Die Erforschung des Zusammenhangs von Geschlecht und Sprache kann nicht losgelöst erfolgen von einigen grundlegenden Erkenntnissen, die sich auf das Zusammenleben von Frauen und Männern in der Gesellschaft beziehen.
Thematisiert wurde diese Problematik vor allem durch die Frauenbewegung in den USA und Europa, deren Anfänge zum Ende des 18. Jahrhunderts zurückreichen. Die Engländerin Mary Wollstonecraft veröffentlichte bereits 1787 „Thoughts on the Education of Daughters“ und im Jahre 1792 das für die Frauenbewegungen bahnbrechende Werk „A Vindication of the Rights of Woman“.1 In Deutschland existierten aktive Frauenbewegungen von der Mitte des 19. Jahrhunderts an. Von ihnen schlossen sich im Jahre 1894 insgesamt 137 Vereine zum „Bund deutscher Frauenvereine“ (BdF) zusammen, deren Mitgliederzahl bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges auf ca. 500 000 angewachsen war. Die organisierten Frauen nahmen sich dabei sehr unterschiedlicher Themenbereiche an, die von den traditionellen weiblichen Bereichen der sozialen Fürsorge bis zu modernen emanzipatorischen Anliegen reichten.2 Nachdem während des Dritten Reiches und des Zweiten Weltkrieges diese Bewegungen in Deutschland gewaltsam unterdrückt wurden, kamen sie gegen Ende der 60er Jahre wieder auf und entwickelten sich seither ständig weiter. Entscheidende Impulse erhielten sie während der letzten zwanzig Jahre vor allem aus den USA.
Inhaltsverzeichnis
- Frauenbewegungen in Europa und den USA
- Stereotype Geschlechtsrollenbilder und Verhaltensnormen
- Sexismus und Gewalt
- Geschlecht und Sprache
- Sprachsystem und Sprachgebrauch
- Systemimmanente Faktoren der Diskriminierung
- Sexistische Tendenzen im Sprachgebrauch
- Interaktions- und Gesprächsverhalten
- Interpretationstendenzen gesprächsanalytischer Studien
- Die Defizithypothese
- Die Dominanzhypothese
- Geschlechtsspezifisches Sprachverhalten in Institutionen und Beruf
- Erweiterung des gesellschaftlichen und sprachlichen Dominanzbegriffes
- Die Differenzhypothese
- Symmetrische und asymmetrische Gesprächsstrategien
- Gespräch als Produkt zahlreicher Situationsvariablen
- Abkehr von dualistischen Denkmodellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Beurteilung geschlechtsspezifischen Sprachverhaltens. Sie beleuchtet die Zusammenhänge zwischen Sprache und Geschlecht im Kontext von Frauenbewegungen und sozialen Machtstrukturen. Die Arbeit analysiert verschiedene Interpretationstendenzen gesprächsanalytischer Studien und hinterfragt die traditionellen dualistischen Denkmodelle.
- Die Rolle von Frauenbewegungen in der Entwicklung der Forschung zu Geschlecht und Sprache
- Die Auswirkungen von Stereotypen und gesellschaftlichen Machtstrukturen auf Sprache und Sprachgebrauch
- Die Kritik an traditionellen Interpretationen von geschlechtsspezifischem Sprachverhalten
- Die Relevanz von Kontext und Situation für die Analyse von Sprache und Geschlecht
- Die Abkehr von dualistischen Denkmodellen in der Sprachwissenschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit den Anfängen der Frauenbewegungen in Europa und den USA und deren Bedeutung für die Erforschung des Zusammenhangs zwischen Geschlecht und Sprache. Es werden die Entwicklungen von stereotypen Geschlechtsrollenbildern und die Auswirkungen von Sexismus und Gewalt auf die Lebensbedingungen von Frauen aufgezeigt.
Kapitel zwei beschäftigt sich mit dem Einfluss von Geschlecht auf Sprachsystem und Sprachgebrauch. Hier werden systemimmanente Faktoren der Diskriminierung sowie sexistische Tendenzen im Sprachgebrauch analysiert. Weiterhin werden Aspekte des Interaktions- und Gesprächsverhaltens im Kontext von Geschlecht beleuchtet.
Das dritte Kapitel behandelt verschiedene Interpretationstendenzen gesprächsanalytischer Studien, die sich mit geschlechtsspezifischem Sprachverhalten auseinandersetzen. Hier werden die Defizithypothese, die Dominanzhypothese und die Differenzhypothese vorgestellt und in ihren jeweiligen Implikationen erläutert.
Schlüsselwörter
Geschlecht, Sprache, Frauenbewegungen, Stereotype, Sprachsystem, Sprachgebrauch, Gesprächsanalyse, Defizithypothese, Dominanzhypothese, Differenzhypothese, Interaktion, Diskriminierung, soziale Machtstrukturen, patriarchale Strukturen.
- Quote paper
- Cornelia Peters (Author), 1999, Sprache und Geschlecht - Beurteilungen geschlechtsspezifischen Sprachverhaltens, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28710