Nach Giles und Powesland leitet sich der Begriff "Persönlichkeit" vom Lateinischen „personare“ ab, was soviel bedeutet wie "durchklingen" beziehungsweise "durchtönen". Die Tatsache, dass der etymologische Ursprung der Persönlichkeit mit der Stimme des Sprechers assoziiert ist, lässt somit auf die weitreichenden Einflüsse paraverbaler Merkmale schließen. Ausgehend von diesem Grundgedanken verfolgt die angestrebte Arbeit die Frage, inwiefern die stimmlichen Parameter Stimmlage und Sprechtempo die subjektive Bewertung von Führungskompetenz beeinflussen.
Dazu wurde ein Online-Fragebogen entwickelt, in dem die Teilnehmer Aussagen zu einem zuvor gehörten Sprechbeispiel bewerten sollten. Es lagen vier Versionen des Sprechbeispiels vor, welche sich jeweils nur hinsichtlich Stimmlage und Sprechtempo beziehungsweise dem Geschlecht des Sprechers unterschieden. In der Untersuchung wurde die Führungskompetenz durch die Kategorien Fach-, Sozial-, Methoden- und Persönlichkeitskompetenz operationalisiert, welche im Fragebogen wiederum in verschiedene Kompetenzen unterteilt waren.
Die Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass ein signifikanter Zusammenhang zwischen den stimmlichen Parametern und der zugeschriebenen Führungskompetenz für alle vier Kompetenzkategorien besteht. Ebenso ließen sich Unterschiede hinsichtlich des Geschlechts des Sprechers und der Hörer erkennen.
Die gewonnen Ergebnisse haben somit eine hohe Relevanz, sowohl für Stimm- und Sprechtherapeuten als auch für Personalentwickler und Führungskräfte in Unternehmen. Das wirtschaftliche Interesse an einer ausdrucksstarken Stimme gewinnt somit innerhalb des stimmtherapeutischen Handlungsfeldes zunehmend an Bedeutung.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
T H E O R E T I S C H E R T E I L
1. Führungskompetenz
1.1 Schlüsselqualifikationen
1.2 Die „moderne“ Führungskraft
2. Die Parameter der Stimme
2.1 Stimmlage
2.2 Sprechtempo
3. Stimme und Persönlichkeit
3.1 Die Wirkung der Stimmlage
3.2 Die Wirkung des Sprechtempos
3.3 Wechselwirkung stimmlicher Parameter
4. Stimme und beruflicher Erfolg
4.1 Die Sichtweise von Führungskräften
4.2 Einfluss der Stimme auf die Führungskompetenz
E M P I R I S C H E R T E I L
5. Zielsetzung der Untersuchung
5.1 Fragestellung
5.2 Hypothesen
6. Durchführung der Untersuchung
6.1 Die Sprechbeispiele
6.2 Aufbau des Fragebogens
6.3 Ergänzende Fragen
6.4 Die Probanden
7. Auswertungsverfahren
8. Ergebnisse
8.1 Itemebene
8.2 Analyse der Kompetenzen und Kompetenzkategorien
8.3 Geschlechtsspezifische Unterschiede
8.3.1 Geschlecht des Sprechers
8.3.2 Geschlecht der Hörer
8.4 Weitere Variablen
8.5 Hypothesenprüfung
9. Übergreifende Interpretation
10. Resumée und Ausblick
Literaturverzeichnis
Anhang
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Einflussfaktoren auf die Handlungskompetenz
Abbildung 2: Stimmbeeinflussende Faktoren
Abbildung 3: Vergleich der Mittelwerte der positiven und negativen Sprechbeispiele
Abbildung 4: Vergleich der Mittelwerte abhängig vom Geschlecht des Sprechers
Abbildung 5: Vergleich der Mittelwerte abhängig vom Geschlecht der Hörer
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Durchschnittliche Sprech- und Artikulationsrate beim Lesen
Tabelle 2: Einfluss von Stimmlage und Sprechtempo auf Charaktermerkmale
Tabelle 3: Die vier Sprechbeispiele mit stimmlichen Merkmalen
Tabelle 4: Analyse der vier Sprachaufnahmen
Tabelle 5: Fragebogen der Online-Untersuchung
Tabelle 6: Mittelwerte und Standardabweichungen (Tabelle aus SPSS)
Tabelle 7: Zweiseitiger T-Test für die Mittelwertgleichheit (Tabelle aus SPSS)
Tabelle 8: Zweifaktorielle Varianzanalyse (Tabelle aus SPSS)
Tabelle 9: Mittelwerte der Items zur Persönlichkeitskompetenz
Tabelle 10: Mittelwerte der Items zur Sozialkompetenz
Tabelle 11: Mittelwerte der Items zur Methodenkompetenz
Tabelle 12: Mittelwerte der Items zur Fachkompetenz
Tabelle 13: Mittelwerte und Signifikanzen der Kompetenzkategorien
Tabelle 14: Mittelwerte und Signifikanzen der Kompetenzen
Tabelle 15: Mittelwertunterschiede zw. Sprecher und Sprecherin (Kompetenzkategorien)
Tabelle 16: Mittelwertunterschiede zw. Sprecher und Sprecherin (Kompetenzen)
Tabelle 17: Zusammenhang „Sprechbeispiele“ und „Geschlecht Sprecher“
Tabelle 18: Mittelwertunterschiede zw. Hörern und Hörerinnen (Kompetenzen)
Tabelle 19: Sympathie des Sprechers
Tabelle 20: Die Rolle der Stimme im Beruf
Abstract
Stimme und Führungskompetenz
Der Einfluss von Stimmlage und Sprechtempo auf die Zuschreibung von Schlüsselqualifikationen
Nach Giles und Powesland (1975) leitet sich der Begriff Persönlichkeit vom Lateinischen „personare“ ab, was soviel bedeutet wie durchklingen beziehungsweise durchtönen. Die Tatsache, dass der etymologische Ursprung der Persönlichkeit mit der Stimme des Sprechers assoziiert ist, lässt somit auf die weitreichenden Einflüsse paraverbaler Merkmale schließen.Ausgehend von diesem Grundgedanken verfolgt die angestrebte Arbeit die Frage, inwiefern die stimmlichen Parameter Stimmlage und Sprechtempo die subjektive Bewertung von Führungskompetenz beeinflussen.
Dazu wurde ein Online-Fragebogen entwickelt, in dem die Teilnehmer Aussagen zu einem zuvor gehörten Sprechbeispiel bewerten sollten. Es lagen vier Versionen des Sprechbeispiels vor, welche sich jeweils nur hinsichtlich Stimmlage und Sprechtempo beziehungsweise dem Geschlecht des Sprechers unterschieden. In der Untersuchung wurde die Führungskompetenz durch die Kategorien Fach-, Sozial-, Methoden- und Persönlichkeitskompetenz operationalisiert, welche im Fragebogen wiederum in verschiedene Kompetenzen unterteilt waren.
Die Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass ein signifikanter Zusammenhang zwischen den stimmlichen Parametern und der zugeschriebenen Führungskompetenz für alle vier Kompetenzkategorien besteht. Ebenso ließen sich Unterschiede hinsichtlich des Geschlechts des Sprechers und der Hörer erkennen.
Die gewonnen Ergebnisse haben somit eine hohe Relevanz, sowohl für Stimm- und Sprechtherapeuten als auch für Personalentwickler und Führungskräfte in Unternehmen. Das wirtschaftliche Interesse an einer ausdrucksstarken Stimme gewinnt somit innerhalb des stimmtherapeutischen Handlungsfeldes zunehmend an Bedeutung.
Danksagung
Stimme und Führungskompetenz
Der Einfluss von Stimmlage und Sprechtempo auf die Zuschreibung von Schlüsselqualifikationen
An erster Stelle möchte ich mich herzlich bei meiner Familie und bei meinem Freund bedanken, die mich während meiner Bachelorarbeit unterstützt und immer wieder ermutigt haben.
Mein besonderer Dank gilt Frau Dr. Iris Eicher und Herrn Prof. Dr. Manfred Grohnfeldt für ihre wertvolle, zeitintensive Unterstützung beim Zustandekommen dieser Bachelorarbeit und ihre fachliche, engagierte Betreuung.
Ebenso danke ich den beiden „Sprechern“ die meiner Arbeit ihre Stimme geliehen haben sowie Herrn Christian Traubinger für das Bereitstellen des Fragebogen-Tools.
Hannah Otterbach vom Statistischen Beratungslabor der LMU München danke ich für ihre Unterstützung bei der Auswertung meiner Daten und die vielen hilfreichen Tipps.
Abschließend danke ich allen Probanden für ihr Interesse und ihre Teilnahme am Fragebogen, da ohne deren Mitarbeit diese Untersuchung nicht möglich gewesen wäre.
Einleitung
Die Stimme wird seit jeher von den Menschen als grundlegendste Form der Kommunikation und somit der Beziehung angesehen. Bereits in der Antike wurden in den Rednerschulen unter Cicero Stimmtätigkeiten und Stimmgebung geschult (Mathelitsch & Friedrich, 1995: 2), wobei Quintilian verkündete: „Selbst ein mittelmäßiger Gedanke unter der Gewalt eines vollendeten Vortrags macht mehr Eindruck als der vollendetste Gedanke, bei dem der Vortrag mangelt“ (Nölke, 2012: 35). Es wird somit deutlich, dass der Einfluss der Stimme den Menschen bereits seit Jahrhunderten bekannt ist und auch genutzt wird.
Laut Bazil und Piwinger (2001: 4) ist der Stimmapparat „das komplizierteste motorische System im gesamten Körper“, da für die Stimmproduktion ein komplexes Zusammenspiel verschiedenster Strukturen notwendig ist. Diese differenzierten organischen Grundlagen, und damit auch der Klang der Stimme, unterscheiden sich von Person zu Person abhängig von Geschlecht, Alter und Körpergröße. Jedoch wird die Stimme auch von Persönlichkeitsmerkmalen sowie der momentanen Befindlichkeit, Einstellung, Haltung oder Kleidung beeinflusst, was ihr ihren einzigartigen Ausdruck verleiht. (Bazil & Piwinger, 2001; Fischbacher, 2012)
Dieser Ausdruck, beziehungsweise die Wirkung der Stimme, ergibt sich aus dem Zusammenspiel verschiedenster Parameter, wie Stimmlage, Stimmqualität, Stimm-stabilität, Lautstärke, Resonanz, Sprechtempo und Modulation (Friedrich, Bigenzahn & Zorowka, 2005;Bergauer& Janknecht, 2011; Hammer, 2012). Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wurden dabei unzählige Forschungsarbeiten veröffentlicht (vgl. u.a. Herzog, 1933; Kramer, 1963; Scherer, 1972; Apple, Streeter & Krauss, 1979), in denen die Wirkung der Stimme, abhängig von den verschiedenen Parametern, untersucht wurde. Auch der Zusammenhang von Stimme und Emotion, beziehungsweise Stimme und Persönlichkeit, wurde damit ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Die Untersuchungen liefern eindrückliche Ergebnisse darüber, welche Emotionen mit einer bestimmten Variation von stimmlichen Parametern verbunden sind (vgl. u.a. Breitenstein, Van Lancker & Daum, 2001).Zudem wurde untersucht, welche Persönlichkeitsmerkmale einem Sprecher aufgrund seiner stimmlichen Präsentation zugeschrieben werden (Kammerer, 1997).
Im Hinblick darauf, dass wir uns heute in einer sogenannten „Informations- und Kommunikationsgesellschaft“(Schwarz-Schilling, 1985, zitiert nach Mettler-Meibom, 1990: 65) befinden, in der die Wirkung der Stimme einen immer größeren Stellenwert einnimmt, sind diese Ergebnisse von besonderer Relevanz. Vor allem Berufssprecher, die mit ihren Aussagen überzeugen wollen, wie beispielsweise Lehrer, Geistliche oder Politiker, sind auf die positive Wirkung ihrer Stimme angewiesen (Böhme, 2014; Spiecker-Henke, 2014). Es ist folglich nicht verwunderlich, dass auch in Unternehmen der Fokus zunehmend auf die paraverbale Kommunikation ihrer Führungskräfte gerichtet wird (Fischbacher, 2012). Laut Withauer (2011: 268) ist die moderne Führungspersönlichkeit heute nicht nur ein Fachmann ihres Gebiets, sondern vielmehr „Koordinator, Moderator, Berater und Coach“, wobei kommunikative Fähigkeiten an erster Stelle stehen (Spiecker-Henke, 2014). Angesichts dieser neuen Herausforderungen ist es nicht verwunderlich, dass zunehmend die Art und Weise wie etwas gesagt wird, in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit von Führungskräften und Verantwortlichen rückt (Eckert & Laver, 1994). Aus dieser Perspektive erklärt sich folglich, dass das Angebot an „Stimmtrainings“, „Stimmcoachings“ und „Stimmberatungen“ für Führungskräfte in den letzten Jahren stetig angestiegen ist. Sowohl in Zeitschriften als auch im Internet findet sich eine Fülle von ansprechenden Angeboten, die den Interessenten einen Zuwachs an stimmlichem Ausdruck und Überzeugungskraft in Aussicht stellen (Nölke, 2012).
Interessant ist in diesem Zusammenhang jedoch, dass trotz dieser Entwicklung bislang nur eine sehr begrenzte Anzahl an einschlägigen Forschungsarbeiten vorhanden ist, die sich mit der Stimmwirkung von Führungskräften befasst. Von Relevanz sind dabei die Untersuchungen des internationalen Netzwerks der Stimmberufe „Stimme.at“ aus den letzten Jahren. Das Netzwerk veröffentlichte Studien wie „Wirtschaftsfaktor Stimme“ (2004) und „Karrierefaktor Stimme“ (2006), in denen Führungskräfte zur Bedeutung stimmlichen Ausdrucks in Unternehmen befragt wurden (Amon, 2011). Auch Berg (2002) lieferte mit ihrem „Stimmwirkungsprofil“ eine interessante Übersicht über die Zuschreibung von Persönlichkeitsmerkmalen und Führungskompetenzen aufgrund stimmlicher Parameter. Weitere Autoren (vgl. u.a. Eckert, 2004; Fischbacher, 2012; Fischbacher, 2014a) berufen sich in ihren Artikeln jedoch zumeist auf allgemeingültige und wenig spezifische Aussagen zum Zusammenhang von Stimme und Führungskompetenz, liefern aber keine neuen Forschungsergebnisse.
Aufgrund dieser unzureichenden Forschungslage wardas Ziel der vorliegenden Arbeit, neue Erkenntnisse zum Zusammenhang von paraverbalen Merkmalen und Führungskompetenz zu gewinnen. Mithilfe eines Online-Fragebogens wurde der Einfluss der Parameter Stimmlage und Sprechtempo auf die Zuschreibung verschiedener Führungskompetenzen untersucht. Personalentwickler, Führungskräfte und Mitarbeiter aus Unternehmen bewerteten darin Aussagen zu einem zuvor gehörten Sprechbeispiel. Dabei wurde untersucht, für wie kompetent die Hörer den Sprecher halten.
Erwartet wurde ein signifikanter Zusammenhang zwischen den Parametern Stimmlage und Sprechtempo und der zugeschriebenen Führungskompetenz. Zu überprüfen war auch, inwieweit sich die Zusammenhänge abhängig vom Geschlecht des Sprechers und der Hörer unterscheiden und welche Kompetenzen von den Probanden am eindeutigsten eingeschätzt wurden.
T H E O R E T I S C H E R T E I L
1. Führungskompetenz
„Ohne Führung droht der Zusammenbruch aller Systeme, Werte und Regeln, die Leben und Arbeiten in einem sozial harmonischen Gefüge ermöglichen“, postuliert Hintz (2013: 1) und weist damit auf die bedeutsame Rolle von kompetenten Führungspersonen in der heutigen Gesellschaft hin. Obwohl diese Sichtweise in der Literatur meist unumstritten ist(vgl. Becker, 2005; Bröckermann, 2011; Weibler, 2012),stellt sich die Frage, was genau unter Führung beziehungsweise Führungskompetenz verstanden wird. Neuberger (1990) liefert hierbei zwar zahlreiche Definitionen, es wird jedoch schnell deutlich, dass sich der Begriff Führungskompetenz, abhängig von den zugrunde gelegten Werten und Zielen sowie dem daraus resultierenden Führungsstil, von Unternehmen zu Unternehmen unterscheidet (Hentze, Graf, Kammel & Lindert, 2005).
Vor allem in älterer Literatur werden noch häufig aufgabenorientierte Führungsstile (initiating structure) und personenorientierte Führungsstile (consideration) unterschieden (vgl. Sczesny, 2003; Withauer, 2011). Laut heutiger Sichtweise (Lieber, 2011; Kalargyrou, Pescosolido & Kalargiros, 2012; Häring & Litzcke, 2013) sollte eine kompetente Führungsperson jedoch eine Vielzahl an Schlüsselqualifikationen aus verschiedenen Bereichen besitzen, wobei die stimmliche Präsenz eine zunehmend große Rolle spielt. Eine reine Aufgaben- bzw. Personenorientierung scheint den Anforderungen dahingegen nicht mehr gerecht zu werden. Dazu wird nachfolgend ein gängiges Modell zu den Schlüsselqualifikationen einer Führungspersönlichkeit näher erläutert.
