In der vorliegenden Untersuchung soll zunächst dem Begriff der Inspiration nachgegangen werden. Nachdem ein Überblick über dessen Bedeutungsgehalte gegeben wurde, wird der Roman "Les Faux-Monnayeurs" daraufhin untersucht, ob tatsächlich „Inspiration“ eine Rolle beim dort dargestellten literarischen Wirken spielt. Für diese Untersuchung bietet "Les Faux-Monnayeurs", welches im Wesentlichen ein Roman über das literarische Schaffen ist , auf mehreren Ebenen Gelegenheit: Ein Roman mit dem Titel "Les Faux-Monnayeurs", der von einem Autor handelt, der seinerseits einen Roman mit eben jenem Titel in Angriff nimmt, und dessen Vorgehen wiederum im Romanverlauf fortwährend durch den Erzähler kommentiert und beurteilt wird, bietet vorliegender Untersuchung zahlreiche Anhaltspunkte, den Prozess des literarischen Schaffens nachzuvollziehen.
Der Protagonist Édouard, in dem man ein Abbild Gides sehen kann , hat die Ambition, einen nie dagewesenen Roman zu schreiben . Er möchte keine „tranche de vie“ darstellen, er hat vielmehr den Wunsch, einen ganzheitlichen Roman zu schreiben: „Pour moi, je ne voudrais pas couper du tout. […] Je voudrais tout y faire entrer, dans ce roman. Pas de coup de ciseaux pour arrêter, ici plutôt que là, sa substance.“
Bei diesem hohen Anspruch stellt sich die Frage, ob dementsprechend auch an das Verfahren besondere, innovative und außerordentliche Ansprüche gestellt werden: Zu jedem besonderen „Produkt“ gehört ein besonderer Schaffensprozess. Auch diesem soll nachgegangen werden: Wessen bedarf der Schriftsteller, um schreiben zu können, welche Voraussetzungen in Umfeld und Geisteszustand muss er sich schaffen? Woraus schöpft er, wessen bedient er sich?
Inhaltsverzeichnis
- I - Einleitung
- II - Konstitutive Elemente von „Inspiration“- ein begriffsgeschichtlicher Abriss.
- 1. Das Verständnis in der Antike.
- 1.1. Platon: Der Enthusiasmusgedanke
- 1.2. Die Anrufung der Musen
- 1.3. Inspiration als Dichotomie des Gebens und Empfangens
- 2. Inspiration in der Heiligen Schrift.
- 3. „Inspiration“ während der Aufklärung
- 4. Abgrenzung zum Genie-Gedanken des 18. Jahrhunderts.
- 5. Fazit
- III - Werkebenen in Les Faux-Monnayeurs
- 1. Definition der Mise en abyme
- 2. Die Mise en abyme in Les Faux-Monnayeurs
- 3. Fazit
- IV - Inspirationsbedingte Wirkungen Analyse
- 1. Prädisposition der „Kreativen“
- 1.1. Édouards Selbstverständnis
- 1.2. Wie erfährt Édouard Enthusiasmus?
- 1.3. Kontrastfiguren Passavant und Lady Griffith
- 2. Die Rolle Lauras
- 2.1. Einfluss Lauras auf das frühere Romanprojekt
- 2.2. Verlust des Einflusses
- 2.3. Verarbeitung des Inspirationsverlusts durch den Romancier.
- 2.4. Urteil des Erzählers und aktuelle Bedeutung Lauras für Édouard
- 3. Gewinnung von Romanstoff.
- 3.1. Konkrete Personen als Ausgangspunkt für literarisches Schaffen
- 3.2. „Êtres en formation“
- 3.3. „Gravitation“ und Feldgedanke
- 4. Visitation divine vs. Kontrolle über das Schreiben
- 5. Die Rolle Oliviers
- 5.1. Facetten einer gegenseitigen Zuneigung
- 5.2. Das Anziehungsfeld zwischen Édouard und Olivier.
- 5.3. Entladung einer Spannung.
- 5.4. „Cerveau dispos“
- 6. Verhältnis von Werk und Leben
- 7. Fazit
- 7.1. Subjektive Betrachtung aus Sicht Édouards.
- 7.2. Erklärungsversuche „von außen“
- V - Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Bachelorarbeit befasst sich mit dem Thema der Inspiration im literarischen Schaffen. Sie analysiert den Roman „Les Faux-Monnayeurs“ von André Gide, um zu untersuchen, inwieweit Inspiration eine Rolle im dargestellten Schreibprozess spielt.
- Die unterschiedlichen Bedeutungsfacetten des Inspirationsbegriffs in der Geschichte
- Die Konstruktion der literarischen Wirklichkeit in „Les Faux-Monnayeurs“ durch die Mise en abyme
- Die Rolle der Figuren Édouard, Laura und Olivier im Prozess des literarischen Schaffens
- Die Interaktion zwischen dem Schriftsteller und seiner Umgebung als Inspirationsquelle
- Das Verhältnis von Werk und Leben in „Les Faux-Monnayeurs“
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Inspiration im Kontext von André Gides Roman „Les Faux-Monnayeurs“ ein und stellt die Forschungsfrage nach dem Einfluss von Inspiration auf den Schreibprozess des Protagonisten Édouard. Das zweite Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung des Inspirationsbegriffs, beginnend mit der Antike und seinen unterschiedlichen Facetten. Kapitel III erläutert die Konstruktion der literarischen Wirklichkeit in „Les Faux-Monnayeurs“ durch die Mise en abyme. Kapitel IV analysiert die Inspirationsbedingten Wirkungen im Roman, indem es die Prädisposition des Protagonisten, die Rolle der Figuren Laura und Olivier sowie die Gewinnung von Romanstoff beleuchtet. Abschließend werden das Verhältnis von Werk und Leben sowie die subjektive und objektive Betrachtung des Schreibprozesses untersucht.
Schlüsselwörter
Inspiration, „Les Faux-Monnayeurs“, André Gide, literarisches Schaffen, Mise en abyme, Édouard, Laura, Olivier, Romanprojekt, Schreibprozess, Enthusiasmus, „Êtres en formation“, „Gravitation“, Feldgedanke, Visitation divine, Kontrolle über das Schreiben, Verhältnis von Werk und Leben.
- Quote paper
- Katja Federhen (Author), 2012, Literarisches Schaffen in André Gides "Les Faux-Monnayeurs". Ein auf Inspiration beruhender Prozess?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/295298