Süddeutschland bekam die Revolutions- und napoleonischen Kriege schwer zu
spüren. Weniger die Kampfhandlungen hatten gravierende Folgen für die
Bevölkerung, sondern vielmehr die Begleiterscheinungen der durchziehenden
Heere. Es galt Armeen in einer Größe zu versorgen, wie es sie in der Geschichte
noch nie zuvor gegeben hatte. Oft nahmen sich die durchziehenden Soldaten
auch einfach das, was sie gerade brauchten: Nahrung, Kleidung, Reittiere,
Wagen oder die Sexualität der Frauen. Es blieb aber nicht nur beim „Mundraub“.
Kunst- und Kirchenschätze, sowie durch Brandschatzung oder andere dubiose
Methoden erpresstes Geld sollten außerdem die leeren Staatskassen Frankreichs
wieder auffüllen. Auch die Kriege außerhalb Süddeutschlands betrafen Baden,
Bayern und Württemberg. Sowohl von napoleonischer, als auch von alliierter
Seite wurden Soldaten in Süddeutschland rekrutiert und auf Schlachtfeldern in
halb Europa eingesetzt.
Die militärischen Auseinandersetzungen in Süddeutschland Ende des
18. / Anfang des 19. Jahrhunderts lagen in der Französischen Revolution
begründet.
Geprägt von den Ideen der Aufklärung griff die Französische Revolution den
Absolutismus an. Die Jahrzehnte nach 1789 waren bestimmt von einer
Konfrontation des Ancien régime mit einer modernen Herrschafts- und
Gesellschaftsordnung. Dieses Aufeinandertreffen brachte zwangsläufig eine
Erschütterung des europäischen Staatensystems und der internationalen
zwischenstaatlichen Beziehungen mit sich. Es entwickelte sich ein Konflikt, der
nicht mehr mit traditionellen Mitteln der Gleichgewichtspolitik zu lösen war.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- „Ruhe vor dem Sturm“
- Wirtschaftliche Lage
- Politische Machtverteilung
- Lebensgefühl der Süddeutschen
- Französische Revolution in Süddeutschland
- Schlachten und Soldaten
- Erster Koalitionskrieg
- Zweiter Koalitionskrieg
- Dritter Koalitionskrieg
- Süddeutsche unter Napoleon
- Süddeutsche in den „Befreiungskriegen“
- Ein neues Kapitel Militärgeschichte
- Motivsuche auf französischer Seite
- Levée en masse
- Novum: Entscheidungsschlachten
- Exkurs: Ein Blick auf Österreich
- Alltag und Lebenswelt
- Eine Zeit des Umbruchs für den Südwesten
- Emigrantenkolonien
- Truppenbewegungen
- Kontributionen und Kriegssteuern
- Handelssperren
- Der Südwesten wird Kriegsschauplatz (1796)
- Hoffnungsvolles Entgegenkommen
- Große Enttäuschung und Erschrecken über Kriegsrealität
- Süddeutschland nach 1796
- Eine Zeit des Umbruchs für den Südwesten
- Süddeutsche im Krieg
- Rekrutierungen in Süddeutschland
- Reaktionen auf die Wehrpflicht
- Einsteherwesen
- Heiraten
- Desertionen
- Rekrutierungsunruhen
- Militär als Chance für Aufstieg
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit soll einen ersten Überblick über die Situation Süddeutschlands in den Revolutions- und napoleonischen Kriegen liefern und sich dabei vor allem mit den Auswirkungen auf die breite Bevölkerung beschäftigen. Die Arbeit untersucht Alltagserfahrungen und Lebenswelt der Süddeutschen, aber auch ihre Sichtweise des Krieges und die Frage, ob es eine Kriegsbegeisterung motiviert durch nationale Ideen gab.
- Die Auswirkungen der Revolutions- und napoleonischen Kriege auf die süddeutsche Bevölkerung
- Alltagserfahrungen und Lebenswelt der Süddeutschen während der Kriege
- Die Reaktion der Süddeutschen auf die Wehrpflicht
- Die Frage nach einer Kriegsbegeisterung in Süddeutschland
- Die Rolle der süddeutschen Staaten im europäischen Kontext
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Folgen der Revolutions- und napoleonischen Kriege für Süddeutschland, insbesondere die Belastungen durch die durchziehenden Heere und die damit verbundenen Requisitionen. Das erste Kapitel, „Ruhe vor dem Sturm“, beschreibt die wirtschaftliche Lage, die politische Machtverteilung und das Lebensgefühl der Süddeutschen vor dem Ausbruch der Revolutionen. Es thematisiert auch die Auswirkungen der Französischen Revolution auf Süddeutschland. Das zweite Kapitel, „Schlachten und Soldaten“, behandelt die süddeutsche Beteiligung an den Koalitionskriegen, die Situation der Süddeutschen unter Napoleon sowie die Rolle der Süddeutschen in den Befreiungskriegen. Das dritte Kapitel, „Ein neues Kapitel Militärgeschichte“, befasst sich mit der Motivsuche auf französischer Seite, der Levée en masse, dem Aufkommen von Entscheidungsschlachten und dem Einfluss Österreichs auf die Kriegsereignisse. Das vierte Kapitel, „Alltag und Lebenswelt“, konzentriert sich auf die Auswirkungen der Kriege auf den Südwesten, wie Emigrantenkolonien, Truppenbewegungen, Kontributionen und Kriegssteuern sowie Handelssperren. Es untersucht auch die Reaktion der Bevölkerung auf den Kriegsschauplatz in Süddeutschland im Jahr 1796. Schließlich beleuchtet das fünfte Kapitel, „Süddeutsche im Krieg“, die Rekrutierungen in Süddeutschland sowie die unterschiedlichen Reaktionen auf die Wehrpflicht, einschließlich Einsteherwesen, Heirat, Desertion, Rekrutierungsunruhen und die Chance des militärischen Aufstiegs.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter dieser Arbeit sind Süddeutschland, Revolutionskriege, Napoleonische Kriege, Militärgeschichte, Bevölkerung, Alltag, Lebenswelt, Wehrpflicht, Rekrutierung, Kriegsbegeisterung, Frankreich, Österreich, Koalitionskriege, Befreiungskriege, Levée en masse, Entscheidungsschlachten, Kontributionen, Handelssperren, Emigrantenkolonien.
- Quote paper
- Nadine Wörner (Author), 2004, Süddeutschland in den Revolutions- und napoleonischen Kriegen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28820