1.1 Schlüsselqualifikationen
Wie oben angeführt, finden sich in der Literatur unzählige Sichtweisen und Interpretationen von Führungskompetenz. Dabei werden von den Autoren verschiedenste Persönlichkeitsmerkmale, Eigenschaften und Fähigkeiten genannt, die eine Führungskraft in der heutigen Zeit besitzen sollte. Jeder Autor stellt in diesem Zusammenhang andere Kompetenzen und Qualifikationen in den Mittelpunkt (u.a. Bröckermann, 2011; Withauer, 2011; Häring & Litzcke, 2013). Übereinstimmend zeigt sich jedoch, dass stets die Handlungskompetenz als oberste Qualifikation einer Führungskraft angegeben wird. Handlungskompetenz ist dabei „die Fähigkeit des Einzelnen, sich in beruflichen […] Situationen sachgerecht, durchdacht sowie individuell und sozial verantwortlich zu verhalten“ (Universität Osnabrück, 2014).
Laut Brommer (1993) setzt sich die Handlungskompetenz aus den Bereichen Fachkompetenz, Methodenkompetenz, Sozialkompetenz und Persönlichkeitskompetenz zusammen. Jede der vier genannten Kompetenzkategorien beinhaltet verschiedene Fähigkeiten und Qualifikationen, deren Ziel das Erreichen der Handlungskompetenz ist. Brommer (1993: 85) gibt dabei an, dass „erst das Zusammenspiel aller vier Kompetenzkategorien […] die Handlungskompetenz eines Menschen aus[macht]“.
Verschiedene Autoren (u.a. Becker, 2005; Withauer, 2011; Hintz, 2013) haben sich dieses Modell der Handlungskompetenz zu nutze gemacht und die von ihnen als wichtig erachteten Kompetenzen in die Kategorien nach Brommer (1993) eingeordnet. In nachfolgender Grafik nach Withauer (2011: 273) wird zudem die Gewichtung der einzelnen Kompetenzen deutlich.
Abbildung 1: Einflussfaktoren auf die Handlungskompetenz (Withauer, 2011: 273)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
- Fachkompetenz beinhaltet laut Becker (2005: 9) „alle erforderlichen fachlichen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse zur Bewältigung konkreter, beruflicher Aufgaben“. Es handelt sich folglich um eine Kompetenz, welche, anders als die anderen Kompetenzen, wenig vom Wesen einer Person beeinflusst wird. Aus Sicht von Withauer (2011) nimmt die Fachkompetenz somit nur geringen Einfluss auf die Handlungs- und somit die Führungskompetenz einer Person. Auch Brommer (1993: 68) bezeichnet die Fachkompetenz als „Materiale Schlüsselqualifikation“, die nicht mit den Fähigkeiten und dem Verhalten einer Person in Verbindung gebracht werden kann. Demzufolge ist eine Verbesserung der Fachkompetenz einer Person durch einen reinen Wissenszuwachs ohne Veränderung der Persönlichkeit möglich, weswegen die Gewichtung im oben dargestellten Modell eher gering ausfällt. In vorliegender Arbeit wird die Fachkompetenz durch die Schlüsselqualifikation Grundlagen- und Fachwissen repräsentiert.
- Im Gegensatz zur Fachkompetenz bezeichnet die Methodenkompetenz „das strategisch eingesetzte und zielgerichtete Umsetzen des vorhandenen Fachwissens zur Bewältigung der Berufsaufgaben“ (Withauer, 2011: 271). Dabei geht es vor allem um die Verbindung von Theorie und Praxis, genauer gesagt um hypothetisches sowie strukturierendes Denken, sowie das Erarbeiten von Problemlösestrategien (Brommer, 1993; Hintz, 2013). Die Methodenkompetenz wird durch das Wesen einer Person beeinflusst (Becker, 2009; Häring & Litzcke, 2013) und nimmt somit auch in Abbildung 1 einen höheren Stellenwert als die Fachkompetenz ein. In vorliegender Untersuchung wird die Methodenkompetenz aufgrund ihrer Vielschichtigkeit in drei weitere Kompetenzen unterteilt: Problemlösefähigkeit, konzeptionelles Denken und kreatives Denken.
- Der verantwortungsbewusste und emphatische Umgang mit anderen Personen wird durch die Sozialkompetenz widergespiegelt. Orth (1999: 109) sieht darin vor allem „Fähigkeiten, in den Beziehungen zu Mitmenschen situationsadäquat zu handeln“. Mit den Mitmenschen im Unternehmen sind sowohl ranghöhere als auch rangniedrigere Mitarbeiter gemeint, wobei sich die Kommunikation und somit auch der notwendige stimmliche Ausdruck deutlich unterscheidet. Zur Sozialkompetenz zählen verschiedenste personale Schlüsselqualifikationen (Brommer, 1993), von denen in vorliegender Arbeit nur einige besonders aussagekräftige Kompetenzen dargestellt werden, um die Sozialkompetenz zu repräsentieren. Dazu zählen zum einen die Kommunikative Kompetenz, welche sowohl Team- als auch Konfliktfähigkeit beinhaltet, zum anderen das Einfühlungsvermögen, die Motivationskompetenz und das Durchsetzungsvermögen.
- Die Persönlichkeits- oder auch Selbstkompetenz nimmt in der Graphik nach Withauer (2011) den größten Bereich ein. Dies wird bei näherer Betrachtung verständlich, da die Persönlichkeitskompetenz vor allem Fähigkeiten wie Selbstentwicklung und die Entfaltung eigener Begabungen umfasst (Hintz, 2013). Somit ist die Persönlichkeits-kompetenz der Grundpfeiler, auf dem alle anderen Kompetenzen aufbauen. Vor allem Brommer (1993) verweist in diesem Zusammenhang auf die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Persönlichkeit. Nicht umsonst wird die Persönlichkeitskompetenz daher definiert als „Fähigkeiten sich selbst einzuschätzen, persönliche Einstellungen zu überprüfen, Motivationen zu entfalten und sich […] kreativ zu entwickeln und zu lernen“ (Universität Osnabrück, 2014). Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden einige Kompetenzen ausgewählt, welche die Persönlichkeitskompetenz als Ganzes repräsentieren. Dazu zählen Selbstsicherheit, Selbstreflexion sowie Verantwortung.
Obwohl die dargestellten Kompetenzkategorien häufig nicht klar voneinander zu trennen sind (Hintz, 2013), wird deutlich, dass eine Führungsperson heute zahlreiche Kompetenzen in sich vereinen sollte, um Handlungskompetenz und damit beruflichen Erfolg zu erreichen. Fraglich ist jedoch, von welchen Merkmalen es abhängt, ob eine Führungskraft als fach-, methoden-, sozial- oder selbstkompetent eingeschätzt wird und welche Rolle der stimmliche Ausdruck dabei spielt.
1.2 Die „moderne“ Führungskraft
Wie oben angesprochen, wird von einer Führungspersönlichkeit in der heutigen Zeit die Vereinigung verschiedenster Kompetenzen aus den vier Kompetenzkategorien erwartet. Diese Qualifikationen stellen jedoch nur das Grundgerüst einer gelungenen Führung dar, wobei eine Führungsperson nicht nur handlungskompetent sein, sondern auch wirken sollte.
Bereits in der Einleitung wurde angesprochen, dass wir uns heute in einer sogenannten „Informations- und Kommunikationsgesellschaft“ (Schwarz-Schilling, 1985) befinden, in der die Interaktion mit Anderen von zunehmender Relevanz ist. Diese Entwicklung spiegelt sich nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in Unternehmen wider, womit sich die Anforderungen an Führungskräfte mehr und mehr verändern.
Nach Hentze et al. (2005: 386) „nehmen [Führungskräfte] in organisationalen Kommunikationsnetzwerken […] eine zentrale Rolle ein“, vor allem, da die Hierarchieebenen in vielen Unternehmen in den letzten Jahren stark abgeflacht wurden. Somit haben Führungskräfte heute mit Themen wie Dynamik und Komplexität zu kämpfen (vgl. Gräser, 2013; Häring & Litzke, 2013), da sie, wie bereits oben angeführt, viel mehr als „Koordinator, Moderator, Berater und Coach“ (Withauer, 2011: 268), als als Fachmann gefragt sind.
Anders als früher, wird von der heutigen Führungskraft somit weniger Autorität und Fachwissen, als „menschliche Führung“ in einem dynamischen System verlangt. Wesentliche Faktoren sind hierbei Einfühlungsvermögen, kommunikative Fähigkeiten, Überzeugungsarbeit sowie die Übertragung verantwortungsvoller Aufgaben an andere. (Withauer, 2011: 268)
Betrachtet man diese Entwicklung, so wird deutlich, dass die vermehrte Kommunikation und Interaktion einer Führungskraft mit Mitarbeitern gewisse Anforderungen und Erwartungshaltungen mit sich bringt. Das partnerschaftliche Arbeiten, welches durch die abgeflachten Hierarchien zustande kommt, verlangt Gespräche auf Augenhöhe, bei denen nicht nur das „Was“, sondern vor allem „wie“ etwas gesagt wird, von immer größerer Relevanz ist (Fischbacher, 2014a).
Hier spielen sowohl Körpersprache und Mimik als auch die Stimme eine bedeutsame Rolle. George Bernhard Shaw sagte dazu: „Im richtigen Ton kann man alles sagen, im falschen gar nichts. Die Kunst ist es, den richtigen Ton zu treffen!“ (Dyckhoff & Westerhausen, 2007: 9). Daraus wird deutlich, dass die Stimme für Führungskräfte heute einen zunehmend großen Stellenwert einnimmt. Welche stimmlichen Merkmale jedoch positiv oder negativ bewertet werden, ist nach Aussage von Shaw nicht einfach zu bestimmen. Nachfolgend werden die Parameter Stimmlage und Sprechtempo näher beleuchtet, um anschließend auf deren Wirkung auf die Persönlichkeit und die daraus resultierende Führungskompetenz eingehen zu können.
2. Die Parameter der Stimme
Für Führungskräfte rückt der Faktor Stimme mehr und mehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit, da sie dem gestiegenen Kommunikations- und Interaktionsbedürfnis Folge leisten müssen (Spiecker-Henke, 2014). Im Rahmen dieser Entwicklung finden sich in verschiedensten Medien wie Internet und Zeitschriften vermehrt Trainings- und Coachingangebote, die angehenden Führungskräften dabei helfen sollen, ihr stimmliches Potential zu entfalten. Im Hinblick darauf stellt sich jedoch zunehmend die Frage, was genau der Parameter Stimme beinhaltet und wann von einer „guten“ beziehungsweise „schlechten“ Stimme gesprochen wird.
Friedrich et al. (2005) verstehen unter Stimme beziehungsweise Phonation „das mit Hilfe des Stimmapparates hervorgebrachte Schallereignis als Grundlage der Stimm- und Sprachproduktion“. Dieses Schallereignis ist abhängig von anatomischen Gegebenheiten, kann allerdings willentlich durch verschiedene Einflüsse variiert werden (Nawka& Wirth, 2008). So wirkt sich beispielsweise eine Veränderung des Anblasedrucks auf die Lautstärke, eine Veränderung der Stimmlippenspannung auf die Tonhöhe aus. Damit wird deutlich, dass trotz anatomischer Grundvoraussetzungen jeder Mensch ein gewisses Repertoire an stimmlichen Ausdrucksmöglichkeiten besitzt (Spiecker-Henke, 2014). Zwei Faktoren die hierbei eine wesentliche Rolle spielen sind Stimmlage und Sprechtempo, wobei das Sprechtempo selbst oftmals mehr dem Bereich Sprechen als dem Bereich Stimme zugeordnet wird. Im Hinblick auf den Umfang der vorliegenden Arbeit werden nachfolgend einzig die beiden genannten Parameter näher dargestellt, wobei weitere Parameter wie Resonanz, Lautstärke oder Stimmmodulation unberücksichtigt bleiben. Es ist jedoch unumstritten, dass auch diese Faktoren einen wesentlichen Einfluss auf den stimmlichen Ausdruck nehmen.
2.1 Stimmlage
„Die Höhe eines Tones hängt von der Spannung, Länge und Dicke der Stimmlippen ab“, postuliert Bergauer (1998) und weist damit auf die anatomischen Grundlagen bei der Tonhöhenmodulation eines Sprechers hin. Hammer (2005) ergänzt, dass bei hohen Tönen nicht nur die Stimmlippen verlängert werden und die Spannung zunimmt, sondern dass auch die Masse der Stimmlippen abnimmt und ein erhöhter Anblasedruck für die Stimmlippenschwingung nötig ist. Somit ergibt sich bei steigender Tonhöhe eine Abnahme der Schwingungsamplitude sowie eine Zunahme der Frequenz (Friedrich et al., 2005).
Anhand dieser Darstellungen wird deutlich, dass die Stimmlage, also die Tonhöhe in der gesprochen wird, von Sprecher zu Sprecher, abhängig von dessen Anatomie, unterschiedlich ist. Zudem wird die Sprechstimmlage durch verschiedene kurzfristige, mittelfristige, intraindividuelle, habituelle und situative Faktoren beeinflusst. Dazu gehören sowohl Persönlichkeitsmerkmale und psychische Faktoren als auch Artikulationsbasis, Ausdrucksgehalt, Ansprechhaltung, Erwartung der Gesprächspartner, Sprechmodus und zahlreiche weitere Einflüsse (Nebert, 2007). Somit ergibt sich für jeden Menschen ein individueller Stimmumfang, welcher „den Bereich vom tiefst- bis zum höchstmöglichen Ton (physiologischer Stimmumfang)“ umfasst (Friedrich et al., 2005: 46).
Innerhalb dieses Stimmumfangs gibt es hierbei Frequenzbereiche, in denen die Stimmproduktion besonders locker und entspannt vonstatten geht. In der Literatur wird in diesem Zusammenhang oft der Begriff der Indifferenzlage verwendet. Dieser Begriff wurde bereits im Jahr 1881 von Sievers geprägt, welcher postulierte:
„Während des ruhigen Ein- und Ausatmens ist die Respiration einer willkürlichen Einwirkung von Seiten des einzelnen Individuums in der Regel nicht unterworfen. Das Ansatzrohr und der Kehlkopf befinden sich vielmehr dabei in einer Stellung, welche ein möglichst ungehemmtes, geräuschloses Durchströmen der Luft ermöglicht. Wir nennen diese Ruhelage die Indifferenzlage.“ (Sievers, 1881: 16f)
In der heutigen Zeit wird die Indifferenzlage dahingegen weniger als Lage der Sprechorgane während der Atmung, sondern vielmehr als individueller Tonhöhenbereich verstanden. Obwohl diese Sichtweise oftmals kritisiert wird (vgl. Nollmeyer, 2012), findet sich die Verwendung des Terminus Indifferenzlage als „Tonlage oder Tonhöhe um welche die Stimme moduliert“ (Hammer, 2012: 25) auch in neuerer Literatur regelmäßig wieder. Haupt (2010: 89) bezeichnet die Indifferenzlage auch als „personalen Eigenton“,also als Stimmlage in der ein entspanntes, physiologisches Sprechen möglich ist. Die genauen Frequenzbereiche der Indifferenzlage weichen in der Literatur, je nach Autor, etwas voneinander ab. Oftmals wird dabei für Frauen der Bereich von 175 – 262 Hertz und für Männer der Umfang von 87 – 131 Hertz angegeben (Nawka & Wirth, 2008; Hammer, 2012). Bergauer und Janknecht (2011) postulieren hingegen, dass bereits dieser Bereich für viele Sprecher und Sprecherinnen zu hoch sei und ein Sprechen mit geringem Kraftaufwand nur in einem Umfang von 175 – 247 Hertz (für Frauen) beziehungsweise 87 – 123 Hertz (für Männer) möglich sei.
Die Indifferenzlage, also der angegebene Frequenzbereich, ist der Sollwert für die mittlere Sprechstimmlage (Hammer, 2012), das heißt, die mittlere Sprechstimmlage sollte für eine physiologische Stimmproduktion innerhalb der Indifferenzlage lokalisiert sein. Nach Bergauer (1998) versteht man unter der mittleren Sprechstimmlage den „individuellen Ist-Zustand beim Sprechen, von dem die Stimme bedingt durch die Satzmelodie immer nur für kurze Zeit nach oben und nach unten abweicht.“ Sie ist dabei abhängig von Alter, Stimmungslage, Textinhalt, Interpretationsart und Umgebungslärm (Nawka & Wirth, 2008) und befindet sich im unteren Drittel des individuellen Stimmumfangs (Bergauer, 1998; Nawka & Wirth, 2008). Nach Spiecker-Henke (2014: 32) ist die mittlere Sprechstimmlage dabei der individuelle Frequenzbereich, in dem die Stimme „besonders energiesparend und klangvoll“ verwendet werden kann.Hammer (2012) sowie Bergauer und Janknecht (2011) untergliedern die Sprechstimmlage zudem in eine gespannte und eine ungespannte mittlere Sprechstimmlage, wobei die eine beispielsweise bei Vorträgen, die andere beim entspannten Sprechen zum Einsatz kommt.
Zu beachten ist, dass eine dauerhafte Abweichung der mittleren Sprechstimmlage von der Indifferenzlage zu einer unphysiologischen Stimmbelastung und damit zu Stimmproblemen führen kann. Vor allem für Personen in Sprechberufen ist somit das Sprechen in der mittleren Sprechstimmlage rund um die oben angegebenen Frequenzbereiche von enormer Relevanz, um stimmlichen Einschränkungen vorzubeugen. Des Weiteren wirkt sich eine anhaltende Abweichung der mittleren Sprechstimmlage sowohl negativ auf den Ausdruck der Stimme als auch auf die Wirkung des Gesagten aus, worauf unter Punkt 3.1 näher eingegangen wird.
