Verteilungsaspekte der Hochschulfinanzierung. Mögliche Umverteilungseffekte zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen


Seminararbeit, 2014

16 Seiten, Note: 2,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Zusammenfassung des Fachartikels
2.1 Gesamtüberblick
2.2 Die Studien aus Kalifornien und Florida im Vergleich
2.3 Vergleich der drei Bundesstaaten mit einer veränderten Methode

3. Einordnung des Fachartikels in die Literatur
3.1 Weitere Bundesstaaten und Länder im Vergleich
3.2 Quer- und Längsschnittanalysen im deutschsprachigen Raum

4. Schlussbetrachtungen

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Wer profitiert am meisten vom Hochschulbildungsprogramm? Wer trägt die Hauptkosten der Hochschulbildung? Bezahlen Studenten ihr Studium letztlich selbst durch ihre späteren Steuern, selbst, wenn das Studium zunächst kostenlos ist, also keine Studiengebühren verlangt werden?

Mit diesen und ähnlichen spannenden Fragen beschäftigt sich die nachfolgende Literaturrecherche zum Thema Verteilungsaspekte der Hochschulfinanzierung. Hierbei wird unter anderem auf die Frage eingegangen, wie sich die Finanzierung und der Nutzen der Hochschulbildung auf mögliche Umverteilungseffekte zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen auswirkt.

2. Zusammenfassung des Fachartikels

2.1 Gesamtüberblick

In der vorliegenden Literatur untersuchen Hight und Pollock die Einkommensverteilungseffekte in den US-Bundesstaaten Kalifornien, Florida und Hawaii aufgrund von Ausgaben für Hochschulbildung. (vgl. Hight et. al. 1973, 318-330) Einkommenstransfers nach Steuern unter den Einkommensklassen findet statt, wenn es Einkommensklassen gibt, die staatliche Zuwendungen bekommen, die durch Steuern anderer Einkommensklassen finanziert werden. Vergleicht man Familieneinkommensverteilungen von Studenten mit den Verteilungen von Steuerbelastungen der Einkommensklassen, so kann man das Ausmaß dieser Transfers erfassen. Die untersuchten Strukturen der realen Einkommenstransfers nach Steuern unterscheiden sich je nach Bundesstaat wesentlich voneinander. Deshalb ist es auch nicht möglich, auf der Basis eines einzelnen Staates allgemeingültige Aussagen zu treffen.

Es wird auf zwei Untersuchungen Bezug genommen, die die Einkommensverteilungseffekte der Hochschulbildung analysieren. Während Hansen und Weisbrod jene in Kalifornien untersuchen (vgl. Hansen 1969, 176-1991), betrachtet Windham jene in Florida. (vgl. Windham 1970) Hansen und Weisbrod stellen fest, dass in Kalifornien die durchschnittlichen Leistungen, die man vom staatlichen Hochschulbildungssystem erhält, positiv mit dem Familieneinkommen korrelieren. Hingegen sagt Windham, dass es in Florida Umverteilungseffekte, die durch das staatliche Hochschulbildungssystem entstehen, zu Gunsten höherer Einkommensklassen gibt. Während Hansen und Weisbrod die relative Größe der Leistungen untersuchen, die Studenten erfahren, die tatsächlich im Hochschulbildungssystem sind, vergleicht Windham die Zuwendungen und Steuerkosten, die den Einkommensklassen zuzuordnen sind. Ein Kommentar von Pechmann zur Hansen-Weisbrod Debatte ermöglicht für Kalifornien eine Auswertung der Verteilungseffekte zwischen den Einkommensklassen, die durch öffentliche Hochschulbildung entstehen, mit der gleichen Methodik wie die von Windham für Florida. Trotz ähnlicher Vorgehensweise sind die Ergebnisse grundlegend anders. Während Windham in Florida eine Verteilung zu Gunsten der höheren Einkommensklassen sieht, sieht Pechman in Kalifornien eine Verteilung zu Gunsten der niedrigeren Einkommensklassen. (vgl. Pechman 1970, 361-370)

Keine der genannten Methoden kann jedoch die Frage der Einkommensverteilung hinreichend beantworten. Eine Antwort auf die Frage erfordert eine Analyse der Verteilung der Einkommen vor Steuern mit und ohne staatlicher Hochschulbildung. Jedoch ermöglichen die Untersuchungen eine Analyse der Frage, ob die Verteilung der Sozialleistungen und die Mittel der Steuerfinanzierung einen Übertrag der realen Einkommen nach Steuern zwischen den Einkommensgruppen bedeutet.

Um diese Frage zu beantworten verwenden Hight und Pollock die Vorgehensweise von Pechman und Windham mit einer Veränderung, um zwischen den Staaten zu vergleichen. Die Unterschiede der Einkommenseffekte zwischen Kalifornien und Florida werden zwar weiterhin auftreten, jedoch weniger stark. Dennoch ist eine Verallgemeinerung schwierig, wegen eines weiteren Musters von Transfers zwischen Einkommensklassen durch das öffentliche Hochschulbildungsprogramm in Hawaii.

