Neben den großen strukturellen Debatten der Transformationsforschung, wie zum Beispiel
der Frage nach dem geeigneten Regierungs-, Wahl und Parteiensystem, oder den
theoretischen Debatten nach dem Bestand und der Stabilität der neu entstandenen
Demokratien, ist die Frage nach der Entstehung und dem Verhalten von politischen Eliten
und ihren Einfluss auf das politische System besonders wichtig, um den weiteren Prozess
der Transformation in der Ukraine einzuschätzen. Die Wissenschaftler Higley und
Pakulski sehen die Analyse von Eliten als zentrale Variable bei der Analyse des politischen
Systems. „Elites are the core of the emphasis on political causation that ist now so
prevalent in macro political analysis,...“6 Unter dem Begriff „Elite“ subsumieren die
Autoren alle Formen von Führern, Entscheidungsträgern, machthabenden Gruppen und
Netzwerke sowie staatliche Akteure.7
Die vorliegende Arbeit konzentriert sich auf die Untersuchung der Interaktionen zwischen
machthabenden Gruppen, Netzwerken und staatlichen Akteuren. Dabei geht es nicht
zuletzt darum, einen Beitrag zu der Fragestellung zu leisten, ob die Ukraine auf dem Weg
zu einem demokratischen Partner an der Grenze Europas ist, oder ob es einen Rückfall in
autokratische Führungsstrukturen mit pseudodemokratischen Elementen zu befürchten gilt.
Vorrangiges Ziel der Arbeit ist es, zu zeigen, dass die eigentliche politische
Interessenrepräsentation- und –Artikulation nicht über die in der Verfassung vorgesehenen
politischen Gewalten erfolgt, sondern durch Eliten, die sich in Schlüsselpositionen des
gesamten politischen Systems der Ukraine etabliert haben. Es wird deshalb die These
aufgestellt, dass im politischen System der Ukraine eine Trennung zwischen politischen
und wirtschaftlichen Eliten kaum möglich ist. Ist das politische System der Ukraine mit Oligarchen und damit Wirtschaftseliten „durchsetzt“, die ihre eigenen Interessen über
Schlüsselpositionen im System durchsetzen wollen, dann ist die Ukraine im
Konsolidierungsprozess steckengeblieben, und zwar deshalb, weil wesentliche Kriterien
für die Konsolidierung der Verfassungsinstitutionen verletzt sind. Diese Kriterien werden
im theoretischen Teil dieser Arbeit herausgearbeitet8. [...]
6 Vgl. Higley, J; Pakulski, J, 2000: Elites after State Socialism, Theories and analysis, Oxford: S. 238
7 ebd.
8 Vgl. „Theoretische Einordnung“
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- DIE UKRAINE AM SCHEIDEWEG?
- ZENTRALE FRAGESTELLUNG UND AUFBAU DER ARBEIT
- THEORETISCHE EINORDNUNG.
- ALLGEMEINES
- TRANSFORMATIONSTHEORIEN
- DER AKTEURSTHEORETISCHE ANSATZ
- Kriterien für eine konsolidierte Demokratie..
- Kriterien zur Akteursanalyse....
- Strukturelle Konsolidierung
- Klientelismus / Partikularismus .
- Institutionelle Autonomie..
- Delegatives Verhalten..........\n.
- HINTERGRÜNDE ZUR ELITENBILDUNG IN DER UKRAINE..........
- ELITENBILDUNG IM POLITISCHEN SYSTEM.
- DIE DURCHDRINGUNG DER VERFASSUNGSAKTEURE.
- DER PRÄSIDENT
- Verfassungsauftrag..
- Verfassungswirklichkeit des Präsidentenamtes...\n
- Leonid Kutschma: Roter Direktor und Machtpolitiker.
- Die 1. Amtszeit: Wirtschaftsreformen und der Weg zur Verfassung
- Die 2. Amtszeit: Die Gleichschaltung der Legislative .
- Die Präsidentschaftswahlen 2004.
- Die Präsidialadministration und die Pressefreiheit..
- Aussage für den Transformationsprozess .
- DIE REGIERUNG
- Verfassungsauftrag .....
- Verfassungswirklichkeit.....
- Regierungen der Ära Krawtschuk / Besonderheiten der\nWirtschaftstransformation
- Regierungen der Präsidentschaft Kutschmas bis 1999
- Regierungen der Präsidentschaft Kutschmas bis 2004.
- Aussage für den Transformationsprozess .
- DAS PARLAMENT: DIE WERCHOWNA RADA.
- Verfassungsauftrag ...
- Verfassungswirklichkeit...\n
- Die Mehrheitsverhältnisse seit dem 31. März 2002..\n
- Fallbeispiel: Wirtschaftsverflechtungen im Parlament .
- Fallbeispiele: Oligarchen und Clans
- Aussage für den Transformationsprozess.
- ZUSAMMENFASSUNG.
- Die Rolle von Wirtschaftseliten in der politischen Transformation der Ukraine
- Die Verflechtung von Wirtschaft und Politik im ukrainischen System
- Die Entstehung und Entwicklung von „Financial-Industrial Groups“ (FIGs)
- Die Durchdringung der staatlichen Institutionen durch Wirtschaftseliten
- Der Einfluss von Oligarchen und Clans auf die politische Entscheidungsfindung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die Elitenbildung in der Ukraine nach der Unabhängigkeitserklärung 1991. Der Fokus liegt dabei auf der politischen Transformation und den Einflussfaktoren, die zu einer dominierenden Rolle von Wirtschaftseliten im politischen System geführt haben. Die Arbeit untersucht die Entstehung und Entwicklung von „Financial-Industrial Groups“ (FIGs) und ihre Vernetzung mit politischen Akteuren.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Ukraine im Kontext der Transformationsprozesse Osteuropas dar und beleuchtet die Herausforderungen, die das Land im Jahr 2004 vor sich hat. Sie führt die zentrale Fragestellung der Arbeit ein und erläutert den Aufbau der Untersuchung. Das zweite Kapitel behandelt die theoretischen Grundlagen der Arbeit. Es werden Transformationstheorien und der Akteursansatz vorgestellt, die den Rahmen für die Analyse des ukrainischen Systems liefern. Im dritten Kapitel werden die Hintergründe der Elitenbildung in der Ukraine beleuchtet. Die Arbeit skizziert die Entwicklung der Elitenstrukturen und zeigt die Herausforderungen der politischen und wirtschaftlichen Transformation auf. Das vierte Kapitel untersucht die Elitenbildung im politischen System der Ukraine. Es analysiert die Durchdringung der staatlichen Institutionen durch Wirtschaftseliten, indem es den Präsidenten, die Regierung und das Parlament als Akteure untersucht.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind Elitenbildung, Transformation, Ukraine, Wirtschaftseliten, Oligarchen, Financial-Industrial Groups (FIGs), politische Institutionen, Präsidentschaft, Regierung, Parlament, Einfluss, Macht, Korruption, Klientenismus, politische Transformation.
- Arbeit zitieren
- Sebastian Worm (Autor:in), 2004, Elitenbildung in der Ukraine, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28818