2.2 Sprechtempo
Das Sprechtempo, auch Sprechgeschwindigkeit genannt , wird anders als die mittlere Sprechstimmlage in der Regel nicht dem Bereich Stimme, sondern dem Sprechen zugeordnet. Es kann sowohl kommunikatives Handeln als auch Verhalten darstellen, da die Sprechgeschwindigkeit von verschiedenen Variablen abhängt und individuell beeinflussbar ist (Schütte, 2013). Trouvain (2004)nennt zahlreiche Faktoren, die sich auf das persönliche Sprechtempo auswirken. Dazu zählen sowohl sprachrelevante Faktoren wie Textsorte, Worthäufigkeit, Sprachplanung, Diskursorganisation und Informationsmanagement als auch extra- und paralinguistische Faktoren. Zu diesen zählen Emotionen, Sprechereinstellungen, Stress, Alter, Sprachbeherrschung, Sprech- und Hörstörungen, die Rolle des Kommunikationspartners oder die gewohnte Sprechgeschwindigkeit eines Sprechers (Trouvain, 2004). Es wird folglich deutlich, dass das Sprechtempo zwar durch eine Vielzahl an Variablen beeinflusst wird, jedoch keine nachweisbaren organischen Voraussetzungen vorliegen.
Die subjektiv wahrgenommene Sprechgeschwindigkeit ergibt sich aus dem Zusammenspiel verschiedener Parameter, wie der Dauer von Lauten, Silben, Wörtern, und Äußerungen sowie der Pausen (Schütte, 2013). Das heißt, das Sprechtempo beinhaltet sowohl die Dauer des tatsächlichen Redeflusses, als auch darin vorkommende Denk- und Atempausen. Es wird folglich die komplette Dauer einer Äußerung vom ersten bis zum letzten gesprochenen Laut gemessen, wobei sich der Terminus Sprechgeschwindigkeit in diesem Punkt von der Artikulationsgeschwindigkeit unterscheidet. Das Artikulationstempo misst im Gegensatz zum Sprechtempo einzig die Dauer des Redeflusses, Pausen werden nicht dazu gezählt. Aus der Summe der Artikulationsgeschwindigkeit und der Pausen ergibt sich folglich die Sprechgeschwindigkeit. (Schelten-Cornish, 2007)
Werden die zahlreichen Faktoren betrachtet, die sich auf die Artikulations- sowie die Sprechgeschwindigkeit auswirken, stellt sich die Frage, ob es tatsächlich Normwerte gibt, anhand derer sich das Sprechtempo einer Person einschätzen lässt. Pfitzinger (2001) gibt beispielsweise an, dass es mit heutigen Mitteln nicht möglich ist, Sprechgeschwindigkeit zu definieren und zu messen, weswegen von einer Normeinteilung des Sprechtempos Abstand genommen werden muss. Kowal (1991) liefert hingegen Minimal- und Maximalwerte für die Sprechgeschwindigkeit aus verschiedenen Untersuchungen. Die Werte variieren hierbei von circa 180 bis 480 Silben pro Minute beim spontanen Sprechen.
Diese Angaben decken sich großteils mit der Einteilung des Sprechtempos nach Fährmann (1982: 148). Er gliedert das Sprechtempo, abhängig von der Silbenanzahl pro Minute, wie folgt:
- Circa 100 Silben/Minute und darunter = sehr langsam
- Circa 150 Silben/Minute = langsam
- Circa 200 Silben/Minute = untermittel
- Circa 250 Silben/Minute = mittel
- Circa 300 Silben/Minute = übermittel
- Circa 350 Silben/Minute = schnell
- Circa 400 Silben/Minute und darüber = sehr schnell
Obwohl diese Werte eher als Orientierungsgrundlage und nicht als feststehende Größen zu verstehen sind, liefern sie eine gute Übersicht über ein physiologisches beziehungsweise unphysiologisches Sprechtempo. Es ist jedoch offensichtlich, dass sich das Sprechtempo abhängig von den oben genannten Kriterien verändert und deswegen nur eine dauerhafte Unter- oder Überschreitung des mittleren Sprechtempos als unphysiologisch angesehen werden darf.
Im Gegensatz zur Sprechgeschwindigkeit liegen für die Artikulationsgeschwindigkeit keine stichhaltigen Daten vor. Lediglich Bergauer und Janknecht (2011) geben einen Wert von 350 Silben pro Minute für eine mittlere Artikulationsgeschwindigkeit vor. Ebenso nennen die Autorinnen Werte von 200 Silben pro Minute für ein langsames und 500 Silben pro Minute für ein schnelles Artikulationstempo, wobei hier wohl eher von Schätzwerten die Rede sein kann. Trouvain (2004) liefert ebenfalls eine Übersicht über das durchschnittliche Sprech- und Artikulationstempo.Es handelt sich allerdings um Werte beim Lesen und nicht in der Spontansprache. Tabelle 1 fasst die Ergebnisse des „Kiel Corpus of Read Speech“ (IPDS, 1994) und die Forschungsergebnisse von Künzel (1997) zusammen (Trouvain, 2004: 9).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Durchschnittliche Sprech- und Artikulationsrate beim Lesen (Trouvain, 2004: 9)
Alles in allem liegen für das durchschnittliche Artikulationstempo in der Spontansprache im Gegensatz zum Sprechtempo keine aussagekräftigen Zahlen vor. Angesichts der Tatsache, dass es sich bei der Artikulationsgeschwindigkeit um einen fiktiven Wert nach Abzug aller Sprechpausen handelt, ist dies nicht weiter verwunderlich.
Nachfolgend wird aus diesem Grund das Sprechtempo rund um die oben angegebenen Normwerte nach Fährmann (1982) als Basis für alle weiteren Überlegungen genommen. Die Artikulationsgeschwindigkeit bleibt unberücksichtigt.
3. Stimme und Persönlichkeit
In den vorausgehenden Punkten wurden die verschiedenen Einflussfaktoren, die sich auf die stimmliche Präsenz einer Person auswirken, dargestellt. Sowohl die anatomischen Grundlagenals auch die extra- und paralinguistischen Faktoren, folglich die Sprechsituation, wurden dabei beleuchtet. In der Literatur zeigt sich jedoch ergänzend, dass die Stimme beziehungsweise die Sprechweise noch in einer wechselseitigen Beziehung zu einem dritten Baustein steht: der Persönlichkeit.
Abbildung 2: Stimmbeeinflussende Faktoren (Hammer, 2012: 47)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Hammer (2012: 47) zeigt in Abbildung 2 anschaulich auf, dass die Stimme (und die Sprechweise) das Zentrum eines komplexen Gefüges verschiedener Einflüsse darstellt, wobei auch die Wechselwirkung mit der Persönlichkeit einen großen Stellenwert einnimmt. Wichtig ist dabei, dass nicht nur der Einfluss der Persönlichkeit auf die Stimme, sondern auch die Wirkung der Stimme auf die Persönlichkeit eine bedeutsame Rolle spielt, was dieviel zitierte Aussage von Eckert und Laver (1994: 1) besonders treffend herausstellt:
„Die Stimme wird als Ausdruck der Persönlichkeit empfunden: Sie ist unsere Visitenkarte“
Die Wirkung stimmlicher Parameter auf die Persönlichkeit wird in der Literatur seit fast einem Jahrhundert ausführlich diskutiert. Bereits in den 30er bis 50er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts wurde wiederholt in verschiedenen Untersuchungen bestätigt, dass Persönlichkeitszuschreibungen aufgrund stimmlicher Eindrücke valide und reliabel sind (Kammerer, 1997). Auch durch spätere Forschungsarbeiten, vor allem durch Kramer (u.a. 1963 und 1964) und Scherer (u.a. 1972, 1978 und 1991), wurde das Thema Stimme und Persönlichkeit immer weiter vertieft, wodurch der Zusammenhang von stimmlicher Präsentation und Emotionen ins Blickfeld der Gesellschaft gerückt wurde.
Heute ist der Zusammenhang von Stimme/Sprechweise und Persönlichkeit/Emotion längst unumstritten, was durch Äußerungen verschiedener Autoren unterstrichen wird:
- „The voice has often been described as a mirror of the personality of the speaker“ (Addington, 1968: 1)
- „Stimme übermittelt Stimmung; Stimme, Stimmung und Stimmigkeit hängen direkt voneinander ab“ (Bergauer, 1998: 58)
- „Eine Störung oder Beeinträchtigung der Stimme und des Sprechens wird zugleich auch als Beeinträchtigung der gesamten Persönlichkeitswirkung beschrieben“ (Berg, 2004: 150)
Für wie wichtig stimmliche Parameter im Hinblick auf die Persönlichkeit und die Wirkung auf andere Menschen eingeschätzt werden, verdeutlichten bereits Mehrabian und Wiener (1967) mit ihrer 7 – 38 – 55 % Formel. Diese beschreibt, dass die Wirkung eines Menschen auf Andere zu sieben Prozent von dem was er sagt, zu 38 Prozent von seiner Stimme und zu 55 Prozent von seiner Körpersprache abhängt. Zwar wird diese präzise Einteilung in Prozentzahlen heute von vielen Autoren angezweifelt (vgl. Eckert & Laver, 1994; Heilmann, 2013), der immense Einfluss der Stimme auf die Wirkung eins Menschen bleibt jedoch unumstritten. So veröffentlichte beispielsweise die Zeitschrift GEO im Jahr 1998 eine Studie zur Wirkung der Stimme auf die persönliche Ausstrahlung. Demnach schätzen Menschen neue Bekanntschaften zu 40 Prozent nach deren Stimme ein, bei über 50-jährigen Akademikern entscheidet die Stimme sogar zu 56 Prozent über die Sympathie. Die Untersuchung kam somit zu dem Ergebnis, dass die Stimme einen umso höheren Stellenwert einnimmt, je höher die Lebenserfahrung und der Bildungsgrad des Hörers sind. (Amon, 2011)
Neben diesen allgemeinen Erkenntnissen wurden zudem seit Mitte des letzten Jahrhunderts sogenannte Attributions- beziehungsweise Eindrucksstudien zum Zusammenhang stimmlicher Parameter und der konkreten Zuschreibung von Charaktermerkmalen durchgeführt (Schütte, 2013). Im Hinblick auf die Parameter Stimmlage und Sprechtempo werden die Erkenntnisse dieser Untersuchungen anschließend näher erläutert.
3.1 Die Wirkung der Stimmlage
Die Stimmlage ist im Hinblick auf den Zusammenhang von Stimme und Persönlichkeit der am besten untersuchteste stimmliche Parameter (Frick, 1985). Dies liegt unter anderem daran, dass laut Hofstede (2010)in Deutschland eine maskuline Kultur herrscht, bei der „im Vergleich zu Ländern mit einer mittleren Maskulinität der Kultur eine stärkere Bedeutung der Tonhöhe“ nachweisbar ist (Schütte, 2013: 87). Weidenbecher (2006) gibt zudem an, dass die Aufnahme und Speicherung von Informationen stark mit der Stimmlage eines Sprechers korreliert. Ebenso hängt die Aufmerksamkeit und das Erinnerungsvermögen eines Hörers an vorgetragene Inhalte stark von der Stimmlage des Sprechers ab (Helfrich & Weidenbecher, 2011). Aufgrund dieses immensen Einflusses des Parameters Stimmlage liegen zahlreiche Untersuchungen vor (vgl. u.a. Addington, 1968; Aronovitch, 1976; Apple, Streeter & Krauss, 1979; O’Sullivan, Ekman, Friesen & Scherer, 1985), die den Zusammenhang von Sprechstimmlage und den damit assoziierten Emotionen und Persönlichkeitsmerkmalen bestätigen.
Fraglich ist nun jedoch, ob beim Hörer aufgrund einer Variation der Sprechstimmlage tatsächlich eine Zuschreibung konkreter Persönlichkeitsmerkmale stattfindet. Dazu ergaben sich bislang in verschiedenen Studien durchaus übereinstimmende Ergebnisse, wobei oftmals auch die Unterscheidung zwischen männlichen und weiblichen Sprechern im Mittelpunkt stand.Addington (1968) stellt in diesem Zusammenhang fest, dass weibliche und männliche Sprecher bezüglich der Wirkung ihrer Sprechstimmlage und der Zuschreibung von Charaktereigenschaften unterschiedlich beurteilt werden. Eine Differenz in der subjektiven Bewertung durch weibliche oder männliche Hörer konnte er dahingegen nicht feststellen. Ausgehend von diesen Überlegungen werden nachfolgend einige aussagekräftige Forschungsergebnisse bezüglich der Diskrepanz zwischen männlichen und weiblichen Sprechern näher erläutert.
Scherer (1978) weist beispielsweise darauf hin, dass eine tiefe Stimme innerhalb der Indifferenzlage im deutschsprachigen Raum bei Männern emotionale Stabilität widerspiegelt. Zudem kann eine tief klingende Männerstimme Ausdruck von Kompetenz und Autorität sein (Eckert & Laver, 1994). Männliche Sprecher mit einer tiefen Stimme unterhalb der Indifferenzlage wirken laut Kammerer (1997) zwar zusätzlich dominierender und kultivierter, jedoch auch älter, unsympathischer und weniger aufrichtig.
Übereinstimmend damit werden auch weibliche Sprecherinnen mit einer tiefen Sprechstimmlage innerhalb der Indifferenzlage als kompetent wahrgenommen (GEO, 1998). Eine unphysiologisch tiefe Stimme wird jedoch, ebenso wie bei den Männern, als älter, unsympatischer, dominierender und weniger aufrichtig wahrgenommen, allerdings auch noch als unempfindlicher, unemotionaler, mürrischer, weniger kultiviert und allgemein maskuliner (Kammerer, 1997). Es wird folglich deutlich, dass eine tiefe Stimme innerhalb der Indifferenzlage mit deutlich positiveren Eigenschaften assoziiert wird als eine tiefe Stimme unterhalb der Indifferenzlage. Zusätzlich zeigen sich Unterschiede in der Beurteilung weiblicher und männlicher Sprecher. Offenkundig wird eine unphysiologisch tiefe Sprechstimmlage bei Frauen negativer beurteilt als bei Männern (Amon, 2011).
Im Gegensatz zur tiefen Stimmlage stellen Apple, Streeter und Krauss (1979) dar, dass ein Sprechen über der Indifferenztonlage, unabhängig vom Geschlecht, weniger glaubwürdig und überzeugend wirkt und der Sprecher als schwächer, nervöser und unsachlich wahrgenommen wird (Amon, 2011). Bei männlichen Sprechern signalisiert eine Abweichung von der Indifferenzlage nach oben zudem mangelnde Emotionalität (Aronovitch, 1976) und wird als unsympathischer, dominierender, unausgeglichener, unaufrichtiger, redseliger, mürrischer, weniger reif und uninteressanter wahrgenommen (Kammerer, 1997).
Eine zu hohe Stimme bewirkt hingegen die Wahrnehmung einer Frau als emotionaler (Aronovitch, 1976) sowie jünger und weniger empfindlich. Übereinstimmend mit den männlichen Sprechern werden jedoch auch Frauen mit zu hoher Sprechstimmlage als dominierender, unausgeglichener, wenig aufrichtig, unreifer und redseliger eingeschätzt (Kammerer, 1997). Wittlinger und Sendlmeier (2005) weisen zusätzlich darauf hin, dass ein Sprechen am oberen Ende, allerdings innerhalb der Indifferenzlage, bei Frauen zu einer Zuschreibung von positiven Eigenschaften wie „energisch, engagiert, angenehm, klar, kompetent und deutlich“ führen kann. Somit zeigt sich, dass eine hohe Stimme bei Sprecherinnen deutlich positiver ausgelegt wird als bei Sprechern, was sich sichtlich mit den Beobachtungen bei zu tiefen Stimmen deckt.
Es wird somit deutlich, dass sowohl Abweichungen von der Indifferenzlage nach oben als auch nach unten eher zu einer Zuschreibung von negativen Persönlichkeits- und Charaktermerkmalen führen (Mathelitsch & Friedrich, 1995). In der Literatur lässt sich jedoch eine Tendenz dahin erkennen, dass bei Männern zu tiefe und bei Frauen zu hohe Stimmen von den Hörern eher toleriert werden, da sie den Geschlechtsstereotypen mehr entsprechen als die Abweichung in die andere Richtung (Kammerer, 1997; Amon, 2011). Jedoch werden Stimmen, welche sich innerhalb der Indifferenzlage bewegen, durchwegs am positivsten bewertet (Eckert & Laver, 1994; Mathelitsch & Friedrich, 1995).
3.2 Die Wirkung des Sprechtempos
Neben der Sprechstimmlage spielt auch das Sprechtempo eine wichtige Rolle bei der subjektiven Zuschreibung von Charaktermerkmalen zu einer Person. Mathelitsch und Friedrich (1995) geben an, dass sowohl ein hektisches, als auch ein träges Sprechtempo ein negatives Bild beim Hörer hervorruft, wobei diese Sichtweise auch außerhalb von Fachkreisen sehr präsent ist.
Wie bei der Sprechstimmlage stellt sich jedoch die Frage, ob diese weitverbreitete Hypothese zum Zusammenhang von Sprechtempo und Persönlichkeit tatsächlich zutrifft und welche Charaktereigenschaften einem Sprecher aufgrund seines Sprechtempos konkret zugeschrieben werden können. Um dies näher zu erläutern, muss darauf hingewiesen werden, dass sich die Wirkung des Sprechtempos, ebenso wie die der Sprechstimmlage, abhängig vom jeweiligen Kulturraum unterscheidet (Breitenstein, van Lancker & Daum, 2001; Eckert, 2004; Helfrich, 2004). Nachfolgende Ergebnisse beziehen sich somit durchwegs auf die westliche Kultur und dabei hauptsächlich auf den deutschsprachigen Raum.