2.2 Die Studien aus Kalifornien und Florida im Vergleich

Die Studie von Hansen und Weisbrod vergleicht die durchschnittlichen empfangenen Leistungen mit dem durchschnittlichen Familieneinkommen der Studenten im kalifornischen staatlichen Hochschulbildungssystem. Hierzu werden die durchschnittlichen Steuerzahlungen von den durchschnittlichen Bildungsfördermitteln abgezogen. Diese werden ermittelt durch die Kosten pro Student auf den verschiedenen Ebenen der öffentlichen Hochschulbildung. Hierbei finden Hansen und Weisbrod heraus, dass die durchschnittlichen Fördermittel positiv mit den Durchschnittsfamilieneinkommen der Studenten korreliert.

Pechman wiederum verlagert das Gewicht von einer Schätzung der Gesamtmenge an Zuwendungen je Student auf ein Messung an Transfers zwischen den Einkommensgruppen. Seine Ergebnisse zeigen eine Umverteilung von höheren zu niedrigeren Einkommensklassen. Er ermittelt das, indem er die durchschnittlichen Bildungsfördermittel einer gegebenen Einkommensklasse vergleicht mit den durchschnittlichen lokalen Steuerzahlungen des Bundesstaates der Familien in dieser Einkommensklasse, die Ausgaben für das öffentliche Hochschulbildungssystem eines Staates zugeordnet werden kann. Die Steuerzahlungen eines Bundesstaates, die der öffentlichen Hochschulbildung zugeordnet werden können, werden ermittelt, in dem man annimmt, dass der Prozentsatz der absoluten Kosten des Hochschulbildungsprogramms, die durch eine Einkommensklasse getragen werden, gleich des Prozentsatzes des absoluten staatlichen und kommunalen Steuerbescheids ist, der durch diese Einkommensgruppe gezahlt wird. Diese Vorgehensweise der Allokation der Kosten des Hochschulbildungsprogramms haben Hansen und Weisbrod Proportionalansatz genannt.

In der Studie aus Florida schätzt Windham die Übertragungseffekte zwischen Einkommensgruppen, die durch das Hochschulbildungssystem entstehen, indem er die gleiche Methodik verwendet wie Pechman. Er kommt jedoch auf ein ganz anderes Ergebnis. Sein Vergleich der Bildungsfördermittel und den darauf bezogenen Steuerabgaben der entsprechenden Einkommensklasse zeigt eine Umverteilung von niedrigeren zu höheren Einkommensklassen.

Jedoch ist ein Vergleich zwischen den beiden Studien schwierig, da es dennoch Unterschiede in den Methoden gibt. Zum einen werden unterschiedliche Konzepte und Techniken angewandt, um die Bildungskosten der Hochschulbildung zu ermitteln. Zum anderen sind die Schätzungen der Steuerinzidenzen unterschiedlich. Windham bezieht Bundessteuern mit ein, wohingegen Pechman nur Steuern der Bundesstaaten und Kommunalsteuern berücksichtigt. Außerdem können Einkommensgruppen alternativ nach bereinigtem Bruttoeinkommen und Einkommen nach Steuern Kalifornien und Florida eingeteilt werden.

Nochmal zusammengefasst: Hansen und Weisbrod vergleichen in Kalifornien die durchschnittlichen Fördermittel mit dem durchschnittlichen Familieneinkommen und stellen fest, dass die Fördermittel positiv mit den Familieneinkommen korrelieren. Pechman untersucht ebenfalls Kalifornien, vergleicht dabei jedoch Fördermittel einer Einkommensklasse mit deren Steuerzahlungen und stellt fest, dass es eine Umverteilung zu Gunsten niedrigerer Einkommensgruppen. Windham verwendet fast die gleiche Vorgehensweise wie Pechman in Florida und stellt eine Umverteilung zu Gunsten höherer Einkommensklassen fest.

2.3 Vergleich der drei Bundesstaaten mit einer veränderten Methode

Hight und Pollock benutzen für ihre Untersuchungen die Methode von Pechman und Windham, verändern diese jedoch, indem sie auf ein absolutes Maß der Kosten der Hochschulbildung verzichten. Viel mehr vergleichen sie die beiden Prozentsatzverteilungen: die Prozentsatzverteilung an Studenten anhand von Familieneinkommen und die Prozentsatzverteilung der kommunalen und bundesstaatlichen Steuerzahlungen der Einkommensgruppen. Wenn der Prozentsatz an Studenten einer Klasse nun größer ist als der Prozentsatz an gezahlten Steuern, versieht man diese Klasse mit einem positiven Transfer. Andersrum schreibt man ihr einen negativen Transfer zu.

