaiserviten in die Historiographie und Biographik der römischen Antike. Der zweite Abschnitt beleuchtet Suetons Leben und Werke in seinem historischen Kontext und stellt seine Verbindung zu bedeutenden Persönlichkeiten wie Plinius dem Jüngeren heraus. In Kapitel 3 wird die Quellenlage, der Aufbau und die Konzeption der Kaiserviten im Detail untersucht. Der Fokus liegt dabei auch auf der Verortung der Caesares im historiographischen und biographischen Kontext der Antike sowie auf der Analyse des modernen Forschungsdiskurses zu Form und Funktion der Kaiserbiographien. Kapitel 4 analysiert beispielhaft die Cäsar-Vita, wobei insbesondere die Darstellung von Cäsars Leben und den Vorzeichen seiner Königswürde und seines Todes im Fokus steht.
Schlüsselwörter
Sueton, Kaiserviten, römische Geschichte, Biographik, Historiographie, Plinius der Jüngere, Quellenkritik, Vorzeichen, Prodigien, Cäsar, Kaiserbiographien, antike Literatur, Forschungsdiskurs, historische Quellen.
- Quote paper
- Laura Baier (Author), 2013, Die Kaiserviten. Sueton als Historiker oder Biograph?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/284333