Reinke (2008) liefert hierbei eine Übersicht über die Wirkung verschiedener Sprechtempi und gibt an, welche Emotionen durch eine bestimmte Sprechgeschwindigkeit repräsentiert werden. Laut der Autorin ist ein, nach Fährmann (1982) als langsam kategorisiertes, Sprechtempo dabei Ausdruck von Langeweile, Traurigkeit, Abneigung, Geringschätzung und Unglaubwürdigkeit. Diese negativen Attributionen zu einer langsamen Sprechgeschwindigkeit wurden bereits durch Scherer (1974) beschrieben, welcher ebenfalls postuliert, dass Sprecher mit einem langsamen Sprechtempo auf den Hörer eher traurig oder gelangweilt wirken. Es wird somit deutlich, dass ein langsames Sprechtempo beim Hörer, unabhängig vom Geschlecht des Sprechers, durchwegs negative Assoziationen bewirkt, weswegen auch die Zuschreibung von Persönlichkeitsmerkmalen zu einem Sprecher eher unvorteilhaft ausfällt.
Des Weiteren stellt Reinke (2008) dar, dass ein schnelles oder sehr schnelles Sprechtempo häufig mit Emotionen wie Gleichgültigkeit, Ärger, Wut, Fröhlichkeit, Verzweiflung oder Dominanz assoziiert wird. Folglich ist eine Erhöhung des Sprechtempos als Zeichen starker, sowohl positiver als auch negativer, Emotionen zu werten. Addington (1968) unterstreicht diese Sichtweise durch seine Aussage,dass Sprecher durch eine Erhöhung ihres Sprechtempos, unabhängig vom Geschlecht, lebhafter und extrovertierter wirken.Miller, Maruyama, Beaber & Valone (1976) bringen eine Steigerung des Sprechtempos zusätzlich mit Zuschreibungen wie intelligent und klug in Verbindung, wobei dies durch die Studie von Apple, Streeter und Krauss (1979) bestätigt wird. Wittlinger und Sendlmeier (2005) unterstützen ebenfalls diese Sichtweise und geben in Hinblick auf das weibliche Geschlecht an, dass Sprecherinnen mit einem hohen Sprechtempo (6,1 Silben/Sekunde) als sympathischer, engagierter, abwechslungsreicher, klarer, kompetenter und deutlicher eingeschätzt werden als Sprecherinnen mit etwas verlangsamtem Tempo (3,9 Silben/Sekunde). Sowohl Prack (2010) als auch Hirschfeld und Neuber (2010) stellen jedoch klar, dass vor allem bei komplexen Gesprächsthemen ein schnelles Sprechtempo vom Hörer eher negativ beurteilt wird, da Inhalte nicht adäquat transportiert werden. Dies führt beim Hörer zu Frustration, wodurch der Sprecher zwar als kompetent, jedoch als unsympathisch eingeschätzt wird. Es zeigt sich folglich, dass ein erhöhtes Sprechtempo zwar als Zeichen von Aktivität gewertet wird, diese jedoch abhängig vom Kontext auf den Hörer sowohl positiv als auch negativ wirken kann.
Abschließend stellt Reinke (2008) dar, dass ein mittleres Sprechtempo zwar primär Ausdruck eines neutralen Sprechens ist, jedoch auch Emotionen wie Sicherheit, Wohlbefinden und Glaubwürdigkeit vermittelt. Somit wird Sprechern mit einem mittleren Sprechtempo häufig eine gewisse Konstanz und Bodenständigkeit zugeschrieben, was im Hinblick auf die Führungskompetenz als durchwegs erwünscht und positiv gewertet werden kann.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass sowohl durch ein mittleres, als auch durch ein erhöhtes Sprechtempo positive Assoziationen beim Hörer hervorgerufen werden können, wohingegen eine langsame Sprechgeschwindigkeit durchwegs negativ bewertet wird. Eine erhöhte Sprechgeschwindigkeit ist dabei Ausdruck von Aktivität, Engagement und Kompetenz, während ein mittleres Sprechtempo Sicherheit, Konstanz und Glaubwürdigkeit vermittelt. Folglich zeigt sich, dass unabhängig vom Geschlecht des Sprechers eine mittlere bis leicht erhöhte Sprechgeschwindigkeit von den Hörern als am angenehmsten wahrgenommen wird und zu einer Zuschreibung positiver Charaktereigenschaften führt.
3.3 Wechselwirkung stimmlicher Parameter
Im Hinblick auf die komplexen Zusammenhänge in der Spontansprache, ist eine getrennte Beobachtung der Wirkung von Stimmlage und Sprechtempo eher als fiktiv zu betrachten. Wie bereits angesprochen, hängen die stimmlichen Parameter beim spontanen Sprechen eng zusammen und bedingen sich gegenseitig. Das heißt, die Modifikation eines Parameters hängt in der Regel immer mit einer Veränderung eines oder mehrerer anderer Parameter zusammen. Die Wirkung einzelner stimmlicher Merkmale kann in Studien somit immer nur durch eine Manipulation des natürlichen Sprechmaterials erreicht werden (Schütte, 2013).
Im spontanen Sprechen ist beispielsweise eine Erhöhung der Sprechgeschwindigkeit oftmals mit einer unbewussten Erhöhung der Stimmlage verbunden. Die Studie von Wittlinger und Sendlmeier (2005) zeigt, dass ein gemeinsamer Anstieg der Parameter Stimmlage und Sprechtempo bei Frauen zur Attribution „energisch“ führt. Diese Einschätzung wird abgeschwächt, wenn die Sprecherin zwar schnell, jedoch tief spricht. Ebenso nimmt in diesem Fall auch die Einschätzung als „aktiv, angenehm, klar, kompetent und deutlich“ ab.
Anhand dieses Beispiels wird deutlich, dass eine getrennte Beurteilung der beiden Parameter fiktiv ist und nicht dem spontanen Sprechen entspricht. Dies muss im weiteren Verlauf vorliegender Arbeit stets beachtet werden, wenn von der isolierten Wirkung von Stimmlage oder Sprechgeschwindigkeit gesprochen wird.
4. Stimme und beruflicher Erfolg
Im Hinblick auf die unter Punkt 3 dargestellten Fakten wird deutlich, dass die Stimme einen immensen Einfluss auf die Zuschreibung von Charaktermerkmalen hat. Paraverbale Einflüsse bestimmen maßgeblich, ob wir einen Sprecher beispielsweise für sympathisch, höflich oder glaubwürdig halten. Es stellt sich nun die Frage, ob sich die Stimme, neben dem Einfluss auf allgemeine Persönlichkeitsmerkmale, auch auf die Zuschreibung von Führungskompetenz auswirkt. Wie unter Punkt 1 dargestellt, sollte eine Führungspersönlichkeit in der heutigen Zeit verschiedenste Eigenschaften und Verhaltensweisen vereinen. Somit ist es für angehende Führungskräfte von weitreichender Bedeutung, ob eine bewusste Veränderung der paraverbalen Merkmale Stimmlage und Sprechtempo sich positiv auf die Zuschreibung von Fach-, Methoden-, Sozial- und Persönlichkeitskompetenz auswirkt. In den nachfolgenden Ausführungen wird nun dargestellt, welche Rolle die Stimme heute in Unternehmen einnimmt und welchen Stellenwert Führungskräfte stimmlichen Merkmalen zugestehen. Das Hauptaugenmerk liegt dabei darauf, ob eine Veränderung stimmlicher Parameter tatsächlich zu einer Zunahme der Zuschreibung von Handlungskompetenz bei Führungskräften führen kann.
4.1 Die Sichtweise von Führungskräften
Im Hinblick auf die oben dargestellten Forschungsergebnisse stellt sich nun die Frage, was konkret die Anforderungen an die Stimmen moderner Führungskräfte sind und wie diese selbst die Relevanz einer wirkungsvollen Stimme einschätzen (Fischbacher, 2012).
Das europäische Netzwerk der Stimmberufe „Stimme.at“ führte dazu in den letzten Jahren zwei Studien durch, die sich mit der Einschätzung stimmlicher Fertigkeiten durch Führungskräfte beschäftigen (Amon, 2011). In der ersten Studie „Wirtschaftsfaktor Stimme“ (2004) wurden dabei 152 Führungskräfte, Personalentwickler und Trainer zum Einfluss der Stimme im Berufsalltag befragt. Die Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass 80 % der Befragten die Stimme für ein Karriereinstrument halten, welches wesentlich zum beruflichen Erfolg beiträgt (Amon, 2011; Nölke, 2012). Dabei wird der Stimme vor allem bei öffentlichen Auftritten und im Verkauf mit 94 % eine immense Wirkung zugesprochen. Jedoch wird die Stimme auch bei Erstkontakten, Präsentationen, Überzeugungsversuchen, Schulungen und Vorträgen, Bewerbungsgesprächen und im zwischenmenschlichen Bereich als überaus wichtiger Einflussfaktor eingeschätzt (Amon, 2011; Stimme.at, 2014). Es zeigt sich folglich, dass die Stimme bei einem Großteil der Aufgaben einer Führungskraft eine wichtige Rolle spielt, wobei jedoch nur 25 % der Befragten angaben, schon einmal ein Stimmtraining absolviert zu haben. Erstaunlich ist auch, dass sich zwar 64 % der Personalentwickler dafür aussprachen, zukünftig stärker in die stimmliche Ausbildung der Mitarbeiter zu investieren, jedoch nur 24 % aller Teilnehmer bereits einmal ein Stimmtraining für Mitarbeiter organisiert hatten (Amon, 2011). Diese Ergebnisse decken sich mit Erfahrungswerten aus der Bevölkerung, wobei Menschen im Durchschnitt nur 35 bis 40 % ihres stimmlichen Potentials nutzen (Dyckhoff & Westerhausen, 2007). Es zeigt sich folglich, dass Führungskräfte die Stimmwirkung durchaus als bedeutsamen Karrierefaktor wahrnehmen, jedoch bislang kaum ein gezieltes Ausschöpfen dieses stimmlichen Potentials in Unternehmen stattfindet.
Zu ähnlichen Ergebnissen kam auch die zweite Studie „Karrierefaktor Stimme“ aus dem Jahre 2006. Zwar gaben in dieser Untersuchung 97 % der Teilnehmer an, dass sie Stimme und Sprechweise für trainierbar halten, jedoch waren nur 7 % der Befragten mit der eigenen stimmlichen Ausdrucksfähigkeit sehr zufrieden (Nölke, 2012). Zudem wurden lediglich 43 % der Führungskräfte von anderen als „sehr sicher im Ausdruck“ eingeschätzt. Insgesamt gab ein Großteil der Teilnehmer an, dass in den letzten Jahren ein deutlicher Bedeutungszuwachs von Stimme und Sprechweise zu erkennen war, wobei eine gute Stimme jedoch häufig nur subjektiv bevorzugt und nicht nach objektiven Kriterien beurteilt wird (Amon, 2011). 79 % der Befragten betonten zudem den „direkten Zusammenhang zwischen dem Stimmklang der Mitarbeiter und dem Unternehmensimage“ (Fischbacher, 2012: 3). Vor allem bei Überzeugungsversuchen und beim Ausüben von Autorität (89 %) sowie beim Durchsetzen in Teams (82 %) nimmt die Stimme offenkundig einen sehr großen Stellenwert ein (Fischbacher, 2012). Angesichts der offenkundigen Repräsentation eines Unternehmens durch die stimmliche Ausdrucksfähigkeit seiner Mitarbeiter wird deutlich, warum in den letzten Jahren ein immenser Anstieg an Stimmcoachings undStimmtrainings zu verzeichnen ist.
Während in den angesprochenen Studien dabei nur allgemein von stimmlichem Ausdruck gesprochen wird, stellt sich jedoch zunehmend die Frage, welche Wirkung eine Führungskraft überhaupt durch ihren stimmlichen Ausdruck erzielen will. Wie bereits oben angesprochen, stellt die Handlungskompetenz hierbei zwar unumstritten das oberste Ziel dar, jedoch lassen sich in der Literatur innerhalb der Handlungskompetenz verschiedene Präferenzen von Führungskräften und Mitarbeitern erkennen. Nach Withauer (2011) halten befragte Führungskräfte vor allem den Ausdruck sozialer Kompetenzen durch Stimme und Körpersprache für besonders wichtig, wobei jedoch in der Realität häufig eher Persönlichkeitskompetenzen wie Selbstsicherheit durch die Stimme repräsentiert werden. In der Befragung von Berg (2002)sind die meist genannten erwünschten Eigenschaften einer Führungsperson Überzeugungskraft, Gelassenheit, Souveränität, Dynamik und Vertrauenswürdigkeit, also wiederum Qualifikationen aus dem Bereich der Sozial- und Persönlichkeitskompetenz.
Um diese Eigenschaften zu unterstützen, sollte eine gute Berufsstimme nach Zuta (2008) gleichzeitig freundlich und persönlich, aber auch sachlich und bestimmt wirken. Nölke (2012: 47) nennt des Weiteren stimmliche Merkmale wie „voll, authentisch, kräftig, gut verständlich und angenehm“ als besonders erstrebenswert.
Nachfolgend wird darauf eingegangen, welche Auswirkungen die Stimme tatsächlich auf die Zuschreibung von Führungskompetenz hat und welche Rolle dabei speziell die Parameter Stimmlage und Sprechtempo spielen.
4.2 Einfluss der Stimme auf die Führungskompetenz
„Eine Führungskraft kann inhaltlich […] noch so kompetent sein, weit wichtiger für ihre Wirkung auf Mitarbeiter, Kunden und eigene Vorgesetzte ist es, dass sie ihre Kompetenzen hör- und sichtbar macht.“ (Sprechstil-Institut Düsseldorf, 2013)
Anhand dieses Zitates wird deutlich, dass es in der heutigen Informations- und Kommunikationsgesellschaft die Aufgabe einer modernen Führungskraft ist, nicht nur handlungskompetent zu sein, sondern auch handlungskompetent zu wirken. Fischbacher (2014a) stellt in diesem Zusammenhang dar, dass die Stimme im Gehirn des Gesprächspartners deutlich schneller verarbeitet wird als inhaltliche Aspekte. Dadurch sind bereits vor dem Verstehen des Gesagten die emotionalen Weichen gestellt, um ein Gespräch in eine bestimmte Richtung zu lenken. Eine Führungskraft kann somit allein durch den gezielten Einsatz ihrer Stimme Mitarbeiter motivieren und begeistern sowie Vertrauen schaffen, delegieren und Kritik üben (Fischbacher, 2014b). Ebenso kann die Stimme zur Konfliktlösung beitragen, jedoch auch genau das Gegenteil bewirken. Denn vor allem in Stresssituationen, wie Konflikten, tendieren Sprecher dazu, die eigene Stimmlage zu erhöhen (Fischbacher, 2014c). Dies führt jedoch schnell zu einem Eindruck von mangelnder Souveränität beziehungsweise Durchsetzungsvermögen, ohne dies bewusst anzustreben. Höfer (2013) verdeutlicht dies, indem er angibt, dass „von Defiziten in der Stimme […] leicht auf vermeintliche Mängel im Charakter geschlossen [wird]. Oder auf vermeintlich schlechtes Fachwissen“.
Berg liefert mit ihrer Untersuchung aus dem Jahr 2002 eine Übersicht über erwünschte und unerwünschte Eigenschaften von Führungskräften und stellt dar, durch welche stimmlichen Parameter diese charakterisiert sind. Die Daten beruhen auf der Befragung von 156 Personen, welche angeben sollten, welche stimmlichen Parameter sie für den Ausdruck einer bestimmten Kompetenz für maßgeblich halten. Es nahmen insgesamt 94 Männer und 62 Frauen an der Untersuchung teil, weswegen nachfolgend zwischen der Einschätzung von Frauen und Männern unterschieden wird. Die Studie bietet keine Ergebnisse über den tatsächlichen Zusammenhang von Stimme und Führungskompetenz, sondern liefert lediglich Aussagen dazu, welche stimmlichen Eigenschaften die Probanden als wichtig für verschiedene Kompetenzen hielten. Da sich auch die vorliegende Arbeit mit der subjektiven Zuschreibung von Führungskompetenz aufgrund stimmlicher Merkmale befasst, sind die Resultate von Berg (2002) somit von großer Relevanz.
In Tabelle 2 sind die Ergebnisse der Studie vereinfacht dargestellt, wobei nur auf die Merkmale Stimmlage und Sprechtempo näher eingegangen wird. Die Parameter Klang, Fülle, Intensität, Spannung, Haltung, Bewegung, Atmung, Melodie, Pausen, Artikulation, Wortwahl und Blickkontakt werden vernachlässigt. Zudem beschränkt sich die nachfolgende Tabelle lediglich auf die Darstellung jeweils 10 erwünschter und 10 unerwünschter Eigenschaften, welche sich besonders stark auf die Führungskompetenz einer Person auswirken. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Eigenschaften die den Kategorien Sozial- und Persönlichkeitskompetenz zugeordnet werden können, auch wenn dies bei Berg (2002) nicht näher eingegrenzt wurde. Die Klassifizierung in hoch, mittel und tief beziehungsweise schnell, mittel und langsam gibt jeweils den Durchschnittswert aus den Antworten der Probanden an.
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Tabelle 2: Einfluss von Stimmlage und Sprechtempo auf Charaktermerkmale (verändert und gekürzt nach Berg, 2002: 194 ff.)