Konkret wird so vorgegangen, dass aus verschiedenen Studien folgende Daten erfasst und miteinander vergleichen wurden. Aus jeweils Kalifornien, Florida und Hawaii werden sechs Familieninkommensgruppen gebildet und anschließend ermittelt, wie viele Studenten prozentual aus der jeweiligen Einkommensgruppe kommen. In der selben Tabelle wird abgebildet, wie viele Familien prozentual aus der jeweiligen Einkommensgruppe stammen. Die Gruppen sind wie folgt gestaffelt, jeweils in Dollar: 1. Gruppe: 0-3.999, 2. Gruppe: 4.000-5.999, 3. Gruppe: 6.000-8.999, 4. Gruppe: 9.000-14.999, 5. Gruppe: 15.000-19.999 und 6. Gruppe: 20.000 und mehr. Wenn also beispielsweise in einem Bundesstaat 10 % aller Studenten aus der ersten Einkommensgruppe sind, diese Einkommensgruppe jedoch zu 20 % in diesem Staat vertreten sind, bedeutet das, dass diese Gruppe unterrepräsentiert ist. Andersrum wäre sie demnach überrepräsentiert.

In einer zweiten Tabelle werden aus den gleichen Gruppen und den gleichen Staaten jeweils ermittelt, wie groß die effektive Steuerrate ist und wie groß die tatsächlichen Steuerbelastungen der jeweiligen Gruppen sind. Diese Unterschiede resultieren in erster Linie aus der unterschiedlichen Steuerbemessungsgrundlage.

In einer dritten Tabelle schließlich sind nochmal die Verteilungen der Studenten aus Tabelle 1, die Steuerbelastungen aus Tabelle 2 und deren Summen bzw. Differenzen abgetragen. Wenn also beispielsweise in Kalifornien 5 Prozent der Studenten aus der ersten Einkommensgruppe sind und diese Gruppe eine Steuerbelastung von 10 Prozent hat, ergibt sich daraus ein Nettoverlust für diese Gruppe von 5 Prozent. Wäre es anders herum, hätte sie einen Nettogewinn von 5 Prozent. Die Summen dieser Spalte müssen insgesamt Null ergeben, da ein Nettogewinn der einen Gruppe ein Nettoverlust einer anderen Gruppe darstellt.

Hierbei kommen Hight und Pollock zu folgenden Ergebnisse: Von allen drei untersuchten Bundesstaaten weist Kalifornien die regressivste Verteilung von Transferen zwischen den Einkommensklassen auf. Der große Transfer ist insgesamt zu Gunsten der niedrigeren Einkommensklassen. So haben die zweite und dritte Einkommensgruppe, also die mit Familieneinkommen von 4.000 bis 8.999 Dollar, in der Summe einen Nettogewinn von 16,8 Prozent, was wiederum knapp 44 Prozent der Studenten betrifft, die aus diesen beiden Gruppen kommen. Nur die erste Gruppe, aus der etwa zehn Prozent kommen, hat einen kleinen Nettoverlust von 1,9 Prozent. Außerdem ist in Kalifornien die Verteilung der Studenten im Vergleich zu den anderen beiden Staaten am ausgeglichensten. Nur die niedrigste Einkommensgruppe ist signifikant unterrepräsentiert. Die der nächsten drei Gruppen sind etwas überrepräsentiert. Insgesamt ist der Transfereffekt zu Gunsten der niedrigeren Einkommensgruppen.

In Florida haben die Gruppen zwei bis fünf einen leichten Nettogewinn, was knapp 82 Prozent aller Studenten betrifft. Dafür sind die niedrigste Einkommensgruppe mit 7,5 Prozent und die höchste Einkommensgruppe mit 5,2 Prozent Nettoverlust benachteiligt. Bei der höchsten Gruppe ist der Nettoverlust im Vergleich zu den anderen beiden Staaten am geringsten, bei der niedrigsten Gruppe jedoch am höchsten.

Hawaii weist den neutralsten Gesamtverteilungseffekt auf. Die Gruppen von 6.000 bis 19.999 Dollar haben mit insgesamt 10,2 Prozent einen Nettogewinn auf. Die beiden niedrigsten Gruppen haben mit insgesamt 3,4 Prozent einen leichten Nettoverlust und die höchste Gruppe liegt mit 6,9 Prozent Nettoverlust im Mittelfeld der drei Bundesstaaten. Die Ergebnisse gehen auch damit einher, dass die effektive Steuerrate in Hawaii weniger regressiv ist als die in Kalifornien. Jedoch sind in Hawaii die beiden unteren Einkommensgruppen im Vergleich deutlich unterrepräsentiert und die höheren überrepräsentiert.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Verteilungsaspekte der Hochschulfinanzierung. Mögliche Umverteilungseffekte zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen
Hochschule
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Note
2,0
Jahr
2014
Seiten
16
Katalognummer
V298529
ISBN (eBook)
9783656951148
ISBN (Buch)
9783656951155
Dateigröße
654 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Finanzwissenschaft, Hochschulfinanzierung, Verteilung, Verteilungsaspekte, Verteilungsaspekt, Einkommensverteilungseffekte, Einkommensverteilung, Einkommensverteilungseffekt, Hochschulbildung, Finanzierung der Hochschulbildung, Studiengebühren, Studiengebühr, Umverteilungseffekt, Umverteilungseffekte
Arbeit zitieren
Anonym, 2014, Verteilungsaspekte der Hochschulfinanzierung. Mögliche Umverteilungseffekte zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/298529

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