Ohne auf die einzelnen Eigenschaften näher einzugehen wird durch die Tabelle deutlich, dass die unerwünschten Charaktermerkmale von den Probanden eher mit einer hohen und schnellen beziehungsweise hohen und langsamen Sprechstimme assoziiert wurden. Die erwünschten Wesenszüge wurden dahingegen mit einem mittleren Sprechtempo sowie einer mittleren bis tiefen Stimmlage (innerhalb der Indifferenzlage) in Verbindung gebracht. Es zeigen sich zwar Unterschiede in der Bewertung durch Männer und Frauen, jedoch weisen beide Geschlechter ähnliche Tendenzen hinsichtlich der Zuschreibung von Schlüsselqualifikationen aufgrund stimmlicher Parameter auf.
Einer Führungskraft mit mittlerer Sprechgeschwindigkeit und einer Stimmlage am unteren Ende der Indifferenzlage können laut der Studie nach Berg (2002) somit zahlreichepositive Charaktermerkmale zugesprochen werden.Unabhängig von der tatsächlichen Handlungskompetenz wirkt die Führungskraft durch diese Zuschreibung auf Mitarbeiter, Geschäftspartner und Vorgesetzte in verschiedensten Bereichen kompetent und qualifiziert. Jedoch lässt sich durch die Einteilung nach Berg nicht eindeutig festlegen, ob Unterschiede in der Zuschreibung von Fach-, Methoden-, Sozial- und Persönlichkeitskompetenz vorliegen, da hauptsächlich die Sozial- und die Persönlichkeitskompetenz durch oben genannte Eigenschaften repräsentiert sind.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass durch bisherige Studien bereits ein Zusammenhang zwischen den stimmlichen Merkmalen Stimmlage/Sprechtempo und Führungskompetenz festgestellt werden konnte. Vor allem ein mittleres Sprechtempo und eine mittlere bis tiefe Sprechstimmlage innerhalb der Indifferenzlage veranlassen den Hörer dazu, einem Sprecher Schlüsselqualifikationen für eine Führungsrolle zuzuschreiben. Jedoch wurde bislang in den vorliegenden Studien nicht einheitlich zwischen dem Geschlecht der Sprecher unterschieden. Ebenso fand keine Unterteilung der erwünschten Eigenschaften durch das Modell der Handlungskompetenz nach Brommer (1990) statt, weswegen bislang keine gesicherte Aussage zur Wirkung der stimmlichen Parameter auf die vier Kompetenzkategorien gemacht werden kann. Die Untersuchung nach Berg (2002) lässt jedoch darauf schließen, dass sich vor allem die Zuschreibung von Sozial- und Persönlichkeitskompetenz stark durch stimmliche Merkmale beeinflussen lässt, während Fach- und Methodenkompetenz für die Hörer eine eher geringe Rolle spielen.
E M P I R I S C H E R T E I L
5. Zielsetzung der Untersuchung
Ausgehend von den zuvor dargestellten Studien, war es das Ziel der vorliegenden Untersuchung, den Einfluss der paraverbalen Merkmale Stimmlage und Sprechtempo auf die Zuschreibung von Führungskompetenz zu überprüfen. Beobachtet wurde folglich nicht der tatsächliche Einfluss stimmlicher Parameter auf die Handlungskompetenz, sondern vielmehr die subjektive Wahrnehmung einer Person aufgrund ihres stimmlichen Ausdrucks. Dabei wurde überprüft, ob sich eine Modifikation der genannten Parameter Stimmlage und Sprechtempo positiv beziehungsweise negativ auf die Einschätzung einer Person als fach-, methoden-, sozial- oder selbstkompetent auswirkt. In der Untersuchung wurde den Probanden dazu ein Sprechbeispiel dargeboten, zu dem anschließend verschiedene Fragen beantwortet werden mussten. Die Sprechbeispiele unterschieden sich in der Ausprägung der Parameter Stimmlage und Sprechtempo sowie hinsichtlich des Geschlechts des Sprechers. Folglich lagen für die Untersuchung 4 Sprechbeispiele vor:
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Tabelle 3: Die vier Sprechbeispiele mit stimmlichen Merkmalen
In der vorliegenden Arbeit wurden die Sprechbeispiele der Einfachheit halber in positiv und negativ unterschieden, wobei sich dies jeweils auf die Ausprägung der stimmlichen Parameter bezieht. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden dabei unter Berücksichtigung bereits bestehender Forschungsergebnisse interpretiert. Sowohl Unterschiede zwischen den negativen und den positiven Sprechbeispielen als auch geschlechtsspezifische Differenzen wurden in diesem Zusammenhang betrachtet.
5.1 Fragestellung
Ausgehend von der oben dargestellten Zielsetzung der Untersuchung ergaben sich verschiedene konkrete Fragestellungen, denen in vorliegender Arbeit nachgegangen wurde.
Zweifellos war dabei vor allem die grundlegende Überlegung relevant, ob sich die positiven und die negativen Sprechbeispiele, hinsichtlich der ausgelösten Zuschreibung von Führungskompetenz, unterscheiden. Es sollte folglich herausgefunden werden, ob sich die beobachteten Ergebnisse zu den vier Sprechbeispielen, abhängig von den stimmlichen Parametern, signifikant voneinander abgrenzen lassen.
Eine weitere Fragestellung war zudem, ob abhängig vom Geschlecht der Sprecher, aber auch vom Geschlecht der Hörer, Differenzen in den gewonnenen Ergebnissenvorliegen. Hierbei wurde das Augenmerk vor allem darauf gerichtet, ob Sprecher und Sprecherin unterschiedlich bewertet wurden und ob sich Hörer und Hörerinnen bei der Zuschreibung von Führungskompetenz unterschieden.
Nicht zu vergessen war zudem die Frage, ob ein Unterschied in der Einschätzung der vier Kompetenzkategorien ersichtlich ist. Das heißt, ob sich beispielsweise eine positive Stimme besonders auf eine der dargestellten Führungskompetenzen auswirkt oder ob sich hierbei keine Differenzen erkennen lassen.
5.2 Hypothesen
Unter Rückgriff auf die eben dargestellten Fragestellungen wurden für die vorliegende Untersuchung verschiedene Hypothesen über den Zusammenhang von Führungs-kompetenz und den Parametern Stimmlage und Sprechtempo aufgestellt:
H1 (1): Eine unphysiologische Erhöhung von Stimmlage und Sprechtempo führt zu einer signifikanten Abnahme der Zuschreibung von Führungskompetenz.
H1 (2): Weibliche und männliche Sprecher werden bei gleichen stimmlichen Voraussetzungen hinsichtlich der Führungskompetenz unterschiedlich ein-geschätzt.
H1 (3): Es gibt einen Unterschied in der Zuschreibung von Führungskompetenz abhängig vom Geschlecht der Hörer.
H1 (4): Eine Veränderung stimmlicher Parameter wirkt sich stärker auf die Zuschreibung von Sozial- und Persönlichkeitskompetenz aus, als auf die Zuschreibung von Methoden- und Fachkompetenz.
Durch eine Überprüfung der zugehörigen Nullhypothesen konnten im weiteren Verlauf der Arbeit die vorliegenden Alternativhypothesen bestätigt beziehungsweise verworfen werden.
6. Durchführung der Untersuchung
Wie bereits angesprochen, handelt es sich bei der durchgeführten Untersuchung um eine Online-Fragebogen Erhebung. Zunächst wurden dabei auf der Grundlage des Modells zur Führungskompetenz nach Brommer (1993) verschiedene Fragen formuliert, mithilfe derer die vier Kompetenzkategorien exemplarisch erfasst werden konnten. Die Formulierung der Fragen erfolgte nach eigenem Ermessen. Anschließend wurden die vier Sprechbeispiele aufgenommen, wobei eine Analyse und ein Abgleich der Parameter Stimmlage und Sprechtempo stattfand. Der Online-Fragebogen wurde durch die Firma carpe ideam (http://www.carpe-ideam.de) beziehungsweise RefCoR (http://www.refcor.de) zur Verfügung gestellt.
Insgesamt bestand die Online-Erhebung aus den zwei Teilbereichen Fragebogen und Conjoint-Analyse. Der Fragebogen beinhaltete sowohl 22 Items zur Einschätzung verschiedener Führungskompetenzen als auch Fragen zum Hörer selbst und zur Relevanz der Stimme im Beruf. Auf die Darstellung der Conjoint-Analyse wurde im Rahmen der vorliegenden Arbeit im Hinblick auf den begrenzten Bearbeitungszeitraum verzichtet.
Die Zielgruppe der Untersuchung waren sowohl Personalentwickler und Mitarbeiter in Personalabteilungen als auch Führungskräfte und Mitarbeiter. Jeder Proband sollte innerhalb der Befragung auf Grundlage eines dargebotenen Sprechbeispiels (positiv oder negativ, männlich oder weiblich) die verschiedenen Items bearbeiten. Auf die drei weiteren Sprechbeispiele hatten die Teilnehmer hierbei keinen Zugriff.
6.1 Die Sprechbeispiele
Wie unter Punkt 5 aufgeführt, wurden für die Online-Befragung vier verschiedene Sprechbeispiele aufgenommen, wofür Laiensprecher zur Verfügung standen, welche selbst nicht in Führungspositionen in größeren Unternehmen tätig waren. Der gesprochene Text der vier Sprechbeispiele wurde selbst verfasst und lautet:
„ Die Präsentation zu Ihrem neuen Projekt hat mich durchaus beeindruckt. Sowohl das Marketingkonzept als auch die Budgetierung sind für uns äußerst attraktiv. Jetzt müssen Sie nur noch Ihre Mitarbeiter davon überzeugen und das Konzept baldmöglichst an die Entwicklungsabteilung weiterleiten. Bitte kümmern Sie sich persönlich um alle notwendigen Schritte hierzu.“
Der Inhalt des gesprochenen Textes suggerierte den Hörern, dass der Sprecher oder die Sprecherin eine eher obere Führungsposition in einem Unternehmen innehat. Die Person übernimmt in dem Sprechbeispiel verschiedenste Aufgaben (loben, motivieren, informieren, delegieren) und vermittelt somit rein inhaltlich Führungskompetenz.
Anschließend an die Tonaufnahmen wurden die Sprechbeispiele mithilfe der niederländischen Analysesoftware PRAAT (Boersma & Weenink, 1995) mit Version 5.3.39 ausgewertet. Hierzu ergaben sich hinsichtlich der Parameter Stimmlage und Sprechtempo folgende Werte:
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Tabelle 4: Analyse der vier Sprachaufnahmen
Im Hinblick auf die mittlere Sprechstimmlage zeigt sich, dass die Frequenz der negativen Beispiele bei beiden Geschlechtern über der Indifferenzlage liegt. Bei den positiven Sprechbeispielen befindet sich die Sprechstimmlage innerhalb der Indifferenzlage, was auf einen physiologischen Stimmgebrauch hindeutet.
Der Stimmumfang (der Bereich zwischen den höchsten und den niedrigsten Frequenzwerten eines Sprechbeispiels) weicht beim negativen Beispiel der Sprecherin leicht von den anderen Werten ab, was jedoch auf eine einmalige Abweichung der Stimmlage nach oben zurückgeführt werden kann. Bleibt diese eine Abweichung unberücksichtigt, ergibt sich für das negative Sprechbeispiel der Frau eine Modulation von 143 Hz, wobei sich eine relativ hohe Übereinstimmung mit den anderen Sprechbeispielen zeigt. Es wird folglich angenommen, dass sich die Modulation der Stimme innerhalb der Sprechbeispiele nicht unterscheidet und somit die subjektive Zuschreibung von Führungskompetenz nicht beeinflusst.
Das Sprechtempo der beiden positiven Beispiele kann nach Fährmann (1982) als mittel, also physiologisch eingestuft werden. Das negative Beispiel des Sprechers wird hingegen als sehr schnell, das der Sprecherin als schnell kategorisiert, womit eine deutliche Abweichung des Sprechtempos nach oben ersichtlich wird.
Weitere Parameter wie Lautstärke oder Resonanz wurden bei den Sprechbeispielen nicht analysiert, jedoch wurde bei der Aufnahme darauf geachtet, alle weiteren stimmlichen Merkmale möglichst konstant zu halten. Ein möglicher Unterschied im Einfluss dieser Parameter auf die Wirkung der Stimme bei den vier Sprechbeispielen kann jedoch nicht ausgeschlossen werden.
6.2 Aufbau des Fragebogens
Der Fragebogen der Erhebung bestand aus insgesamt 22 Items, wobei immer 2 Items einer Kompetenz zugeordnet waren. Es wurden folglich 11 Kompetenzen abgefragt, welche wiederum den 4 verschiedenen Kompetenzkategorien zugeordnet waren. Die Persönlichkeits- sowie die Methodenkompetenz waren jeweils durch 3 Kompetenzen, also 6 Fragen repräsentiert. Die Sozialkompetenz setzte sich in der Untersuchung aus 4 Kompetenzen, also 8 Fragen zusammen, wohingegen die Fachkompetenz nicht in weitere Kompetenzen untergliedert war und folglich nur durch 2 Items abgetestet wurde.
- Fachkompetenz: Grundlagen- und Fachwissen
- Methodenkompetenz: Problemlösefähigkeit; konzeptionelles Denken; kreatives Denken
- Sozialkompetenz: Kommunikative Kompetenz; Einfühlungsvermögen; Motivationskompetenz; Durchsetzungsvermögen
- Persönlichkeitskompetenz: Selbstsicherheit; Selbstreflexion; Verantwortung
Bei den 22 Items handelte es sich um positiv oder negativ formulierte Aussagen zu den erwünschten Kompetenzen einer Führungskraft. In Bezug auf das Sprechbeispiel konnten die Probanden diesen Aussagen zustimmen oder sie ablehnen, wozu vier Auswahlkategorien zur Verfügung standen.
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Tabelle 5: Fragebogen der Online-Untersuchung
Durch eine Mischung der einzelnen Items in der Online-Befragung konnte von den Probanden kein Zusammenhang zwischen einzelnen Items und übergeordneten Kompetenzen hergestellt werden. Somit wurde eine gezielte Beeinflussung durch die Teilnehmer möglichst gering gehalten. Die Formulierung „Sprecher“ wurde in den Aussagen der Einfachheit halber unabhängig vom Geschlecht des Sprechers angewendet. Bei den Antwortkategorien wurde bewusst keine mittlere Kategorie zur Auswahl gestellt, da es sich bei der Beantwortung lediglich um eine subjektive Einschätzung handelt, bei der in der Regel immer leichte positive oder negative Tendenzen feststellbar sind.
6.3 Ergänzende Fragen
Wie bereits angeführt, wurden im Teilbereich „Fragebogen“ zusätzlich zu den 22 Items noch weitere Fragen an die Probanden gestellt. Hierzu gehörten zunächst einige persönliche Fragen zum Teilnehmer selbst, wie beispielsweise Alter, Geschlecht sowie der höchste Bildungsabschluss. Ergänzend sollten die Probanden ihren beruflichen Tätigkeitsbereich aus der Auswahl „Personalentwicklung – Personalabteilung (außer Personalentwicklung) – Führungskraft – Mitarbeiter“ auswählen.
Neben dieser Erfassung wurde auch die Rolle der Stimme im Beruf durch weitere Fragen thematisiert, welche mit ja oder nein zu beantworten waren:
- Denken Sie, dass sich anhand der Stimme eines Menschen dessen Führungskompetenz einschätzen lässt?
- Haben Sie schon einmal erlebt, dass Ihnen beruflich, nur aufgrund Ihrer stimmlichen Leistung, eine Situation leichter gefallen ist?
- Wurden Sie in Ihrem beruflichen Alltag schon einmal direkt auf Ihre Stimme angesprochen?
- Haben Sie sich schon einmal über die Rolle Ihrer Stimme in Ihrem Beruf Gedanken gemacht?
Zusätzlich dazu wurde durch eine weitere Frage der Einfluss der stimmlichen Parameter auf die Zuschreibung von Sympathie überprüft. Das Item hierzu lautete:
- Könnten Sie sich vorstellen, mit dem Sprecher auch einmal ein persönliches Gespräch in der Cafeteria zu führen?
Dieses Item diente als Grundlage für die Überlegung, ob einem Sprecher aufgrund seines stimmlichen Ausdrucks gleichzeitig Führungskompetenz und Sympathie zugeschrieben werden können oder ob sich diese gegenseitig ausschließen.
6.4 Die Probanden
Wie bereits angesprochen, gehörten sowohl Personalentwickler und Mitarbeiter in Personalabteilungen als auch Führungskräfte und Mitarbeiter in größeren Unternehmen zur Zielgruppe der Untersuchung. Wichtig war hierbei, dass innerhalb der Unternehmen Hierarchien und somit verschiedene Führungsebenen vorhanden sind.
An der Fragebogen-Umfrage nahmen insgesamt 91 Probanden teil, davon waren 39 weiblich und 52 männlich. Unter den 91 Teilnehmern waren 28 Mitarbeiter, 51 Führungskräfte, 9 Personalentwickler sowie 3 Personen aus anderen Bereichen der Personalabteilung. Das Geschlechterverhältnis innerhalb der Tätigkeitsbereiche war, gemessen an der Gesamtzahl der Teilnehmer, in etwa ausgewogen.
Als höchsten erreichten Bildungsabschluss gaben 4 Teilnehmer die Mittlere Reife, 13 das Abitur, 59 einen Universitätsabschluss und 15 eine Promotion an. Somit wurde das Ziel, hauptsächlich Akademiker für die Teilnahme an der Untersuchung zu gewinnen, erreicht.
Das Alter der Teilnehmer variierte zwischen 20 und 74 Jahren, wobei 93 % der Teilnehmer zum Zeitpunkt der Untersuchung zwischen 26 und 65 Jahre alt waren. Folglich wurde auch die Absicht, hauptsächlich Personen im berufsfähigen Alter mit der Befragung anzusprechen, erfüllt.
Im Hinblick auf die vier Sprechbeispiele ergab sich eine etwas uneinheitliche Verteilung der Probanden: 16 Teilnehmer hörten das Beispiel „Sprecher positiv“ und 25 das Beispiel „Sprecher negativ“. Zudem hörten 24 Probanden das Beispiel „Sprecherin positiv“ und 26 das Beispiel „Sprecherin negativ“.
7. Auswertungsverfahren
Um den Fragebogen statistisch auswerten zu können, wurde zunächst aus den Online gesammelten Daten eine Excel-Datei mit allen relevanten Größen und Zahlen erstellt. Diese wurden anschließend in das Statistikpaket SPSS (Statistical Package for the Social Sciences) importiert, eine Software, die gezielt „für statistische Auswertungen konzipiert“ ist (Duller, 2007: 39). Die Auswertung erfolgte mit Unterstützung durch das Statistische Beratungslabor der Ludwig-Maximilians-Universität München mit der Version SPSS 22 für Windows.
Zunächst wurden durch die Funktion „Mittelwerte vergleichen – Mittelwerte“ die Mittelwerte und Standardabweichungen für alle 22 Items des Fragebogens berechnet. Dabei wurde für jedes Item zwischen den positiven und den negativen Sprechbeispielen unterschieden, um den Einfluss der stimmlichen Parameter zu veranschaulichen. Exemplarisch wird dies in Tabelle 6 für die beiden Items zur Fachkompetenz dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 6: Mittelwerte und Standardabweichungen (Tabelle aus SPSS)
Anschließend wurden die einzelnen Items gruppiert und Variablen für die vier Kompetenzkategorien sowie die elf zugehörigen Kompetenzen erstellt. Immer zwei Items wurden, wie unter Punkt 6.2 dargestellt, zu einer Kompetenz zusammengefasst.
Um die Mittelwerte zweier Kompetenzen auf Signifikanz zu überprüfen, wurde sowohl für die einzelnen Kompetenzen als auch für die Kompetenzkategorien ein zweiseitiger T-Test durchgeführt. Dadurch konnten isoliert die Unterschiede zwischen den positiven und den negativen Sprechbeispielen, aber auch geschlechtsspezifische Unterschiede der Sprecher oder der Hörer, analysiert werden. Hierzu wurde die Funktion „Mittelwerte vergleichen – T-Test bei unabhängigen Stichproben“ verwendet. In Tabelle 7 ist exemplarisch ein zweiseitiger T-Test für den Mittelwertvergleich der positiven und negativen Sprechbeispiele für die Fachkompetenz dargestellt.
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Tabelle 7: Zweiseitiger T-Test für die Mittelwertgleichheit (Tabelle aus SPSS)
Als Letztes wurde in der Auswertung zudem der Zusammenhang zwischen zwei Variablen betrachtet. Hierzu wurde eine zweifaktorielle Varianzanalyse (ANOVA) durchgeführt, wobei die Funktion „Allgemeines lineares Modell – Univariat“ zur Verfügung stand (Janssen & Laatz, 2013). Durch diese Varianzanalyse konnte beispielsweise analysiert werden, ob sich die Zuschreibung von Führungskompetenz abhängig von den positiven und negativen Sprechbeispielen sowie vom Geschlecht des Sprechers, unterscheidet. Dieses Beispiel wird exemplarisch für die Fachkompetenz in Tabelle 8 dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 8: Zweifaktorielle Varianzanalyse (Tabelle aus SPSS)
Mithilfe dieser beispielhaft dargestellten statistischen Analysen konnten die Daten des Fragebogens somit detailliert ausgewertet werden, wobei die Ergebnisse der Untersuchung in den nachfolgenden Punkten ausführlich dargestellt sind.
8. Ergebnisse
Sowohl zu den einzelnen Items des Fragebogens als auch zu den gruppierten Kompetenzen und Kompetenzkategorien liegen aufgrund der statistischen Analyse aussagekräftige Messdaten vor. Auf Itemebene fand dabei noch kein Vergleich zwischen den einzelnen Aussagen statt, es wurden lediglich die Mittelwerte der positiven und negativen Sprechbeispiele gegenübergestellt. Im Hinblick auf die Kompetenzen und Kompetenzkategorien wurden anschließend jedoch sehr wohl Mittelwertunterschiede herausgearbeitet und auf Signifikanz geprüft. Primär ging es hierbei um etwaige signifikante Differenzen zwischen den positiven und den negativen Sprechbeispielen, wobei jedoch auch geschlechtsspezifische Unterschiede eine Rolle spielten. Sowohl Abhängigkeiten vom Geschlecht der Sprecher als auch vom Geschlecht der Hörer wurden dabei betrachtet und analysiert. Ausgehend von diesen Ergebnissen wurden schließlich die unter Punkt 5.2 aufgeführten Alternativhypothesen überprüft.
8.1 Itemebene
Auf Itemebene wurden die Mittelwerte der einzelnen Items einander gegenübergestellt. Es wurde bei jedem Item der Mittelwert der Antworten zu den positiven und den negativen Sprechbeispielen sowie der Mittelwert aller Antworten verglichen. Interessant warhier, ob sich die positiven und negativen Sprechbeispiele voneinander unterscheiden und ob der Mittelwert aller Antworten von dem erwarteten Mittelwert von 2,5 abweicht. Nachfolgend werden die Ergebnisse getrennt in die vier Kompetenzkategorien dargestellt. Die Unterteilung in „Frage 1“ und „Frage 2“ bezieht sich auf die Reihenfolge, in der die Fragen in Tabelle 5 (Punkt 6.2) aufgelistet wurden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 9: Mittelwerte der Items zur Persönlichkeitskompetenz
Bei der Persönlichkeitskompetenz wird deutlich, dass die Mittelwerte der Antworten zur Kompetenz Selbstreflexion unterhalb des erwarteten Mittelwerts von 2,5 liegen. Folglich wird die Selbstreflexion des Sprechers, unabhängig von Stimmlage und Sprechtempo, als eher gering eingeschätzt. Bei den anderen beiden Kompetenzen Selbstsicherheit und Verantwortung liegen die Mittelwerte rund um den erwarteten Wert von 2,5. Die Mittelwerte der positiven und negativen Sprechbeispiele unterscheiden sich innerhalb der Persönlichkeitskompetenz bei allen Items. Der Mittelwert der positiven Sprechbeispiele ist dabei, wie erwartet, durchgängig höher ist als der der negativen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 10: Mittelwerte der Items zur Sozialkompetenz
Bei näherer Betrachtung der Sozialkompetenz wird ersichtlich, dass die Mittelwerte aller Items insgesamt deutlich unter dem erwarteten Mittelwert von 2,5 liegen. Somit wurde die Sozialkompetenz der Sprecher von den Probanden insgesamt als wenig ausgeprägt eingeschätzt, unabhängig vom stimmlichen Ausdruck. Jedoch lassen sich im Vergleich der positiven und negativen Sprechbeispiele für die Items der Sozialkompetenz deutliche Mittelwertunterschiede erkennen, wobei die positiven Sprechbeispiele wie erwartet durchgängig besser bewertet wurden als die negativen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 11: Mittelwerte der Items zur Methodenkompetenz
Betrachtet man die Kompetenzen als Gesamtes, so wird bei der Methodenkompetenz deutlich, dass das Konzeptionelle Denken unabhängig vom stimmlichen Ausdruck deutlich besser eingeschätzt wurde als das kreative Denken, wobei die Mittelwerte der Items jeweils stark vom erwarteten Mittelwert von 2,5 abweichen. Unabhängig davon lassen sich auch hier deutliche Unterschiede zwischen den Sprechbeispielen erkennen, wobei die Sprecher bei den positiven Sprechbeispielen bei allen Items deutlich besser eingeschätzt wurden.
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Tabelle 12: Mittelwerte der Items zur Fachkompetenz
Bei der Fachkompetenz liegen die Mittelwerte bei den einzelnen Items rund um den erwarteten Wert von 2,5, es treten folglich keine Auffälligkeiten auf. Auch hier liegen, wie bei den Items der anderen Kompetenzkategorien, die Mittelwerte der positiven Sprechbeispiele über denen der negativen, was den Einfluss stimmlicher Merkmale auf die Zuschreibung von Fachkompetenz bestätigt.
Auf Itemebene ist somit erkennbar, dass die Mittelwerte der positiven Sprechbeispiele durchgängig über denen der negativen Sprechbeispiele liegen. Die Abweichungen vom Mittelwert lassen zudem erkennen, dass unabhängig von den stimmlichen Merkmals-ausprägungen manche Kompetenzen als stärker und andere als weniger stark ausgeprägt eingeschätzt werden.
8.2 Analyse der Kompetenzen und Kompetenzkategorien
Ausgehend von den dargestellten Mittelwerten für die einzelnen Items des Fragebogens lassen sich Zusammenhänge zwischen den Kompetenzen und Kompetenzkategorien erkennen. Durch einen zweiseitigen T-Test für die Mittelwertgleichheit wurde überprüft, ob sich die Mittelwerte der positiven und negativen Sprechbeispiele signifikant voneinander unterscheiden. Dabei wurde ein Signifikanzniveau von 95 % (α = 0,05) gewählt. Während sich die erwarteten Mittelwerte der Kompetenzkategorien, abhängig von der Anzahl der Items, unterscheiden, liegt der erwartete Mittelwert der einzelnen Kompetenzen durchgängig bei 5,00.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 13: Mittelwerte und Signifikanzen der Kompetenzkategorien
Wie bereits aus der Darstellung der einzelnen Items ersichtlich wurde, liegt der Mittelwert der Sozialkompetenz im Gegensatz zu den anderen Kompetenzkategorien deutlich unterhalb des erwarteten Mittelwerts. Die Sozialkompetenz der Sprecher wird somit, unabhängig von Stimmlage und Sprechtempo, als eher gering eingeschätzt. Eine Erklärung für dieses Ergebnis wird durch den Untersuchungsaufbau allerdings nicht ersichtlich.
Aus der Zeile „Signifikanz“ in Tabelle 13 ergibt sich zudem, dass sich die Mittelwerte der positiven und negativen Sprechbeispiele bei den vier Kompetenzkategoriensignifikant voneinander unterscheiden. Die p-Werte liegen durchwegs unter 0,05, weswegen bei einem Signifikanzniveau von 95 % die Mittelwertunterschiede als signifikant gelten. Somit kann der Einfluss der Parameter Stimmlage und Sprechtempo auf die subjektive Zuschreibung der vier Kompetenzkategorien bestätigt werden. Die Sprecher der positiven Sprechbeispiele wurden, wie erwartet, besser eingeschätzt als die Sprecher der negativen Beispiele.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 14: Mittelwerte und Signifikanzen der Kompetenzen
Bei näherer Betrachtung der Signifikanzen aus Tabelle 14 zeigt sich allerdings, dass nicht bei jeder Kompetenz der p-Wert unterhalb von 0,05 liegt. Nicht alle Mittelwerte der positiven und negativen Sprechbeispiele unterscheiden sich somit signifikant voneinander, weswegen der Einfluss der stimmlichen Parameter nicht für alle Kompetenzen bestätigt werden kann.
- Innerhalb der Persönlichkeitskompetenz ergaben sich nur für die Kompetenzen Selbstsicherheit und Selbstreflexion signifikante Unterschiede zwischen den Mittelwerten der positiven und negativen Sprechbeispiele. Bei der Selbstsicherheit lagen die Mittelwerte mit 5,63 (positiv) und 4,57 (negativ) signifikant auseinander. Dasselbe war auch bei der Selbstreflexion mit den Mittelwerten von 4,93 (positiv) und 4,24 (negativ) der Fall. Der stimmliche Ausdruck bewirkt folglich beim Hörer einen signifikanten Unterschied bei der Zuschreibung von Selbstsicherheit und Selbstreflexion zu einem Sprecher.
Einzig bei der Kompetenz Verantwortung ergab sich kein signifikanter Unterschied zwischen den positiven und den negativen Sprechbeispielen (p= 0,224). Folglich nehmen Stimmlage und Sprechtempo bei dieser Kompetenz keinen Einfluss auf die Einschätzung durch den Hörer.
- Betrachtet man die einzelnen Kompetenzen innerhalb der Sozialkompetenz, so ergeben sich für die Kommunikative Kompetenz und das Einfühlungsvermögen signifikante Unterschiede zwischen den positiven und den negativen Sprechbeispielen. Die Mittelwerte der Kommunikativen Kompetenz liegen bei 5,35 (positiv) beziehungsweise 4,41 (negativ), die des Einfühlungsvermögens bei 4,85 (positiv) und 3,96 (negativ). Das heißt, den Sprechern der positiven Sprechbeispiele wird signifikant mehr kommunikative Kompetenz und Einfühlungsvermögen zugeschrieben als den Sprechern der negativen Beispiele. Unterschiede in Sprechtempo und Stimmlage nehmen bei diesen Kompetenzen somit einen nachweisbaren Einfluss auf die Einschätzung der Hörer.
Bei der Motivationskompetenz sowie dem Durchsetzungsvermögen zeigen sich hingegen keine signifikanten Unterschiede zwischen den Sprechbeispielen. Die p-Werte von 0,302 beziehungsweise 0,075 weisen darauf hin, dass die Mittelwertunterschiede der Sprechbeispiele nicht signifikant sind. Es kann folglich darauf geschlossen werden, dass eine Variation der Parameter Stimmlage und Sprechtempo sich hier nicht auf die Zuschreibung der Kompetenzen durch die Hörer auswirkt.
- Bei der Methodenkompetenz ergibt sich nur für die Kompetenzen Problemlösefähigkeit und kreatives Denken ein signifikanter Unterschied der Mittelwerte. Den Sprechern der positiven Sprechbeispiele wird deutlich mehr Problemlösefähigkeit und kreatives Denken zugesprochen (Mw= 5,35 bzw. 4,73) als den Sprechern der negativen Beispiele (Mw= 4,67 bzw. 4,18). Es liegt somit ein nachweisbarer Einfluss der Parameter Stimmlage und Sprechtempo auf die Zuschreibung von Problemlösefähigkeit und kreativem Denken vor.
Im Gegensatz dazu lässt sich beim Kozeptionellen Denken kein signifikanter Unterschied zwischen den Sprechbeispielen erkennen, worauf der p-Wert von 0,082 hindeutet. Somit kann kein Einfluss der beiden stimmlichen Parameter auf das Konzeptionelle Denken nachgewiesen werden.
- Der p-Wert von 0,037 weist darauf hin, dass sich die Mittelwerte der positiven und negativen Sprechbeispiele bei der Kompetenz Grundlagen- und Fachwissen signifikant voneinander unterscheiden. Es liegt somit ein Einfluss von Stimmlage und Sprechtempo auf die Zuschreibung von Grundlagen- und Fachwissen vor, wobei die Sprecher der positiven Beispiele als deutlich kompetenter eingeschätzt wurden.
Die dargestellten Ergebnisse werden in Abbildung 3 grafisch veranschaulicht, wobei sich die Mittelwerte der positiven und negativen Sprechbeispiele gegenüber stehen. Beide Linien liegen dabei rund um den erwarteten Mittelwert von 5,00.
Abbildung 3: Vergleich der Mittelwerte der positiven und negativen Sprechbeispiele
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
8.3 Geschlechtsspezifische Unterschiede
Neben den Mittelwertunterschieden der positiven und negativen Sprechbeispiele lassen sich in den Ergebnissen auch geschlechtsspezifische Unterschiede erkennen. Da bei der Untersuchung jeweils zwei Beispiele eines Sprechers und einer Sprecherin vorlagen, wurde zunächst das Geschlecht des Sprechers näher betrachtet. Um die H1(2)bestätigen oder ablehnen zu können, wurde untersucht, inwieweit das Geschlecht des Sprechers einen Einfluss auf die Zuschreibung der verschiedenen Kompetenzen beziehungsweise Kompetenzkategorien nimmt. In diesem Zusammenhang wurden Unterschiede in der Bewertung der vier verschiedenen Sprechbeispiele herausgearbeitet.
Im Anschluss daran wurde überprüft, ob auch das Geschlecht der Hörer Einfluss auf die Zuschreibung von Führungskompetenz nimmt. Das heißt, ob Männer und Frauen sich in ihrer Einschätzung der Führungskompetenz unterschiedlich stark durch die Parameter Stimmlage und Sprechtempo beeinflussen lassen.
8.3.1 Geschlecht des Sprechers
Im Hinblick auf das Geschlecht des Sprechers wurde ebenfalls durch einen zweiseitigen T-Test für die Mittelwertgleichheit die Signifikanz der Mittelwertunterschiede zwischen dem Sprecher und der Sprecherin überprüft. Hierbei fand zunächst keine Unterscheidung zwischen den positiven und den negativen Sprechbeispielen statt. Das Signifikanzniveau wurde wiederum auf 95 % festgelegt.
Interessanterweise konnten auf Ebene der Kompetenzkategorien keinerlei signifikante Unterschiede zwischen dem Sprecher und der Sprecherin festgestellt werden, die p-Werte lagen durchwegs über 0,05. Somit kann auf Ebene der Kompetenzkategorien kein Einfluss des Geschlechts des Sprechers auf die Zuschreibung von Führungskompetenz nachgewiesen werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 15: Mittelwertunterschiede zw. Sprecher und Sprecherin (Kompetenzkategorien)
Werden allerdings die einzelnen Kompetenzen näher betrachtet, ergeben sich durchaus signifikante Unterschiede abhängig vom Geschlecht des Sprechers, was in Tabelle 16 deutlich wird.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 16: Mittelwertunterschiede zw. Sprecher und Sprecherin (Kompetenzen)
Es zeigt sich, dass sich innerhalb der Persönlichkeitskompetenz die Mittelwerte aller drei Kompetenzen Selbstsicherheit, Selbstreflexion und Verantwortung signifikant voneinander unterscheiden. Jedoch wird dem Sprecher deutlich mehr Selbstsicherheit, der Sprecherin hingegen signifikant mehr Selbstreflexion und Verantwortung zugesprochen. Diese Differenzen in der Ausrichtung der Mittelwertunterschiede erklären, warum insgesamt für die Persönlichkeitskompetenz kein signifikanter Unterschied zwischen Sprecher und Sprecherin erkennbar ist.
Des Weiteren ergibt sich einzig für die Kompetenz Einfühlungsvermögen ebenfalls ein signifikanter Unterschied zwischen Sprecher und Sprecherin.Der Sprecherin wird dabei signifikant mehr Einfühlungsvermögen zugeschrieben als dem Sprecher. Bei allen weiteren Kompetenzen ergeben sich keine signifikanten Unterschiede in Abhängigkeit vom Geschlecht des Sprechers, was durch Abbildung 4 deutlich sichtbar wird.
Abbildung 4: Vergleich der Mittelwerte abhängig vom Geschlecht des Sprechers
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bei getrennter Betrachtung aller vier Sprechbeispiele, lassen sich im Hinblick auf die Mittelwerte deutliche Unterschiede erkennen. Durch eine univariate Varianzanalyse wurde überprüft, ob ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Geschlecht des Sprechers und der Qualität der Sprechbeispiele in Bezug auf die Zuschreibung von Führungskompetenz besteht.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 17: Zusammenhang „Sprechbeispiele“ und „Geschlecht Sprecher“
Angesichts der p-Werte wird deutlich, dass kein signifikanter Zusammenhang zwischen den beiden Variablen, im Hinblick auf die Zuschreibung der einzelnen Kompetenzen, besteht. Daraus kann geschlossen werden, dass auch auf Ebene der Kompetenzkategorien kein signifikanter Zusammenhang zwischen den beiden Variablen auffindbar ist. Wie oben beschrieben, liegen jedoch bei getrennter Betrachtung durchaus signifikante Mittelwertunterschiede innerhalb der Variablen „Geschlecht des Sprechers“ und „Sprechbeispiel (positiv/negativ)“ vor.
8.3.2 Geschlecht der Hörer
Neben dem Geschlecht des Sprechers ist des Weiteren interessant, ob sich auch das Geschlecht der Hörer auf die Zuschreibung von Führungskompetenzen auswirkt. Es stellt sich die Frage, ob Männer und Frauen die Sprecher unterschiedlich einschätzen und wenn ja, welches Geschlecht den Sprechern mehr Führungskompetenz zuschreibt als das andere. Somit soll durch einen zweiseitigen T-Test zur Mittelwertgleichheit die H1(3)überprüft werden, wobei keine Unterscheidung zwischen den positiven und negativen Sprechbeispielen stattfindet. Es wird wiederum ein Signifikanzniveau von 95 % festgelegt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 18: Mittelwertunterschiede zw. Hörern und Hörerinnen (Kompetenzen)
Durch die p-Werte in Tabelle 18 wird deutlich, dass einzig bei der Kommunikativen Kompetenz ein signifikanter Mittelwertunterschied zwischen Hörern und Hörerinnen vorliegt (p= 0,026). Die Hörerinnen schätzen die Kommunikative Kompetenz des Sprechers und der Sprecherin in den Beispielen somit signifikant höher ein als die Hörer. Bei den anderen Kompetenzen ergeben sich keine signifikanten Unterschiede. Somit kann ein Einfluss des Geschlechts der Hörer auf die vier Kompetenzkategorien ebenfalls ausgeschlossen werden. Die Ergebnisse werden zur besseren Übersicht grafisch in Abbildung 5 dargestellt.
Abbildung 5: Vergleich der Mittelwerte abhängig vom Geschlecht der Hörer
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
8.4 Weitere Variablen
Aufgrund des begrenzten Bearbeitungszeitraums war es im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht möglich, alle durch die Fragebogen-Untersuchung gewonnenen Daten statistisch auszuwerten. Der Vollständigkeit halber werden alle erfassten Variablen aufgeführt und mögliche Tendenzen in den Ergebnissen angegeben.
- Zunächst wurden im Fragebogen einige persönliche Fragen zum Hörer selbst gestellt, wobei auf die Rohwerte bereits unter Punkt 6.4 näher eingegangen wurde. Während das Geschlecht des Hörers zudem unter Punkt 8.4.2 in die Auswertung mit einging, wurde der Einfluss weiterer Variablen wie Alter, Bildungsabschluss und berufliche Tätigkeit auf die Zuschreibung von Führungskompetenz nicht näher betrachtet. Um einen möglichen Einfluss der einzelnen Variablen ausschließen zu können, müsste eine umfassende statistische Auswertung der Messdaten erfolgen.
- Des Weiteren wurde in der Umfrage eine Frage zur Sympathie des Sprechers gestellt (vgl. Punkt 6.3). Betrachtet man die Prozentwerte zu dieser Frage, abhängig von den vier Sprechbeispielen, lässt sich erkennen, dass die Sprecherin des positiven Sprechbeispiels als deutlich sympathischer eingeschätzt wird als die Sprecher der drei anderen Sprechbeispiele. Die vorliegenden Daten liefern allerdings keine Anhaltspunkte für eine mögliche Interpretation dieses Ergebnisses.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 19: Sympathie des Sprechers
- Wie unter Punkt 6.3 aufgeführt, wurden den Hörern zusätzlich vier Fragen zum Stellenwert der Stimme im Beruf gestellt. Die Beantwortung der Fragen, und somit auch das Ergebnis, ist unabhängig vom gehörten Sprechbeispiel.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 20: Die Rolle der Stimme im Beruf
Die Prozentwerte geben einen deutlichen Hinweis darauf, dass die Stimme im Berufsleben der Probanden eine wesentliche Rolle spielt. Nahezu alle Teilnehmer hatten sich schon einmal Gedanken über ihre Stimme im Beruf gemacht und zudem oftmals bereits Situationen erlebt, in denen ihnen Situationen aufgrund der Stimme leichter fielen. Die Ergebnisse stimmen somit mit den bislang erbrachten Forschungsergebnissen zum Zusammenhang von Stimme und beruflichem Erfolg überein.
- Ein letzter Punkt, auf welchen in vorliegender Arbeit nicht genauer eingegangen werden kann, ist der Zusammenhang der Variablen „Geschlecht Sprecher“ und „Geschlecht Hörer“. Hierbei hätte überprüft werden können, ob gleichgeschlechtliche Sprecher von den Hörern tendenziell besser oder schlechter eingeschätzt werden, oder ob hierbei kein signifikanter Unterschied besteht. Diese Frage könnte als Grundlage für weitere Forschungsarbeiten dienen.
8.5Hypothesenprüfung
Ausgehend von den dargestellten Ergebnissen werden nachfolgend die unter Punkt 5.2 aufgestellten Hypothesen überprüft.
H1 (1) : Eine unphysiologische Erhöhung von Stimmlage und Sprechtempo führt zu einer signifikanten Abnahme der Zuschreibung von Führungskompetenz
Durch die Auswertung der gewonnenen Ergebnisse konnte herausgefunden werden, dass sich im Rahmen der Zuschreibung von Führungskompetenz die Mittelwerte der positiven und negativen Sprechbeispiele signifikant voneinander unterscheiden. Den Sprechern der negativen Beispiele, welche durch eine unphysiologische Erhöhung von Stimmlage und Sprechtempo charakterisiert sind, wurde signifikant weniger Führungskompetenz zugeschrieben als den anderen Sprechern. Dies war bei allen vier Kompetenzkategorien sowie bei einem Großteil der einzelnen Kompetenzen der Fall. Angesichts dieser Ergebnisse kann die Nullhypothese H0(1) verworfen und die Alternativhypothese H1(1) bestätigt werden.
H1 (2) : Weibliche und männliche Sprecher werden bei gleichen stimmlichen Voraussetzungen hinsichtlich der Führungskompetenz unterschiedlich eingeschätzt
Wie unter Punkt 8.3.1 dargestellt, unterscheiden sich die Mittelwerte von Sprecher und Sprecherin auf Ebene der Kompetenzkategorien nicht. Im Rahmen der einzelnen Kompetenzen zeigen sich allerdings signifikante Mittelwertunterschiede bei den Kompetenzen Selbstsicherheit, Selbstreflexion, Verantwortung und Einfühlungsvermögen. Während die Sprecherin hinsichtlich der letzten drei Kompetenzen als qualifizierter eingeschätzt wird, wird dem Sprecher signifikant mehr Selbstsicherheit zugeschrieben als der Sprecherin. Obwohl sich nicht für alle Kompetenzen signifikante Mittelwert-unterschiede zeigen, ist doch einUnterschied in der Zuschreibung von Führungskompetenz abhängig vom Geschlecht des Sprechers ersichtlich. Somit kann die Nullhypothese H0(2) verworfen und die Alternativhypothese H1(2) bestätigt werden.
H1 (3): Es gibt einen Unterschied in der Zuschreibung von Führungskompetenz abhängig vom Geschlecht der Hörer
Auf Ebene der Kompetenzkategorien lassen sich keine signifikanten Unterschiede in der Zuschreibung von Führungskompetenz durch Hörer und Hörerinnen erkennen. Im Bereich der Kompetenzen wurde jedoch bei der Kommunikativen Kompetenz ein signifikanter Mittelwertunterschied deutlich. Obwohl es sich bei dem Ergebnis der Kommunikativen Kompetenz um einen Einzelfall handelt, bei dem Signifikanz nachweisbar ist, kann dennoch von einem Unterschied zwischen Hörern und Hörerinnen ausgegangen werden. Die Nullhypothese H1(3) kann somit verworfen und die Alternativhypothese H1(3) bestätigt werden.
H1 (4): Eine Veränderung stimmlicher Parameter wirkt sich stärker auf die Zuschreibung von Sozial- und Persönlichkeitskompetenz aus als auf die Zuschreibung von Methoden- und Fachkompetenz
Wie unter Punkt 8.2 dargestellt, ergeben sich für alle vier Kompetenzkategorien signifikante Mittelwertunterschiede beim Vergleich der positiven und negativen Sprechbeispiele. Somit kann nicht bestätigt werden, dass sich eine Veränderung stimmlicher Parameter stärker auf die Zuschreibung von Sozial- und Persönlichkeitskompetenz auswirkt als auf die anderen Kompetenzkategorien. Folglich kann die Nullhypothese H0(4) nicht verworfen und demzufolge die Alternativhypothese H1(4) nicht bestätigt werden.
9. Übergreifende Interpretation
Die dargestellte Untersuchung führt zu dem Schluss, dass stimmliche Ausdrucksfähigkeit vor allem auf Führungsebene einen wichtigen beruflichen Erfolgsfaktor darstellt. Die Probanden sprachen der Stimme einen immensen Stellenwert im Beruf zu, wobei 80 % der Befragten beruflich schon einmal aufgrund ihrer stimmlichen Leistung positive Erfahrungen machen konnten. Dieses Ergebnis deckt sich mit dem der Umfrage „Wirtschaftsfaktor Stimme“ (2004), wobei ebenfalls 80 % der Teilnehmer die Stimme für ein wesentliches Karriereinstrument hielten (Amon, 2011). Durch die durchgeführte Befragung konnte ergänzend herausgefunden werden, dass sich 92 % der Teilnehmer schon einmal Gedanken über die Wirkung ihrer Stimme im Beruf gemacht hatten. Jedoch wurden nur 66 % bereits einmal im beruflichen Umfeld direkt auf ihre Stimme angesprochen. Insgesamt sind jedoch knapp 70 % der Probanden der Meinung, dass sich die Führungskompetenz eines Menschen durch dessen Stimme einschätzen lässt, was den immensen Einfluss stimmlicher Ausdrucksfähigkeit demonstriert. Somit kann durch die vorliegende Untersuchung unterstrichen werden, dass für Führungskräfte in der heutigen Zeit aufgrund der abgeflachten Hierarchieebenen nicht mehr das „Was“, sondern vor allem „wie“ etwas gesagt wird, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht (Fischbacher, 2014a; Spiecker-Henke, 2014). Ein gezieltes Analysieren und Arbeiten an der stimmlichen Ausdrucksfähigkeit rückt dadurch zunehmend in den Fokus von Führungskräften und Personalentwicklern.
Im Hinblick auf die Sympathie konnten die bereits bestehenden Forschungsergebnisse durch die vorliegende Untersuchung nicht bestätigt werden. Untersuchungen von Aronovitch (1976) und Kammerer (1997) hatten bislang gezeigt, dass ein Sprechen unter oder über der Indifferenzlage unsympathisch wirkt. Somit sollte im Umkehrschluss durch ein Sprechen innerhalb der Indifferenzlage Sympathie erzeugt werden. Ebenso gelten nach Wittlinger und Sendlmeier (2005) Sprecherinnen mit einem hohen Sprechtempo als sympathischer, was laut Scherer (1974) auch für Männer, jedoch in weniger stark ausgeprägter Form, angenommen werden kann. In vorliegender Untersuchung wurde jedoch lediglich die Sprecherin mit mittlerem Sprechtempo und einer Stimme innerhalb der Indifferenzlage als sympathisch wahrgenommen, den anderen Sprechern wurde dahingegen deutlich weniger Sympathie zugesprochen. Diese Ergebnisse decken sich nicht mit bisherigen Untersuchungen, was möglicherweise daran liegen könnte, dass Stimmlage und Sprechtempo kombiniert und nicht getrennt beobachtet wurden. Zur Wechselwirkung der beiden Parameter liegen bislang kaum aussagekräftige Studien vor, weswegen das vorliegende Untersuchungsergebnis nur schlecht im Zusammenhang mit bisherigen Erkenntnissen interpretiert werden kann.
Zusammenfassend konnte durch die Studie gezeigt werden, dass sich Stimmlage und Sprechtempo durchaus auf die subjektive Einschätzung einer Person als führungs-kompetent auswirken. Diese Erkenntnis deckt sich mit bereits bestehenden Forschungsergebnissen, wobei jedoch bislang hauptsächlich der Einfluss von Stimmlage und Sprechtempo auf allgemeine Persönlichkeitseigenschaften untersucht wurde (vgl. Aronovitch, 1976; Apple, Streeter & Krauss, 1979; Kammerer, 1997). Die vorliegende Fragebogen-Untersuchung liefert dahingegen eindrückliche Ergebnisse über den Zusammenhang der beiden stimmlichen Parameter und der Führungskompetenz. Demnach werden einer Person mit mittlerem Sprechtempo und einer Stimme innerhalb der Indifferenzlage Kompetenzen wie Selbstsicherheit, Selbstreflexion, Kommunikative Kompetenz, Einfühlungsvermögen, Problemlösefähigkeit, Kreatives Denken sowie Grundlagen- und Fachwissen zugeschrieben. Dahingegen werden Personen mit einer Stimme über der Indifferenzlage sowie einem schnellen oder sehr schnellen Sprechtempo in allen genannten Kompetenzen als schlechter eingeschätzt. Lediglich in den untersuchten Schlüsselqualifikationen Verantwortung, Motivationskompetenz, Durch-setzungsvermögen und Konzeptionelles Denken ergab sich kein signifikanter Einfluss der Parameter Stimmlage und Sprechtempo auf die Einschätzung einer Person. Somit decken sich die gewonnenen Ergebnisse mit den bisherigen Studien, nach denen tiefe Stimmen innerhalb der Indifferenzlage Ausdruck von Kompetenz und Autorität sind (Eckert & Laver, 1994; GEO, 1998). Auch im Hinblick auf das Sprechtempo können die bisherigen Forschungsergebnisse bestätigt werden, nach denen eine mittlere bis leicht erhöhte Sprechgeschwindigkeit am positivsten eingeschätzt wurde (Reinke, 2008). Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass es sich bei allen genannten Ergebnissen lediglich um eine subjektive Einschätzung der Probanden aufgrund eines Sprechbeispiels handelt. Zum tatsächlichen Zusammenhang der beiden stimmlichen Parameter und den genannten Schlüsselqualifikationen kann aufgrund des vorliegenden Untersuchungsaufbaus keine Aussage gemacht werden.
Insgesamt wird aus der Betrachtung der einzelnen Kompetenzen deutlich, dass die Sprecher mit mittlerem Sprechtempo und mittlerer Stimmlage als handlungskompetenter eingeschätzt wurden, als die Sprecher mit zu hoher Stimme und zu schneller Sprechgeschwindigkeit. Nach Withauer (2011) wirkt sich die Stimme am stärksten auf die Zuschreibung von Persönlichkeitskompetenz aus, während Führungskräfte jedoch den Zusammenhang von stimmlichem Ausdruck und Sozialkompetenz für besonders wichtig halten. Aufgrund der durchgeführten Befragung konnten diese Ergebnisse nicht bestätigt werden, da sich ein gleichermaßen großer Einfluss von Stimmlage und Sprechtempo auf alle vier Kompetenzkategorien zeigt. Sprecher mit mittlerem Sprechtempo und mittlerer Sprechstimmlage wirken folglich auf die Hörer sowohl sozial- und selbstkompetent als auch fach- und methodenkompetent. Sprechern mit zu hoher Sprechgeschwindigkeit und Stimmlage werden dahingegen signifikant weniger Qualifikationen in allen vier Kompetenzkategorien zugeschrieben. Es kann somit ein signifikanter Einfluss der Parameter Stimmlage und Sprechtempo auf die subjektive Zuschreibung von Handlungskompetenz, und somit auch auf die Zuschreibung von Führungskompetenz, beobachtet werden.
Die bisherige Forschungslage liefert des Weiteren Aussagen über geschlechtsspezifische Unterschiede in der Einschätzung einer Person. Addington stellt in seiner Untersuchung aus dem Jahr 1968 dar, dass weibliche und männliche Sprecher im Hinblick auf die Wirkung ihrer Sprechstimmlage und die damit verbundene Zuschreibung von Persönlichkeitsmerkmalen unterschiedlich beurteilt werden. Auch Kammerer (1997) und Aronovitch (1976) unterscheiden in ihren Studien zur Wirkung von Stimmlage und Sprechtempo zwischen männlichen und weiblichen Sprechern, wobei deutlich wird, dass bei Frauen ein zu hohes Sprechen eher toleriert wird als bei Männern. Im Rahmen der konkreten Zuschreibung von Führungskompetenz liegen bislang jedoch keine Aussagen zu geschlechtsspezifischen Unterschieden vor, was im Hinblick auf die momentane Diskussion rund um Frauenquoten in Führungsetagen eher verwunderlich ist. Die vorliegende Untersuchung liefert demnach erste Ergebnisse in diesem Bereich und zeigt auf, dass für einzelne Schlüsselqualifikationen durchaus Unterschiede zwischen Männern und Frauen vorliegen. Männern wird folglich, bei gleichen stimmlichen Voraussetzungen, deutlich mehr Selbstsicherheit zugeschrieben als Frauen. Jedoch wirken Frauen bei gleicher stimmlicher Präsentation deutlich kompetenter in den Bereichen Selbstreflexion, Verantwortung und Einfühlungsvermögen. Diese Ergebnisse bestätigen allerdings nicht die Annahme, dass ein zu hohes Sprechen bei Frauen eher toleriert wird. Stattdessen zeigt sich, übereinstimmend mit Ergebnissen zur allgemeinen Charakterzuschreibung, dass Männern und Frauen trotz gleichen stimmlichen Voraussetzungen unterschiedliche Führungskompetenzen zugesprochen werden. Eine Erklärung für dieses Phänomen kann im Rahmen der vorliegenden Bachelorarbeit nicht geliefert werden. Ebenso wird nicht näher darauf eingegangen, warum Männer beziehungsweise Frauen sich gerade in diesen vier Kompetenzen unterscheiden und nicht in den anderen abgeprüften Schlüsselqualifikationen.
Neben den Differenzen zwischen männlichen und weiblichen Sprechern, lassen sich nach Berg (2002) Unterschiede zwischen Hörern und Hörerinnen bei der Zuschreibung von Charaktermerkmalen aufgrund der Stimme erkennen. Dieser Unterschied zeigt sich nach Berg (2002) zwar nicht in allen, jedoch in einem Großteil der abgefragten Kompetenzen. In der vorliegenden Untersuchung konnte ein signifikanter Unterschied zwischen Hörern und Hörerinnen dahingegen nur bei der Qualifikation Kommunikative Kompetenz gefunden werden. Frauen hielten den Sprecher bei gleicher stimmlicher Präsentation für deutlich kompetenter in der Kommunikation als Männer. Eine Erklärung hierfür könnteim unterschiedlichen kommunikativen Verhalten von Männern und Frauen liegen, wobei hierfür jedoch keinerlei Belege vorhanden sind. Insgesamt wird deutlich, dass sich die Einschätzung von Hörern und Hörerinnen in der Untersuchung lediglich bei einer abgefragten Kompetenz signifikant unterscheidet, während sich bei den zehn anderen Schlüsselqualifikationen keine Unterschiede zeigen. Somit kann das Ergebnis von Berg (2002) nur ansatzweise bestätigt werden.
Alles in allem liefert die vorliegende Arbeit somit Hinweise darauf, dass sich die Parameter Stimmlage und Sprechtempo signifikant auf die Zuschreibung von Führungskompetenz auswirken, wobei diese Zuschreibung nicht zwangsläufig mit der tatsächlichen Führungskompetenz übereinstimmen muss. Ebenfalls zeigen sich Unterschiede zwischen dem Geschlecht des Sprechers, wobei diese nur bei den Kompetenzen Selbstsicherheit, Selbstreflexion, Verantwortung und Einfühlungsvermögen signifikant sind. Das Geschlecht des Sprechers nimmt somit hauptsächlich Einfluss auf die Zuschreibung von Persönlichkeits- und Sozialkompetenz. Das Geschlecht der Hörer beeinflusst dahingegen lediglich die Zuschreibung der kommunikativen Kompetenz, wohingegen sich bei den anderen Qualifikationen kein signifikanter Einfluss zeigt. Es kann darauf geschlossen werden, dass Stimmlage und Sprechtempo als wesentliche Karrierefaktoren auf Führungsebene wirken und sich maßgeblich auf die Einschätzung einer Person als führungskompetent auswirken. Ein Sprechen mit mittlerer Stimmlage und Geschwindigkeit stellt somit für Führungskräfte eine wesentliche Grundlage für beruflichen Erfolg dar.
10. Resumée und Ausblick
Die Frage nach dem Einfluss stimmlicher Parameter auf die Zuschreibung von Führungskompetenz wurde in jüngster Zeit in der Literatur zunehmend diskutiert (vgl. Amon, 2011; Fischbacher, 2012). Vor allem das rapide anwachsende Angebot an Stimm- und Sprechcoachings ist ein Prädiktor dafür, dass Führungskräfte und Personalentwickler die Stimme immer mehr als wichtigen Karrierefaktor ansehen. Die Relevanz stimmlicher Ausdrucksfähigkeit für beruflichen Erfolg ist dabei bisweilen unumstritten.
Interessant ist jedoch, dass bislang kaum aussagekräftige Studien zum Zusammenhang konkreter stimmlicher Parameter und Führungskompetenz vorliegen. Zwar wird dieser Zusammenhang in zahlreichen Büchern und Artikeln rezipiert (vgl. Eckert & Laver, 1994; GEO, 1998), jedoch liegen in der Regel keinerlei Aussagen dazu vor, welche stimmlichen Parameter tatsächlich zur Zuschreibung einer bestimmten Führungskompetenz führen. Bei näherer Betrachtung verschiedener Studien zur Wirkung stimmlicher Merkmale, kann allerdings häufig von der Zuschreibung allgemeiner Charaktereigenschaften auf die Zuschreibung von einzelnen Führungskompetenzen geschlossen werden. Im Hinblick auf die Parameter Stimmlage und Sprechtempo wird dadurch deutlich, dass vor allem eine Stimme innerhalb der Indifferenzlage sowie eine mittlere bis leicht erhöhte Sprechgeschwindigkeit zu einer Zuschreibung positiver Charaktereigenschaften führt.
Die vorliegende Untersuchung hatte das Ziel zu überprüfen, ob sich eine mittlere Stimmlage und Sprechgeschwindigkeit zusätzlich positiv auf die Zuschreibung von konkreten Führungskompetenzen auswirkt. Durch die oben dargestellten Ergebnisse konnte diese Frage zweifelsfrei beantwortet werden, wobei ein signifikanter Einfluss von Stimmlage und Sprechtempo auf die Zuschreibung von Handlungskompetenz nachgewiesen wurde. Auch geschlechtsspezifische Unterschiede wurden beleuchtet und signifikante Differenzen herausgearbeitet. Somit liefert die vorliegende Untersuchung erste aussagekräftige Daten zum konkreten Zusammenhang einzelner Führungskompetenzen und den Merkmalen Stimmlage und Sprechtempo.
Zu beachten ist allerdings, dass der Einfluss weiterer stimmlicher Parameter wie Lautstärke oder Resonanz in der Untersuchung unberücksichtigt blieb. Zwar wurden die Tonaufnahmen über das gleiche Mikrophon im gleichen Raum bei identischen akustischen Voraussetzungen aufgenommen, jedoch dürfen Unterschiede, beispielsweise zwischen dem Sprecher und der Sprecherin, nicht bagatellisiert werden. Um die Aussagekraft der gewonnen Daten zu erhöhen, müsste in einer weiteren Untersuchung mit Sprachaufnahmen gearbeitet werden, bei welchen alle stimmlichen Parameter, bis auf Stimmlage und Sprechtempo, völlig identisch sind.
Wie bereits dargestellt, beziehen sich die gewonnenen Daten zudem einzig auf den deutschsprachigen Raum, da die Wirkung stimmlicher Parameter stark kulturabhängig ist (Breitenstein, Van Lancker & Daum, 2001; Eckert, 2004; Helfrich, 2004). Bei den Probanden wurde jedoch nicht nach der Muttersprache selektiert, weswegen vermutlich einige Teilnehmer keine deutschen Muttersprachler waren. Ein möglicher Unterschied in der Wahrnehmung der Stimmwirkung sowie in der Zuschreibung der Führungskompetenz durch diese Personen kann nicht ausgeschlossen werden.
Es zeigt sich folglich, dass einige Variablen vorliegen, welche in der Untersuchung unberücksichtigt blieben, jedoch möglicherweise Einfluss auf die gewonnen Daten hatten. Dies muss bei der Interpretation der dargestellten Ergebnisse berücksichtigt werden um etwaige Fehlerquellen auszuschließen.
Wie bereits angesprochen, handelt es sich bei der vorliegenden Arbeit um eine orientierende Untersuchung zum konkreten Zusammenhang von Stimme und Führungskompetenz. Die in der Untersuchung abgetesteten Schlüsselqualifikationen wurden willkürlich gewählt und geben lediglich einen ersten orientierenden Überblick über den Einfluss von Stimmlage und Sprechtempo. Es ist möglich, aufbauend auf der dargelegten Befragung weitere Untersuchungen durchzuführen, um die gewonnen Ergebnisse, unter Ausschaltung der oben genannten Fehlerquellen, zu bestätigen. Ebenso wäre es interessant, Informationen über den Einfluss der stimmlichen Parameter auf andere als die hier gewählten Schlüsselqualifikationen zu erhalten.
Ausgehend von diesen Ergebnissen könnte in naher Zukunft das Training des stimmlichen Ausdrucks von Führungskräften deutlich präzisiert werden. Detaillierte Erkenntnisse darüber, an welchen stimmlichen Merkmalen gearbeitet werden sollte, um den gewünschten Ausdruck zu erhalten, wären eine immense Bereicherung für Sprachtherapeuten, Coaches und Trainer. Eine weitere Erforschung des Zusammenhangs von Führungskompetenz und den Parametern Stimmlage und Sprechtempo ist somit unumgänglich, um eine optimale Unterstützung der Klienten im stimmtherapeutischen Kontext gewährleisten zu können. Denn, wie Blum (1989: 13) darstellt: „Wirkung haben Worte immer – entweder für oder gegen den der redet!“
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Anhang
E-Mail an die Probanden
„Die Stimme wird als Ausdruck unserer Persönlichkeit empfunden: Sie ist unsere Visitenkarte.“ (Eckert & Laver, 1994: 1)
Sehr geehrte Damen und Herren,
wie Sie dem obigen Zitat entnehmen können, spielt die Stimme eine bedeutsame Rolle im Rahmen unserer Persönlichkeit. Nicht nur was, sondern vor allem wie wir etwas sagen hinterlässt einen bleibenden Eindruck bei unserem Gegenüber. Auch im beruflichen Alltag nimmt die Wirkung der Stimme somit einen hohen Stellenwert ein.
Im Rahmen meiner Bachelorarbeit an der Ludwig-Maximilians-Universität, betreut durch Dr. Iris Eicher, Sprecher-Coaching München, untersuche ich aus diesem Grund den Zusammenhang von Stimme und Führungskompetenz.
Es soll dabei die Frage geklärt werden, ob wir im Alltag tatsächlich subjektiv von der Stimme einer Person auf deren Führungskompetenz schließen.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie meine Untersuchung durch Ihre Teilnahme unterstützen. Über den nachfolgenden Link gelangen Sie dabei zu einem anonymisierten Fragebogen.
http://www.carpe-ideam.de/elkesapper.php
Die Auswertung der Ergebnisse wird Ihnen auf Wunsch nach Abschluss der Untersuchung zugesandt.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie den Link auch an Ihre Kollegen weiterleiten. Vielen Dank!
Mit freundlichen Grüßen,
Elke Sapper
B.A. Sprachtherapie
Lehrstuhl für Sprachheilpädagogik
Prof. Dr. Manfred Grohnfeldt
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Einleitender Text des Online-Fragebogens
Liebe Teilnehmerin, lieber Teilnehmer,
vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, an meiner Untersuchung zur subjektiven Einschätzung von Führungskompetenz teilzunehmen.
Im Rahmen meiner Bachelorarbeit an der Ludwig-Maximilians-Universität überprüfe ich, welchen Einfluss paraverbale Merkmale auf die Einschätzung verschiedener sozialer und fachlicher Kompetenzen nehmen. Die Arbeit findet in Kooperation mit Sprecher-Coaching München unter der Betreuung von Dr. Iris Eicher statt.
In der Untersuchung hören Sie zunächst eine Tonaufnahme und sollen anschließend Fragen bezüglich der Aufnahme beantworten. Die Bearbeitung wird etwa 15 Minuten in Anspruch nehmen. Da es sich bei der Untersuchung um eine subjektive Einschätzung der Führungskompetenz handelt, gibt es bei den Fragen weder ein Richtig noch ein Falsch.
Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass selbstverständlich sämtliche Daten absolut anonym und vertraulich behandelt werden. Ihre Daten erhalten lediglich eine Schlüsselnummer, die nicht mehr mit Ihrer persönlichen Identität in Verbindung gebracht werden kann. Der Einhaltung sämtlicher Datenschutzbestimmungen fühle ich mich im höchsten Maße verpflichtet.
Fragebogen der Untersuchung
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Ergänzende Fragen
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Analyse der Sprechbeispiele
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Datensatz gesamt: Ergänzende Fragen
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Datensatz gesamt: Fach- und Sozialkompetenz
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Datensatz gesamt: Methoden- und Persönlichkeitskompetenz
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Statistische Auswertung
- Mittelwerte und Standardabweichungen auf Itemebene: Vergleich der positiven und negativen Sprechbeispiele
Mittelwerte/Standardabweichungen Persönlichkeitskompetenzen
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Mittelwerte/Standardabweichungen Sozialkompetenzen
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Mittelwerte/Standardabweichungen Methodenkompetenzen
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Mittelwerte/Standardabweichungen Fachkompetenzen
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- Mittelwerte und Standardabweichungen der 11 Kompetenzen: Vergleich der positiven und negativen Sprechbeispiele
Mittelwerte/Standardabweichungen Persönlichkeitskompetenzen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Mittelwerte/Standardabweichungen Sozialkompetenzen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Mittelwerte/Standardabweichungen Methodenkompetenzen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Mittelwerte/Standardabweichungen Grundlagen- und Fachwissen
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- Mittelwerte und Standardabweichungen der Kompetenzkategorien:
Vergleich der positiven und negativen Sprechbeispiele
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
- T-Test für die Mittelwertgleichheit der positiven und negativen Sprechbeispiele für die 11 Kompetenzen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
- T-Test für die Mittelwertgleichheit der positiven und negativen Sprechbeispiele für die 4 Kompetenzkategorien
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
- T-Test für die Mittelwertgleichheit abhängig vom Geschlecht der Sprecher für die 11 Kompetenzen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
- T-Test für die Mittelwertgleichheit abhängig vom Geschlecht der Sprecher für die 4 Kompetenzkategorien
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
- T-Test für die Mittelwertgleichheit abhängig vom Geschlecht der Hörer für die 11 Kompetenzen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
- T-Test für die Mittelwertgleichheit abhängig vom Geschlecht der Hörer für die 4 Kompetenzkategorien
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
- Zweifaktorielle Varianzanalysen zum Zusammenhang der Variablen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abhängige Variable: Selbstreflexion
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abhängige Variable: Kreatives Denken
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abhängige Variable: Grundlagen und Fachwissen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Erklärung
Stimme und Führungskompetenz
Der Einfluss von Stimmlage und Sprechtempo auf die Zuschreibung von Schlüsselqualifikationen
Mir ist bekannt, dass Plagiate inakzeptabel und Doppelabgaben von Dokumenten nicht erlaubt sind.
Von dem Leitfaden „Umgang mit Plagiaten – Leitfaden für Lehrende und Studierende“ [ohne Datum], erstellt von Grelczak, Handl, Mumm, Schüller-Zwierlein, Seyder & Sonnenhauser, habe ich Kenntnis genommen.
Ort, Datum Unterschrift
Erklärung
Stimme und Führungskompetenz
Der Einfluss von Stimmlage und Sprechtempo auf die Zuschreibung von Schlüsselqualifikationen
Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende schriftliche Bachelorarbeit selbstständig verfasst und keine anderen als die von mir angegebenen Hilfsmittel benutzt habe. Die Stellen der Arbeit, die anderen Werken dem Wortlaut oder dem Sinne nach entnommen sind, wurden in jedem Fall unter Angabe der Quellen (einschließlich des World Wide Web und anderer elektronischer Text- und Datensammlungen) kenntlich gemacht. Dies gilt auch für beigegebene Zeichnungen, bildliche Darstellungen, Skizzen und dergleichen.
- Arbeit zitieren
- Elke Sapper (Autor:in), 2014, Der Einfluss von Stimmlage und Sprechtempo auf die Zuschreibung von Schlüsselqualifikationen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/299285